Camping im Tessin mit dem Wohnmobil

Eine kurze Auszeit zum Zweiten

Sonne auf der Haut, der Duft von Frühling in der Luft, aufs Wasser blicken und die Gedanken fliessen lassen, wir wollten mehr davon. Deshalb führt uns auch unsere zweite Tour mit dem Wohnmobil 2021 wieder ins Tessin. Wir verlängern Ostern und geniessen die für das Tessin vorhergesagten schönen Tage. Allerdings boomt Camping im Tessin in Corona-Zeiten. Als wir uns eine Woche vor unserer Tour entschieden haben, wohin es geht, ist es schon schwierig noch irgendwo einen freien Stellplatz für vier Nächte zu finden. Nachdem wir zwei Wochen vorher in Locarno auf dem Delta Camping waren, wollten wir dieses Mal von Lugano aus das Tessin erkunden. Dort konnten wir gerade noch zwei Übernachtungen vor Ostern im TCS Camping Lugano-Muzzano reservieren, so dass wir dann auch noch den Camping Bellinzona kennenlernen.

Anreise über den San Bernardino

Nachdem die Strecke durch den Gotthard zwei Wochen vorher so voller Baustellen war, entscheiden wir uns dieses Mal, die etwas längere Strecke durch den San Bernardino zu fahren. Das Wetter ist schön und die Autobahn ist weitestgehend leer.

Hatten wir uns bei der vorhergehenden Tour mit dem Wohnmobil gerade an den Luxus des Totwinkelassisten gewöhnt, müssen wir nun feststellen, dass es nicht nur eine Frage der Einstellung ist, ob er funktioniert oder nicht. Da wir bei dieser Tour unseren Campingtisch und Tischgrill dabei haben, haben wir auch die Transportkiste auf der Anhängerkupplung montiert. Dies führt leider dazu, dass der Totwinkelassistent im eingeschalteten Zustand nur warnt, dass er nicht arbeiten kann. Die Kiste verdeckt die beiden hinteren Sensoren und nur mit den Sensoren an der Mitte des Autos arbeitet er nicht. Also warnt er uns nicht davor, wenn sich jemand im toten Winkel des Autos befindet. Auf der Autobahn ist das kein Problem, da man den Verkehr gut beobachten kann. Aber es gibt ein paar mehrspurige Kreisel, wo diese Funktion bei hohem Verkehrsaufkommen ganz nützlich wäre. Gut gibt es einen Beifahrer.

An der Raststätte Via Mala machen wir eine kurze Pause mit anschliessendem Fahrerwechsel. Dabei entdecken wir, dass es im Inneren der Raststätte einen kleinen Laden mit regionalen Spezialitäten gibt. Beim Anblick der Käseauswahl fällt uns siedend heiss ein, dass unser Käse noch zu Hause im Kühlschrank liegt. So haben wir zum Glück einen Grund, hier ein wenig Käse und Hirschsalsiz für Jörg (eine Art kleine Salami) zu kaufen. Der Käse aus dem Nachbarort Andeer ist unglaublich lecker, so dass wir auf der Rückfahrt den kleinen Laden direkt noch einmal ansteuern.

Wir kommen sehr entspannt in Lugano an. Die Wegführung zum Campingplatz Lugano-Muzzano auf schmalen Strassen, halb um das Flugfeld des Flughafen Lugano herum mutet etwas merkwürdig an. Zumal es nicht so aussieht als wäre es ein Schleichweg, denn hier fahren auch LKWs entlang. Aber das Navigationsgerät behält recht und führt uns direkt zum Campingplatz.

Die Campingplätze befinden sich alle unterhalb des Flugfeldes direkt am See. Tour mit dem Wohnmobil zum Camping im Tessin
Die Campingplätze befinden sich alle unterhalb des Flugfeldes direkt am See.

Der Campingplatz Lugano-Muzzano – Camping im Tessin

Etwas gespannt sind wir, ob unsere Reservierung steht. Wir haben zwar noch die E-Mail erhalten, dass wir innerhalb von 24 Stunden Antwort auf unsere Reservierungsanfrage erhalten, aber scheinbar ist danach ein grosses Computerproblem aufgetreten, welches sämtliche TCS (Touring Club Schweiz) Campingplätze betraf und bis zu unserer Abfahrt auch nicht behoben werden konnte. Da das Reservierungssystem aber so intelligent war, an den ausgebuchten Tagen, die Reservierungsanfrage abzulehnen, sind wir guter Hoffnung und das bestätigt sich auch. Dem Camping im Tessin steht nichts mehr im Wege.

