Der Gletschergarten in Cavaglia – wo die Riesen kochen

Hast du schon einmal von einem Gletschergarten und Gletschermühlen gehört? Wir konnten uns bis zum heutigen Tag nicht so viel darunter vorstellen. Umso neugieriger machen wir uns von St. Moritz aus auf den Weg. Der Weg zum Gletschergarten in Cavaglia führt uns als Erstes wieder zum Bernina Pass. Wir haben wieder Glück mit dem Wetter, wie schon am Anreisetag als wir der Camera Obscura auf dem Bernina Pass einen Besuch abgestattet haben. Nach dem Besuch des Gletschergartens in Cavaglia fahren wir weiter ins Puschlav, wo wir in Poschiavo mediterranes Flair geniessen und in die Vergangenheit eintauchen.
Komm mit und lass dich inspirieren, einmal einen Garten der anderen Art zu besuchen.

Der Weg zum Gletschergarten nach Cavaglia ist schon das halbe Ziel

Der Bernina Pass ist bei schönem Wetter ein absoluter Traum. Doch dieses Mal überqueren wir den Pass.

Schroffe Felsen, schneebedeckte Gipfel und ein Gletscher von einem strahlend blauen Himmel auf unserem Weg zum Gletschergarten in Cavaglia in Szene gesetzt.
Einer von mehreren Gletschern am Bernina Pass.

Bis Poschiavo geht es meist abwärts durch eine traumhafte Landschaft von schroffen Felsen, Gletschern und Wiesen.

n Serpentinen schlängelt sich die Strasse nach unten und gibt den Blick auf schroffe Felsen und Gletscher frei. Der Weg durch die schöne Bergwelt nach Cavaglia zum Gletschergarten lohnt die Fahrt schon.
Die Serpentinen geben weitere schöne Blicke auf die Bergwelt frei.

Doch kaum sind wir in Poschiavo angekommen, geht es erneut nach oben. Nur ist die Strasse jetzt deutlich schmaler. Dennoch kann ich die Ausblicke geniessen.

Ein Tal aus saftig grünen Wiesen schlängelt sich durch die Bergwelt. Die Häuser folgen dem Tal neben dem Fluss.
Zu den Gletschermühlen geht es nun wieder aufwärts.
Blick über Poschiavo zum Lago di Poschiavo zeigt, wie der Ort, eingerahmt von hohen Bergen, sich dem Talverlauf anpasst.
Blick auf Poschiavo

Jörg, der schmale Strassen am Abhang nicht so schätzt, findet es weniger lustig. Deshalb unser Tipp: Wenn du schmale Strassen am Abgrund auch nicht so toll findest, nimm einen Zug der Rhätischen Bahn. Die Zugstrecke von Pontresina zum auf 1.693 m gelegenen Bahnhof Cavaglia muss atemberaubend schön sein. Der Bahnhof befindet sich nur 10 Minuten Fussweg vom Gletschergarten entfernt.

Der Bahnhof von Cavaglia liegt auf einer Hochebene mit einem breiten flachen Fluss. Im Hintergrund schaut die Spitze des Piz Palü aus den Wolken hervor.
Blick auf den Bahnhof von Cavaglia

Der Gletschergarten von Cavaglia – ein Sprung zurück zur letzten Eiszeit

Der Gletschergarten von Cavaglia ist eine Ansammlung von vielen Gletschermühlen, die ein Gletscher in der Würm-Eiszeit geschaffen hat.

Eine Gletschermühle ist ein grosses und tiefes rundes Loch mit unterschiedlichen Vertiefungen, in denen noch grössere runde Steinen liegen. Hier sieht man genau, wie dieses Loch entstanden ist.
Hier sieht man, wie die Gletschermühle zu ihrem Namen kam.

Vor ungefähr 25.000 Jahren zum Höhepunkt der Würm-Eiszeit lag über Cavaglia eine circa 800 m dicke Eisschicht. Nachfolgend zog sich der Gletscher des Piz Palü zurück, bis er vor 16.500 Jahren noch mit seiner Gletscherzunge bis zum Lago Poschiavo reichte. Seit ungefähr 10.000 Jahren ist der Gletscher verschwunden.

