Der Suisse Caravan Salon 2020 in Bern
Unsere erste Ausfahrt mit dem Wohnmobil führt uns zum Suisse Caravan Salon nach Bern. Nachdem wir uns ja nun schon fünf Tage vor der Messe ein Wohnmobil gekauft haben, verschiebt sich unser Fokus beim Messebesuch etwas. Zum einen wollen wir die Gelegenheit nutzen und uns Campingzubehör kaufen, zum anderen suchen wir eine Lösung für eine Befestigung des Reserverads am Fahrradträger. Da wir bereits 2019 auf dem Suisse Caravan Salon waren, hatten wir auch eine genaue Vorstellung von dem, was uns erwartet.
Im Jahr 2020 ist auf dem Suisse Caravan Salon alles ein wenig anders
Jörg hat einen Tag Urlaub genommen, so können wir am Freitag über die Messe schlendern. Das letzte Mal als wir mit dem Zug anreisten, kamen wir zum Haupteingang herein. Jetzt, angereist mit dem Wohnmobil, rollen wir den Suisse Caravan Salon quasi von hinten auf und starten am Eingang C.
Die auffälligste Veränderung ist die Atmosphäre der Messe. Letztes Jahr war der Suisse Caravan Salon ein Ausdruck von überschäumender Lebensfreude und Vielfalt. Dieses Jahr ist die Stimmung sehr verhalten. Die Zahl der Aussteller ist deutlich reduziert, die Abstände zwischen den Ständen sind deutlich grösser und auch die Stände erscheinen uns abgespeckt.
Draussen regnet es in Strömen. Mit Regenschirm und nassen Fingern muss man die online reservierten und ausgedruckten Eintrittskarten scannen. Manche habe sie auch auf dem Handy. Kaum ist man drin, sollte man die Hände zum Desinfizieren frei haben. Anschliessend wird man von der Polizei gefilmt. Ob die mit Gesichtserkennungssoftware arbeiten?
Eindruck vom Suisse Caravan Salon 2020
Wir laufen durch die Hallen und verschaffen uns erst einmal einen Eindruck. Vor allem die Wohnmobil Ausbauer sind vertreten. Und auch wenn das eine oder andere fahrende Wohnzimmer zu bewundern ist, liegt der Fokus doch eindeutig auf den eher kleineren Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen Zulassung. Ausgebaute Vans liegen im Trend. Der Vorteil liegt ja auch klar auf der Hand, denn sie passen in jede Tiefgarage.
Irgendwie scheint es auf den ersten Blick als hätte sich beim Ausbau der Kastenwagen nicht sehr viel beim Raumkonzepten geändert. Einzig bei den in die Höhe gewachsenen Kastenwagen gibt es die eine oder andere Änderung mit Fokus auf einem bequemen Bad.
Die Showbühne ist zu den Vorträgen immer gut besucht, egal ob Albanien oder Usbekistan mit dem Wohnmobil oder sonstige exotische Reiseziele vorgestellt werden. Auf uns wirkt es wie ein Abgesang auf die gute alte Zeit. Alle hoffen, dass die Freiheit, über Ländergrenzen hinweg reisen zu können, ohne dass sich die Spielregeln täglich ändern, zurückkommt, aber irgendwie fehlt der Glaube daran. So ist es mehr ein Schwelgen in Gedanken, was hätte sein können, wenn …
Draussen, wo letztes Jahr jede Menge Expeditionsfahrzeuge und Dachzeltmodelle um die Aufmerksamkeit des Publikums gebuhlt haben, ist es dieses Jahr sehr übersichtlich. Immerhin sehen wir dort eine Lösung für Reserveräder, die in der Türkei gefertigt wird. Im Prinzip ist es ein geschweisster Metallrahmen, in dessen Mitte man das Ersatzrad anschrauben kann. Die Empfehlung der Herren lautet auch, wir sollten zum Schlosser gehen, und uns dort etwas zusammenschweissen lassen.
