Die Rheinschlucht – der Grand Canyon der Schweiz
Spektakulär ist die Rheinschlucht. Vor allem das gletscherblaue Wasser des Vorderrheins, flankiert von den hohen hellen Kalksteinfelsen der Schlucht, ist eindrücklich. Zwischen Ilanz und der Mündung des Hinterrheins bei Reichenau hat sich der Vorderrhein sein Bett auf einer Länge von ungefähr 14 km durch die Schlucht gegraben. Im Beitrag erzähle ich dir, welche Möglichkeiten du hast, um die Rheinschlucht auf einer Wanderung, auf dem Wasser oder mit der Rhätischen Bahn zu entdecken. Darüber hinaus gibt es ein paar Informationen zur Entstehungsgeschichte der Rheinschlucht, die mit dem grossen Flimser Bergsturz zusammenhängt. Und falls dein Wanderweg dich am schönen Caumasee oder Crestasee vorbeiführt, solltest du an einem warmen Tag die Badesachen nicht vergessen.
Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir selber ein Bild.
Verschiedene Möglichkeiten, die Rheinschlucht zu erleben
Wandern und Bahnfahren
Die Rheinschlucht oder Ruinaulta, wie sie im Rätoromanisch heisst, kann sowohl von der Flimser als auch der Ilanzer Seite erwandert werden. Auf beiden Seiten gibt es Aussichtsplattformen. Wer Wandern und Bahnfahren durch die Rheinschlucht kombinieren will, wandert auf der Seite von Ilanz, wo die Bahnhöfe liegen. Allerdings werden beide Seiten der Rheinschlucht über Brücken verbunden. Eine davon ist eine Hängebrücke.
Eine sehr bequeme Möglichkeit, die Rheinschlucht zu geniessen, ist eine Zugfahrt mit der Rhätischen Bahn. Von Juli bis Ende Oktober fahren an den Wochenenden sogenannte Erlebniszüge mit offenen Aussichtswagen durch die Schlucht. Mit dem Rheinschlucht Ticket kannst du den ganzen Tag beliebig oft mit Bahn und Postauto fahren. So kannst du Fahren und Wandern kombinieren.
Haltestellen der Rhätischen Bahn, die sich als Ausgangspunkt für eine Wanderung durch die Rheinschlucht eignen, sind: Ilanz, Castrisch, Valendas-Sagogn, Versam-Safien, Trin, Reichenau-Tamins. Hinweis: Zwischen Versam-Safien und Trin muss der Wanderer die Rhätische Bahn benutzen, da der Abschnitt nicht für Fussgänger erschlossen ist.
Allerdings ist die Rheinschlucht ein beliebtes Ausflugsziel an den Wochenenden. Möchtest du also im offenen Postauto oder den Erlebniszügen mitfahren, reserviere frühzeitig. Ansonsten lautet unser Tipp: Vermeide die Wochenenden und Hauptferienzeiten.
Auf dem Wasser durch die Rheinschlucht
Aktiv und dennoch nicht mit Wandern verbunden ist ein River Rafting oder Kajakfahren auf dem Vorderrhein durch die Rheinschlucht. Dies ist von Mai bis Oktober möglich. Es gibt mehrere Anbieter: Swiss River Adventure, wasserchRAFT und die Kanuschule Versam.
Mit dem Fahrrad durch die Rheinschlucht
Gehörst du eher zu den Fahrrad-Enthusiasten, wird es dich freuen, dass es spezielle Fahrradwege durch die Rheinschlucht gibt. Und wenn du glaubst, dass deine Kondition nicht ausreicht, kannst du dir auch ein E-Bike mieten. Tourenvorschläge, Mietstationen und Ladestationen findest du auf der Flims Laax Webseite.
Die Rheinschlucht ist ein Naturschutzgebiet
Die Rheinschlucht ist nicht nur eine spektakuläre Landschaft, sondern auch Heimat vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten. So brütet der Flussregenpfeifer in den Kiesbänken. Deshalb ist es vom 1. April bis 15. Juli verboten, die Kiesbänke der Rheinschlucht zu betreten. Auf den kalkhaltigen Böden wachsen in den lichten Wäldern Orchideen, wie die unter Schutz stehende Frauenschuh Orchidee. Ebenso leben hier zahlreiche Schmetterlingsarten und weitere seltene Vögel und Fledermäuse. Vielleicht hast du Glück und entdeckst entlang deiner Wanderung durch die Rheinschlucht Vögel und Schmetterlinge.
Kleine Wanderung zur Aussichtsplattform Il Spir
Bei unserem Besuch der Rheinschlucht ist es heiss. Wir starten in Flims Waldhaus. Die Mädchen würden am liebsten im wunderschönen Caumasee schwimmen gehen. Doch wie schon die Parkplatzsituation es vor Ort andeutet, gibt es lange Wartezeiten für einen Eintritt zum See.
Tipp: Solltest du vorhaben, im See zu baden, kannst du dir das Eintrittsticket sicherheitshalber vorher über die Inside Laax App kaufen. Für uns ist es zu spät, so wandern wir mit nicht ganz glücklichen Teenagern weiter zur Rheinschlucht.
Was wir nicht haben, ist eine Wanderkarte, weil wir dachten, im Flimser Grosswald wären die Wege ausgeschrieben. An den Wegweisern stehen nur Nummern, kein Ziel. Aber selbst mit Wanderkarte ist nicht immer ganz sicher, welcher Weg zum Ziel führt.
Zwischendurch gibt der Wald den Blick auf die Berge frei. Hat man endlich den Rand der Rheinschlucht erreicht, weiss man gar nicht mehr, ob man das Bergpanorama oder die Schlucht betrachten soll.
So entscheiden wir uns erst einmal, im Ausflugsrestaurant Conn eine Erfrischung zu uns zu nehmen und zu entscheiden, wie es weiter geht. Wir könnten eine Rundwanderung machen und über den Crestasee zurück zum Auto laufen oder es noch einmal beim Caumasee versuchen.
Da uns der Vortag mit der Wanderung zum Tomasee noch in den Knochen steckt, laufen wir nur noch zum Aussichtspunkt II Spir (der Mauersegler), bevor wir den Rückweg antreten. Il Spir ist eine Stahlkonstruktion, die mit ausgebreiteten Flügeln über der Rheinschlucht zu schweben scheint. Allerdings ist durchsichtig über dem Abgrund ist nicht so jedermanns Sache.
Wir entscheiden uns für den Rückweg zum Caumasee und nehmen den Weg, den auch die Pferdekutschen vom Restaurant Conn aus nehmen. Der Weg führt an interessanten Bäumen und Felsen vorbei.
Das Bad im Caumasee muss jedoch auf eine andere Gelegenheit warten.
Wie die Rheinschlucht entstand
Vor ungefähr 10.000 Jahren ereignete sich der Flimser Bergsturz. Die abgestürzten Felsmassen, die ungefähr 10 Kubikkilometer betrugen, bedeckten eine Fläche von circa 50 Quadratkilometer. Die Angaben unterscheiden sich etwas, je nach Quelle. Anschaulich macht es die Gemeinde Flims, die von 12 bis 13 Matterhörnern spricht. Dadurch wurde der heutige Vorderrhein gestaut. Es entstand ein grosser See bei Ilanz, der sich irgendwann einen Abfluss durch die Felsmassen schuf. Das abfliessende Wasser formte nach und nach die spektakuläre Rheinschlucht, die wir heute bewundern können.
Auch der Caumasee, der Crestasee und der Prau Pulté entstanden nach dem Flimser Bergsturz, weil sich andere Bäche ebenfalls einen neuen Weg suchen mussten.