Der Druck der dicken Eisschicht, Schmelzwasser und Steine führten dazu, dass bei Hindernissen Wasserstrudel entstanden, mit deren Hilfe der Gletscher den Stein bearbeitete. Bis zu 15 m tiefe Löcher mahlte der Gletscher in den Boden. Deshalb heissen diese Löcher auch Gletschermühlen. 21 solcher Gletschermühlen sind bisher freigelegt und im Gletschergarten von Cavaglia zu bestaunen.

Freigelegt bedeutet, dass man Blätter, Humus und Wasser aus vielen dieser Gletschermühlen entfernt hat, damit man erkennen kann, wie gross und tief sie sind.

Der Gletscher hinterliess jedoch nicht nur die Gletschermühlen, sondern auch einen riesigen Gesteinsblock, den er im Laufe der Jahrhunderte vom Bernina-Massiv hier her transportiert hat.

Diesen riesigen Fels hat der Gletscher vom Piz Palü bis hier her nach Cavaglia mitgenommen. - Gletschergarten in Cavaglia
Diesen riesigen Fels hat der Gletscher vom Piz Palü bis hier her nach Cavaglia mitgenommen.

Auf dem Rundgang durch den Gletschergarten in Cavaglia kann man den Blick in 21 verschieden grosse Gletschermühlen werfen. Schautafeln erklären die Entstehung. Eigentlich dauert der Rundgang nicht lang. Nur sind diese Gletschermühlen so interessant, dass nicht nur wir immer wieder zwischen den verschiedenen Gletschermühlen hin- und herliefen.

In dieser Gletschermühle in Cavaglia haben zwei Steine nebeneinander einen Trichter gemahlen.
Die konische Form der Gletschermühlen in Cavaglia zieht einen in den Bann
Bei den Stein-Murmeln in der Gletschermühle frage ich mich immer wieder, ob es dieser Stein war, der an der Herstellung des Topfs der Riesen beteiligt war - Gletschergarten Cavaglia
Wie lange es wohl gedauert hat, bis so ein kleiner Stein, ein so grosses Loch geschaffen hat?
Diese doppelte Gletschermühle hat sich einen Zugang zum Fluss geschaffen. - Gletschergarten in Cavaglia
Diese doppelte Gletschermühle hat sich einen Zugang zum Fluss geschaffen

Gut zu wissen

Die Gletschermühlen von Cavaglia sind je nach Schneeverhältnissen zwischen ungefähr Mai und Oktober zu besichtigen.

Eine handvoll Häuser, darunter auch ein Restaurant, ein Elektrizitätswerk und ein Bahnhof bilden den Weiler Cavaglia. Die Strecke Cavaglia wird stündlich auf der Bahnstrecke St. Moritz – Tirano bedient.

Auch wandernd kannst du Cavaglia erreichen. Eine Möglichkeit ist es, dem Ökostrompfad von der Haltestelle Ospizio Bernina am Lago Bianco durch die Palü-Schlucht hinunter nach Cavaglia zu folgen. Auf dem Weg erfährst du gleich noch Wissenswertes über die Stromproduktion per Wasserkraft und über den Bau der Bernina-Linie.

Cavaglia liegt auf dem Höhenweg «Sentiero Panoramico» zwischen Selva und Sfazu. Dieser Weg führt auf halber Höhe durch das Puschlav.

Nicht weit von Cavaglia entfernt befindet sich für Freunde der Felskletterei ein Klettergarten mit 22 verschiedenen Routen.
Weitere Gletschermühlen, allerdings mit Wasser gefüllt, kannst du in Maloja sehen, wenn du den Spuren des Malers Giovanni Segantini folgst.

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann würden wir uns freuen, wenn du ihn teilst.

2 Comments

  1. Vielen Dank für diesen Bericht. Er hilft mir sehr bei der Planung vom Besuch bei diesen Foto-Subjekten, v.a. mit meiner Frau. Die Info in Eurem Beitrag sind genau das, was gebraucht ist, und nicht unnötig ausgeschmückt. Genial gemacht!

    1. Hallo Urs,

      freut uns, dass unser Beitrag bei der Planung für deine Reise weiterhelfen konnte. Wir wünschen dir und deiner Frau schönes Wetter für den Ausflug. Sind schon gespannt, ob es dann irgendwann auf deiner Webseite schöne Fotos von den Gletschermühlen zu sehen gibt.

      LG Susan

Wir freuen uns über Kommentare, Anregungen und Diskussionen zu unseren Beiträgen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert