Normalerweise zieht man am Ende eines jeden Jahres eine Bilanz. Ich bin spät dran, aber bevor die neue Saison mit dem Wohnmobil startet, will ich doch kurz auf unsere Erfahrungen beim Reisen mit dem Wohnmobil im Jahr 2021 zurückblicken. In meinem Jahresrückblick 2021 habe ich ja schon über das grosse Thema «Camping zu zweit» und über meine Beobachtungen zum Campingverhalten geschrieben. In diesem Beitrag frage ich mich, ob es sich für uns gelohnt hat, ein Wohnmobil anzuschaffen, obwohl wir alle Arten des Reisens lieben. Weiterhin teile ich unsere nützlichen Tipps für das Reisen mit dem Wohnmobil mit dir.
Mit dem Wohnmobil unterwegs – Bilanz 2021
Nachdem wir unser Wohnmobil im Oktober 2020 recht spontan gekauft haben, war das Jahr 2021 unser erstes Jahr mit eigenem Camper. Vorher waren wir vor allem in den USA und Australien mit Camper unterwegs. Nun war das Jahr 2021 ja nicht ganz einfach in der Reiseplanung. So waren wir sehr froh, über die Möglichkeit mit unserem Mini-Haus auf Rädern einfach mal losziehen zu können. Gleich zwei Mal sind wir dem Frühjahr entgegen gefahren und haben trotz der ganzen Restriktionen das dolce vita im Tessin genossen. Allein nur schon, weil wir endlich mal wieder die Sonne in dieser insgesamt verregneten ersten Jahreshälfte zu sehen bekamen, hat es sich gelohnt

Diesen permanenten Regen und die aufgeweichten Böden kann man sich schon gar nicht mehr vorstellen. Aber der Regen war ein bestimmender Faktor beim Reisen mit dem Wohnmobil in 2021. Die Wetter-App war unser Kompass. Mit eigenem Wohnmobil sollte spontanes Reisen eigentlich kein Problem sein. Allerdings erfreut sich Camping seit den Restriktionen einer so grossen Beliebtheit, dass es schon wieder schwierig wird. Eine Woche haben wir es im Schweizer Jura ausprobiert, wie das rund um einen Feiertag ohne Reservation aussieht. Geht zwar alles, aber auf die Optimierung der Urlaubstage verzichten wir zukünftig.

Erst im Herbst bei einer Auszeit am Genfersee haben wir bemerkt, dass man im Wohnmobil auch schwitzen kann. Bis dahin war die Heizung auf den Reisen mit dem Wohnmobil im Jahr 2021 unser wichtigstes Tool.

Noch später im Herbst haben wir dann zum ersten Mal die Schweiz mit dem Wohnmobil verlassen und sind nach Deutschland gereist, wo wir einen privaten Stellplatz hatten.
So kamen wir 2021 auf fünf Auszeiten im Wohnmobil für 4 bis 7 Tage. Wenn du dich jetzt fragst, warum wir nicht länger mit dem Wohnmobil unterwegs waren, so hängt das damit zusammen, dass unser Wohnmobil nur für 2 Personen gedacht ist. Reisen wir als Familie, reisen wir nicht mit dem Wohnmobil, sondern eher mit Mietwagen und Unterkunft wie letztes Jahr spontan in Portugal.
Reisen mit dem Wohnmobil jenseits der Werbebroschüren Romantik
Der grosse Traum von Freiheit
Der Traum von der Freiheit, los zu fahren, wohin man will und wann man will, ist nicht so aufgekommen, wie wir ihn von den USA und Australien kannten. Das hängt sicher zum einen mit den fehlenden Weiten und der Pandemie zusammen. Schliesslich brauchte es im Frühjahr als alle im eigenen Land unterwegs waren, Vorbereitungen und Kompromisse. Und auch später musste man spätestens beim Überschreiten von Landesgrenzen genau schauen, welche Bedingungen, Formulare, und Tests gebraucht wurde. Insofern sind wir gespannt, wie wir 2022 erleben werden, welches sich jetzt im Frühjahr in den meisten Ländern deutlich entspannter anlässt. Weshalb wir auch die Chance nutzen werden, um erst einmal als Familie nach drei Jahren wieder nach Schottland zu reisen.
Zum anderen haben wir unser Wohnmobil den Grössenverhältnissen der Schweiz angepasst. Klein und wendig, aber dafür müssen wir uns genau überlegen, was wir einpacken. Sind wir anfangs noch mit Transportkiste für Grill und Tisch unterwegs gewesen, haben wir recht schnell darauf verzichtet. Das Auto fährt sich ohne Kiste besser, denn dann funktioniert der Totwinkelassistent und die Rückfahrkamera.

