Die Falconeria in Locarno – eine Überraschung
Hast du schon einmal einen Bartgeier fliegen gesehen? Oder gar erlebt, wie der Sekretär Schlangen jagt? Ich würde fast wetten, dass es dir genauso geht wie uns, und es für dich ein neuer Anblick ist. Diese Vögel und noch viele andere Tiere kannst du ganz bequem und fast zum Greifen nah in Aktion in der Falconeria von Locarno sehen. Die Vielfalt der Stars ist vollkommen überraschend. Begleite uns und erhalte Tipps, wie dein Besuch in der Falconeria zu einem tollen Erlebnis wird.
Falconeria Locarno
Via delle scuole 12, mit dem Bus 311 bis zur Haltestelle Palazzo Fevi
Öffnungszeiten: Di bis So von 10 bis 17 Uhr (im Juli und August ist täglich geöffnet)
Shows: 11 Uhr und 15 Uhr
Bitte überprüft die Angaben noch einmal auf der Website, falls sich etwas ändert.
Die Saison beginnt erst Mitte März mit reduzierten Öffnungszeiten.
Ein glücklicher Zufall
Die Falconeria in Locarno befindet sich am Rande eines Wohngebietes. Zufällig werden wohl die wenigstens daran vorbei laufen. Insofern war es Glück im Unglück, denn eigentlich hatten wir an einen Besuch der Brisago Inseln gedacht. Nur fahren die Schiffe erst ab April. Und während sich diese Tür schloss, öffnete sich eine andere in Form eines Plakats in der Nähe des Hafens. Als wir die Werbung für die Falconeria sahen, war das ein Zeichen, dem wir nach kurzer Recherche folgten.
Die letzte Vorführung von Vögeln hatten wir im Kondor Park von Otavalo in Ecuador gesehen. Wir dachten, dass nichts je an die dortige Vorführung herankommen könnte. Die spektakuläre Bergkulisse, die Vielfalt der dortigen Vögel, entsprechend niedrig war unsere Erwartungshaltung. Umso mehr wurden wir überrascht. Wer hätte gedacht, dass wir in der Schweiz einem Anden Kondor wieder begegnen? Ebenso wie die Vielfalt der Stars hat uns das Ambiente überrascht.
Die Stars in der Falconeria
Raubvögel
Die Show startet etwas verspätet, da gewartet wird, bis alle an der Kasse stehenden Besucher ihre Tickets haben. Durchs Programm wird in Italienisch und Deutsch geführt. Neben Informationen zu den Vögeln erfahren wir auch einiges über die Geschichte der Falkenjagd.
Die Falconeria hat gerade erst nach viermonatiger Pause wieder für das Publikum geöffnet. Insofern müssen sich die Vögel erst wieder an die Besucher gewöhnen. Die Pause wurde für Umbauten und zum intensiven Training genutzt. Aber auch die Umbauten können irritieren. Der Weisskopfseeadler mit seiner Weitsicht jedenfalls dreht, kaum losgeflogen, auch schon wieder ab. Danach beäugt er das Publikum und das Gelände kritisch und entscheidet sich fürs Nichtfliegen.
In der Show treten die unterschiedlichsten Vögel auf. Die Eulen beginnen, weiter geht es mit Adlern und Vögeln aus der Familie der Bussarde. Anschliessend haben die Geier ihren Auftritt. Neben dem Gänsegeier kommt auch der Bartgeier mit einer Flügelspannweite von 2,8 m zum Einsatz. Im Alpengebiet leben wieder 220 Bartgeier. Wer mehr über diese Vögel, die Wiederansiedlungsprojekte oder ihre Ernährungsweise erfahren möchte, findet viele Informationen auf der Seite der Stiftung pro Bartgeier. Unter anderem gibt es dort auch einen Film, der zeigt, wie es die Bartgeier schaffen, die Knochen zu brechen, von denen sie sich ernähren.
Neben dem Bartgeier ist auch der Blaubussard ein extrem schneller Flieger. Zumindest haben die Kamera und ich so unsere Schwierigkeiten, dort zu fokussieren, wo der Vogel hinfliegt. Diese Bussardart ist die grösste und kommt in Südamerika vor.
