Edinburgh in Zeiten von Festivals

Edinburgh befindet sich im Ausnahmezustand. Menschenmassen sind in der Stadt unterwegs. Neben dem Military Tattoo findet auch das Kleinkunstfestival Fringe und weitere Events statt. Unsere Pläne für die Besichtigung von Edinburgh lösen sich in Rauch auf, denn viele Sehenswürdigkeiten entlang der Royal Mile sind ausgebucht oder haben lange Wartezeiten. Irgendwann wird es zu viel, sodass wir noch Calton Hill erwandern und den Blick auf die Stadt von oben geniessen.

Nachdem wir am Vortag die Beschaulichkeit der schottischen Grenzregion genossen haben und Melrose Abbey und den Gärten von Schloss Alnwick steht heute das Kontrastprogramm an.

Auf dem Weg zum Edinburgh Castle. Menschen schieben sich durch die Strasse.
Auf dem Weg zum Edinburgh Castle

Bereits die Anreise mit dem Auto entpuppt sich als böser Fehler. Einerseits finden wir keine Parkhauseinfahrten bei den Adress-Codes und andererseits ist die Stadt komplett verstopft. Erleichtert finden wir nach einer halben Stadtrundfahrt schlussendlich am Bahnhof Waverley Station doch noch einen Parkplatz. Obwohl Busfahren in Edinburgh auch seine Tücken hat, wie wir ein paar Tage später lernen.

Auf der Royal Mile zum Edinburgh Castle

Menschenmassen sind gar nicht unser Ding. Dennoch stürzen wir uns mutig ins Getümmel der vor lauter Menschen überquellenden Stadt. Im wahrsten Sinne des Wortes lassen wir uns von der Menge Richtung Schloss schieben und bleiben hier und da bei den Künstlern, Zauberern, Akrobaten und Musikern stehen und verfolgen eine Zeit lang ihre Aufführungen. Die Stimmung ist unglaublich. Das obere Ende der «Royal Mile» hat sich in eine Fussgängerzone verwandelt. Überall steht Polizei und beobachtet das Treiben.

Die Royal Mile von Edinburgh mit Eingang zum Fringe Festival und jeder Menge Menschen.
Die Besucherlawine schiebt sich durch die Royal Mile
Strassenkünstler mit Einhorn auf der Royal Mile in Edinburgh. Das Einhorn steht auf den Hinterbeinen und der Zauberer schwebt scheinbar in der Luft.
Strassenkünstler mit Einhorn
Auf der Royal Mile in Edinburgh lockt "The neon sheep shop" mit einem pinkfarbenen Schaf die Kundschaft in den Laden. Die Schaufensterauslage befindet sich auf Podesten, die am Fuss an neonfarbene post its erinnern.
Das pinkfarbene Schaf wirkt wie ein Magnet, auch wir landen im Laden mit vielen netten Sachen

Gern hätten wir die berühmtesten Geister der Stadt im Real Mary King’s Close getroffen, nur sind die Touren schon bis zum Abend ausgebucht. Auch an der Camera Obscura steht eine lange Schlange von Menschen. Da haben wir nicht wirklich Lust, uns anzustellen, auch wenn neben der Camera Obscura noch die Welt der Illusion mit tollen Fotomöglichkeiten gelockt hätte.

So lassen wir uns erst einmal bis zum Edinburgh Castle weiterschieben. Bevor man das Innere des Schlosses erreicht, geht es vorbei an den Tribünen für das Military Tattoo, für das wir am Ende unserer Reise Karten haben. Edinburgh Castle wimmelt genauso vor Menschen, wie die Stadt. Es ist so voll, dass wir überall anstehen müssen, selbst für einen Blick auf die Stadt über die Schlossmauern.

Der Eingangsspruch über dem Edinburgh Castle lautet: Nemo me impune lacessit - Niemand greift mich ungestraft an.
Nemo me impune lacessit – Niemand greift mich ungestraft an.
Die temporäre Tribüne für das Military Tattoo verbaut den Blick auf die Stadt, nicht aber auf Arthur's Seat im Hintergrund.
Die temporäre Tribüne für das Military Tattoo mit Arthur’s Seat im Hintergrund
Blick von Edinburgh Castle auf Waverley Station, Riesenrad und Calton Hill im Hintergrund
Blick von Edinburgh Castle auf Waverley Station, Riesenrad und Calton Hill im Hintergrund

Um die Insignien der Macht Schottlands (Krone, Zepter und Schwert) zu sehen, brauchen wir 45 Minuten. Gut, dass wir uns wieder einen Audioguide besorgt haben, so können wir anstehen und uns in aller Ruhe die Geschichte um die Rettung dieser Insignien anhören. Durch die Ausstellung werden wir geschoben. Wir besichtigen noch ein paar Räume, aber verlassen dann das Schloss, ohne alles gesehen zu haben.

