Der Parco Ciani in Lugano

Auf dem Weg zum Parco Ciani

Es ist schon später Nachmittag als wir Lugano, die grösste Stadt des Tessins am gleichnamigen See mit dem orangen Zug von Agno aus erreichen, nachdem wir uns erst einmal auf dem Campingplatz eingerichtet und orientiert haben. Die fast sommerlich anmutende Wärme macht Lust, zu flanieren. Wir wollen den Puls der Stadt spüren und dem Parco Ciani einen Besuch abstatten. Da der Bahnhof oberhalb der Stadt liegt, geniessen wir erst einmal den atemberaubenden Blick auf die Stadt, bevor wir langsam die Treppen neben der Standseilbahn hinuntersteigen. Vor uns ragt der Glockenturm der Kathedrale San Lorenzo in den Himmel.

Der Blick auf Lugano und die Kathedrale San Lorenzo. Der Parco Ciani ist nur an den alten Bäumen zu erkennen.
Der Blick auf Lugano und die Kathedrale San Lorenzo. Der Parco Ciani ist nur an den alten Bäumen zu erkennen.
Sieht man die Kathedrale San Lorenzo von oben, würde man eine solche Renaissance-Fassade nicht vermuten. Leider bekomme ich sie nicht ganz aufs Bild.
Sieht man die Kathedrale San Lorenzo von oben, würde man eine solche Renaissance-Fassade nicht vermuten. Leider bekomme ich sie nicht ganz aufs Bild. Die Terrasse ist zu kurz.

Da in der Kirche eine Andacht stattfindet, gehen wir nicht hinein, sondern folgen dem Weg weiter hinab in die Stadt.

Die Farben der Häuser und ihr Baustil, es ist nicht zu übersehen, wir sind im Süden. - Auf dem Weg zum Parco Ciani
Die Farben der Häuser und ihr Baustil, es ist nicht zu übersehen, wir sind im Süden.

Gleich an der ersten Ecke lassen wir uns zu einem Eis verführen. Ja, so fühlt sich Urlaub an. Der Schaufensterbummel macht Spass, fällt doch das Angebot an Waren aus der Masse heraus.

Und da heisst es immer, Kuchen hat keine Vitamini. Bei diesem Anblick möchte man doch spontan Tortenverkoster werden.
Und da heisst es immer, Kuchen hat keine Vitamine. Bei diesem Anblick möchte man doch spontan Tortenverkoster werden.
Das ist nur die eine Hälfte der Obst- und Gemüseauslage, auf der anderen Seite lagen grosse Mispeln, die bunte Welt der Beeren etc.  Auf dem Weg zum Parco Ciani
Das ist nur die eine Hälfte der Obst- und Gemüseauslage, auf der anderen Seite liegen grosse Mispeln und die bunte Welt der Beeren.

Wir lassen uns weithin treiben.

Auf diesem Platz in Lugano ist richtig etwas los, als wir abends zurück zum Bahnhof laufen. In der Holzbude werden dann Getränke verkauft.
Auf diesem Platz in Lugano ist richtig etwas los, als wir abends zurück zum Bahnhof laufen. In der Holzbude werden dann Getränke verkauft.
Durch Lugano zu bummeln, macht richtig Spass.
Durch Lugano zu bummeln, macht richtig Spass.

Und schon stehen wir auf der Piazza della Riforma. Hier, wo normalerweise das Leben pulsieren würde, eilen heute nur wenige Menschen hin und her. Ein paar Touristen machen Fotos, aber da die Restaurants geschlossen sind und man sich nirgendwo hinsetzen kann, bleibt einem nichts anderes übrig, als weiterzugehen.

Blick von der Touristinformation. Da bereits jemand vor uns drin ist, haben wir draussen Zeit uns umzusehen.
Blick von der Touristinformation. Da bereits jemand vor uns drin ist, haben wir draussen Zeit uns umzusehen.

An der Piazza della Riforma befindet sich auch die Touristinformation. Noch unentschieden, ob wir am nächsten Tag den Olivenhainen am Monte Bré oder der Rundumsicht am Monte San Salvatore und dem Parco San Grato den Vorrang geben sollen, besorgen wir uns weitere Informationen.

Weiter führt uns der Weg zur Seepromenade. Hier versammeln sich die Leute. Sie sind erfinderisch und bringen sich ihren Prosecco und die Gläser selber mit. Über allem wacht Wilhelm Tell.

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums zur Eingliederung des Tessins in die Schweizer Eidgenossenschaft wurde die Statue 2003 renoviert. Ursprünglich hatten sie die Brüder Ciani in Auftrag gegeben. - Auf dem Weg zum Parco Ciani
Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums zur Eingliederung des Tessins in die Schweizer Eidgenossenschaft wurde die Statue 2003 renoviert. Ursprünglich hatten sie die Brüder Ciani in Auftrag gegeben.

