Traumhaftes Gotland – eine Woche auf Schwedens schönster Ostseeinsel

Lange, lichtvolle Tage bei angenehmen Temperaturen, Mohnblüten so weit das Auge reicht, lichte Wälder voller Orchideen, spektakuläre Küsten und kaum Touristen – das ist Gotland im Juni. Die grösste Insel Schwedens zeigt sich vor der Hauptsaison von ihrer ursprünglichen Seite. Die mittelalterliche Stadt Visby, die bizarren Kalksteinfelsen überall an den Küsten Gotlands sowie die berühmten Raukar auf Fårö lassen sich jetzt in aller Ruhe entdecken. Allerdings sind manche Attraktionen auf Gotland nur während der Hauptsaison geöffnet. Unser Abenteuer beginnt in Nynäshamn, wo wir die Fähre nach Gotland nehmen.

Mit leichtem Vibrieren gleiten wir wie auf Schienen mit der Fähre unserem ersten Ziel Gotland auf diesem Roadtrip durch Schweden voller Vorfreude entgegen. Schon in Nynäshamn begegnete uns Bullerbü, so vertraut aus den Geschichten von Astrid Lindgren.

In diesem Beitrag findest du viele Informationen zu Sehenswürdigkeiten und der atemberaubenden Natur auf Gotland. Lass dich inspirieren und plane mit unseren Tipps und Highlights dein eigenes Stück Sommerglück in der Ostsee.

Eine Sitzbank mit Blick auf das türkisblaue Meer an der Steilküste Högklint südlich von Visby.
Högklint – Blick auf die Ostsee

Mit der Fähre nach Gotland

Flug nach Stockholm & Mietwagen

Zwischen Zürich und Stockholm liegen mehr als 1.800 km. Für uns Grund genug, nach Stockholm zu fliegen und am Flughafen Arlanda einen Mietwagen zu übernehmen. Weil nicht immer alles perfekt läuft, planen wir die Überfahrt mit der Fähre nach Gotland erst für den nächsten Morgen ein. So bleibt der Ankunftstag entspannt, obwohl das gebuchte Mietwagenmodell nicht verfügbar war und die Alternative zu wenig Platz für vier Personen mit Gepäck bot. Mit dem Hin und Her und dem Andrang am Mietwagenschalter wurde es deutlich später bis wir dann mit einem A6 losfahren konnten.

Die Strecke vom Flughafen in Stockholm nach Nynäshamn führt am Rand der Stadt vorbei und schenkt uns erste Blicke auf Stockholm, das wir noch am Ende unseres Roadtrips durch Schweden erkundet haben. Die vielen Baustellen verwirren unseren Mietwagen, der gern die Geschwindigkeit der Abfahrten mit der auf der Autobahn verwechselt, worauf uns «Quietschi» dann lautstark aufmerksam macht.

Nach eineinhalb Stunden erreichen wir den Parkplatz unseres Hotels in Nynäshamn. Es bleibt noch genug Zeit, durch den Ort und entlang des Hafens zu bummeln. Das Geschnatter der Nonnengänse im Ohr sehen wir, wie die Fähre von Gotland im Fährhafen von Nynäshamn elegant anlegt. Gut zu wissen, dass sie für den Morgen bereits im Hafen liegt.

Die schwarz-weissen Nonnengänse weiden in Nynäshamn (Schweden) am Hafen auf der Wiese.
Nonnengänse

Mit der Morgenfähre nach Gotland

Der Fährhafen in Nynäshamn öffnet ungefähr eineinhalb Stunden vor Abfahrt der Fähre seine Tore für die Fahrzeuge. Die Buchung wird vor Einfahrt kontrolliert, und man erhält die Bordkarten mit den gewählten Sitzplätzen.

Für das Frühstück ist es im nahe zum Fährhafen gelegenen Skärgårdshotellet Hotel* noch zu früh. Stattdessen erhalten wir Frühstücksgutscheine für die Fähre. Also trinken wir im Hotel nur einen Kaffee und frühstücken dann auf der Fähre mit Aussicht. Ein schöner Beginn des Urlaubstages.

Die Ostsee ist ruhig an diesem sonnigen Tag. Die dreieinhalb-stündige Fährfahrt von Nynäshamn nach Gotland ist kurzweilig.

