Gruyères und Umgebung
Nur reichlich zwei Autostunden von Zürich entfernt liegt der malerische Ort Gruyères (deutsch Greyerz) auf einem Hügel am Fusse des Moléson. Wer sofort beim Namen Gruyère an den Käse denkt, liegt nicht ganz falsch. Der gleichlautende Käse wird im Gebiet Gruyère hergestellt. Eine grosse Schaukäserei zeigt, wie aus der Milch der Käse wird. Auch die Voralpenlandschaft rund um Gruyères ist wunderschön und bietet zahlreiche Möglichkeiten für Wanderungen. Wir schauen uns Jaun an und fahren bis zum Jaunpass, wo jede Menge Wohnmobile auf dem Parkplatz stehen. Ein Besuch im Maison Cailler rundet unseren Besuch in der Gegend ab. Da die Seilbahnen noch nicht fahren und man nicht alles an einem Wochenende erkunden kann, steht dieses Wochenende im Zeichen des Genusses. Ein anderes Mal werden wir die eindrückliche Bergwelt erkunden.
Übrigens, die Schreibweise von Gruyère mal mit s und mal ohne s ist ganz schön verwirrend. Nur der Ort Gruyères wird mit s geschrieben. Der Käse und die Region dagegen werden ohne s geschrieben.
Die Seilbahnen in Jaun, der Gastlosenexpress und die Seilbahn auf den Moléson nehmen ab 6. Juni 2020 ihren Betrieb wieder auf.
Stadtrundgang und Schloss Gruyères
Wir parken unser Auto auf dem P3 unterhalb der Altstadt und laufen mit Blick auf den Ort nach oben.
Vor dem Stadttor steht die Bronze einer Ziegenhirtin. Dazu gibt es die Legende, dass die Frauen von Gruyères 1348 sich auf die Belagerung der Berner vorbereiteten, indem sie alle Ziegen zur Ernährung in der Stadt sammelten. Der Abend kam und die Schlacht von Sauthaux dauerte an. Da kam eine der Frauen auf die Idee, den Ziegen Fackeln auf die Hörner zu binden und sie zu den Bernern zu treiben. Die Berner, die nur die Lichter auf sich zukommen sahen, dachten die Armee des Teufels würde kommen und flohen.
Von der alten Stadtmauer geniesst man den Blick in die Umgebung. In der Altstadt weiss man zunächst gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Ein schönes altes Haus am nächsten. Im Folgenden laufen wir immer Richtung Schloss, welches gut sichtbar am höchsten Punkt des Ortes liegt.
Schlägt man den Weg zum Château de Gruyères ein, kommt man automatisch am geöffneten H.R. Giger Museum vorbei. Da wir den Horrorfilm Alien von Ridley Scott nicht gesehen haben, begeben wir uns auch nicht in die phantastisch-düstere Welt des H.R. Giger. Auch wenn er für die visuellen Effekte einen Oscar erhielt, reichen uns die Aliens vor dem Museum und ein Blick in die volle Giger-Bar. Für Freunde von Gigers Kunst, gibt es für kleines Geld einen Bildband, der seinen Werdegang nachzeichnet. Vor dem Giger Museum trifft Jörg einen Kollegen. Es ist schon irgendwie komisch, dass man nach Gruyères fahren muss, um heutzutage Kollegen zu treffen.
Weiterhin kommt man auf seinem Weg zum Schloss am Tibet Museum vorbei, einem Museum, welches dem Tibetischen Buddhismus gewidmet ist. Es stellt Skulpturen, Gemälde und rituelle Gegenstände aus der Himalaya Region aus.
Rundgang durch das Schloss Gruyères
Beim Rundgang durch das Schloss lernt man einiges über seine wechselhafte Geschichte, wenn man die Hinweistafeln in den Räumen liest. Ursprünglich war es das Schloss der Grafen von Gruyères. Nach dem Konkurs des letzten Sprösslings gelangte es 1554 in die Hände Freiburgs. 1849 versteigert Freiburg das Schloss dann, da der Unterhalt auf Dauer zu teuer wurde. Die Genfer Familie Bovy ersteigert es und nutzt das Schloss als Sommersitz. Die «Künstlerkolonie», die sie im Schloss begründet, wird auch an der Raumgestaltung und an vielen Bildern im Schloss sichtbar. 1938 wird das Schloss dann von Freiburg zurückgekauft.
Im Burgundersaal sind Rauchmäntel vom Orden des Goldenen Vlies ausgestellt. Dieser Orden wurde von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund begründet und hatte die Erhaltung des katholischen Glaubens zur Aufgabe.
Neben den Rauchmänteln sind auch Ritterrüstungen hier ausgestellt. Sehr schön sieht man wie sich die Mode der Rüstung, vor allem bei der Bauchgestaltung im laufe der Zeit verändert hat. Leider eignet sich der Raum mit den Spiegelungen der Vitrinen nicht zum Fotografieren. Im Rittersaal hängt aber ein Bild, welches die Ritter in Rüstungen aus der «Spitzbauch-Mode» zeigt.
Der Kranich
Überall im Schloss und in der Stadt trifft man auf das Wappen der Grafen von Gruyères – den Kranich. Während der Kranich ja eigentlich mit seinem eleganten Schreitgang ein eher majestätischer Vogel ist, wird er auf den Bildern oft wild bzw. kämpferisch dargestellt. Wir haben uns gefragt, wie der Kranich zum Wappentier der Grafen von Gruyères wurde.
Der Legende nach soll Gruyères 400 Jahre n.Chr. durch den Vandalenkönig Gruyerius gegründet worden sein. Dieser sah am roten Abendhimmel einen Kranich (franz. la grue – der Kranich) fliegen. Deshalb entschied er sich dort seine Stadt zu bauen. Daher zeigt das Wappen von Gruyères einen Kranich vor rotem Hintergrund.
Die Entstehungslegende von Gruyères ist also einem seltenen Zufall zu verdanken, denn die Schweiz liegt eigentlich nicht auf den Zugrouten der Kraniche. In der Wappenkunde steht der Kranich für die Allegorie der Wachsamkeit.
Aussenanlagen des Schlosses
Der Rundgang durchs Schloss führt über die Galerien nach unten in den Hof. Zwischen den Mauern führt ein Weg in den Garten des Schlosses. Von dort hat man eine gigantische Aussicht auf die umliegende Bergwelt.
Bevor man den Eingang wieder erreicht hat, lohnt sich noch einmal ein Blick zurück auf die Spitzen von Bergen und Türmen.
Abschied von Gruyères
Auf dem Weg vom Schloss zum Auto durchqueren wir dieses Mal den ganzen Ort. Wir bewundern die alten Kornmasse und erfreuen uns an Details der Häuser, wie Türen, Fensterstürzen etc.
Am Ende des Ortes gibt es eine kleine Chocolaterie, die auch ein umfangreiches Eissortiment im Angebot hat. Mit der kühlen Leckerei laufen wir gemütlich zum Auto zurück. Als nächstes wollen wir dann das Geheimnis des Käses lüften.
Wer bevor er losfährt, schauen will, ob Bergsicht herrscht, kann einen Blick auf die Webcam von Gruyères werfen und die Webcams des Molèson befragen.