Wir bekommen einen Platz ziemlich in der Mitte des Campingplatzes, in der letzten Reihe vor den Dauercampern. Nicht nur die Dauercamper bauen Wagenburgen. Auch andere legen grossflächige «Teppiche» aus und drapieren ihre Möbel wie eine Festung. Dank der Teppiche wächst kein Gras mehr.

Die Sanitäranlagen sind ok. Einzig in der Spülküche muss man abends mit Wartezeiten rechnen. Theoretisch hat man gutes WLAN bis an den Stellplatz. Wenn der Platz allerdings voll ist, tröpfelt es nur noch. Unser Stromkabel ist definitiv zu kurz, um zum Strom zu gelangen. Dies ist eigentlich kein Problem. Der Kühlschrank hat den Inhalt im oberen Fach sogar angefroren. Es stellt sich jedoch heraus, dass ich mein Handy nicht laden kann. Weder die Powerbank noch die Anschlüsse im Wohnmobil sehen den neuen USB-C-Standard vor. Insofern haben wir wieder etwas gelernt. Für mein Telefon brauche ich einen anderen Akkupack und ein Verlängerungskabel ist in der Schweiz definitiv notwendig.

Ein Stück Luganer See gehört zum Campingplatz. Die ersten Mutigen begeben sich mit Standup-Paddel schon ins Wasser. Der Geräuschpegel des Camping Lugano-Muzzano ist durch den Flughafen etwas höher. Auch wenn hier nur kleine Maschinen landen können und die Welt sich im Lockdown befindet, fliegen dafür doch überraschend viele Maschinen. Ansonsten ist es so wie überall, wenn viele Menschen auf einem Haufen wohnen, vom fröhlichen Kinderspielen bis zu Gesangsliebhabern, die in trauter Runde Hans Albers Lieder singen, ist alles dabei. Lebensfreude hat halt unterschiedliche Ausprägungen. Irgendwie ist diese Normalität in der aktuellen Zeit aber auch schön.

Anbindung an den öffentlichen Verkehr des Camping Lugano-Muzzano

Wir probieren gleich noch am Ankunftstag die Anbindung mit dem öffentlichen Verkehr aus, der Dank Ticino-Ticket wieder kostenlos nutzbar ist. Wir statten Lugano noch einen Besuch ab. Der Bahnhof befindet sich einen reichlichen Kilometer Fussweg entfernt. Eine Brücke über die Vedeggio führt uns vom Camping Lugano-Muzzano auf direktem Weg durch den Camping Lugano Lake. Entlang der Strasse zum Bahnhof kommt man anschliessend an einem Aldi und dem Abzweig zum Camping La Palma vorbei. Den Bahnhof Agno hat man nun schon in Sichtweite.

Diese Brücke verbindet den Camping Lugano-Muzzano mit dem Camping Lugano Lake. Camping im Tessin
Diese Brücke verbindet den Camping Lugano-Muzzano mit dem Camping Lugano Lake.

Die orangen Züge verkehren zur Hauptverkehrszeit im Viertelstundentakt. Den genauen Fahrplan findet ihr hier. Nach 15 Minuten Fahrzeit erreicht man dann Lugano, wo man zu Fuss, mit Bussen oder anderen Zügen weiterfahren kann. Läuft man also passend zur Abfahrtszeit der Züge los, erreicht man Lugano innerhalb von 30 Minuten ab dem Camping Lugano-Muzzano. Der Bahnhof in Lugano befindet sich oberhalb der Stadt.

Dieses Bild ist vom Zug bei der Einfahrt nach Lugano aufgenommen worden.
Dieses Bild ist vom Zug bei der Einfahrt nach Lugano aufgenommen worden.

Mit Einkaufsmöglichkeit, Restaurant auf jedem Campingplatz und Bahnhof ist der Campingplatz nicht schlecht erschlossen. Viele haben ihre Fahrräder dabei und können so die Umgebung auf den unzähligen Fahrradwegen erkunden.

Bereits am Donnerstagabend wird es voll auf dem Campingplatz, insofern sind wir auch nicht böse, dass wir am Freitag den Standort wechseln müssen. Wir nutzen den Standortwechsel, um noch einmal einen Abstecher nach Locarno zu machen und den Besuch auf den Brissago Inseln nachzuholen.

Der Camping Bellinzona

Aufgrund dieses Ausflugs erreichen wir den Camping Bellinzona auch erst am Abend. Aufgrund seiner Lage eingeklemmt zwischen Häusern und dem Damm, hinter dem der Ticino fliesst und die Autobahn verläuft, waren wir bei der Auswahl am heimischen PC nicht so glücklich.