Die Gotland Fähre legt in Nynäshamn Hafen an. Sie fährt am nächsten Morgen nach Visby auf Gotland.
Gotland Fähre

Tickets für die Fähre nach Gotland buchen

Von den Fährhäfen Nynäshamn und Oskarshamn verkehren die Schiffe von Destination Gotland nach Visby. Buche die Tickets, sobald dein Reiseplan steht; manche Abfahrten – vor allem in der Hauptsaison – sind früh ausgebucht.

Der Preis richtet sich wie üblich nach der Anzahl der Personen, Sitzplatzkategorie und der Grösse des Fahrzeugs. Da man beim Mietwagen nie genau weiss, wie gross er dann wirklich ist, kann man einfach Mietwagen auswählen. Soweit so einfach. Schwerer haben wir uns mit der Wahl der Sitzplätze getan. Schlussendlich entschieden wir uns für die Aussicht direkt in der ersten Reihe vor der grossen Scheibe.

Den Aufpreis hätten wir uns aus mehreren Gründen sparen können. Die Sitzplätze mit verstellbaren Rückenlehnen und ausziehbaren Tischen sind alle sehr bequem. Da die Fähre nicht voll besetzt war, haben sich viele Passagiere nach Abfahrt von ihren gebuchten Plätzen umgesetzt. Zudem war das Wetter sonnig, sodass viele Gäste die frische Ostseeluft auf dem Aussendeck genossen. Und für ein paar Fotos sagt auch niemand etwas, wenn man zur Panoramascheibe läuft.

Auf der Fähre gibt es auch Sitzbereiche für Hundebesitzer.

Wendemanöver der Gotland Fähre"Destination Gotland".
Fähre der Fährgesellschaft Destination Gotland

Praktische Tipps für die Überfahrt

  1. Prüfe, bevor du auf die Fähre fährst, wo du im Mietwagen den Alarm ausstellen kannst. Dauerhupende Fahrzeuge sind eine Belastung für Mensch und Tier. Einmal das Autodeck verlassen, kommst du erst kurz vor Ankunft wieder hin.
  2. Packe bereits einen Rucksack oder eine Tasche mit allen Dingen, die du auf der Fähre brauchst zusammen, damit du direkt nach dem Parken das enge Autodeck verlassen kannst. Vergiss die Sonnencreme und eine warme Jacke nicht, falls du das Aussendeck geniessen willst.
  3. Das Frühstück auf der Fähre ist nicht preiswert. Wer Geld sparen will, kann sich auch ein Picknick mit nach oben nehmen.
  4. Wenn du zu Seekrankheit neigst, packe dir sicherheitshalber Akupressur-Armbänder ein. Die gibt es in der Apotheke und im Internet. Seit unserer Katamaran-Reise durch die Inselwelt von Galapagos reisen wir nie mehr ohne. Es hilft.
  5. Egal, ob Morgen- oder Abendfähre: Trinke keinen Alkohol auf der Fähre. In Gotland werden von der Polizei regelmässig Alkoholkontrollen der Autofahrer, die von der Fähre kommen, durchgeführt. Sogar nach Ankunft der Morgenfähre. Die Strafen für das Fahren unter Alkoholeinfluss sind in Schweden extrem. Die Promillegrenze liegt bei 0,2.

Unsere Empfehlung für Übernachtungen: Buchung über Booking.com* – grosse Auswahl und gute Storno-Optionen.
Der Link wird technisch über ein Partner-Tool bereitgestellt. Bei Buchung über unsere Links* erhalten wir eine kleine Provision – ein Dank für unsere Arbeit.

Willkommen auf Gotland

Die Insel Gotland ist die zweitgrösste Insel der Ostsee. Ihren Namen verdankt sie dem Germanenstamm der Goten. Sie hat eine Nord–Süd-Ausdehnung von 125 km und eine Ost–West-Ausdehnung von rund 50 km. Der Hauptort Visby* liegt leicht nördlich der Mitte und eignet sich perfekt als Ausgangsort, um die Ostseeinsel zu erkunden.

Grosse Teile der Insel bestehen aus Kalkstein, denn Gotland ist ein urzeitliches Korallenriff, das vor rund 400 Millionen Jahren noch am Äquator lag. Deshalb ist Gotland für seine Rauken (schwedisch „raukar“) bekannt. Das sind bizarre Kalksteinformationen, die durch Erosion und Brandung entstanden. Die Raukar sind über die ganze Insel verteilt – wir zeigen dir im Beitrag einige besonders eindrückliche Rauken auf Gotland.

