Über den Abra del Acay nach Cachi

Heute nehme ich dich mit auf 470 km Strecke von atemberaubender Landschaft und eine Passfahrt über den Abra del Acay, die wir so nicht auf dem Radar hatten. Diese Strecke bringt uns und unseren Mietwagen an die Grenzen. Am Ende des Tages ist das grösste Problem das Fahren gegen die Zeit. Unsere Fahrt führt uns von San Pedro de Atacama über den Paso de Jama und weiter nach San Antonio de los Cobres über den Abra del Acay nach Cachi. Wenn du Lust hast ein wenig Nervenkitzel zu erleben, dann steig ein und komm mit.

Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mach dir selbst ein Bild.

Die Schönheit der Anden auf der Strasse nach San Antonio de los Cobres

Um zu unserem Zielort Cachi zu kommen, haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können die deutlich weitere Strecke über Salta oder die Strecke durch die Anden über San Antonio de los Cobres und den Abra del Acay fahren. Da der Allradantrieb bei Rusty, unserem alten Ford Pickup, ja nicht funktioniert, erkundigt sich Jörg vor der Entscheidung, welche Strecke wir fahren, noch einmal in der Touristeninformation in San Pedro de Atacama. Dort erklärte man ihm, dass man nur ein Auto mit Bodenfreiheit bräuchte. Sonst kamen keine Informationen zur Strecke. So fahren wir also die landschaftlich reizvolle Strecke auf der 52 zur Grenze zurück und folgen ab dem Olaroz Chico die 70 bis wir die 51 nach San Antonio de los Cobres erreichen.

Auf dem Weg von San Pedro de Atacama über San Antonio de los Cobres zum Abra del Acay können wir uns dem Zauber der Aguas Calientes nicht entziehen und müssen wieder anhalten, um zu fotografieren.
So schön, so einsam – die Aguas Calientes
Wir passieren auf unserem Weg von San Pedro de Atacama zum Abra del Acay  erneut die Grenze zwischen Chile und Argentinien. Die Grenzstation liegt in einer breiten Senke im Nirgendwo und besteht nur aus ein paar Baracken.
Die Grenze zwischen Argentinien und Chile

Die Strasse führt am Rand des Salar de Cauchari vorbei und ist bis fast zum Ende des Salzsees gut zu fahren. Aber das kann sich natürlich mit jedem Regen verändern.

Unser Pickup steht hier einsam auf einer Salzpiste am Rande des Salar de Cauchari. Blauer Himmel, ein paar Schafwölkchen und schneebedeckte Vulkane sind das einzige, woran sich das Auge in der unendlichen Weite des Salzsees festhalten kann. Unsere Fahrt zum Abra del Acay ist bis San Antonio de los Cobres wunderschön.
Am Salar de Cauchari

Am Ende des Salzsees folgen wir den Ausschilderungen auf einer malerischen, sich durch sanfte Hügel schlängelnden Strasse nach San Antonio de los Cobres. Wir kommen richtig gut voran, auch wenn wir immer mal wieder für ein Foto anhalten müssen.

San Antonio de los Cobres ist ein trauriger Ort auf 3.775 m Höhe. In der Nähe befindet sich eine Kupfermine.

In San Antonio de los Cobres gibt es nicht das kleinste bisschen Grün. Dafür steht eine riesige Parabolantenne im Ort. Wahrscheinlich kann man hier ausser Arbeiten, Schlafen und Fernsehen nichts machen.
Reihenhäuser in San Antonio de los Cobres

Von San Antonio de los Cobres zum Abra del Acay

Hinter San Antonio de los Cobres wird die Ruta 51 breiter ausgebaut. Als sich die Ruta 51 von Ruta 40 trennt, folgen wir der Ruta 40 zum Abra del Acay.

Wir fahren auf der Ruta 51 hinter San Antonio de los Cobres auf eine dramatische Bergkulisse auf unserem Weg zum Abra del Acay zu. Die Strasse ist noch eine Gravelroad, wird aber gerade ausgebaut.
Auf der Ruta 51
Der Ruta 40 folgen wir zur Passhöhe Abra del Acay und weiter nach Cachi.
Die Ruta 40 nach der Trennung von der Ruta 51

Am Anfang läuft alles wunderbar. Dann steht plötzlich ein Hinweisschild, welches uns eigentlich hätte stutzig machen sollen. Darauf stehen viele Dinge. Wir verstehen, dass man nur bei Tage fahren soll, irgendetwas von Schlaglöchern steht drauf und dass man die Natur respektieren soll. Ein Auto kommt uns entgegen, der Fahrer hält am Schild und geht erst einmal pinkeln. Wir denken uns nichts dabei. Frohen Mutes fahren wir los.

Die Strasse ist so breit wie ein Auto, sodass wir immer froh sind, wenn hinter der nächsten Kurve kein Auto entgegenkommt. Wir fahren Hügel um Hügel und klettern immer weiter nach oben. Immer mal wieder sehen wir etwas unterhalb der Strasse Baustellenfahrzeuge. In Cachi erfahren wir, dass Argentinien dabei ist, 60.000 km Glasfaserkabel zu verlegen und dass die Bauarbeiten damit zusammenhängen.

Hier haben wir auf dem Weg zur Passhöhe am Abra del Acay eine schöne Aussicht auf die Strecke, die wir schon in vielen Serpentinen zurückgelegt haben.
Blick auf die bereits zurückgelegte Strecke

Wir erwarten, nach jeder Kurve, dass der Blick sich öffnet und es wieder bergab geht. Aber es geht immer nur höher. Je höher wir kommen, desto schlechter wird die Strasse. Baustellenfahrzeuge haben im Matsch tiefe Spuren eingegraben, die inzwischen getrocknet sind.

Mit zunehmender Höhe hat Rusty Probleme mit der Leistung, dafür schluckt es jede Menge Diesel. Kurz vor der Passhöhe Abra del Acay hält Jörg an und rennt 100 m zurück zum letzten Bauarbeiter, den wir gesehen haben, und fragt, ob die Strasse so schlecht weitergeht, denn da wir gefühlt jedes Rad einzeln durch die Spurrillen und Löcher navigieren müssen, kommen wir kaum mehr voran und es sind noch etliche Kilometer bis Cachi.

Jörgs sportlicher Einsatz auf nun fast 5.000 m Höhe zeigt, wie viel Adrenalin inzwischen durch seine Adern pulsiert. Der Bauarbeiter beruhigt ihn, dass wir gleich die Passhöhe erreicht haben und die Strasse danach besser würde. Die Passhöhe befindet sich auf 4.895 m. So hoch wollten wir eigentlich nie klettern. Die Kinder klagen inzwischen über Kopfschmerzen. Ob sie von der Höhe oder von der Anspannung, die sich von den Eltern auf die Kinder überträgt, kommt, bleibt ungewiss. Wir wissen nur, die Zeit drängt und wir wollen wieder runter.

Das Bild zeigt das Schild der Passhöhe Abra del Acay mit einer Höhe von 4.895 m
Passhöhe Abra del Acay

Vom Abra del Acay nach Cachi – immer an der Wand lang

Augen zu und durch oder wie meine Grossmutter zu sagen pflegte: «Sind wir über den Schwanz gekommen, kommen wir über den Hund».

So fahren wir also weiter. Herunter geht es immer, die Frage ist nur wie. Die Strasse wurde tatsächlich etwas besser, gefühlt aber schmaler. Wir schrauben uns endlos langsam immer an der Wand lang die Berge wieder herunter. Kein Wunder, dass die Strasse auf der Landkarte kerzengerade aussieht. Mal ist ein Stück der Strasse weggebrochen, mal ist sie durch Wasser ausgespült, mal sind Felsnasen zu umrunden – es ist nervenaufreibend und zeitaufwendig. Teilweise ist der Abgrund direkt neben uns, was Jörg gar nicht schätzt. Jedenfalls fahren wir und fahren und kommen unserem Ziel nicht wirklich näher.

Hinter dem Pass geht es wieder runter, dunkle Wolken im Kontrast zum schneebedeckten Berg und im Vordergrund sieht man den Strassenverlauf
Hinter dem Pass geht es wieder runter
Die Sonne steht schon tief, die Gipfel und der Weg liegen schon im Schatten
Die Sonne steht schon tief

Als wir eine Art Talboden auf 3.000 m Höhe erreichen, verschwindet auch noch die Sonne langsam hinter den Gipfeln. Wir folgen dem Tal mit seinem Fluss. Die Strasse führt hoch und runter. Den Fluss müssen wir mehrmals durchs Wasser überqueren. Flussdurchfahrten haben wir zwar in Australien schon geübt und auch der Wasserstand ist nicht problematisch, aber mit zunehmender Dunkelheit wird es nicht einfacher.

Dann endlich sehen wir in der Ferne Lichter in der Dunkelheit. Sie lassen uns hoffen, dass wir bald in Cachi sind. Nur leider führt die Strasse immer daran vorbei und wir sind wieder in der Dunkelheit gefangen. Auch, wenn die Strasse jetzt deutlich breiter ist, geht es immer noch hoch und runter. Es ist stockdunkel, kein Mond erhellt den Himmel. Ich sitze quasi im Ausguck und versuche den Verlauf der Strasse am Ende des Scheinwerferlichtes zu erkunden. Jörg konzentriert sich auf die unmittelbar vor ihm liegende Strasse. So navigieren wir durch die Schwärze der Nacht.

Ich sage an: hoch, runter, Kurve zu dir, Kurve zu mir (rechts und links bekomme ich nicht mehr hin) und Jörg fährt. Wir fahren an dunklen Gehöften vorbei, wo sich jeweils eine Anzahl kläffender Hunde auf unser Auto stürzt und wir alle Mühe haben, sie nicht zu überfahren. Zwei Hasen versuchen Selbstmord zu verüben, aber wir sind langsam genug, um rechtzeitig zu bremsen. Wir wollen nur noch ankommen und aus diesem Albtraum der Nacht im Licht aufwachen.

Willkommen in Cachi

Wir erreichen Cachi, aber unser Hotel, das La Merced Del Alto, ist auf keinem der vielen Hinweisschilder zu finden. Vollkommen fertig, halten wir an einer Pizzeria und erkundigen uns nach dem Weg. Da es kompliziert zu erklären ist, weil das zum Hotel umgebaute Kloster etwas ausserhalb der Stadt liegt, wird der Pizzabote mit seinem Moped vorausgeschickt, sodass wir hinterherfahren können.

Nach 13 Stunden Fahrt erreichen wir um 22.00 Uhr unser Hotel. Die Rezeptionistin war bereits am Telefonieren, weil wir nicht eingetroffen sind und doch 2 Zimmer für 2 Nächte gebucht hatten. Nach unserer Erklärung, welchen Weg wir gekommen sind, öffnet sogar der Küchenchef seine gerade geschlossene Küche noch einmal. Bei einem leckere Abendessen fallen die Strapazen der Fahrt langsam von uns ab.

Wir lernen aus dieser Fahrt über den Abra del Acay und schauen uns seit dem bei Reiseplanungen stets auch den Streckenverlauf auf der Satellitenkarten an.

Den nächsten Tag erholen wir uns in Cachi.

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