Lunuganga und sein Erbauer Geoffrey Bawa

Die Besichtigung des «schönsten Gartens Südasiens» – Lunuganga von Geoffrey Bawa – steht noch auf unserer Wunschliste, bevor diese Sri Lanka Reise endet und es zum Flughafen geht. Lunuganga war das persönliche Anwesen des international bekannten Architekten Sri Lankas, in welchem er über Jahrzehnte seine Designphilosophie umsetzte. Ich lade dich ein, uns bei einem Besuch des Anwesens zu begleiten und dabei etwas über den Erbauer Geoffrey Bawa zu erfahren. Das Anwesen befindet sich unweit von Bentota und sollte nicht mit dem Brief Garden des älteren Bruders Bevis Bawa verwechselt werden. Dieser befindet sich 10 km nordöstlich von Aluthgama beim Dorf Kalawila.

Anreise zu Lunuganga

Lunuganga versteckt sich, fast so, als wollte es gar nicht gefunden werden. Die Tuk Tuk Fahrer von Bentota wissen den Weg, aber sonst muss der schönste Garten Asiens ein Geheimtipp sein. Nicht das kleinste Hinweisschild macht es unserem Fahrer einfacher. Dies ist umso erstaunlicher, als im ehemaligen Wohnhaus von Geoffrey Bawa auf Lunuganga auch ein kleines Gästehaus betrieben wird.

Für Nichtgäste werden die Tore zu Lunuganga viermal am Tag kurz vor Beginn der Führungen geöffnet. Wer zu spät kommt, hat Pech. Das grosse Eingangstor bleibt dann unerbittlich geschlossen, weshalb wir fast eine Stunde zu früh ankommen. Auch die anderen Teilnehmer der Führung kommen deutlich früher. Nicht einmal ein Name am Tor verrät uns, dass wir richtig sind. Die Fahrer erkundigen sich bei den Torhütern, um sicher zu sein. Ein liebloses A4 Blatt in Folie, welches die Zeiten der Tour mitteilt, ist alles, was darauf hindeutet, dass wir richtig sind. Bei unserem Besuch waren die Tourzeiten 9.30 Uhr, 11.30 Uhr, 14.00 und 15.30 Uhr.

Wer war Geoffrey Bawa?

Beschäftigt man sich mit dem Werdegang von Geoffrey Bawa, dem berühmtesten Architekten Sri Lankas und einflussreichen Architekten in Asien, dann erfährt man viel über einen bemerkenswerten Menschen.

Geoffrey Bawa wurde 1919 in Colombo (damals noch britisch Ceylon) in eine multiethnische Familie hineingeboren. Wie sein Vater, ein erfolgreicher Rechtsanwalt, reiste Geoffrey Bawa für ein Jurastudium nach England. Nach dem Studium kehrte er 1944 als Rechtsanwalt zurück und arbeitete im Folgenden kurzzeitig in einer Anwaltskanzlei.

Büste von Geoffrey Bawa
Büste von Geoffrey Bawa

Nachdem seine Mutter verstorben war, reiste er für zwei Jahre in den Fernen Osten, durch die Vereinigten Staaten und Europa. 1948 kehrte er nach Sri Lanka zurück. Dort kaufte Geoffrey Bawa eine Kautschuk Plantage mit einem Bungalow aus den 30er Jahren in der Absicht, diese in einen Garten zu verwandeln. Wir kennen diese Plantage heute als Lunuganga.

Da ihm notwendiges Wissen für die Umgestaltung fehlte, ging er im Architekturbüro Edwards, Reid und Begg in Colombo in die Lehre. Als sein Lehrer und letzter verbliebener Partner Reid 1952 verstarb, kehrte Geoffrey Bawa für ein Studium der Architektur nach England (Cambridge) zurück.

Im Alter von 38 Jahren begann er dann seine Karriere als Architekt in Sri Lanka. Er hatte indessen seine Berufung gefunden. Bis zu seinem Tod im Jahr 2003 entwarf er über 90 Bauten. Darunter befanden sich Privathäuser, Hotelanlagen, Schulen, Firmensitze, Kirchen und auch das neue Parlamentsgebäude. Seine Werke sind alle im Standardwerk «The Complete Works» dokumentiert. Er gilt als Mitbegründer des «Tropical Modernism» und erhielt viele Auszeichnungen für sein Werk.