Abseits der Royal Mile, in einer Nebenstrasse, finden wir ein Restaurant, in dem wir uns stärken. Mit neuen Kräften, machen wir uns noch auf den Weg, den Calton Hill zu besteigen. Stevenson, der Autor der Schatzinsel, soll gesagt haben, dass man von diesem Hügel den schönsten Blick auf die Stadt hat.

Der Calton Hill

Auf dem Calton Hill stehen das City Observatorium, das National Monument und das Nelson Monument.

Auf dem Calton Hill: Im Bild links das National Monument und mittig das Nelson Monument schräg von unten fotografiert.
Calton Hill mit National Monument und Nelson Monument

Das National Monument ist Schottlands nationales Denkmal für die schottischen Soldaten und Matrosen, die bei den Kämpfen in den Napoleonischen Kriegen ums Leben kamen. Das Denkmal ist dem Parthenon in Athen nachempfunden. Der Bau begann 1826 und wurde mangels finanzieller Mittel 1829 unvollendet gelassen. Dieser Umstand führte zu verschiedenen Spitznamen. Der Spitzname, «Der Stolz und die Armut Schottlands» trifft es am besten. Heute wird es als Kulisse genutzt, beispielsweise für das Beltane Feuerfest, das jährlich am 30. April stattfindet und die Sommersaison einleitet.

Das Nelson Monument ist ein Gedenkturm zu Ehren von Vizeadmiral Horatio Nelson. Das Denkmal wurde zwischen 1807 und 1815 errichtet, um an Nelsons Sieg über die französische und spanische Flotte in der Schlacht von Trafalgar 1805 und seinen eigenen Tod in der gleichen Schlacht zu erinnern.

Turm des Nelson's Monument durch die Säulen des National Monuments gesehen
Turm des Nelson’s Monument durch die Säulen des National Monuments gesehen

Der Turm erhebt sich 32 m auf dem Hügel. Auf der Spitze des Turms befindet sich eine Zeitkugel. Dabei handelt es sich um eine grosse Kugel, die angehoben und abgesenkt wurde, um die Zeit zu markieren. Diese Kugel wurde 1853 installiert, damit die Schiffe ihre Uhren einstellen können. Ursprünglich wurde die Zeitkugel durch eine Uhr im angrenzenden City Observatory ausgelöst. Sie wird kurz vor 13.00 Uhr angehoben und um genau 13.00 Uhr fallen gelassen. Dies konnten die Seeleute im Hafen von Leith sehen. Die Zeitkugel war bis zu einer starken Beschädigung 2007 in Betrieb. 1861 kam noch die 13.00 Uhr Kanone vom Edinburgh Castle als akustisches Signal dazu. Nach der Restaurierung 2009 wird nun der Mechanismus der Zeitkugel manuell basierend auf dem Schuss der 13.00 Uhr Kanone ausgelöst.

Auf dem Calton Hill sollte man einmal herumgehen. Man hat einen herrlichen Blick auf den Firth of Forth, Arthur’s Seat und Holyrood Palace. Auf den Sonnenuntergang wollen wir aber nicht mehr warten. Müde wandern wir zurück zu unserem Auto. Der Heimweg mit dem Auto ist dann deutlich schneller als die Anreise. Uns haben die vielen Menschen irgendwann nur noch gestresst, weshalb wir am nächsten Tag wieder aufs Land fahren. Mit Falkland Palace, Secret Bunker und den romantischen Fischerdörfern am Fife Coastal Path wird es wieder ein abwechslungsreicher Tag.

Blick vom Calton Hill auf den Firth of Forth - gelbe Blumen, alte Häuser und Schornsteine und Industrie im Hintergrund.
Blick vom Calton Hill auf den Firth of Forth
Vom Calton Hill in Edinburgh hat man einen guten Blick auf Arthur's Seat, der wie ein schräges Plateau unvermittelt in die Luft ragt.
Arthur’s Seat, «… einem Berg aufgrund seines kühnen Designs» R. Stevenson
Blick vom Calton Hill auf Holyrood Palace
Vom Calton Hill hat man auch einen guten Blick auf Holyrood Palace
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