Auf kleinen Strassen von Lissabon an die Algarve
Wir nutzen unseren letzten Ortswechsel, um ein Stück der Westküste Portugals kennenzulernen, welches Reisende, die die Autobahn von Lissabon zur Algarve nehmen, verpassen. Wir starten in der Nähe von Peniche, nördlich von Lissabon, der vorletzten Station unseres spontanen 3-wöchigen Portugal Roadtripps. Obwohl wir etwa 400 km zurücklegen müssen, ist heute der Weg das Ziel. Da wir den Küstenverlauf von Cabo da Roca bis Lissabon und die Strecke von Costa da Caparica zum Cabo Espichel schon kennen, fahren wir auf dem kürzesten Weg nach Sesimbra. Von hier aus suchen wir uns als erstes den Weg durch den Parque Natural da Arrábida. Karibikfeeling in Portugal, damit hatten wir nicht gerechnet. Anschliessend lassen wir uns den Wind auf einer halbstündigen Fährfahrt zur Halbinsel Tróia um die Nase wehen. Die Halbinsel Tróia überrascht uns.
Und dann versuchen wir so nah wie möglich immer entlang der Küste zu fahren. Leider verrinnt die Zeit nur so, so dass wir Vieles nur im Vorbeifahren anschauen können. Irgendwann sind wir wieder einmal auf dem Weg von Lissabon an die Algarve und dann planen wir etwas mehr Zeit ein. Wo und wozu, das kannst du im nachfolgenden Beitrag lesen.
Tipp: Startest du in Lissabon, solltest du auf alle Fälle einen Blick auf den Leuchtturm und das Kloster von Cabo Espichel werfen. Wenn es deine Zeit zulässt, ist auch ein Blick auf die Lagune von Albufeira empfehlenswert. Diesen Küstenabschnitt der Westküste Portugals habe ich im Beitrag von Costa da Caparica zum Cabo Espichel ausführlich beschrieben.
Erste Etappe auf dem Weg von Lissabon zur Algarve: Im Reich der Ginsterkatze – der Naturpark von Arrábida
Undurchdringliche Wälder, steile Küste, türkisfarbenes Wasser – das ist der Parque Natural da Arrábida. Allerdings ist es gar nicht so einfach, einen Weg in die Serra da Arrábida zu finden. Wir unternehmen von Sesimbra aus mehrere Anläufe bis es uns bei Maça endlich gelingt, in die Serra da Arrábida einzudringen.
Die Suche lohnt sich und wir können jedem nur empfehlen, auf dem Weg von Lissabon an die Algarve diesen Umweg entlang der Westküste des Atlantiks zu nehmen. Schliesslich erreichen wir die N-379-1, eine Panoramastrasse, die über die Bergkämme führt. Von hier aus bieten sich immer wieder spektakuläre Ausblicke auf Buchten, Sandstrände und glasklares Wasser.
In der Ferne sieht man die Bucht von Setúbal, wo der Sado mündet. Leider ist die Zufahrt zu den Ortschaften am Fusse der Berge während der Saison für Nicht-Einwohner gesperrt. Sonnenhungrige Badegäste parken ihre Autos früh an den jeweiligen Parkplätzen oberhalb der Ortschaften und gehen zu Fuss. Wer hier einen Parkplatz möchte, muss früh in der Hauptsaison kommen. Wir müssen uns mit der Aussicht begnügen.
Die wunderschöne Landschaft des Naturparks von Arrábida kann auch auf Wanderungen erkundet werdet. Zum höchsten Berg der Serra da Arrábida, dem Formosinho führen mehrere Wege. Der nachtaktiven Ginsterkatze, welche hier lebt, werdet ihr auf einer Wanderung wohl nicht begegnen.
Entlang der N-379-1 gibt es einige spektakuläre Aussichtspunkte. Der Blick ins Landesinnere ist dabei genauso sehenswert wie der Blick auf den Convento da Arrábida.
Der Convento da Arrábida
Das im 16. Jahrhundert als Franziskanerkloster gegründete Kloster befindet sich heute im privaten Besitz der Fundação Oriente. In dieser Abgeschiedenheit mit der wunderbaren Aussicht auf den Atlantik finden Kongresse, Meetings und Kulturveranstaltungen statt.
Tipp: Der Convento da Arrábida kann nach Voranmeldung (per Mail oder telefonisch) mittwochs, samstags und sonntags besucht werden.
Vom Aussichtspunkt solltest du auch einen Blick nach oben werfen. Dort kannst du mehrere Kapellen entdecken, in denen die Mönche früher in vollkommener Abgeschiedenheit beten konnten.
Ohne weitere Haltepunkte fahren wir anschliessend auf unserem Weg von Lissabon zur Algarve direkt zur Fährstation in Setúbal.
Oh, Augenblick verweile doch
Hinweis: Der Naturpark von Arrábida kann auch gut als Tagesausflug von Lissabon aus erkundet werden.