Geoffrey Bawas Synthese von Architektur und Natur

Lunuganga – ein Garten der besonderen Art

An seinem tropischen Paradies Lunuganga arbeitet Geoffrey Bawa bis zu seinem Tod. Es gab keinen fixen Plan, sondern der Garten entwickelte sich im Laufe der Zeit. Wobei es kein Garten im klassischen Sinn mit Beeten und Blumen ist. Der Garten stellt sich mehr als eine Abfolge verschiedener Lebensräume dar, die jeweils zu einem eigenen Kunstwerk kombiniert wurden. Das verbindende Element der einzelnen Räume ist zivilisierte Natur. Das Spiel von Licht und Schatten und den unterschiedlichen Grüntönen ist beeindruckend. Kunstwerke überraschen den Besucher. Teilweise arbeiteten bis zu 40 Gärtner und weitere Angestellte für ihn.

Ein grosser Bambus, ein Wasserbecken, Treppen - Spiel mit Licht und Schatten im schönsten Garten Sri Lankas - Lunuganga von Geoffrey Bawa
Licht und Schatten
Ein grosses Windspiel über dem Schmetterlingsteich und wieder Licht und Schatten und Spiegelungen - Lunuganga
Windspiel am Schmetterlingsteich

Wer wirklich in diesen Garten eintauchen möchte, muss ein oder zwei Nächte im Gästehaus von Lunuganga verbringen. Denn nur Gäste dürfen sich frei im Paradies bewegen und haben die Chance, die Lichtstimmungen zu unterschiedlichen Tageszeiten wahrzunehmen.

Dass es sich um ein tropisches Paradies handelt, merken wir heute unangenehm am feucht-heissen Wetter. Alles klebt schon vom Nichtstun. Pünktlich werden die wenigen Besucher am Tor vom Guide zur Führung abgeholt und laufen die Auffahrt durch einen kleinen Dschungel Richtung Haupthaus. Wir biegen jedoch ab, bevor wir es erreicht haben.

In diesem luftigen Vorhof mit viel Schatten beginnt die Führung durch das private Gartenparadies Lunuganga von Geoffrey Bawa
Hier beginnt die Führung

Nachdem alle ihre Eintrittsgebühr bezahlt haben, fängt die Führung an. Und schon befinden wir uns in einem Dilemma. Hören wir den Ausführungen des Guides zu oder versuchen wir den Garten auf uns wirken zu lassen und ein paar Fotos zu schiessen. Beides gleichzeitig ist unmöglich, da uns der Führer von Lunuganga im Schweinsgalopp durchs Gelände hetzt. Wir lösen das Dilemma, indem die Mädchen den Ausführungen des Guides folgen, während wir den Garten auf uns wirken lassen.

Von der Kautschuk Plantage zum Paradies – Lunuganga

Als Geoffrey Bawa mit der Umgestaltung der Plantage begann, schaffte er zuerst einen freien Blick über den See mit seiner Insel. In einem weiteren Schritt erschuf er eine lange weite Aussicht auf den im Süden gelegenen «Cinnamon Hill«. Das Gelände fällt erst vom Haus in eine Senke und erhebt sich dann wieder. Tatsächlich aber führt in der Mitte eine Strasse zu einem anderen Grundstück. Diese wurde tiefer gelegt und gut verborgen, damit sie das Gesamtbild nicht stört. Erst wenn man durch den überdachten Durchgang des Draftmen’s House geht, sieht man, dass man sich tatsächlich auf einer Brücke befindet, die die Strasse überquert. Zugleich bildet eine dichte, aber niedrige Bepflanzung mit Sträuchern eine undurchdringliche Barriere rechts und links neben der Strasse.

Den «Cinnamon Hill» liess Bawa 3 m abtragen, damit er vom Haus einen Blick auf eine im Hintergrund liegende Erhebung mit einer Stupa jenseits des Sees erhielt. Heute sieht man die inzwischen zugewachsene Stupa nicht mehr.