Trotz dauernder Optimierung braucht es immer noch seine Zeit bis alles im Wohnmobil verstaut ist und die Vorräte wieder eingeladen sind. Ich weiss, andere Leute räumen zu Saisonbeginn alles ein und am Ende wieder aus, aber manche Lebensmittel schätzen die Kühle für die Lagerung und unser Wohnmobil steht vor dem Haus. Aber unser System mit stapelbaren Boxen entpuppt sich als hilfreich.
Am Ende der Reise kommen alle Dauerlebensmittel, Gewürze und Reiseapotheke in eine Box und warten im Keller auf den nächsten Einsatz. So muss ich bei der nächsten Reise schon nicht mehr gross überlegen, sondern alles nur wieder einräumen. Nach der letzten Tour wird alles in den Haushalt integriert, damit es nicht abläuft.
Da wir nie wissen, was kommt, fahren wir stets mit einem 30 bis 50 Prozent gefüllten Wassertank los. Und da Wasser appetitlicher ist, wenn es frisch ist, heisst das immer vor der Abreise auffüllen, nach der Reise wieder ablassen. Also ganz so spontan ist die vermeintliche Freiheit auch nicht.
Unterwegs sein, das grosse Glück?
Im Jahr 2021 waren wir mit dem Wohnmobil nicht lange genug am Stück unterwegs, um das grosse Glück zu finden. Auch fehlen der Schweiz definitiv dünn besiedelte Gebiete und ein Meer. Das kleine Glück haben wir aber durchaus gefunden. Und da wir das Wohnmobil am Haus jeden Tag sehen, haben wir auch ein starkes Bedürfnis mit dem Wohnmobil zu reisen.

Ob sich der finanzielle Aufwand gelohnt hat, sei dahin gestellt. Selbst wenn man die Abschreibung auf die Anschaffungskosten mal vergisst, bleiben doch noch Versicherungen, Steuern und Wartung übrig. Und da haben wir noch Glück, dass wir keine Unterstellkosten haben.
Betrachtet man die Anschaffung von der ideellen Seite, sieht die Bilanz viel besser aus. Wir bleiben flexibel und werden nicht behäbig. Mit jeder weiteren Reise wissen wir, wie das perfekte Wohnmobil für uns und den Traum, die Panamerica zu fahren, aussehen würde. Wir sind nicht darauf angewiesen, dass Hotels oder Restaurants geöffnet haben. Und unsere Zeit kommt noch, um länger mit dem Wohnmobil zu reisen, und dann werden sich auch die Kosten relativieren. Ein weiteres grosses Plus, mit dem Wohnmobil zu reisen, ist, dass man interessante und entspannte Leute kennenlernt. Mit einem eigenen kleinen Wohnmobil gehörst du irgendwie dazu und das Alter spielt keine Rolle.

