San Pedro de Atacama und die Facetten der Wüste

Die Atacama Wüste ist die trockenste Wüste der Welt, weil sie im Regenschatten der Anden liegt. Mit ihren schneebedeckten Vulkanen, Lagunen, Salzpfannen und ihrer Tierwelt bietet die Atacama Wüste zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Die Farben, das Licht und nicht zuletzt der Sternenhimmel sind einfach nur faszinierend. In diesem Beitrag nehme ich dich mit in diese faszinierende Landschaft bei San Pedro de Atacama. Wir haben zwei volle Tage Zeit für die Erkundung, bevor wir wieder zurück nach Argentinien fahren. Unsere Highlights waren die Fahrt zur Laguna Chaxa und den Lagunas Miscanti und Miniques sowie das Valle de la Luna zum Sonnenuntergang.

Diese Sehenswürdigkeiten in der Atacama Wüste gehören zum Reserva National Los Flamencos. Das ist ein Naturschutzgebiet mit sieben voneinander unabhängigen und räumlich getrennten Zonen.

Zum Sonnenuntergang werden die Berge durch die tief stehende Sonne orange angeleuchtet. Das Farbspektakel ist einzigartig.
Sonnenuntergang in der Atacama Wüste

Da wir selbst mit dem Mietwagen unterwegs sind, können wir in dieser unglaublichen Landschaft anhalten, wann immer wir wollen, und bleiben, so lange wir wollen. Allerdings sind wir als Familie unterwegs, sodass wir wahrscheinlich etwas langsamer reisen. Während dieser zwei Tage in San Pedro de Atacama erleben wir auch unser erstes Erdbeben. Dieses Erlebnis verfolgt uns noch am Ende unser Südamerika Reise in New York, denn dort gibt es Hochhäuser, wo es wackelt, wenn die U-Bahn darunter durchfährt, was unangenehme Erinnerungen weckt.

Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mach dir dein eigenes Bild. Und sei darauf vorbereitet, dass San Pedro de Atacama ein von Touristen überlaufener Ort ist.

Wenn du wissen willst, welches die beste Reisezeit für die Atacama Wüste ist, dann schau bei unseren kompakten Reisetipps Chile von A bis Z vorbei.

Von San Pedro de Atacama zur Laguna Chaxa

Bevor wir nach dem ersten richtig guten Frühstück seit Beginn unserer Südamerika Reise auf Entdeckungstour gehen, müssen wir uns wieder der Herausforderung der Einbahnstrassen in San Pedro de Atacama stellen. Der Tank unseres Mietwagens ist ziemlich leer, sodass wir als erstes eine Tankstelle brauchen. Die Wegbeschreibung des Hotels führt uns in einen grossen, grünen Innenhof eines Hostals, indem sich tatsächlich die Tankstelle versteckt. Erstaunlicherweise tanken hier auch alle Reisebusse und LKWs.

Mit vollem Tank finden wir auch noch auf Anhieb die richtige Strasse aus dem Ort. Unser erstes Ziel heute ist die Laguna Chaxa im Salar de Atacama. Wir folgen der 23 bis Toconao.

Von San Pedro de Atacama kommend, fahren wir durch Toconao. Hier sieht man die Ausläufer des Ortes in die Wüste und die Schäden der Wassererosion. Zwischen den Häuschen gibt es viel Grün, im Hintergrund erheben sich die schneebedeckten Vulkane.
Die Ausläufer der Ortes

Bei Toconao gibt es die bewaldete Quebrada de Jere. Wir überlegen uns, dass wir auf dem Rückweg halten könnten, aber dann war es schon dunkel.

Ein schneebedeckter Vulkan, Berge, Kies und dann ein schmaler Streifen Wald, das sieht so unwirklich aus.
Wir hätten in der trockensten Wüste der Welt viel, aber keinen Wald erwartet.

Wenige Kilometer hinter dem Dorf führt eine Salzpiste zum Parque Laguna Chaxa.