Im Van Life Bereich haben sich nur vier Hartgesottene im Regen niedergelassen. Das ist wohl ein Corona Tribut, denn letztes Jahr war das Camp übervoll.
Campingzubehör
Beim Campingzubehör sind wir froh, auf dem Suisse Caravan Salon 2020 wenigstens auf eine grössere Firma zu treffen. Die in Rebstein ansässige Dietsche Caravan und Camping AG verkauft und vermietet auch Wohnwagen und -mobile, verkauft aber eben auch Campingzubehör auf der Messe. In den Gängen gibt es vieles, was das Herz begehrt und nicht nur Ausgefallenes. Unser Glück, schliesslich wollen wir ja nach der Messe mit unserem Wohnmobil campen, haben aber ausser einem Notfalltopf und ein paar alten Plastiktellern und Schüsseln noch keinerlei Ausstattung. Klar habe ich mich im Vorfeld schlau gemacht, was es so gibt und was ich gern hätte.
Ein Campingtisch wäre nicht schlecht
Auch wenn wir bei den momentanen Wettergegebenheiten sicher nicht draussen essen wollen, wäre ein Campingtisch sicher ein nettes Utensil. Unsere uralten, vor 16 Jahren aus den USA mitgebrachten kleinen Aluklapptische sind nur begrenzt geeignet. Da der Campingtisch in der Transportkiste Platz finden muss, spielen Packmass und Gewicht eine übergeordnete Rolle neben dem Handling. Einen Bastelsatz von Tisch möchte ich nicht. Er sollte schnell und einfach auf- und abzubauen sein.
Im Internet hatte ich bereits recherchiert. Es gibt verschiedene leichte sogenannte Rolltische. Sehr gut gefallen hat mir der Campingtisch von Uquip, aber der wird nicht in die Schweiz versendet. Dafür finden wir auf der Messe einen Rolltisch von Brunner. Den gibt es in verschiedenen Grössen nach Anzahl Personen, die daran sitzen sollen. Er ist nicht ganz so klein zusammenzufalten und in der Variante für 4 Personen mit 7,1 kg etwas schwerer und nur max. 2 cm höhenverstellbar, aber dennoch ein guter Kompromiss.
Bevor wir ihn gekauft haben, machen wir noch eine Sitzprobe, ob man auch mit den Campingstühlen gut daran sitzen kann. Beim Probeaufbau zu Hause stellt sich heraus, dass der Aufbau sehr intuitiv ist, vor allem, wenn man auch die Verpackung an den kleinen Böppeln entfernt, mit denen die Tischplatte befestigt wird.
Das Zusammenfalten der Lamellen erfordert jedoch männliche Logik, damit der Tisch wieder in die Verpackungshülle passt.
Ein Grill, aber welcher darf es denn sein?
Auf der Wunschliste steht ein Grill, denn grillen gehört zum Camping einfach dazu. Aber wer die Wahl hat, hat die Qual. Als erstes muss man sich ja entscheiden, ob der Grill mit Gas oder Holzkohle bzw. Briketts betrieben werden soll. Bei der Grösse unseres Wohnmobils muss er zuerst einmal leicht und handlich sein, denn er muss einen Platz in der Transportkiste finden. Insofern ist mir ein Kohlegrill irgenwie lieber. Der Gedanke eine weitere Gasflasche in der Transportkiste herumzufahren, gefällt mir nicht. Ich habe keine Ahnung, ob das überhaupt erlaubt wäre.
Ein Tischgrill von Feuerdesign mit dem vielversprechenden Namen Vesuvio überzeugt uns. Mit einem Durchmesser von 33 cm, einer Höhe von 19 cm und einem Gewicht von 3,5 kg ist er unglaublich leicht und kompakt. Auf breiten Gummifüssen steht der Grill sicher.