Wir würden uns wahrscheinlich beim nächsten Mal in dieser Gegend einen Standort in Setúbal suchen. Gibt es doch in der Region von Delfinen und Flamingos (verschiedene Touren bietet Vertigem Azul an) bis zu kulinarischen Genüssen einiges zu entdecken.
So wachsen hier die Periquita-Weine. Die bald 200 Jahre alte Weinkellerei Casa Museu José Maria da Fonseca bietet Führungen (Hausmuseum, Weinkeller, Gartenanlage) mit anschliessender Verkostung an. Auch ein Dessertwein, der Moscatel de Setúbal, wird hier gekeltert. Weitere Spezialitäten der Region sind die Azeitão-Torte und Azeitão-Käse. Auch würden wir gern einen zweiten Blick auf Setúbal werfen. Parkanlagen, der Charme alter Fabrikanlagen und palmengesäumte Promenade am Hafen sind eine interessante Mischung.
Ebenso würde es uns interessieren, das Naturschutzgebiet im Mündungsbereich des Sado zu erkunden. So steht dort eine Gezeitenmühle (Moinho de Maré da Mourisca), die besichtigt werden kann.
Wer etwas länger in der Gegend verweilt, kann auch die Halbinsel Troja genauer erkunden.
Zweite Etappe auf dem Weg von Lissabon an die Algarve: Mit der Fähre nach Tróia
Mal davon abgesehen, dass eine Fahrt mit der Fähre eine nette Unterbrechung auf der Fahrt von Lissabon zur Algarve darstellt, so ist auch die Halbinsel Tróia, welche vor Setúbal liegt, einen Aufenthalt wert. (Fahrplan)
Einst siedelten die Römer auf der Halbinsel Tróia. Die römische Siedlung Caetobriga wurde jedoch durch eine Sturmflut zerstört. Heute noch zu besichtigen sind die Werkstätten, in denen Fisch haltbar gemacht wurde, indem er zu Pasten und Saucen verarbeitet wurde.
Mit der Fähre kommend, fährt man als Erstes auf so gar nicht zum Flair der Halbinsel Tróia passende Hochhäuser zu. Hat man diese einmal hinter sich gelassen, besteht die Insel aus feinsten Sandstränden, Dünen, Buchten und Lagunen. Tróia ist ein Paradies für Vogelliebhaber. Die wenigen Autos, die mit der Fähre übergesetzt haben, verstreuen sich schnell. Die Strassen sind hervorragend ausgebaut. Störche nisten auf den Laternenpfählen.
Am überraschendsten ist es für uns, als wir an Reisfeldern vorbeikommen. Bei so viel Sand plötzlich Feuchtgebiete zu sehen, hätten wir nicht erwartet. Sogar ein Reismuseum gibt es. Allerdings möchte Jörg jetzt endlich mal vorwärts kommen. So bekomme ich keinen Fotostopp für die Reisfelder.
Dritte Etappe auf dem Weg von Lissabon zur Algarve: Sines und Strände
Folgt man der N-261 von der Halbinsel Tróia kommend, landet man irgendwann in Sines. Wir stoppen am Fischereihafen, schauen auf das geschäftige Treiben und staunen über die grossen Hafenanlagen rechts und links in der Ferne.
Das ehemalige Fischerdorf wird heute von einer Ölraffinerie und einem Tiefseehafen dominiert. Einst soll Vasco da Gama in der Burg von Sines das Licht der Welt erblickt haben. Vom Flair des Fischerdorfes muss noch einiges in der Altstadt auf den Klippen zu entdecken sein. Allerdings reicht unsere Zeit leider nicht für eine Besichtigung aus. Wir fahren immer so weit als möglich am Wasser entlang.
Nach Sines führt die Strasse an einem Strand schöner als dem anderen entlang. Auch wenn wir nicht genau wissen, wo das Naturschutzgebiet Sudoest Alentejao Costa Vicentina unterwegs genau anfängt, so ist die Fahrt wunderschön. Strände wechseln sich mit Feldern ab, deren Getreide bereits geerntet wurde. Die runden Strohrollen warten auf den Abtransport. Ab und zu mal kleine Wäldchen mit Eukalyptus und anderen Bäumen.
So schön die Fahrt auf Nebenstrassen von Lissabon zur Algarve ist, so lang dauert es doch. Die Sonne steht schon tief, als wir wir in Burgau vergeblich die Adresse unseres Hauses suchen. Ein Telefonat ergibt, dass es sich zwischen Burgau und Budens befindet. Mit den Postadressen ist das so eine Sache. Aber schliesslich sind wir nach einem Tag voller Eindrücke an der Algarve und dem gemieteten Haus angekommen. Highlights des Tages waren der Naturpark von Arrábida und die Halbinsel Tróia. Was wir an der Algarve so erleben, darüber berichten wir in unserem Beitrag 8-einhalb Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten an der Algarve.