Die Salzpiste zur Laguna Chaxa ist eine feste und gut zu befahrende Strasse. Rechts und links der Strasse erhebt sich ein scharfkantiges Salz-Lehm-Gemisch. - San Pedro de Atacama zur Laguna Chaxa
Salzpisten fahren sich bei Trockenheit hervorragend

Leider ist es schon fast Mittag, als wir ankommen, was vom Licht und den Temperaturen nicht ideal ist. Dafür sind wir allein auf weiter Flur, was dieses einzigartige Gefühl von Unendlichkeit und Zeitlosigkeit verstärkt. Wir sind allein, umgeben von weiss glänzenden Fünf- bis Sechstausender-Bergen, in einer lebensfeindlichen Umgebung von dramatischer Schönheit. Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel. Ohne Sonnenschutz wären wir nach kurzer Zeit knusprig.

Flamingos in der Laguna Chaxa

In der trockensten Wüste der Welt, der Atacama, gibt es Wasser. Hier bricht geothermales Wasser aus den Tiefen an die Oberfläche und verdeckt teilweise die Ausmasse der weltweit zweitgrössten Salzwüste. Wege führen entlang des Wassers und teilweise durch die scharfkantige Salzkruste.

Algen färben das geothermale Wasser der Laguna Chaxa teilweise rötlich. Der Kontrast der Salzkruste und der weissen Spitze der Gipfel zum blauen Himmel ist stark. San Pedro de Atacama
Algen färben hier das Wasser wohl rötlich
Ohne diesen Weg wäre das Laufen über die unebene und scharfkantige Salzkruste kaum möglich. Die Kulisse bilden die Vulkane.
Der Weg durch das Salzfeld
Bei diesem Bild der Laguna Chaxa spiegeln sich der Himmel und der schneebedeckte Vulkan im Wasser. Flamingos stehen im Wasser und suchen nach Futter.
Sich von diesem landschaftlichen Anblick loszureissen, fällt schwer

Wir beobachten, wie die Flamingos Krebse aus dem Wasser filtern, indem sie den Schnabel in den Schlamm stecken und einmal um die Schnabelachse herum tanzen. Sehr schön sind auch fliegende Flamingos und ihre anschliessende Landung im Wasser. Das hat etwas von einer Ballettvorführung.

Ein James Flamingo mit gelben Kniegelenken und schwarzem Flügeldreieck spaziert am Wasserrand der einfach von San Pedro de Atacama erreichbaren Laguna Chaxa entlang.
Der James Flamingo ist an seinen gelben Kniegelenken und der schwarzen Flügelspitze einfach zu erkennen.
Der Chile Flamingo hat rosa Kniegelenke und auffällig lachsrote Flügel im Gegensatz zum hellrosa Federkleid. Auch er kann an der Laguna Chaxa gesehen werden.
Der Chile Flamingo kann ebenfalls beobachtet werden
Zwei Flamingos gleiten dicht über die Wasseroberfläche, in der sie sich spiegeln.
Zwei James Flamingos im Flug

Kleine Eidechsen, die sich wie Krokodile bewegen, posieren vor der Kamera. Wir sind begeistert von den Farben unserer Umgebung.

Eidechse mit orangen, gelben und dunkelbraunen Farbpixeln posiert an einem Stein für uns an der Laguna Chaxa, die einfach von San Pedro de Atacama erreichbar ist.
Lustige Eidechse

Die beschatteten Bänke am Parkplatz nutzen wir noch für ein kleines Picknick. Währenddessen bestaunen wir die durchsichtigen Krebse, die dort in einem Aquarium zu sehen sind. Sie werden von den Flamingos aus dem Wasser gefiltert.

Eine Wasserschnecke und drei durchsichtige Krebse mit grossen schwarzen Augen sind in diesem Teil des Auariums zu sehen.
Diese durchsichtigen Krebse filtern die Flamingos aus dem Wasser

Auf dem Weg zu den Lagunas Miscanti und Minique

Wir reissen uns los von der Laguna Chaxa, denn wir wollen heute noch weiter zu den Lagunas Miscanti und Miniques, bevor es dann am Abend zurück nach San Pedro de Atacama geht. Dazu fahren wir erst einmal weiter entlang des Salzsees auf der B 355, bevor wir vor Socaire wieder auf die Ruta 23 biegen. Von dieser Aussicht auf die Berge können wir nicht genug bekommen.

