Den heutigen Tag beginnen wir mit einem Stopp beim Falkirk Wheel, einem Schiffshebewerk. Anschliessend tauchen wir ein ins 17. Jahrhundert und wandeln durch Culross, ein Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Bevor wir am Ende des Tages die Brücken über den Firth of Forth bewundern, besichtigen wir noch Schloss und Park von Scone Palace.
Falkirk Wheel
Auf dem Weg Richtung Norden folgen wir als erstes den Ausschilderungen zum Falkirk Wheel. Wir hatten Bilder davon gesehen, die uns neugierig gemacht haben. Das Falkirk Wheel ist ein rotierender Bootslift. Es verbindet den Forth- und Clyde Kanal mit dem Union Kanal und stellt damit eine wichtige Verbindung der Wasserwege zwischen Edinburgh und Glasgow dar. Es ist leider der einzige rotierende Bootslift in der Welt. Durch die Konstruktion mit zwei sich die Waage haltenden Wasserbehältern ist dies nämlich der klimaschonendste Bootslift den man sich vorstellen kann. Denn mit der Energie für einen Liftvorgang kann man gerade mal 8 Teekessel zum Kochen bringen.

Zu unserem Erstaunen ist um diesen Bootslift ein ganzer Freizeitpark, mit Bootstouren, Wasseraktivitäten, Wanderwegen etc. entstanden, der von Familien reichlich genutzt wird. Wir sind vor allem daran interessiert, diesen Bootslift einmal in Aktion zu erleben und haben Glück, denn kaum sind wir angekommen, setzt er sich in Bewegung.


In unseren Besichtigungstipps zum Falkirk Wheel schreiben wir mehr darüber, welche Attraktionen noch in der näheren Umgebung zu finden sind und mit dem Besuch des Bootslifts verbunden werden könnten.
Wir reissen uns los und fahren weiter nach Culross, welches nicht weit entfernt liegt.
Culross – ein lebendes Museum und Filmkulisse
Bevor wir Culross erreichen, geht es vorbei an hässlichen Kraftwerksanlagen. Nur vom Meeresarm getrennt, sieht man vom grossen Parkplatz in Culross auf viele weitere Industrieanlagen und Schornsteine. In Culross wurde Kohle abgebaut, sogar unter dem Firth of Forth. Dies war für die damalige Zeit eine Sensation. Die unter dem Wasser abgebaute Kohle wurde von einer kleinen Insel aus verschifft. Sogar James VI. besuchte die Kohleminen.
Zu einigem Wohlstand kam Culross im 16. und 17. Jahrhundert, indem die Bewohner die Kohle auch nutzten, um Meerwasser zu sieden und so Salz zu gewinnen.
Am sichtbarsten ist der Wohlstand am sogenannten Culross Palace, einem ockergelben Prunkbau des Kaufmanns George Bruce. Früher soll der Palace direkt am Hafen gestanden haben.

Spaziergang durch Culross
Wir folgen nach einem ersten kurzen Spaziergang im unteren Dorf neben dem Palace Café einen schmalen Weg nach oben, der uns entlang der «hanging gardens» führt. So bekommen wir einen guten Blick auf die Gärten des Palace und verwilderte Obstgärten in der Nachbarschaft.




Von da geht es weiter steil bergauf zur Culross Abbey. Rechts und links säumen hohe Mauern den Weg. Eine Frau mit Hunden öffnet eine Tür in der Mauer. Da ich so begeistert von dem Blick in den dahinter liegenden Garten bin, lädt sie mich ein, mir den Garten in Ruhe zu betrachten. Es gibt so viele schöne Plätze zum Verweilen, dass ich gar nicht wüsste, welches mein Lieblingsplatz wäre. Ich muss mich losreissen, um meine Familie vor der Kirche wiederzufinden.



auf den Firth of Forth

Culross Abbey
Die Kirche wurde 1217 vom Earl of Fife auf einem Gebäude aus dem 6. Jahrhundert errichtet. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist teilweise renoviert und wird benutzt, obwohl sie einen sehr unangenehmen Geruch im Inneren verströmt. Man betritt die Kirche durch den West-Turm.
Im Eingang der Kirche hängen Holztafeln zur Erinnerung an grosszügige Spender in der Vergangenheit. Beim Lesen der Tafeln stutzen wir, denn die Währung hinter der Zahl ist mal Pfund und mal Merks. Von letzterer Währung hatten wir noch nie gehört.