Blick vom Tisch auf der Veranda auf Cinnamon Hill. Die tiefergelegte Strasse ist perfekt durch die niedrigen Sträucher verborgen. privates Gartenparadies des Architekten Geoffrey Bawa - Lunuganga
Blick vom Wohnhaus von Geoffrey Bawa auf den Cinnamon Hill

Die Tour führt auch am Bungalow der Kautschuk Plantage vorbei, dessen Innengestaltung leider nur durch die spiegelnden Scheiben betrachtet werden kann.

Fotos von Lunuganga

Die Führung beginnt irgendwo hinter dem Haus. Es ist schwer zu sagen, denn Gebäude, Höfe und Veranden verbinden sich nahtlos miteinander. Deshalb gibt es jetzt noch ein paar Impressionen von Häusern und Garten von Geoffrey Bawa.

Weiter geht es hinab zum Schmetterlingsteich und den Reisfeldern. Gleich hinter den Reisfeldern gelangt man anschliessend durch schachbrettmusterartige Steinplatten, die von Frangipani Bäumen gesäumt werden, zum See.

Der Schmetterlingsteich hat einen Steg, der in der Mitte eine runde Sitzgelegenheit bietet - Lunuganga
Schmetterlingsteich
Frangipani Bäume mit weit ausladenden Ästen am Seeufer in Lunuganga
Die Frangipani Bäume müssten März bis Juni blühen.
Das Seeufer von Lunuganga mit Treppen und Mäuerchen und vielen grünen Bäumen eingefasst.
Hier zu verweilen wäre schön

Die Gestaltung des Seeufers hat einen italienischen Touch. Immer wieder werden wir vom Garten überrascht. Mal schaut Pan aus dem Unterholz, mal ist es ein inzwischen überwuchertes Windrad und ein anderes Mal sind es weidende Kühe. Besonderen Spass machen uns die unzähligen Glocken, die man überall im Gelände finden kann.

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Das Wohnhaus von Geoffrey Bawa

Eine Besichtigung des Hauses ist uns leider nicht gestattet. Nicht einmal den Blick von der Terrasse über den See können wir geniessen, denn diese Aussicht ist den Gästen vorbehalten. Der Eindruck mit den kahl in den Himmel ragenden Ästen des Frangipani Baumes ist schon grandios. Die Wuchsform der Frangipani Bäume ist auch nicht zufällig entstanden, sondern wurde durch das Beschweren von Ästen erreicht. So breiten sich die Äste noch mehr als normal aus.

Blick auf das Wohnhaus von Geoffrey Bawa.
Von der schattigen Terrasse muss man einen unglaublichen Blick über den See geniessen können

Am Ende der Terrasse fällt das Gelände steil zum See hin ab.

Blick zum See von der Rückseite des Geoffrey Bawa Hauses mit einer Statue und einem kahlen Frangipani Baum - Lunuganga

Die Rückseite des Wohnhauses von Geoffrey Bawa.

Weitere architektonische Spuren von Geoffrey Bawa in Sri Lanka

Du willst noch mehr Gebäude in Sri Lanka von Geoffrey Bawa besichtigen? In Colombo hast du dazu verschiedene Möglichkeiten:

  • Da wäre das Stadthaus Nr. 11, das Wohnhaus der Bawa’s in Colombo, indem man übernachten oder nach Voranmeldung an einer Führung teilnehmen kann. Wobei ich glaube, dass man das Ambiente eines Ortes vor allem spürt, wenn man einige Nächte darin wohnt. Dort starten auch private Führungen, die auf den Spuren von Geoffrey Bawa wandeln.
  • Das von Geoffrey Bawa entworfene Parlamentsgebäude südlich von Colombo in Sri Jayewardenepura Kotte kann virtuell oder tatsächlich nach vorheriger Anmeldung besucht werden.

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Dem Verzeichnis von Geoffrey Bawa’s Arbeiten kann man viele weitere von ihm entworfene Gebäude entnehmen. Wir haben versucht in Bandarawela, die von ihm gebaute Kirche zu besuchen. Leider haben wir im Nachhinein festgestellt, dass uns unser Guide zur falschen Kirche gebracht hat. Wir waren schon verwundert.

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