Rote, violette und weise Hügel ziehen den Blick auf einen hohen Vulkan mit Schnee auf den Gipfeln.

Und immer noch sind wir allein unterwegs. Langsam steigt die asphaltierte Strasse wieder nach oben, bis es auf einem holprigen Weg zu den beiden Lagunas Miscanti und Miniques geht.

Rusty, unser verbeulter Pickup steht am Rand einer Strasse, mit Gräsern in der Farbe reifen Getreides und im Hintergrund schneebedeckte Vulkane und blauer Himmel. Der Inbegriff eines Roadtrips. - San Pedro de Atacama
Wir und die fantastische Landschaft

Nach dem Verlassen der Asphaltstrasse wird der Weg immer holpriger durch höhere Steine, die aus dem Weg hervorschauen. Auch, wenn uns ein PKW entgegenkommt, sind wir doch froh, um die Bodenfreiheit unseres Pickups.

Die Lagunas Miscanti und Miniques sind zwei Seen mit salzhaltigem Wasser auf über 4.100 m Höhe südöstlich von San Pedro de Atacama gelegen. Hier oben weht wieder einmal ein kühler Wind, aber es ist so unglaublich friedlich. Beim Anblick der Farben, der Berge und der Vikunjas vergessen wir die Zeit. Die Vikunjaherde nimmt von uns Notiz, ohne sich stören zu lassen. Man muss ganz genau schauen, um zu erkennen, dass im steinigen Boden kleine Grashalme wachsen, die von den Vikunjas gefressen werden.

Blauer Himmel, blaues Wasser, ockerfarbene Felsen und reife Gräser und dazu Schnee auf den majestätischen Gipfeln.
Diese Aussicht berührt uns tief
Die Vikunjas stehen am Wasser und beratschlagen scheinbar, was sie als nächstes machen.
Hier oben sind die Wege mit Steinen markiert, auf denen wir laufen dürfen.

Die Mädchen haben bald genug, sonst würden wir wohl noch Stunden hier verbracht haben. So fahren wir noch zur Laguna Miniques und fotografieren dort ein wenig. Das Wasser ist grüner.

Ockerfarbene Berge mit weissen Spitzen und ein See mit dunklem Wasser und weissen Salzrändern am Rand, dazu das spärlich wachsende Gras. Ja, es ist schön hier.
Die Laguna Miniques ist kleiner, aber genauso schön und friedlich

Auf dem Rückweg nach San Pedro de Atacama nehmen wir uns Zeit. Zuerst erkunden wir die Lavafelder etwas. Es sieht aus, als hätte ein Vulkan Lehm gespuckt und daraus lustige Gebilde geformt.

Manche dieser bräunlichen Lavahaufen erinnern an gerissene Kuchenkruste. Dazwischen wachsen kleine grüne Büsche und gelbe Grasbüschel.
Welch eine tolle Landschaft

Im Licht der langsam untergehenden Sonne verändert sich der Charakter der Landschaft noch einmal. So beschliessen wir, die 110 km nach San Pedro de Atacama über die Kiespiste zurückzufahren, auch wenn es länger dauert.

Die Bergketten verschwinden im Dunst, die Gräser werden orange und der Himmel ist immer noch blau, als wir uns auf den Rückweg nach San Pedro de Atacama machen.
Das Farbspiel der untergehenden Sonne beginnt.

Die Sonne taucht die umliegenden Felsen in ein warmes oranges Licht, sodass wir immer wieder anhalten müssen.

Mein Schatten erscheint riesig in der orangen Landschaft mit den Vulkanen im Hintergrund.
Mein Schatten wird riesig in die Landschaft geworfen

Als die Sonne schon sehr tief steht, kommen plötzlich 3 Esel auf uns zugestürmt. Zu essen haben wir am Ende des Tages nichts mehr. Bis wir die asphaltierte Strasse nach San Pedro de Atacama erreichen, ist es stockdunkel. Da die Fahrspuren durch rote Reflektoren gekennzeichnet sind, ist es einfach, in der Dunkelheit zu fahren.