Etwas Recherche ergibt, dass der Merk eine schottische Silbermünze war, die bis ins 18. Jahrhundert im Umlauf war. Neben der Kirche liegt ein alter Friedhof und unterhalb befindet sich ein kleines Café, welches zur Sammlung für Geld für die weitere Renovation der Abbey betrieben wird. Dort ruhen wir uns bei Suppe, Kaffee und Kuchen ein wenig aus.



Rückweg über die Townhouse Galerie zum Auto
Anschliessend wandern wir auf geradem Weg wieder nach unten.

Auf dem Platz vor dem Townhouse in Culross befinden sich Menschenmassen. Mehrere Reisebusse haben gerade ihre Passagiere ausgeladen. Im Townhouse stellt ein Fotograf seine Fotos zum Verkauf aus. Einige Motive erkennen wir wieder. Auf den Bildern sehen wir, dass das Falkirk Wheel abends wunderschön beleuchtet wird.
Wir schlendern durch die Grünanlagen und Spielplätze zurück zu unserem Auto.

Der Parkplatz platzt jetzt um die Mittagszeit aus allen Nähten. Gründe zum Wiederkommen gibt es viele, Culross sollte man ganz früh oder spät am Abend besuchen, dann sind weniger Touristen unterwegs.
Der wirtschaftliche Niedergang von Culross, der seine Einwohner zwang, sich mit dem zu bescheiden, was da war, ist ein Glücksfall für den Denkmalschutz. Dieser nutzte die Gelegenheit und stellte fast das ganze Dorf unter Denkmalschutz. Alle wichtigen Häuser gehören heute dem National Trust of Scotland.

Auch die Location-Scouts der Filmindustrie haben den Charme des Ortes entdeckt. Unter anderem wurden in Culross Szenen für «Captain America – the first Avenger» und «Outlander» gedreht.
Wir fahren weiter, auch wenn es hier sehr schön ist. Unser nächstes Ziel heisst Scone Palace.
Der Scone Palace

Der Scone Palace befindet sich im Familienbesitz der Murrays und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Wichtig in der schottischen Geschichte ist er wegen des «Stone of Destiny», der hier in der Mitte des schottischen Königreiches gestanden haben soll. Auf diesem «Schicksalsstein» wurden die schottischen Könige gekrönt bis Edward I. von England 1296 den Stein nach London brachte. Er liess 1307 einen speziellen Thron, den Krönungsstuhl, bauen, so dass der Stein darunter passte. Dies war ein Symbol dafür, dass auch die Könige von England als Könige von Schottland gekrönt werden.
Heute steht vor der Kapelle eine Replik. Im Edinburgh Castle ist der echte Stein zu sehen. Er wurde 1996 aus Westminster Abbey zurück nach Edinburgh unter der Bedingung gegeben, dass der Stein für die nächste und alle zukünftigen Krönungen von Monarchen Großbritanniens in die Westminster Abbey zurückkehrt.