Das Gehäuse ist doppelwandig. Die Aussenwand bleibt kühl. Die Innenwand, eine Edelstahlschale reflektiert die Wärme gleichmässig. Der geschlossene Kohlekorb verhindert, dass Fett oder sonstige Tropfen vom Grillgut mit der Kohle in Verbindung kommen. Somit sollte man rauchfrei grillen können, was bei einem Tischgrill doppelt Sinn macht. Ein Rost nimmt das Grillgut auf. Ein Lüfter, der mit wiederaufladbaren Batterien betrieben wird, sorgt für einen Luftstrom, mit dem man die Grilltemperatur kontrollieren kann. Der Grill wird in einer praktischen Hülle geliefert.
Für alle diejenigen, die diesen Grill unwiderstehlich finden, gibt es auch noch Zubehör im Campingfachhandel: eine Grillhaube, einen Pizzastein oder einen Edelstahlaufsatz zum Grillen von Gemüse.
Der dünne Kohlekorb scheint ein Verbrauchsmaterial zu sein, kann aber einzeln nachgekauft werden.
Schon länger auf dem Markt gibt es die ähnlich funktionierenden Lotus Grills.
Ein Backofen-Ersatz
Ganz oben auf meiner Wunschliste steht ein Omnia-«Backofen». Schliesslich lieben wir sowohl Gratins als auch gutes Brot. Rezepte dafür habe ich auf Pinterest schon jede Menge gesehen. Eine Kochbuchautorin stellt den Backofen auf der Messe vor.
Der eigentliche Backofen besteht aus einem Unterteil, welches aufs Gas kommt, dem Mittelteil, was ein wenig an eine Napfkuchenform erinnert und dem Deckel mit Löchern. Daneben gibt es unzähliges Zubehör. Neben einem Brötchenrost, auf den man auch Toastbrotscheiben legen kann, und verschiedenen Silikoneinsätzen gibt es sogar Muffinformen für den Omnia.
Das verwirrt den Anfänger natürlich etwas, aber nach den Erklärungen in den Kochbüchern scheint es recht einfach zu sein. Man kann im Mittelteil ganz normal kochen oder anbraten und es anschliessend durch Deckel drauf quasi in den «Backofen» schieben. Die Silikoneinsätze kommen eher für Gratins oder Kuchen, die feucht bleiben sollen, zum Einsatz. Die Rezeptautorin empfiehlt da verschiedene Einsätze für süss und herzhaft. Es wäre doch blöd, wenn der Kuchen nach Knofi vom Kartoffelgratin schmeckt.
In unserem Set ist eine ganze Silikonform dabei. Wir kaufen zusätzlich noch ein Set aus zwei halben Formen, da man dann gleichzeitig verschiedene Dinge backen kann. Und der Brötchenrost kommt auch noch mit. Die Brotkultur der einzelnen Länder ist ja sehr verschieden. Ein Rezeptbuch können wir zum Schluss auch noch auswählen. Jetzt kann fast nichts mehr schief gehen.
Kleinkram wie (Koch-)Geschirr
Kochtöpfe für den Campingurlaub sollten leicht sein und gut ineinander stapelbar sein. Unser Stauraum im Auto ist sehr begrenzt. Die Kochtopfsets unterscheiden sich vor allem in der Menge der Töpfe, der Stapeltechnik und den Lösungen für die Topfgriffe.
Eigentlich war ich auf dem Suisse Caravan Salon auf der Suche nach einem Set, wo es zu den kleineren Töpfen noch fest schliessende Plastik-Deckel gibt, so dass man sie auch zur Aufbewahrung von Resten nutzen kann. Dies scheint allerdings noch nicht erfunden worden zu sein. Leider gab es auf der Messe auch kein Set, welches einen kleinen pfeifenden Wasserkocher enthielt. Diese Anschaffung eilt ja auch nicht. Wasser für Kaffee und Tee kann ich in jedem der Töpfe erhitzen.