2 Esel stehen im Licht der untergehenden Sonne am Wegesrand zwischen spärlich verteilten kleinen aber grünen Pflanzen

Wir sind froh, dass keiner von uns Probleme mit der Höhe hat. Diese Unwägbarkeit hat uns im Vorfeld bei der Reiseplanung einiges Kopfzerbrechen bereitet, denn bei Auftritt der Höhenkrankheit hilft es nur, tiefere Gefilde aufzusuchen und es langsamer angehen zu lassen. Wir konnten uns ja bereits bei der Erkundung der Quebrada de Humahuaca an die Höhe gewöhnen.

Pukará de Quitor – Aussichtspunkt und Festungsanlage in San Pedro de Atacama

Nach den vielen Kilometern der letzten Tage brauchen wir Erwachsenen etwas Bewegung. Deshalb unternehmen wir als erstes nach dem Frühstück einen Spaziergang durch San Pedro de Atacama. Aber nach der Einsamkeit der vorherigen Tage sind uns einfach zu viele Menschen unterwegs. Die Kirche ist sehenswert.

Die weisse Kirche mit hellblauen Fensterrahmen von San Pedro de Atacama.
Die Kirche von San Pedro de Atacama

So fahren wir recht bald zur 3 km entfernten Ausgrabungsstelle Pukará de Quitor. Bevor wir durch die Ruinen der steilen Festungsanlage laufen, erklimmen Jörg und ich noch den 1,5 km entfernten Aussichtspunkt. Währenddessen ziehen es die Mädchen vor, gemütlich im Schatten zu bleiben und in ihren E-Readern zu lesen.

Beim Aufstieg zum Aussichtspunkt über San Pedro de Atacama fühlen wir uns unserem alten Mietwagen sehr verbunden. Wir müssen immer mal wieder kurz anhalten und den Ausblick geniessen, bis wir wieder genug Luft haben, um weiterzulaufen. Der Aufstieg lohnt sich aber, denn man sieht, wie grün San Pedro de Atacama ist.

Ein Fluss fliesst durch ein Tal aus lauter roten ausgewaschenen Steinen nach San Pedro de Atacama. An seinen Ufern ist es grün.
Wer hätte mit einem Fluss in der Wüste gerechnet?
Auf einer grossen Hochebene zieht sich der Ort San Pedro de Atacama in der Fläche entlang.
Vogelperspektive

Die Mädchen sind gar nicht begeistert, dass wir uns beeilt haben und schon wieder da sind. Die Wege durch die Reste der Häuser der Festungsanlage sind sehr steil. Der Aussichtspunkt lohnt sich wirklich, aber die Festungsanlage muss man nicht unbedingt gesehen haben.

Die Festung Pukará de Quitor
Ein paar Schilder informieren über die Nutzung der Festung

Garganta del Diablo

Mit dem Auto folgen wir dem Flusslauf zur Garganta del Diablo, der Teufelsschlucht. Ich weiss nicht genau, was wir uns darunter vorgestellt haben, aber so etwas sicher nicht. Die Schlucht sieht aus, als hätte ein Riese mit meterhohen Lehmhaufen gespielt. Die ockerfarbenen Haufen sind mit Gipsschichten durchzogen und türmen sich entlang des Weges. Nicht immer bilden sie eine Schlucht, manchmal liegen die Haufen schräg übereinander, sodass Tunnel entstehen. Da uns das Zutrauen zu den Tunneln fehlt, klettern wir lieber darüber.

Der Weg durch die Garganta del Diabolo bei San Pedro de Atacama führt hier durch einen Tunnel, aber die Spuren zeigen, dass man auch darüber klettern kann.
Der Tunnel sieht nicht vertrauenswürdig aus

Die Mädchen können diesem Weg gar nichts abgewinnen. Als uns zwei Mountainbiker dann auch noch erzählen, dass es noch mindestens 50 Minuten zu Fuss bis zum Ende der Schlucht und dem Aussichtspunkt dauert und wir dann den gleichen Weg zurückgehen müssen, geben wir dem Genörgel nach und drehen um. Inzwischen ist es auch heiss und das Hotel hat einen Pool, der die Kids magisch anzieht.

