Unterwegs im Gewürzgarten
Matale ist eine von mehreren Regionen in Sri Lanka, deren Klima und Boden ideal für den Anbau von Gewürzen sind. Diese Gewürzgärten haben eine lange Tradition, die eng mit der ayurvedischen Heilkunst verbunden ist, die in Sri Lanka tief verwurzelt ist. Heutzutage sind die Gewürzgärten jedoch beliebte Touristenattraktionen, die auf Anregung des Fahrers spontan und scheinbar zufällig inoffiziell Teil der Reiseführung werden. Der Besuch wird als kostenfrei und unverbindlich dargestellt. Doch wie du im Beitrag erfahren wirst, hat der Besuch eines Spice and Herbal Gardens zwar seinen Reiz, aber im Leben gibt es selten etwas völlig umsonst. Lies diesen Beitrag, um vorbereitet zu sein, damit du nicht in eine typische Touristenfalle tappst.
Besuch im Spice and Herbal Garden bei Matale
Schon zu Kolonialzeiten waren Gewürze neben Tee ein wichtiges Handelsgut. Schiffsladungen voller Gewürze und Tee wurden nach Europa verschifft. Unter der Besatzung der Holländer wurden sogar lange Transportkanäle gegraben, die heute noch existieren, auch wenn sie nicht mehr genutzt werden.
Und viele der einst exotischen Zutaten sind heute aus unserer Küche nicht mehr wegzudenken. Vanille, Pfeffer, Ingwer, Zimt, Curry, Muskatnuss oder Zitronengras gehören ganz sicher dazu.
Obwohl es zahlreiche Hinweisschilder auf Gewürzgärten in der Gegend um Matale gibt, steuert unser Fahrer einen ganz bestimmten Spice Garden an. Der Hintergrund sind die Provisionsvereinbarungen. So besuchen wir den Risiwarana Spice and Herbal Garden, aber der Ablauf ist bei den meisten Gewürzgärten gleich.
Führung durch den Schaugarten
Gleich nach Ankunft und Anmeldung durch den Guide bekommen wir eine informative Führung durch den Gewürzgarten von einem deutsch-sprechenden heilkundigen Ayurveda Mediziner.
Die Grundlage des Ayurveda ist die Idee von drei Doshas – Vata, Pitta und Kapha. Im Ayurveda wird davon ausgegangen, dass Ungleichgewichte in den Doshas zu Krankheiten führen können. Gewürze dienen nicht nur dem Geschmack, sondern auch dem Ausgleich der Doshas. Wir kennen die entzündungshemmende Wirkung von Kurkuma oder setzen Ingwer zum innerlichen Wärmen (Förderung der Durchblutung) und gegen Übelkeit ein. Zimt kann den Blutzuckerspiegel senken und Kreuzkümmel hilft bei der Verdauung.
Wie wir schon in der Markthalle von Dambulla erfahren haben, ist in Sri Lanka für jede Krankheit ein Kraut gewachsen. Bei der Führung durch den Gewürzgarten kann man überall mal riechen oder probieren. Allerdings hat es unser heilkundiger Ayurveda Mediziner sehr eilig.
Entspannung als Verkaufstaktik
Am Ende der Tour durch den Gewürzgarten erhalten wir einen Gewürztee zur Begrüssung und dürfen uns auf Bänke wie in einem Schulzimmer setzen. Zum Tee bekommen wir 3 Seiten Informationen zu Kräutermedizin und Kosmetikprodukten ausgehändigt.
Zimtöl hilft gegen kalte Füsse, Zahnschmerzen und Ohrenschmerzen. Sandelholzöl wird zur Schönheitspflege gegen Pickel, Altersflecken, Zellulitis und der Bekämpfung von Warzen empfohlen. Es gibt Sirup, Öle und Cremes gegen alle möglichen Wehwehchen und für die Schönheit.
Damit der Kunde sich richtig entspannt, bekommt jeder eine Nackenmassage mit einer speziellen Kräutercreme. Die Abwehrhaltung der Kunden wird damit gebrochen, dass diese Massagen völlig kostenlos sind. Nach der 10-minütigen Massage wird man dann aufgefordert, ein Trinkgeld zu geben. Bei vier Personen warten dann entsprechend vier Masseure auf ein angemessenes Trinkgeld.
Kundenabzocke mit Ayurvedischen Heilmitteln und Gewürzen
Muskulär wirklich entspannt, folgen wir anschliessend dem Ayurveda Mediziner in den Laden. Da wir auf der Durchreise sind, können wir natürlich nicht im Ayurveda Zentrum einchecken und uns dort untersuchen und behandeln lassen.
Uns Erwachsenen war selbstverständlich bewusst, dass die Preise auf diesen Gewürzfarmen überteuert sind, aber die Unverschämtheit macht uns dann doch einigermassen sprachlos. In jeder ayurvedischen Apotheke in Sri Lanka würde man die Heilmittel deutlich preiswerter bekommen. Unsere Töchter mit ihren Wunschlisten sind kaum zu bremsen. Und obwohl wir wissen, dass der Besuch der Gewürzfarm zu nichts verpflichtet, fühlen wir uns moralisch erpresst, wenigstens etwas zu kaufen.
Diese Touristenpreise sind auch deshalb so hoch, weil die Fahrer und Agenturen Provisionen vom Umsatz erhalten. Das finden wir aber erst heraus, nachdem wir auf dem Rest der Reise solche zufällig arrangierten Besuche konsequent ablehnen und damit den Tourguide zur Verzweiflung bringen. Schlussendlich zeigt er uns die Liste, wo man uns überall hätte hinführen sollen und bittet uns zu bestätigen, dass wir dies nicht wollten.
Nach dem Besuch des Gewürzgartens in Matale fahren wir endlich weiter zum eigentlichen Ziel, dem Botanischen Garten in Peradeniya bei Kandy, bevor es dann mit dem Zug ins Hochland nach Nuwara Eliya geht. Noch mehr Tipps für Sri Lanka findest du in den Reisetipps und dem Beitrag über die Verkehrsmittel in Sri Lanka.