Das unglaubliche Türkis des Lac de Moiry
Manchmal muss man wiederkommen. Genau deshalb beginnt dieser Beitrag mit dem Ende – als Versprechen. Ich nehme dich mit in die beeindruckende Bergwelt des Val d’Anniviers, zum Lac de Moiry. Hier erwartet dich ein Geologiepfad, der durch Zeit und Raum entführt, und ein See, dessen Farben an diesem strahlenden Tag so intensiv leuchten, als hätte jemand am Farbregler gespielt.
Die Strasse dorthin schlängelt sich kurvenreich durch das Tal, vorbei an steilen Felswänden und tiefen Abgründen. Nicht jeder geniesst diese Fahrt. Manchmal ist es klüger, den Postbus zu nehmen, so wie wir es ab Grimentz tun. Allerdings fährt er nur in grösseren Zeitabständen und an diesem Tag nur bis zur Staumauer, nicht bis zum Gletscher. Genau deshalb werde ich wiederkommen, um den Sprung vom alten Europa zum alten Afrika zu vollenden. Aber jetzt geht es erst einmal los. Kommst du mit?



Von Europa nach Afrika am Lac de Moiry
Der Postbus hält auf dem Parkplatz vor dem Restaurant am Lac de Moiry. Jetzt um die Mittagszeit ist es hier voll. Etwas abseits vom Parkplatz stehen Wohnmobile mit herrlicher Seesicht. Nur gibt es auf dem letzten Stück Strasse wenig Ausweichmöglichkeiten, falls einem der Bus begegnet. Aber es muss herrlich sein, hier bei schönem Wetter einfach den Liegestuhl auszupacken und im Türkis des Lac de Moiry träumend zu versinken. Am Ende des Sees gibt es die Möglichkeit, mit dem Camper über Nacht zu bleiben. Das behalte ich mal im Kopf für unseren nächsten Besuch. Die Wanderung zur Cabane de Moiry würde mich sehr reizen.
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Unsere Reise von Europa nach Afrika beginnt auf der Krone des Staudamms auf 2.250 m Höhe. Der Staudamm und das Restaurant sind noch im festen Stein des alten Europas erbaut. Enden würde der Weg an der Moiry Hütte auf 2.850 m Höhe im Gestein des alten Afrika. Die ältesten Gesteine der kontinentalen Kruste Europas stammen aus der Zeit vor 500 Millionen Jahren. Wieder andere Gesteine stammen vom Urkontinent Pangäa.
Als Pangäa zerbrach und die Kontinentaldrift auslöste, führte die Trennung zwischen dem alten Afrika und dem alten Europa zur Entstehung des Thetysmeeres, in dem sich viele Gesteine bildeten. Durch die Plattentektonik wurden sie an einigen Orten wieder zusammengeführt. So kann man rund um den Lac de Moiry heute Zeugen der grossen Teilung finden.
Leider gibt es entlang des Weges nur wenig Informationen und auch nur in französischer Sprache. Beim Verlag Èdition Loisirs et Pèdagogie ist das Buch Moiry: de l’Europe à l’Afrique dazu erschienen. Du kannst dir aber hier den Flyer mit entsprechenden Markierungen und einigen Erklärungen herunterladen. Die weiss-grünen Hinweisschilder korrelieren mit den Angaben im Flyer.

Der Weg ist das Ziel
Oh Augenblick, verweile doch, du bist so schön. Mit jedem Schritt, mit welchem man dem Gletscher näher kommt, ergeben sich neue Fotomotive. Schmetterlinge finden im Sedimentgestein etwas, was sie magisch anzieht und den Rüssel ausrollen lässt. Das intensive Türkis des Sees bietet einen schönen Hintergrund für Gräser und Blumen.



Das Türkis des Lac de Moiry wechselt immer wieder den Farbton. Je nach Lichteinstrahlung ist es mal heller und mal dunkler. Es gibt so viel zu sehen. Samen fliegen durch die Luft. Die Kuhglocken bimmeln. Allerdings bin ich nicht scharf darauf, den Kühen zu nahezukommen, denn hier grasen die Eringer Kühe. Sie gelten als sehr neugierig und kampflustig, da sie eine strikte Rangordnung haben.

Die Zeit verrinnt nur so. Mit einem Busfahrplan im Nacken müssen wir dann irgendwann entscheiden, ob wir umkehren oder ein wenig an Tempo zulegen und im Schatten auf der Strasse zurückkehren. Da ich weiss, dass ich zurückkommen werde, geniessen wir lieber das Gefühl, als würde der Sommer nie vergehen.


Wenn du auch in das Türkis des Lac de Moiry eintauchen willst, solltest du wissen, dass der Stausee gewöhnlich erst zum Ende der Saison gut gefüllt ist. An trüben Tagen leuchtet der See nicht und hat eher einen matten milchig grün-grauen Farbton. Es lohnt sich also, auf einen sonnigen Tag zu warten.

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