Die Felsen der Garganta del Diabolo bieten in der Schlucht nur wenig Schatten, insofern ist es ok, dass wir nach San Pedro de Atacama zurückkehren.
Zu Fuss ist es tatsächlich etwas langweilig.

Valle de la Luna

Die Pause im Hotel tut uns gut. Vor Sonnenuntergang machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal ins 6 km von San Pedro de Atacama entfernte Valle de la Luna. Von seinem Entdecker wurde das Mond Tal eigentlich Mars Tal genannt, was eher zutreffend ist. Hier erkennt man, dass die Atacama auch eine Wüste im klassischen Sinn ist, Sanddünen und bizarre Felsen prägen die Landschaft. Die Sonne geht recht schnell unter, sodass wir uns beeilen müssen mit dem Aufstieg auf eine der Dünen. Es ist ein hartes Stück Arbeit, aber der Blick ist grandios. Nächstes Mal werden wir wohl etwas eher losfahren. Was wir noch so einfach spontan machen konnten, geht heute nicht mehr, denn jetzt muss man seine Eintrittstickets mindestens 24 Stunden vorher buchen.

Wir warten auf den Sonnenuntergang im Valle de la Luna. Vor uns ein Meer aus Sand umgeben von orangen Felsen.
Warten auf den Sonnenuntergang
Die untergehende Sonne färbt die Felsen und den Sand kräftig orange im Valle de la Luna, so als hätte man an dem Farbregler gespielt.
Im Licht der untergehenden Sonne sieht die Landschaft viel intensiver aus
Wir gehen auf dem Grat, wo wir auf den Sonnenuntergang warteten, wieder zum Abgang und geniessen den Blick auf die von der tief stehenden Sonne angeleuchteten Felsen und Dünen des Valle de la Luna bei San Pedro de Atacama
Noch ist es zu schön, um zu gehen

Beim Aufstieg hatten wir uns aufgeteilt. Allerdings haben wir vergessen, uns abzusprechen, wo wir uns wieder treffen. So laufen Gwen und ich erst einmal zum Einstieg in den Abstieg und warten. Da keiner kommt, gehen wir nun auch noch ganz nach vorn, nur um festzustellen, dass die beiden anderen da auch nicht sind. Also gehen wir zum Auto, wo die beiden gemütlich auf uns warten. Wir sind zwar nicht die letzten, die das Valle de la Luna verlassen, aber fast und der kleine Hunger ist inzwischen auch ganz gross. So parken wir unser Auto und laufen direkt ins Restaurant.

Erdbeben im Restaurant in San Pedro de Atacama

Da wir wissen, was wir essen wollen, geben wir erst die Bestellung auf, bevor ich mit den Kindern zu den Toiletten gehe, um Hände zu waschen. Während ich die Hände wasche, erklärt mir Gwendolyn, dass der Spiegel wackelt. Ich schaue irritiert hoch und muss ihr recht geben. In diesem Moment fängt auch schon das gesamte Haus an, zu wackeln. Es ist, als würde jemand versuchen, das Restaurant durch ein Sieb zu schütteln. Ich stelle mich mit beiden Kindern in den Türrahmen. In diesem Moment fällt auch schon das Licht aus. Und es rüttelt und rüttelt. Uns erscheint das Erdbeben wie eine Ewigkeit. Kaum hört es auf, läuft auch schon ein Angestellter mit Taschenlampe zum Notstromgenerator.

Als das Licht wieder an ist, kehren wir zum Tisch und Jörg zurück. Seine erste Reaktion auf das Erdbeben war: «Von einem Bier kann mir eigentlich nicht so schwindelig werden, dass der ganze Raum sich bewegt.» Als die anderen Gäste auch still wurden, bemerkte er dann doch, dass es nicht an seinem Bier lag.

Während des Essens bebt die Erde noch zweimal. Draussen fahren Blaulichter entlang, die Hunde bellen wie verrückt.