Der Parco Ciani – ein Ort der Erholung

Und schon stehen wir am Eingang in den 63.000 m2 grossen Park. Der Schatten uralter Bäume, gepflegte Blumenbeete, englischer Rasen und Strandabschnitte am See locken viele Menschen in den Parco Ciani zum Relaxen. Der Park erstreckt sich vom Stadtzentrum bis zur Mündung der Casserate. Auf der anderen Seite am Hafen chillen die Jungen bei Musik. Neben der Villa Ciani befinden sich im Parco Ciani ein Bootshaus, die Kantonsbibliothek, das Kantonale naturhistorische Museum, der Garten der Gerechten. In der Nähe des Flussdeltas befindet sich ein schön gestalteter Spielplatz. Hier spielen Kinder vergnügt, während sich die Eltern am Rand unterhalten. Auf den Wiesen wird gepicknickt, gelesen, geschlafen und diskutiert. Bevor ich euch ein paar Kunstwerke im Parco Ciano vorstelle, zeige ich euch erst noch ein paar Bilder des Parks für einen Eindruck.

Blütenpracht schon gleich am Eingang des Parco Ciani.
Blütenpracht schon gleich am Eingang des Parco Ciani.
Die Villa Ciani ist unterirdisch mit dem Kongresszentrum verbunden. Die Säle werden für Hochzeiten, Empfänge und Konferenzen vermietet. - Parco Ciani
Die Villa Ciani ist unterirdisch mit dem Kongresszentrum verbunden. Die Säle werden für Hochzeiten, Empfänge und Konferenzen vermietet.
Parco Ciani
Parco Ciani
Blick über den Luganersee vom Parco Ciani aus. Rechts im Bild ist der Monte San Salvatore zu sehen.
Blick über den Luganersee vom Parco Ciani aus. Rechts im Bild ist der Monte San Salvatore zu sehen.
Immer wieder werden die Grasflächen im Parco Ciani durch Beete mit Tulpen oder Bauminseln aufgelockert.
Immer wieder werden die Grasflächen im Parco Ciani durch Beete mit Tulpen oder Bauminseln aufgelockert.
Im Blick - ein weiterer Eingang in den Parco Ciani.
Im Blick – ein weiterer Eingang in den Parco Ciani.
Hier an der Mündung der Casserata endet der Parco Ciani.
Hier an der Mündung der Casserata endet der Parco Ciani.

Der Parco Ciani bietet nicht nur dem Botanikfan, sondern auch dem Kunstliebhaber etwas fürs Auge und den Geist. Teilweise sind die Skulpturen dauerhaft im Park und teilweise wechseln sie.

Kunst im Park

Die Verbindung von Kunst und Natur

Zuerst kreuzt eine auffällige, kugelförmige, in der Sonne spiegelnde Skulptur mit tiefen Einschnitten unseren Weg.

Big Data von Helidon Xhixha - Parco Ciani
Big Data von Helidon Xhixha – Parco Ciani

Sie macht uns neugierig. Fordert sie uns doch in mehrfacher Hinsicht heraus. Erstens ist es nicht einfach sie zu fotografieren. Schliesslich geben die Spiegelungen, die der blankpolierte Stahl produziert, dem Werk eine weitere Dimension. Dadurch entsteht eine spannende Interaktion zwischen Betrachter, reflektierter Umgebung und Kunstwerk. Aus welcher Perspektive, von welcher Seite wird man dem Kunstwerk am gerechtesten?

Als nächstes versucht das Gehirn eine Beziehung zum Titel «Big data» herzustellen. Es gibt so viele Assoziationen, die uns dazu einfallen. Als letztes erweitern wir unseren Horizont, denn wir haben noch nie vom bekannten albanischen Künstler Helidon Xhixha gehört. Die Skulptur «Big data» ist scheinbar ein Überbleibsel einer über die Stadt Lugano 2019 verteilten Ausstellung des Künstlers unter dem Titel «Reflektionen des Lichtes».

Im Wasser fesselt dann die Skulptur «Twin Bottles » unsere Aufmerksamkeit. Ich würde sagen, dass dieses Kunstwerk mit anderen Kunstwerken im Park korresponiert, welche uns mahnend auf die Verschmutzung der Meere durch Plastik hinweisen.

The Twin Bottles: Message in a Bottle von Helidon Xhixha und Giacomo Braglia - Parco Ciani
The Twin Bottles: Message in a Bottle von Helidon Xhixha und Giacomo Braglia

In einem Garten ging das Paradies verloren …

Im Gegensatz zu den Xhixha Skulpturen steht die auffällig weisse Sokrates Skulptur immer im Parco Ciani. Sieht man die Skulptur zum ersten Mal, denkt man, was für ein schönes Plätzchen er sich zum Schlafen ausgesucht hat. Anschliessend realisiert man, dass es Sokrates ist. Und während ich denke, philosophieren macht müde, fallen mir wie nebenher die überlieferten berühmten Zitate von Sokrates ein: «Ich weiss, dass ich nichts weiss» und «Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen».

Wäre es nicht wünschenswert, wenn mehr Menschen, bevor sie handeln diese ersten Wege zur Erkenntnis beschreiten würden. Erst später lese ich, dass die Skulptur eine Kopie einer 1875 angefertigte Marmorstatue des sterbenden Sokrates von Mark Matwejewitsch Antokolski ist. Das Original befindet sich im Russischen Museum in Sankt Petersburg. Es soll der Augenblick, indem ihm der Schierlingsbecher aus der Hand fällt, festgehalten worden sein. Von seinen Kritikern mundtot gemacht worden zu sein, passt auch als Mahnung in die heutige Zeit.

Sokrates Skulptur - Parco Ciani
Sokrates Skulptur – Parco Ciani

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