Im Nachhinein bin ich ganz froh, dass ich mich für ein 5-teiliges Topfset entschieden habe, denn beim ersten Kochversuch im Wohnmobil stellte sich heraus, dass der Gaskocher zu klein ist, als dass ich zwei grössere Töpfe gleichzeitig darauf stellen könnte. Nur muss ich Nudeln auch nicht in einem Fingerhut kochen. Ab sofort wird mein Augenmerk auf Onepot Gerichten liegen.
Neben Melamin Geschirr finden wir auf der Messe noch ein praktisches Set aus dem Haus Outwell, bestehend aus Faltschüssel, Faltsieb und Schneidebrett, welches auch zum Abdecken der Schüssel genutzt werden kann.
Ein halb erfolgreicher Messebesuch
Campingzubehör haben wir auf dem Suisse Caravan Salon 2020 gefunden, aber noch fehlt eine Reserverad-Lösung für unser Wohnmobil. Nachdem Jörg all unsere Einkäufe im Regen zum Auto geschleppt hat, während ich den Rest bewachte, setzen wir uns in eine Picknick Area.
In Zeiten von Corona muss man dafür auch Zettel ausfüllen, obwohl die Tische weit auseinander stehen und nach jedem Gast desinfiziert werden.
Während wir so überlegen, wie wir jetzt weiter vorgehen, fällt unser Augenmerk auf einen Werbefilm der Firma Hess Automobile. Die Autos im Film sind mit allem möglichen Zubehör aussen ausgestattet. So gehen wir noch kurz da vorbei. So spontan können sie uns nicht weiterhelfen, aber wir sollen mal einen Termin vereinbaren und vorbeikommen. Sie würden gern an einer Lösung tüfteln, da sie zukünftig auch ein Augenmerk auf die Sprinterfamilie legen wollen.
Wir lernen bei diesem Besuch noch, warum die Fahrradhalter so weit oben angebracht sind, obwohl die eigentliche Halterung über die ganze Tür geht. Die Sicht auf das Nummernschild darf nicht erschwert werden. Mit der Transportkiste wird das Problem umgegangen, weil wir da das Nummernschild an der Kiste anbringen können.
Mit dieser Info beschliessen wir, den Messetag zu beenden und zu unserem ersten Camping Abenteuer im eigenen Wohnmobil aufzubrechen. Im Beitrag «Aller Anfang ist schwer», könnt ihr lesen, wie es uns so im strömenden Regen ergangen ist.
Fazit unseres Besuchs auf dem Suisse Caravan Salon 2020
Das Motto des Suisse Caravan Salon 2020 lautete «Dabei sein ist alles». Irgendwie bekam dieses Motto aber einen sehr faden Beigeschmack. Am Freitag Abend wurde nämlich beschlossen, die Messe trotz genehmigtem Sicherheitskonzept vorzeitig wegen der steigenden Infektionszahlen nach zwei Tagen zu beenden. Für die Aussteller dürfte das fehlende besuchsstarke Wochenende in sowieso schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sehr bitter sein. Dabei sein ist eben doch nicht alles.
Das diesjährige Gastland wäre Island gewesen, welches laut Informationen im Vorfeld wenigstens mit einem Prospektstand vertreten sein sollte. Wenn es diesen Stand gab, so haben wir ihn übersehen. Nicht zu übersehen war dagegen das Tessin als Ferienregion mit vielfältigen Prospekten zu Campingplätzen in der Sonnenstube der Schweiz.
Tipp 1: Wenn ihr Campingplätze in der Schweiz sucht, so könnt ihr über den Link bei Myswitzerland nach unten scrollen bis die Überschrift «Umgebung entdecken» kommt und dort Campingplätze anklicken, anschliessend «Karte öffnen» anklicken. Auch wenn ich hier das Tessin als Region ausgewählt habe, werden auf der Karte sämtliche schweizer Campingplätze angezeigt und verlinkt. Einfach über Plus- und Minuszeichen die Karte verkleinern oder vergrössern.
Tipp 2: Falls ihr die Messe verpasst habt, das Verkehrshaus Luzern veranstaltet vom 26.-28. März 2021 Camping Days.