Die Odyssee des Steins ist lang. Einst soll er vom heiligen Land über Ägypten, Spanien, Sizilien nach Irland gekommen sein, von wo ihn die Schotten dann mitnahmen.
Im Inneren des Scone Palace
Wir besichtigen zuerst das Schloss. Leider ist fotografieren hier verboten. In jedem Raum liegen Informationen in vielen Sprachen und stehen Freiwillige, die Freude daran haben, Fragen zu beantworten. Die Frage nach einem unscheinbaren Hocker führt uns in die Geheimnisse der Mode für Frauen ein. Neben dem Korsett für die schlanke Taille, bekamen die Damen ausladende Hüften angezogen, über die dann die unbequemen Reifröcke und eigentlichen Kleider getragen wurden. Diese unbequeme Garderobe wog 10 Kg und mehr. Insofern waren die Damen froh über jede Möglichkeit sich hinzusetzen. Dazu dienten die Hocker. Es ist auch eine Erklärung für die extrem breiten Sessel aus dieser Zeit.
Neben den vielen Möbeln ist auch die Geschirrsammlung wegen ihrer Formen und Farben sehr interessant. Man hat das Gefühl, dass alles im Laufe der Zeit leicht verändert wieder kommt.
Im Unterschied zu vielen Schlössern gibt es im Scone Palace einen Gang, in dem private Fotografien der Murrays von Festen und von wichtigen Momenten in ihrem Leben gezeigt werden. Würde man anhand dieser Fotografien Rückschlüsse auf das Leben ziehen, käme man auf die Idee, dass Lachsfischen mit verschiedenen Methoden ein wichtiger Initiationsritus ist. Auch könnte man glauben, dass die Mitglieder des Königshauses nichts anderes machen als Bäume zu pflanzen. So viele goldene Spaten mit Gravur hängen in diesem Flur.
Teile des Schlosses, welches eher wie ein Landsitz aussieht, werden heute noch von der Familie genutzt.
Der grosse Park von Scone Palace
Nach dem Schlossbesuch freuen wir uns darauf, den riesigen Park zu besuchen , zu dessen Gunsten der alte Ort weichen musste. Zuerst fesselt unsere Aufmerksamkeit aber ein weisser Pfau, über den wir direkt nach dem Ausgang aus dem Museums Shop stolpern.

Neben uralten exotischen Nadelbäumen, dem alten Friedhof und dem etwas vernachlässigten Gemüsegarten zieht es uns am Ende in das Labyrinth.


Dieses Labyrinth in Form eines Sterns führt fast dazu, dass wir hier übernachten müssen, denn wir finden weder die Mitte noch den Ausgang. Und damit man sich nicht durch die Büsche drückt und so den Spass abkürzt, sind in den Hecken in der Nähe des Ausgangs Zäune verbaut.
Das Labyrinth befindet sich auf einer Fläche von 1600 m2. 800 Meter Wege und 2000 grüne und rote Buchenbäume führen durch das Labyrinth. Die Sternform findet sich auch im Wappen der Murrays wieder. Wir haben uns im Laufe der Zeit ja schon durch einige Labyrinthe gewagt, aber dieses Labyrinth ist eine echte Herausforderung.

Ein kleiner Tipp von uns. Solltet ihr nicht sehr viel Zeit zum Verweilen haben, fotografiert das Schild mit der Erklärung zum Labyrinth und betrachtet die Abbildung genauer bevor ihr euch ins Abenteuer stürzt.
Wir schaffen es gerade so rechtzeitig vor Schliessung wieder am Parkplatz zu sein. Mit einem kleinen Hunger im Bauch machen wir uns nun auf den Rückweg.
South Queensferry
Nach Überquerung der Brücke fahren wir nach South Queensferry und finden beim ersten Versuch einen Parkplatz am Wasser. Von hier aus hat man einen sehr schönen Blick auf alle drei Brücken, über die ich schon ausführlich im Beitrag «Die Brücken über den Firth of Forth, Falkland Palace, Secret Bunker und romantische Fischerdörfer» berichtet habe.


Im kleinen Park beobachten wir 7 Kaninchen beim Abendessen bevor auch wir uns auf die Suche nach einem Restaurant begeben. Im Bootshaus bekommen wir einen tollen Tisch mit Aussicht auf die Eisenbahnbrücke und ein leckeres Abendessen.