Der Kalkstein ist auch der Grund, weshalb Gotland zu den artenreichsten Landschaften Skandinaviens gehört. Ab Mai blühen rund 40 Orchideenarten. Ab Juni sieht man Rot und Blau: Mohn auf den Getreidefeldern, und der Blaue Natternkopf färben ganze Landstriche. Am eindrücklichsten fanden wir den Kontrast aus blauen Natternköpfen und dem rot-weiss-gestreiften Leuchtturm Närsholmens fyr im Süden von Gotland.

Der Abbau und die Verarbeitung von Kalkstein sind ein wichtiger Wirtschaftszweig auf Gotland – in Slite und auf dem Weg zur Blauen Lagune sieht man das gut.

Die Insel ist seit mindestens 8’000 Jahren besiedelt, wie Skelettfunde zeigen. Vor allem im Süden findet man Menhire, Cairns und Schiffssetzungen. Nachfolgend zeigen wir dir unsere Entdeckungen nördlich und südlich von Visby*, denn die Stadt eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Gotland-Entdeckungen.

Gotland empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und einer Polizeikontrolle mit Alkoholtest. Beides sind «Markenzeichen» von Gotland.

Goldglänzende Skulptur"Fyriveis" über dem Hafen von Visby. Uns erinnert die Skulptur mehr an einen Zwerg, als an eine Fackel der Zukunft. Willkommen in Gotland!
«Fyriveis» Skulptur von Erik Rören & Signe Johannessen

Gotland – Rauken, Orchideen und Seen

The Blue Lagoon (Blaue Lagune)

Da unser Ankunftstag der wärmste der Woche werden soll, fahren wir zuerst in den Norden zur Blauen Lagune, einem ehemaligen Kalksteinbruch, der heute ein beliebtes Ausflugsziel zum Picknicken und Schwimmen ist. Der mit Wasser gefüllte See ist bis zu 200 m tief, entsprechend eisig ist das Wasser. Das hält weder uns noch die Schweden vom Schwimmen ab. Am Ufer wird gegrillt.

An der Blauen Lagune gibt es einen grossen Parkplatz und Toiletten, wo man sich auch umziehen kann. Rund um das Ufer gibt es schöne Picknickplätze.

Ein Picknick-Platz lädt an der Blauen Lagune ein, zu verweilen. Die Lagune trägt bei sonnigem Wetter ihren Namen zu recht.
Blaue Lagune

Lickershamn

Lickershamn ist ein kleiner Ort mit hübschem Hafen, gesäumt von zahlreichen Fischerhütten. Früher dienten sie als Lager für Netze, Boote, Teer und Reusen. Heute stehen viele unter Denkmalschutz und werden als einfache Wochenend-Domizile genutzt.

Die roten Häuschen der Fischer in Lickershamn im Norden Gotlands. Hier wurden früher Netze, Boote, Teer und Reusen verstaut.
Fischerhäuschen in Lickershamn

Am Hafen sieht man bereits die „Jungfrau“ (Jungfrun) im Naturreservat Jungfrun. Ein rund 600 m langer Weg führt durch den Wald. Der 12 m hohe Kalksteinfelsen auf der 27 m hohen Klippe gilt als höchster Rauk auf Gotland. Ein winziges, seltenes Moos soll dort wachsen. Wir haben es nicht entdeckt. Spannend ist auch, die unterschiedlichen Strukturen des Kalkstein-Mergel-Konglomerats zu betrachten.

Der höchste Rauk Gotlands, die Jungfrau - vom Strand im Abendlicht gesehen. Naturreservat Jungfrun
«Jungfrun»
Die 12 m hohe Jungfrau aus der Nähe gesehen. Sie hat ihren Namen einer Legende nach bekommen. - Urlaub auf Gotland
Die Verwitterung schreitet fort

Wer eine Küstenwanderung unternehmen möchte, kann von Lickershamn nach Ireviken und weiter bis Harudden oder in der anderen Richtung nach Björkume wandern.

Wegweiser in Lickershamn mit Wanderzielen und Entfernungsangaben. - Gotland im Sommer
Gotland ist ein Wanderparadies

Am Ortseingang von Lickershamn entdecken wir eine fast märchenhafte Raukar-Landschaft. Es ist, als würde man beim Durchschreiten des Tores zum Grausne Norra Raukområde eine Anderwelt betreten. Wir haben jedenfalls sofort nach Feen Ausschau gehalten.

Ein verwunschenes Raukenfeld. Teilweise sind die Rauken mit Efeu bewachsen. Eine Treppe führt durch ein natürliches Tor zwischen zwei Rauken bei Lickershamn. - Insel Gotland
Märchenhafte Rauken

Kallgatburg Naturreservat – Feuchtwiesen und Orchideen

Das Naturreservat Kallgatburg liegt an der Grenze verschiedener Gesteinszonen. Nördlich breiten sich trockene, felsige Bereiche mit Kiefernwald aus; südlich schliessen sich kalkreiche Wiesen- und Quellbereiche an. Dieses Nebeneinander von trocken-karg und feucht-kalkreich schafft eine aussergewöhnlich artenreiche Flora.

Ein Rundweg, teilweise über Holzstege, führt durch das Reservat. Dort, wo Grundwasser an die Oberfläche tritt und Quellmoore entstehen, wachsen Spezialisten wie Wollgras, aber auch Orchideen. Traditionell werden die artenreichen Wiesen beweidet, was Verbuschung verhindert. Sei also nicht überrascht, wenn dir nicht nur süsse Häschen, sondern auch schreckhafte Kühe begegnen.

Ein Steg führt durch die Feuchtwiesen mit dünnem Kiefernbestand im Naturreservat Kallgatburg. Gotland.
Auf den Wiesen blühen verstreut Orchideen

Slite und die Orchideen am Bogeviken

Von der Kleinstadt Slite erreichst du einen Naturpfad zwischen Wald und Bogeviken mit erstaunlicher Orchideenvielfalt. Fahre am Slite Växthus AB (den grossen Gewächshäusern) vorbei und parke auf einem der zahlreichen Parkplätze. Der Rundweg ist vor Ort ausgeschildert.

Rundwanderweg in Slite, Gotland

Der Bogeviken war zur Wikingerzeit ein Naturhafen mit Verbindung zur Ostsee. Heute wirkt er wie ein Binnensee mit breitem Schilfgürtel. Über sieben Wasserläufe bleibt er jedoch mit dem Meer verbunden, es herrschen Brackwasser-Verhältnisse. Der Pfad ist unspektakulär – ausser zur Orchideenblüte. Entlang des Weges kannst du bis zu 40 verschiedene Orchideenarten direkt neben dem Weg entdecken. Hier soll auch das seltene Gotland-Knabenkraut (Dactylorhiza majalis subsp. elatior) wachsen.

Bist du in Slite, lohnt sich ein kurzer Blick in den Hafen und ein Abstecher auf die Klippen zwischen Hafen und Badestrand. Neben schönen Aussichten triffst du auf einen Wasserturm und eine Windmühle.

Lummelunda – Tropfsteinhöhle und Küstenspaziergang

Lummelunda ist die zweitgrösste Tropfsteinhöhle Schwedens. Immer noch werden Höhlen im verzweigten System entdeckt. Gern hätten wir uns die ungefähr 15 km von Visby entfernten Höhlen angesehen, aber am Tag vor Midsommer beschloss der Chef spontan, die Höhlen früher zu schliessen. Damit haben wir die letzte Führung knapp verpasst.

Das Gelände rund um die Lummelunda-Höhle ist schön angelegt, mit grossen Parkplätzen und Cafés. Zur Ostsee sind es nur wenige Schritte, daher folgen wir lange der abwechslungsreichen Küste.

Die Küste bei Lummelunda ist abwechslungsreich. Hier wachsen niedrige Büsche und Natternköpfe am Meer. Gotland Sehenswürdigkeiten
Küste bei der Lummelunda Tropfsteinhöhle
Ein Kiefernwald duckt sich im Wind an der Westküste Gotlands bei der Lummelunda Tropfsteinhöhle. - Gotland Sehenswürdigkeiten
Die Kiefern trotzen dem Wind

Als dicke Wolken aufziehen, kehren wir rechtzeitig um. Das Unwetter erreicht uns auf der Rückfahrt. Bei Norra Visby verlassen wir die Schnellstrasse und beobachten die Wetterfront an der Küste.

Ein einzelner Sturm gepeitschter Baum vor einer markanten Regenfront am Meer. Auf den Wiesen blühen Natternköpfe, Mohnblumen und gelber Färber-Wau.
So schön kann ein Unwetter sein

Fårö – die kleine Schwester von Gotland

Die Insel Fårö ist durch einen schmalen Sund von Gotland getrennt. Eine kostenlose Fähre verbindet Fårösund (Gotland) mit Broa (Fårö). Die Überfahrt dauert etwa sechs Minuten. In der Hochsaison kann es zu Wartezeiten kommen, da die Fähre ohne Reservationen im Pendelverkehr fährt.

Auf der kleinen Insel leben ganzjährig rund 500 Einwohner. Die berühmteste Person, die ab Ende der 1960er-Jahre hier lebte, war der Regisseur Ingmar Bergman. Für Filmfans ist das Bergman-Center ein Muss. Wir trinken dort einen Kaffee, nachdem wir die berühmten Raukar auf Fårö erkundet haben.

Von der Fähre fahren wir zuerst nach Lauterhorns Fiskeläge, einem kleinen Hafen, wo es Toiletten und Wohnmobilstellplätze gibt. Da uns die Seeschwalben attackieren, fahren wir alsbald zu den Raukenfeldern Digerhuvud weiter.

Seeschwalbe im Flug auf der Insel Farö - Gotland im Sommer
Vor dem nächsten Angriff

Das Raukenfeld Digerhuvud ist das grösste zusammenhängende Raukenfeld Schwedens. Eine asphaltierte Strasse führt durch das Naturreservat. Entlang der Strecke gibt es mehrere Parkplätze, Infotafeln, Picknicktische und teilweise Toiletten. Wir stellen das Auto ab, wandern direkt an der Küste und geniessen diese einzigartige Landschaft.

Mitten im Raukenfeld Digerhuvud auf der Insel Farö stehen grosse Rauken am Meer. Auf dem felsigen Untergrund schimmern Wassertümpel in Gelb und Türkis.
Raukenfeld Digerhuvud – Fårö.
Das Raukenfeld Digerhuvud auf der Insel Fårö ist abwechslungsreich. Flache Wasserbecken werden von hohen Rauken gerahmt. - Urlaub auf Gotland
Hier könnte man den ganzen Tag verweilen
Ein einzelner Baum entlang der kargen Küste im Westen von Farö stemmt sich dem Wind entgegen.
Kampf gegen den Wind

Später holen wir das Auto und fahren nach Langhammars weiter. Hier wird es erstmals voll. Mehrere Reisebusse stehen auf dem Parkplatz. Ein Vorgeschmack darauf, wie es in der Hauptsaison aussehen kann.

Obwohl Fårö dünn besiedelt ist, gibt es einige Unterkünfte vor allem im Sudersands Resort* am gleichnamigen weissen Sandstrand.

Visby – Rosenstadt mit Mittelalterfeeling

Schmale Gassen, Kopfsteinpflaster unter den Schuhen. Rosen an den Fassaden, Kirchenruinen und die Stadtmauer heissen dich willkommen in Visby. Die Perle in der Ostsee zählt zu den schönsten Städten Schwedens. Die Siedlung entstand in der Wikingerzeit, wurde zur Hansestadt und ist heute UNESCO-Welterbe. Die einst reiche Hansestadt wird von einer gut erhaltenen Stadtmauer umschlossen. Auf rund 3,4 Kilometern reihen sich mehrere Tore aneinander, von den grossen Türmen sind 27 erhalten.

Von den Wikingern übernommene Handelstraditionen machten Visby schon früh zu einem führenden Handelszentrum zwischen dem Westen und dem Baltikum. Das Artlenburger Privileg von 1161 zwischen den Gotländern und dem deutschen Herzog Heinrich dem Löwen gilt als früher Meilenstein der mächtigen Hanse. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts hatte Visby eine führende Rolle und war in dieser Zeit eine der mächtigsten Städte Nordeuropas. Doch die Königin des Meeres (Regina Maris) und Lübeck waren ständige Rivalen.

Mit der Eroberung durch den dänischen König Waldemar IV. Atterdag 1361 und der Zerstörung durch Lübeck im Jahr 1525 fand die Hansezeit in Visby ihr Ende. Die Lübecker Truppen zerstörten mit Ausnahme der deutschen Kaufsmannskirche St. Marien alle Kirchen und davon hatte die reiche Stadt Visby viele.

Visby Sehenswürdigkeiten – Ruine Sankt Karin am Stora Torget in Visby auf Gotland, Schweden, mittelalterliche Kirchenruine im UNESCO-Welterbe.
Ruine Sankt Karin am Stora Torget in Visby

Die heute noch vorhandenen Kirchenruinen werden in der Stadt Visby als coole Eventlocations genutzt. Jetzt kurz vor den Feierlichkeiten zu Midsommer laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Doch die Geschichte von Krieg und Eroberung ging weiter. 1645 fiel Gotland mit dem Frieden von Brömsebro wieder an Schweden. 1676 kam es kurzzeitig zur dänischen Besetzung. Während des Grossen Nordischen Krieges und 1808 im Finnischen Krieg litt die Stadt erneut.

Mohnblüten vor einem Turm der Stadtmauer in Visby. Gotland.
Visby in der Abendstimmung – Silhouette der Domkirche St. Maria hinter der mittelalterlichen Stadtmauer auf Gotland (UNESCO-Welterbe).
Abendstimmung

Sehenswürdigkeiten in Visby

Die Stadtmauer, die zahlreichen Kirchenruinen, Treppengiebelhäuser und enge Gassen mit den kleinen Häuschen und den schönen Rosenbüschen erzählen von der Hansezeit und machen den Charme der mittelalterlichen Stadt aus. Trotz aller Kriege ist die Stadt erstaunlich gut erhalten.

Die Stadtmauer von Visby ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Aussen davor führt ein Weg durchs Grüne.
Stadtmauer Visby

Wir beginnen unseren Rundgang durch den Botanischen Garten, der 1855 innerhalb der Mauern angelegt wurde.

Sehenswürdigkeiten Visby, Gotland - der botanische Garten. Hier bei der Sonnenuhr wachsen kleine farbige Büsche. Bänke laden zum Ausruhen ein.
Im Botanischen Garten

Auf den Wiesen hinter dem Botanischen Garten findet auch die offzielle Festveranstaltung zu Midsommer statt. Auf einer Bühne spielt die Musik, um einen «Maibaum» wird getanzt und rundherum sind kleine Zelte aufgebaut, in denen man Köstlichkeiten kaufen kann. Mit Erdbeeren, Kaffee und anderen Picknickbestandteilen, Decken oder Campingstühlen in Tracht oder Sommerkleidern nehmen ganze Mehrgenerationenfamilien am nachmittäglichen Fest teil. Abends wird dann privat weitergefeiert.

Für uns geht es erst einmal weiter entlang der Festungsmauern und dann kreuz und quer durch die kleinen Gassen, vorbei an Kirchenruinen und zu grossen Plätzen.

Am Stora Torget in Visby laden zahlreiche Restaurants und Cafés ein. Hier steht auch eines der vielen Widderschafe von Visby, Schweden.
Am Stora Torget in Visby

Der Domkirche zu Visby, bekannt auch als St. Marien Kirche aus dem 12. Jahrhundert statten wir natürlich auch einen Besuch ab.

Die Domkirche zu Visby, bekannt als St. Marien Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die einzige Kirche, die die Jahrhunderte in Visby überlebt hat.
Domkirche zu Visby

Das schönste ist aber in Visby, einfach bummeln zu gehen. Hier entdeckt man eine schöne Rose, dort ein schönes Geschäft und da duckt sich das kleinste Haus Visbys in den Schatten der Festungsmauer.

Kleider und Dekorationen machen diesen Laden in Visby zu einem Hingucker. Für Kunden ist der rote Teppich ausgerollt. So macht shopping Spass.
Laden in Visby

Visby feiert nicht nur Midsommer, sondern in der ersten Augustwoche auch ein Mittelalterfest.

Gotlands Süden – Rauken, Leuchttürme und Megalithbauten

In der Mitte und im Süden ist Gotland anders. Endlose Felder, dazwischen Kirchen und Klöster. Steile Küsten mit weissen Klippen, karge Heiden, traumhafte Raukenfelder, Strände und Spuren der Vorzeit – es gibt viel zu entdecken.

Steilküste Högklint

Nur etwa 7 km südlich von Visby findet man die höchsten Klippen von Gotland. Bis zu 47 m ragen sie steil über dem Meer empor. In der Nebensaison ist es leer auf dem grossen Parkplatz, wenn man von drei Wohnmobilen absieht, die hier wohl übernachtet haben.

Ausblick auf das 7 km entfernte Visby vom Aussichtspunkt Högklint.
Aussichtspunkt

Wir unternehmen eine kleine Wanderung entlang der Steilküste Högklint und können uns an den Türkistönen des Meeres bei herrlichem Sonnenschein kaum sattsehen.

Ein Picknick-Platz mit Aussicht auf die Ostsee an der Steilküste Högklint. - Gotland Ostsee
So schön …

Roma – mittelalterliche Klosterruine

Roma liegt zentral auf der Insel Gotland. Deshalb befand sich hier auch der Tingplatz Gutnaltinget, eine Art offene „Rathauswiese“, wo Entscheide für die ganze Insel beraten und getroffen wurden. Rundherum war Markt und Leben. Insofern war der Platz für das 1164 gegründete Zisterzienser-Kloster gut gewählt. Das Kloster konnte seine landwirtschaftlichen Produkte gut verkaufen. Bereits im 13. Jahrhundert war das Kloster wohlhabender als das Mutterkloster in Nydala.

Die Kirchenruine von Roma, von Linné als schönster Schafstall Gotlands bezeichnet, wird von hohen Bäumen beschattet.
Kirchenruine Kloster Roma

Doch die wechselnden Herrscher hatten auch für das Kloster Folgen, so wurde es unter der dänischen Herrschaft zum Krongut und musste die Krone beliefern. Im 16. und 17. Jahrhundert verfielen die Klostergebäude zunehmend. 1731 wurden Gebäude und Kirche gar als Steinbruch zum Bau eines neuen Hauptgebäudes missbraucht.

Fundamente und das Kirchenschiff des Klosters Roma auf Gotland, romantisch im Park mit hohen Bäumen.
Im Sommer wird hier ein Theaterstück aufgeführt

Heute empfängt ein grosser Parkplatz, ein Besucherzentrum und ein kleines Museum die Besucher. Wir folgen dem Rundweg mit vielen Informationstafeln bis zur Bahnstation. Wer weiterlaufen möchte, kann dem Pilgerweg (Roma Kungsgård) nach Dalhem folgen. Der Weg folgt grösstenteils der historischen Bahntrasse der Museumsbahn Gotlandståget. Die elf Stationen «Perlen des Erlöserkranzes» laden zu Pausen und Reflexionen ein. In der Hauptsaison, wenn die Museumsbahn regelmässig zwischen Roma und Dalhem fährt, bietet sich die kleine Wanderung besonders an, da man dann eine Strecke mit der Bahn fahren kann.

Museum und Nebengebäude am Kloster Roma - Gotland Schweden.
Museum

Tipp: Die Kirche in Dalhem ist eine der eindrucksvollsten Kirchen auf Gotland.

Museumsbahn

Einstmals war Roma zentraler Punkt des Schmalspur-Eisenbahnnetzes auf Gotland. Im Eisenbahnmuseum in Dalhem (Hesselby Jernvägsmuseum) werden die alten Zeiten lebendig. Selbst für Leute, die keine Eisenbahnfans sind, lohnt sich ein kurzer Abstecher. Die alten Gebäude sind schön restauriert und auf dem Gelände gibt es viel zu entdecken.

Die alten Bahngebäude der heutigen Museumsbahn in Dalhem leuchten Rot in der Sonne. Gotland Romantik pur.
Gebäude der Museumsbahn Dalhem

Die Museumsbahn fährt zwischen Juni und 1. September an verschiedenen Tagen (in der Hauptsaison öfter). Dann ist auch das Museum geöffnet. In der Hauptsaison gibt es auch die Möglichkeit eine Draisine für zwei zu mieten und damit auf dem Schienennetz zu radeln.

Folhammar Raukarfeld

Auf unserem Weg ins südliche Gotland besuchen wir auch das Folhammar Raukarfeld. Die Fahrt führt durch Kiefernwald und Sandboden. Die bis zu 6 m hohen Rauken am Meer begeistern uns so, dass wir viel länger verweilen, als wir das ursprünglich geplant hatten. Es sind weniger die Formen als die Menge an Fossilien, die wir hier in den Rauken entdecken. Das Korallenriff vor 400 Millionen Jahren, dem wir das verdanken, wird vor dem inneren Auge lebendig.