Afrika lässt grüssen
In der Show der Falconeria in Locarno kommen auch Vögel aus Afrika zum Auftritt. Unglaublich spektakulär ist die Präsentation der Jagdkünste des Sekretär. Der Sekretär Vogel ist der Vogel, den wir weder in Südafrika, noch in Namibia oder Tansania zu Gesicht bekommen haben. Der Sekretär läuft und fliegt gleichermassen.
Mit seinen langen von speziellen Hautschuppen ummantelten Beinen ist der Sekretär auf die Jagd nach Schlangen spezialisiert. Die Show führt das Jagdverhalten mit einer Plastikschlange an der Angel vor. Um die Schlange abzulenken, spreizt er sein Kopfgefieder. Unglaublich geschickt traktiert er die Schlange mit seinen Füssen und versucht die Schlange am Kopfende mit den Füssen zu Boden zu drücken.
Auch ein Hornrabe hat einen Auftritt. Er zeigt, welch ein geschickter Läufer und Flieger er ist. Weibliche Hornraben mauern sich zum Brüten in einer Baumhöhle ein bis die Jungen flügge sind. Der Mann muss die ganze Zeit Nahrung heranschaffen, um alle Schnäbel satt zu bekommen. Insofern ist ein Hornrabe immer auf Nahrungssuche.
Auch der Marabu, der zu den Störchen zählt, schwebt ein. Mit seiner Flügelspannweite von bis zu 3 Metern ist er imposant. Sein nackter Kopf deutet schon an, dass er zu den Aasfressern gehört. Mit seinem kräftigen Schnabel kann er die Bauchdecke verendeter Tiere aufbrechen.
Märchenhafte Einlage zum Schluss der Show
Nachdem die unterschiedlichsten Vögel ihren Auftritt hatten, werden die Zuschauer von einer weiteren, märchenhaft anmutenden Darbietung in den Bann gezogen. Trockeneis kühlt jetzt die Luft und hüllt die Bühne in feinen Nebel. Ein Raunen geht durch die Zuschauerreihen, denn auf der Bühne erscheint ein bildschöner Wolf. Es ist eine Freude seinem anmutigen und gleichzeitig kraftvollen Lauf zuzusehen.
Nur einen Moment später galoppiert von der anderen Seite ein kleines weisses Pferd auf den Wolf zu. Voller Lebensfreude wälzt es sich im Sand, nur um im nächsten Moment gleich weiter zu galoppieren. Zeitgleich schwebt jetzt auch noch ein Storch ein. Gern würden wir die ganze Geschichte sehen, aber das war der letzte Akt in der Vorstellung.
Wie du den Besuch in der Falconeria zu einem besonderen Erlebnis machst
Die Show allein ist ja schon aussergewöhnlich. Die Falconeria bietet für Klein und Gross nach der Show aber weitere Attraktionen. Dazu gehören Ponyreiten, Erinnerungsfotos mit einem Uhu oder die Möglichkeit Koi Karpfen mit der Flasche zu füttern. Insofern kann für Familien der Besuch schnell ins Geld gehen, denn diese Aktivitäten kosten noch einmal extra. Besser, als an der Kasse zu stehen und zu diskutieren, ist es, sich vorher zu einigen.
Hinweis: Fotos mit dem Weisskopfseeadler, Fotoshootings oder auch Actionfotografie für Fotografen können vereinbart werden.
Vor oder nach der Show solltest du genug Zeit einplanen, um das 7.000 m2 grosse Areal der Falconeria Locarno zu erkunden. Auf einem Rundgang kannst du viele weitere Vögel entdecken, unter anderem auch den eingangs erwähnten Kondor. Wir vermuten, dass die Stars der Shows sich abwechseln. Ein Spielplatz und sehr schöne Picknickplätze laden darüber hinaus zum Verweilen ein.
Tipp: Auf dem Gelände der Falconeria befindet sich auch eine Pizzeria/Bistro. Insofern kannst du die Morgenshow gut mit einem anschliessenden Mittagessen verbinden. Bist du rechtzeitig vor Show Beginn da, kannst du dir gleich an der Kasse dein Essen bestellen, dann ist es nach der Show schon fertig. Natürlich kannst du dein Essen auch kurzentschlossen ordern.
Tipp: Läufst du von der Falconeria in Richtung Lago Maggiore, warten dort ein grosses Schwimmbad und der Kamelienpark auf einen Besuch.