Jeden Monat ein Erdbeben

Auch wenn man uns versichert, dass es in San Pedro de Atacama jeden Monat ein Erdbeben gibt, ist die Atmosphäre unter den Gästen bedrückt. Wir sind so froh, dass dieses Erdbeben uns nicht in der Teufelsschlucht überrascht hat. Den Häusern scheint es wenig auszumachen. Und die Einwohner scheinen wirklich auf Erdbeben vorbereitet zu sein. Nur grössere Hotels und Restaurants haben Notstromgeneratoren und damit Licht. Die Einwohner sitzen am Strassenrand und kochen mit Campingkochern ihr Abendessen fertig.

Für uns ist es aber das erste Erdbeben. Deshalb quetschen wir uns in dieser Nacht alle in das Bett in einem der beiden Räume und schlafen mehr schlecht als recht. Die Erde ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Immer wieder gibt es Nachbeben und dann werden die Hunde verrückt und die Sirenen heulen.

Dieses Erdbeben hatte eine Momenten-Magnitude von 8,2. Das Epizentrum befand sich 95 km nordwestlich von Iquique in rund 20 km Tiefe im Pazifischen Ozean. Das Warnzentrum in Hawaii löste Tsunamiwarnung aus, sodass in den küstennahen Orten Tausende von Menschen ins Landesinnere flohen. Die höchste Tsunamiwelle betrug dann in Iquique aber lediglich 2 m.

Nach diesem Schrecken verlassen wir am Morgen planmässig San Pedro de Atacama wieder. Ein bis zwei Tage mehr Zeit wären hier sehr schön gewesen, denn die Tatio Geysire und die eine oder andere Lagune hätten wir gerne noch gesehen. Eines Tages werden wir wiederkommen und uns mehr von Chile ansehen. Jetzt geht es auf einer anspruchsvollen Strecke über den Abra del Acay nach Cachi.

Weitere Ausflugsideen in der Atacama

Der Salar de Aguas Calientes

Der Salar de Aguas Calientes ist eine geomorphologische Salzpfanne in der Atacama. Er liegt eingebettet in der Hoch-Puna östlich von den Cerros de la Pacana, etwa 105 km östlich von San Pedro de Atacama. An dieser abflusslosen Senke kommt man an der Strasse zum Paso de Jama vorbei. Parkplätze mit Aussichtspunkten laden zum Anhalten ein. Wir geniessen die Aussicht sowohl bei der Hinfahrt als auch bei der Rückfahrt.

Der Salar de Aguas Calientes in Abendstimmung. Das Wasser glitzert inmitten von gelben Grasbüscheln. Salzränder zeigen, dass es kein Süsswasser ist und dahinter ist bergiges Nichts.
Einsam und friedlich

Der Sternenhimmel

Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Atacama Wüste ist der Sternhimmel. Es reicht schon, etwas ausserhalb von San Pedro de Atacama zu fahren und du siehst den nächtlichen Sternhimmel ohne Lichtverschmutzung.

Eine weitere Möglichkeit ist eine geführte Tour, wo dir wie bei SPACE (San Pedro de Atacama Celestial Exploration) auch Teleskope zur Verfügung stehen. Die Touren werden in verschiedenen Sprachen angeboten und sind sehr beliebt.

Wenn du deine Reise lange im Voraus planst, kannst du auch versuchen eine Besichtigung des Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) zu reservieren. Auf der Website findest du aber auch so viele spannende Weltraumbilder und Videos.

Tatio Geysire und Salar de Tara

Unsere zwei Tage in der Atacama Wüste waren viel zu kurz, um alle Sehenswürdigkeiten zu geniessen. Insofern haben wir beispielsweise die Tatio Geysire verpasst. Auch war keine Zeit, an einer Tour zum Salar de Tara teilzunehmen. Die Touren führen in die Grenzregion zwischen Chile, Argentinien und Bolivien.

Deshalb wäre unsere Tipp für deinen Besuch der Atacama Wüste, plane wenigstens 3 bis 4 Tage für einen Besuch ein.

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