Ein Kiesstrand mit zahlreichen Rauken - das ist das Folhammar Raukarfeld im Süden Gotlands.
Folhammar Raukenfeld
Korallen-Fossilien im Wasser des Folhammar Raukenfeld im Süden Gotlands.
Hier war vor 400 Millionen Jahren ein Korallenriff

Ein anderer Grund, dass uns dieses abwechslungsreiche Raukarfeld so begeistert, ist die Tierwelt. Haubentaucher mit ihren Jungen, Eiderenten, Schmetterlinge und Käfer, es gibt unglaublich viel zu entdecken.

Windgeschützt, mitten im Raukarfeld, gibt es auch einen Picknickplatz mit Grillstelle.

Ein Steinkreis am Rande des Folhammar Raukenfeld im Süden Gotlands.
Steinkreis

Leuchtturm Närsholmens

Den rot-weiss geringelten Leuchtturm in Närsholmens werden wir wohl so schnell nicht vergessen. Welch ein Kontrast zu den blühenden Natternköpfen. Und auch wenn wir etwas genervt sind von den Leuten, die an diesem Tag Scharenweise zum Leuchtturm fahren und direkt vor der Mauer parken und auf der Mauer für Selfies posieren, finden wir in einer Bodenwelle den perfekten Standort zum Fotografieren.

Der rot-weiss-gestreiffte Leuchtturm Närsholmens mit blauen Natternköpfen im Vordergrund. Einfach hinreissend.
Farbenrausch am Leuchtturm

Wir laufen nur ein wenig der Küste entlang, verzichten aber auf den Rundwanderweg bei diesem Wind und fahren als Nächstes gespannt zu den Uggarde rojr.

Cairns, Schiffslegungen, Windmühlen

Uggarde rojr ist das grösste Steinhügelgrab Gotlands. Auf dem kleinen Parkplatz informiert eine Tafel über die Steinhügelgräber, denn es gibt auf dem Gelände der Farm sieben weitere. Das grösste Steinhügelgrab ist 8 m hoch und hat einen Umfang von 140 m und einen Kreis aus grösseren Steinen am Fuss.

Das grosse Steinhügelgrab Uggarde rojr im Süden Gotlands. Es liegt heute mitten auf einer Wiese, auf der der Mädensüss blüht.
Grosses Steinhügelgrab

Der Bau aus der Bronzezeit muss zu seiner Errichtung auf einem Hügel am Meer gestanden haben und eine wichtige Landmarke gewesen sein. Durch die Landhebung befindet er sich heute aber nicht mehr an der Küste. Der Weg zu den Steinhügelgräbern ist abwechslungsreich. Die Orchideen auf der Wiese sind schon verblüht.

Eine weitere Begräbnisstätte sind die Schiffssetzungen, von denen es mehrere auf Gotland gibt. Während uns beeindruckende Cairns beispielsweise schon auf den Äusseren Hebriden begegnet sind, haben wir Schiffssetzungen zuvor noch nie gesehen. Diese Grabstätten haben die Form von Schiffen. Die Gannarve Schiffssetzung zeigt ein 29 m langes Schiff. Man kann direkt an der Strasse parken und aufs Feld gehen.

Die Gannarve Schiffssetzung zeigt ein 29 m langes Schiff aus kleineren Menhiren gebildet..
Schiffssetzung

Zum Abschluss unserer Rundreise durch den Süden Gotlands fahren wir noch durch das Ekstakusten Naturreservat. Es befindet sich zwischen Djupvik und Hammarudden auf etwa 4 km Länge. Schöne Küstenlinien, windgeformte Kiefernwälder, eine Windmühle und Vögel machen das Naturreservat zu etwas Besonderem.

Kleine alte Windmühle im Ekstakusten Naturreservat in Gotland, Schweden.
Windmühle

Damit endet unser Besuch auf Gotland. Im nächsten Beitrag geht es auf die Insel Öland.

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann würden wir uns freuen, wenn du ihn teilst.

Wir freuen uns über Kommentare, Anregungen und Diskussionen zu unseren Beiträgen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert