Auf den Spuren des Weihrauchs – die antike Stadt Sumhuram
Die Römer nannten es felix arabia – glückliches Arabien und meinten damit das Harz, das aus den Bäumen tropft, was teurer als Gold war. In diesem Beitrag begeben wir uns auf die Spuren des Weihrauchs zwischen Mirbat und Salalah. Wir beginnen mit dem Besuch der antiken Stadt Sumhuram, einem bedeutenden Weihrauchhafen in der Vergangenheit. Khor Rori, die Lagune, in die das Wasser aus dem Wadi Darbat mündet, ist heute durch eine Sandbank vom Meer getrennt und ein Vogelparadies. Auf dem Weg ins wunderschöne Wadi Darbat, mit hellen Kalksteinfelsen und türkisgrünem Wasser, finden wir auch Weihrauchbäume. Anschliessend geht es zum Weihrauchmarkt in Salalah und zu einer weiteren Oase, der Oase Ain Razat.
Also komm mit, lass dich inspirieren und mach dir selbst ein Bild.
Die antike Stadt Sumhuram
Der antike Weihrauchhafen Sumhuram ist heute ein zu besichtigender archäologischer Park. Er befindet sich zwischen Mirbat und Salalah in Sichtweite von Taqah an einer geschützten Meeresbucht, von der die Lagune Khor Rori nur durch eine Sandbank getrennt ist. Der Name der antiken Stadt führt immer wieder zu Verwechslungen. In der Sprache der Erbauer heisst die Stadt Sumhuram, Samharam oder Samhuram. In der arabischen Sprache heisst die Stadt Khor Rori wie die gleichnamige Lagune. Bei den Griechen hiess der Hafen Moscha.
Hinweis: Wir besuchen den Ort gleich morgens, würden dir aber eher den Besuch am späten Nachmittag Richtung Abend empfehlen, da du dann einerseits mehr Wasservögel in der Lagune sehen wirst und andererseits, je nach Jahreszeit, den Sonnenuntergang erleben kannst.
Unterwegs im Weihrauchhafen Sumhuram
Die Sonne brennt schon unbarmherzig vom Himmel, als wir die Ausgrabungsstätte Sumhuram erreichen. Insofern sind wir froh, dass wir uns nach dem Bezahlen des Eintritts weiter mit dem Auto innerhalb des Geländes bewegen können. Als erstes halten wir vor dem Informationszentrum. Drinnen riecht es nach Weihrauch und ist angenehm kühl. Ein Film bringt die Geschichte der Dhofar Gegend, des Weihrauchhandels und von Sumhuram näher. Es war eine gute Idee, sich zuerst den Film anzuschauen und anschliessend zur ausgegrabenen Stadt Sumhuram zu laufen.
Vom Informationszentrum ist es nicht weit zum Eingang der Stadt. Tafeln am Weg liefern Erklärungen. Sumhuram wurde durch 3 m dicke Stadtmauern, die bis zu 10 m hoch waren, vor Angriffen geschützt. Innerhalb der Stadtmauern fand man einen 25 m tiefen Brunnenschacht. Neben dem Stadttor wurde eine versunkene Tempelanlage zu Ehren der Mondgottheit Sin entdeckt. Weiterhin fand man innerhalb der Stadt private und öffentliche Häuser mit mehreren Etagen, grosse Lagerflächen, riesige Wehranlagen, Töpfereien, Öfen, Münzprägung und sogar Bergbauareale.
Der Hafen von Sumhuram spielte eine wichtige Rolle im Weihrauchhandel ab dem 3. Jahrhundert vor Christus bis ins 5. Jahrhundert nach Christus. Eine Steintafel gibt Auskunft über die Gründe der Stadtgründung und die Namensgebung.
Die Versandung der Hafeneinfahrt Khor Rori und die Angriffe der Perser führten zum Niedergang des Hafens und der Stadt. In den Ruinen der Stadt fand man 2000 Jahre alte Münzen aus dem Mittelmeerraum, indische Keramik und kunstvolle Bronzefiguren. Diese Funde belegen die Verbindung Sumhurams mit der Welt.
Meeresbucht von Sumhuram
Ein Teil der Funde wird im Visitor Center gezeigt, dem wir auch noch einen kurzen Besuch abstatten. Auf Empfehlung einer jungen Frau fahren wir schliesslich noch auf einer unbefestigten Strasse zu einer Meeresbucht. Dort hat es allerlei interessantes Getier angespült.
Irgendwo auf den Felsen neben der Bucht ist noch der Inqitat Komplex im Prospekt eingezeichnet. Einen regulären Weg nach oben sehen wir nicht und bei der Hitze hält sich unser Entdeckerdrang in Grenzen.
Wadi Darbat
Der grosse Wasserfall von Wadi Darbat
Ein Wadi ist gewöhnlich ein trockenes, nur manchmal Wasser führendes Flusstal. Um so überraschender ist es, wenn man im Februar schon von der antiken Stadt Sumhuram den grossen Wasserfall vom Wadi Darbat sieht, der über eine steile Klippe stürzt. Für uns ist das Wadi Darbat mit eines der schönsten Ausflugsziele im Süden des Oman. Die türkise Farbe des Wassers in der sonst so trockenen Landschaft ist eine Augenweide.
Die Aussicht auf den grossen Wasserfall vom Wadi Darbat kannst du frontal oder aus der Ferne geniessen. Willst du den Wasserfall aus der Nähe sehen, musst du von Salalah kommend, die Ausfahrt nach Tawi Atair nehmen und links nach einer kleinen Teerstrasse suchen. Die nicht ausgeschilderte Strasse führt nach ungefähr 2 km zu einem Parkplatz, von wo aus du den Wasserfall in seiner ganzen Pracht geniessen kannst. Bei Tawi Atair befindet sich ein Sinkhole, welches wir auf dem Weg zum Jebel Samhan besucht haben.
Ausblick von oben auf den Wasserfall von Wadi Darbat
Wir jedoch folgen nach dem Besuch von Sumhuram der Strasse, die am Wasserfall vorbei in vielen Kurven nach oben fährt. Nachdem du von der Strasse aus den Wasserfall kurz gesehen hast und noch bevor die Strasse wieder abwärts führt, gibt es auf dem Berg oben links eine Art Parkplatz und Weg.
Der Weg ist zwar in einem schlechten Zustand. Wir empfehlen dir trotzdem, dein Auto dort abzustellen und zu Fuss dem Weg in Richtung Wasserfall bis zum Ende zu folgen. Von oben bekommst du einen sehenswerten Ausblick sowohl auf die Ebene an der Küste als auch auf das Wadi Darbat. Den Wasserfall sieht man jedoch nur von der Seite. Ein kleiner gut sichtbarer Pfad führt den Hügel nach unten zum Fluss und der Abbruchkante, von der das Wasser in die Ebene stürzt.
Hinweis: Entlang des Weges beim Parkplatz stehen viele Weihrauchbäume, die man an ihren Einkerbungen erkennen kann.
Die Kaskadenwasserfälle von Wadi Darbat
Im Anschluss an dieses kleine Abenteuer folgen wir nun der regulären Strasse zum Wadi Darbat weiter. Als nächstes kommt auf der linken Seite ein richtig asphaltierter Parkplatz, von welchem du in wenigen Metern zu den Kaskadenwasserfällen gehen kannst. Ob diese zu sehen sind, hängt von der Intensität des Monsunregens und der Menge des im Kalkstein versickerten Wasser und dem Monat deines Besuchs ab.
Alles ist hier etwas grüner und grosse Bäume mit interessanten Stämmen machen diesen Ort zu etwas Besonderem. Nach ein paar Tagen in dieser trockenen, ockerfarbenen Wüstenlandschaft erscheint uns Wadi Darbat überirdisch schön.
Sogar Fische schwimmen in den Wasserbecken von Wadi Darbat. Ganz anders sieht es im Quellgebiet von Ain Razat aus.
Tipp: Lass dein Auto nach der Besichtigung der Wasserbecken von Wadi Darbat auf dem Parkplatz stehen und folge der Strasse noch ein Stück zu Fuss nach oben. Hier kannst du zwischen den Terrassen spazieren gehen und dir einen Weg auf die andere Seite suchen. Allerdings ist dieses Vergnügen abhängig vom Wasserstand.
Ein alter Mann steht auf dem Parkplatz und verkauft Melonen, die er mithilfe von Verdunstungskälte kühlt. So ein Durstlöscher ist köstlich.
Höhle mit Felsmalereien im Wadi Darbat
Wir folgen der Strasse weiter durch das Wadi Darbat. Eine Brücke führt über den Fluss. Kamele stehen am Wasser. Kühe trotten im Flusstal entlang. Die Holzzäune rechts und links der Strasse sind teilweise von früheren Überschwemmungen zerstört. Die Strasse endet bei einem Kiosk. Am Fluss warten Bootsvermieter auf Kundschaft.
Vom Ende der Strasse sind es zu Fuss noch ungefähr 1,5 km zu einer Höhle mit Felsmalereien auf der rechten Seite. Wir schauen uns kurz um und begeben uns auf den Weg zum Weihrauchmarkt in Salalah und weiter zum Quellgebiet Ain Razat.
Auf dem Rückweg zur Küste hat man einen spektakulären Blick auf die Küstenlandschaft.
Weihrauch – Frankincense – Luban – Libanos – Incense
Der Weihrauch (Boswelia sacra) hat in vielen Sprachen einen Namen. Die Tränen Allahs, wie das Harz auch genannt wird, war eines der Geschenke der drei Heiligen aus dem Morgenland an Jesus. Es war so wertvoll wie Gold und wurde vor allem für kultische Zwecke (heiliges Räucherwerk) und zur Mumifizierung verwendet. Bereits im 5. Jahrhundert vor Christus wurde in Mesopotamien und Ägypten Weihrauch verbrannt, um eine göttlich durchdrungene Atmosphäre zu schaffen. Auch als Heilmittel wird der Weihrauch seit Jahrhunderten geschätzt.
Die Welt hat durch die UNESCO erklärt, dass Dhofar das Land des Weihrauchs ist, durch seine Qualität und Menge der Produktion und durch die Vielfalt an Bäumen. In Salalah kann man Weihrauch auf dem Weihrauchmarkt in unterschiedlicher Qualität kaufen.
Die Qualität entsteht durch den Standort des Weihrauchbaums und die Klarheit des Harzes. Es gibt vier Anbaugebiete in der Dhofar Gegend, die die Qualität bestimmen. Nur das grünliche bis weisse Harz aus dem östlichen Qaragebirge beim Jebel Samhan wird als beste Qualität unter dem Namen Al Hojari verkauft und kann auch zu Heilzwecken gegessen werden. Das Harz aus dem Nejd Gebiet wird unter dem Namen Annajdi verkauft und hat die zweitbeste Qualität. Mindere Qualitäten werden nur zum Räuchern verwendet.
Die Ernte der Weihrauchbäume findet vor und nach dem Monsun Khareef statt. Dazu werden die Bäume, die der Sage nach von Geistern bewacht werden, mit Messern eingeritzt. Nach 14 Tagen wird das ausgetretene Harz entfernt, ebenso verfährt man mit der zweiten Ernte. Erst die dritte Ernte gelangt nach der Trocknung (Aushärtung) in den Handel. Mit jedem neuen Einschnitt wird die Qualität des Harzes besser.
Ein Besuch im Weihrauch-Souk in Salalah
Mit diesem Wissen ausgerüstet, machen wir uns auf den Weg zum Weihrauchmarkt. Diesen Souk hätten wir uns ganz anders vorgestellt. Wir wissen, dass der Weihrauch-Souk umziehen soll, aber als wir ihn besuchten, war er noch am alten Platz. Vieles, was früher neben dem Souk gestanden hat, von der Moschee und einigen Häusern abgesehen, wurde bereits abgerissen.
Der Weihrauch-Souk ist ein kleiner Markt. Er besteht aus vier schmalen Gängen, die überdacht sind. Da wir am Nachmittag auf dem Weihrauchmarkt unterwegs sind, war die Hälfte der Geschäfte noch geschlossen. Erst zum Abend, wenn auch die Omanis zum Einkaufen kommen, wird es hier voll. Bis auf ein Ladengeschäft wurden alle Läden von indisch-stämmigen Männern geführt. Neben Weihrauch wird vor allem Parfüm und was Touristen sonst so kaufen könnten von Magneten, Kaffeekannen bis zum Khanjar (Krummdolch) verkauft.
Wir wollen uns erst einmal einen Überblick verschaffen, aber das ist gar nicht so einfach bei den geschäftstüchtigen Männern, die sofort mit Parfümflakons in den Gängen stehen und unsere Töchter als willfährige Opfer erkennen. So kaufen wir erst einmal hier und da in kleine Flakons abgefüllte, sehr fruchtig duftende Parfüms für die jungen Damen.
Mit dem Kauf des Weihrauchs gestaltet es sich auch schwieriger als gedacht. Wir wollen keines der abgepackten Päckchen kaufen, sondern von dem lose angebotenen Harz. Und wenn wir schon Weihrauch kaufen, soll er auch beste Qualität haben. Darüber haben wir ja im Museum of Frankincense Land bei Al Baleed schon viel gelernt. Allerdings sind wir überrascht, dass der Preis fast doppelt so hoch sein soll, als der als Richtpreis im Reiseführer angegebene Preis.
Auf unsere Handelsversuche geht die einzige Verkäuferin im Weihrauchmarkt nicht ein. So probieren wir es im nächsten Gang und siehe da, da ist der Ausgangspreis schon 13 SFr günstiger fürs halbe Kilogramm Weihrauch bester Qualität. Noch ein wenig handeln und schon steht dem Kauf nichts mehr entgegen. Zufrieden machen wir uns mit unserer Beute auf den Weg zum Auto. Trotz Plastikverpackung des Weihrauchs «duftet» das ganze Auto nach kurzer Zeit nach Weihrauch.
Ain Razat – Quellgebiet in der Nähe von Salalah
Am Ende des Tages fahren wir noch ins 8 km von Salalah entfernte Quellgebiet Ain Razat, welches für seine grüne Vegetation bekannt ist.
In Ain Razat führt die Strasse zu den Parkplätzen unter schattenspendenden Bäumen entlang eines schönen Parks. Leider ist der Park nur in der Zeit des Monsuns täglich geöffnet. So muss für uns ein Blick durchs Tor reichen.
Das Wasser sickert jetzt aus vielen kleinen Felsspalten und ergiesst sich ins gefasste Flussbett. In einem Falaj-Kanal, einem alten omanischen Bewässerungssystem, wird ein Teil des Wassers abgeführt.
Einige Leute picknicken unter den Bäumen. Väter spielen mit ihren Kindern im Wasser, obwohl Schilder auf die Bilharziosegefahr aufmerksam machen.
Ein weiterer sehr abwechslungsreicher Ausflug ist eine Fahrt von Salalah in Richtung jemenitische Grenze. Mit dem Mughsail Beach, den Blow Holes und der Zig Zag Road, erwarten dich schon gleich zu Beginn drei Highlights. In den Reisetipps für eine Mietwagen Reise durch den Oman, erfährst du viel zum Thema Autofahren im Oman und zur Anmietung. Und, wenn du noch überlegst, ob du nach Muscat zurück fahren oder fliegen sollst, könnten die Beiträge 580 km von Mirbat nach Duqm, Duqm ein Ort der Superlative und die grünen Meeresschildkröten bei Raz al Jinz hilfreich bei der Entscheidungsfindung sein.
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