Wir wurden aber positiv überrascht. Der Camping Bellinzona ist ein langgestreckter Campingplatz mit jeweils nur einer Reihe Stellplätzen rechts und links des Weges, der durch ihn führt. Auf der Dammseite stehen vor allem Dauercamper, die jetzt zu Ostern zahlreich anwesend sind. Die Strasse auf der anderen Seite wird nur von den Anwohnern der Häuser genutzt. Das gleichmässige fliessen des Autobahnverkehrs auf der anderen Seite des Flusses kann man deutlich einfacher ausblenden als die startenden und landenden Kleinflugzeuge in Lugano.

Hier hat jeder Platz einen Strom- und Wasseranschluss. Die Sanitären Anlagen sind immer blitzblank. Abends kommt es bei der Spülküche auch zu kurzen Wartezeiten.

Am Eingang gibt es einen kleinen Laden. Dort kann man bis abends Brot für den nächsten Tag vorbestellen. Sogar an den Feiertagen ist das umfangreiche Brotsortiment bestellbar. Auch eine Auswahl an Pizza, Pasta und Salat kann man bestellen. Die Gerichte werden frisch zubereitet. Bei hohem Andrang bekommt man eine Uhrzeit genannt, wenn das Essen fertig ist. Wir probieren Pizza, Salat und einen Merlot aus dem Tessin aus. Es mundet und der Preis ist sehr fair.

Wir können den Camping Bellinzona wirklich empfehlen. Auf diesem recht kleinen Campingplatz im Tessin haben wir uns rundherum wohl gefühlt.

Anbindung des Camping Bellinzona an den öffentlichen Verkehr

Der Camping Bellinzona ist mit Bussen gut angebunden. Es gibt ungefähr auf Höhe der Rezeption im Zaun ein Tor zur Strasse, damit kann man den Fussweg abkürzen. Neben der Tankstelle auf der Via S. Gottardo befindet sich die Bushaltestelle Arbedo, Molinazzo. Hier verkehren die Busse der Linien 214 und 221 zum Bahnhof Bellinzona. 

An der Ecke Via Molinzona/Via alla Rotonda fährt der Bus der Linie 1 nach Bellinzona Bahnhof. Diese Haltestelle haben wir erst auf dem Rückweg aus Bellinzona entdeckt. Sie ist auch nur 3 Minuten vom Camping Bellinzona entfernt. Will man mit einer der Linien von Bellinzona Bahnhof zurück zum Campingplatz fahren, sollte man beachten, dass die Linien 214 und 221 ihre Haltestelle unter dem grossen Dach haben, während der Bus der Linie 1 an einer Haltestelle vor dem Dach abfährt. Am besten ihr fragt die SBB App, welche Verbindung die nächste für euch ist.

Der Bahnhof Bellinzona befindet sich sehr zentral fast in der Innenstadt. Zu Fuss könnt ihr von dort den grossen Samstagsmarkt, die drei Burgen, den Park und das Museum der Villa Dei Cederi problemlos erreichen. 

Fazit zum Camping im Tessin im Frühling

Camping im Tessin macht im Frühling viel Spass. Noch ist es nicht zu heiss und die Bäume bekommen gerade erst Blätter, so dass die Frage nach Schattenplätzen noch eine untergeordnete Rolle spielt. Wie so oft im Leben hat alles seine zwei Seiten. Ohne Schatten spendende Bäume sind die Campingplätze recht eben. Dafür wird es im Sommer ungemütlich heiss. Mit Schatten spendenden Bäumen muss man mit den Unebenheiten des Wurzelwerkes leben. Einzig der Campingplatz in Locarno hatte wirklich eine nennenswerte Anzahl von Bäumen.

Camping im Tessin ausserhalb von Feiertagen und Ferien macht deutlich mehr Spass, denn dann ist es an den schönen Orten deutlich leerer. Aber dies ist wohl überall auf der Welt so. Im Sommer wird es uns auf den Touren mit unserem Wohnmobil und beim Camping wohl eher in die Berge als ins Tessin verschlagen.

Auf die Liste der Wünsche für unser nächstes Wohnmobil kommt definitiv der Wunsch, dass man sich ohne grossen Umbau oder Blockade des Partners einfach mal lang machen können muss. Bis dahin werde ich wohl eine Isomatte einpacken. Dann kann ich mich, wenn das Wetter mitspielt, wenigstens darauf mal kurz lang machen oder ein paar Yoga-Übungen machen, wenn der Rücken wieder einmal streikt.

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