Das einzige, worauf wir uns vorerst nicht einlassen werden, ist Wintercamping. Sicher haben wir einmal zu oft im Wohnmobil gefroren. Aber auch das Problem mit Kondenswasser bei grossen Temperaturunterschieden und der vorhandene Stauraum sprechen nicht für Wintercamping. Da macht sich die kleine Grösse unseres Wohnmobils beim Reisen dann doch bemerkbar.
Dennoch können wir uns gut vorstellen, das grosse Glück unterwegs zu finden, wenn wir ausserhalb der Hauptreisezeiten für länger und weiter weg reisen. Vorerst wird es bei den kleineren Auszeiten bleiben, da unsere mehr oder weniger erwachsenen Töchtern noch gern Abenteuer mit uns erleben.
Praktische Tipps für unterwegs
Platz sparen unterwegs
Wenn der Platz knapp bemessen ist, wird man erfinderisch. Und da wir immer nur für einen überschaubaren Zeitraum unterwegs waren, hat uns der folgende Tipp gefallen. Einfach ein Glas mit einer Backmischung für ein Brot zu Hause vorbereiten. So kann man im Bedarfsfall schnell ein frisches Brot im Omnia Backofen zaubern oder frische Brötchen auf dem Grill bereiten. Nur noch Flüssigkeit dazu geben, umrühren oder kneten, ein wenig stehen lassen, backen und geniessen. Braucht man es nicht, weil der Campingplatz einen morgendlichen Brötchen- und Brotservice bietet, ist es auch kein Beinbruch. Dann bleibt die Backmischung fürs nächste Mal oder kommt zu Hause zum Einsatz.
Auch mache ich mir immer vorher Gedanken, was man essen könnte, so dass ich nur die Zutaten für diese Gerichte dabei habe. Ich habe zu Hause ein paar einfache One-Pot-Gerichte ausprobiert, so dass wir auch auf Reisen schnell etwas leckeres essen können. Geht man doch lieber essen, ist es auch ok. Zu viel frische Lebensmittel können wir sowieso nicht unterbringen.
Feuer machen und Mücken
Da ich im Garten Salbei habe, nehme ich auch immer etwas getrockneten Salbei mit auf Reisen. Wenn man den verbrennt suchen sich die Mücken lieber ein anderes Opfer. Für mich riecht es angenehmer als die käuflich zu erwerbenden Räucherstangen. Citronella aus der Apotheke hilft aber auch sehr gut und riecht angenehmer.
In der Schweiz gibt es viele Picknickplätze mit Feuerstellen und oft sogar Feuerholz. Will man beispielsweise auf einer Wanderung eine Wurst braten, bietet es sich an, ein paar Briketts mitzunehmen. Packt man diese in einen kleinen Eierkarton hat man nicht nur eine Verpackung, sondern auch gleich den Feueranzünder dabei.
Sauberkeit im Wohnmobil
Und das wichtigste, was wir dieses Jahr bei all dem Matsch und Regen gelernt haben: Wir reisen nie mehr ohne Duschhauben. Ja du hast richtig gelesen. Duschhauben sind multifunktional. Unter anderem kannst du sie zweckentfremden und dir rasch über matschige Schuhe ziehen, so dass das Wohnmobil sauber bleibt, auch wenn es mal schnell gehen muss. Auch als Regenschutz für die Kamera sind sie sehr praktisch. Du kannst natürlich auch im Baumarkt versuchen, die für Schuhe gedachten Überzieher zu finden.
Praktische Websites und Apps für das Reisen mit dem Wohnmobil
Zurück zur Natur und Urlaub im eigenen Land waren die ganz grossen Trends 2021. Dadurch sind zahlreiche neue Angebote entstanden. Die Stellplatzsuche ist dabei immer ein Thema.
Websites für die Suche nach einem Stellplatz
Wenn du für Deutschland einen privaten Stellplatz in einer landschaftlich schönen Umgebung suchst, können wir dir die Website Hinterland.Camp empfehlen. Hier bieten private Leute Stellplätze oder die Übernachtung in einem Bungalow, Zirkuswagen etc. an. Eine Karte zeigt übersichtlich die Angebote an. Ein Klick auf einen Platz und eine Seite mit Bildern und weiteren Angaben öffnet sich. Auch auf der Website stadt-land-bus-camping wirst du fündig.
Eine Antwort auf überfüllte Campingplätze sind Pop-up-Camps. Das sind saisonale Campingplätze, die häufig in landschaftlich schönen und ungenutzten Flächen entstehen. Es gibt sie inzwischen in zahlreichen europäischen Ländern. Du kannst bei pop-up camps schauen, die vor allem Deutschland im Angebot haben. Deutlich breiter gefasst ist das Angebot von jetcamp. Hier findest du neben Pop-up Camps auch Glamping Angebote (luxuriöses Camping im bereits aufgestellten Zelt) für die Niederlande, Schweden, Belgien, Frankreich und England.
Auch in der Schweiz gibt es Pop-up Camps, man muss sie nur finden. Einige werden auf der Website von gocamping aufgeschaltet. Einfach Zeitraum und Gebiet in die Suche eintragen, dann erscheinen alle Campingplätze. Da aber in der Schweiz jeder Kanton sein eigenes Süppchen kocht, lohnt es sich gegebenenfalls, die Tourismus Website des Kantons aufzurufen und nachzufragen. Oft gibt es eine Chatfunktion.
Apps für die Suche nach einem Stellplatz
Die Apps für gezähmtes wildcampen findest du im App Store. Da wäre einmal die inzwischen recht bekannte App park4night. Bei dieser App kannst du sowohl einen Ort suchen, als auch einen gefundenen Ort mitteilen oder einen Ort kommentieren.
Eine weitere App und Website ist vansite. Hier werden naturnahe Stellplätze für meist kleines Geld in Deutschland, Österreich und den Niederlanden vermittelt.
Die App von Campern für Camper hat bereits 25.000 Stellplätze in Europa und wird ständig erweitert. Über die App oder Website von Womo-Stellplatz hast du Zugriff auf Stellplätze und kannst die Bewertungen sehen.
Es gibt viele weitere Apps und Websites. Hast du noch eine besondere Empfehlung oder Ergänzung, dann freuen wir uns auf einen Kommentar.