Halbinsel Crozon (Bretagne) – ein Tag voller Kontraste
Die wilde Halbinsel Crozon liegt mitten im Naturpark Armorique, eingebettet zwischen Douarnenez und Brest. Die raue Landschaft zeichnet sich durch hoch aufragende, baumlose Klippen, tiefe Buchten mit schönen Sandstränden und zahlreiche dramatisch ins Meer abfallende Landzungen aus. An der Pointe de Pen Hir stehen wohl die berühmtesten dieser beeindruckenden Klippenformationen. In Camaret-sur-Mer, einem hübschen Städtchen mit zahlreichen Restaurants, kann man die Vauban-Festung besichtigen. Auf dem Weg zur Pointe des Espagnols reihen sich die Festungen wie Perlen einer Kette aneinander. Die Alignements von Lagatjar deuten auf eine prähistorische Besiedlung der Halbinsel hin. Es gibt so viel zu erkunden, dass ein Tag auf der Halbinsel Crozon nicht ausreicht. Besonders, wenn man von Douarnenez kommend zunächst die Aussicht vom Ménez-Hom geniesst und den Tag in Locronan ausklingen lässt.
Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild.
Aussicht vom Ménez-Hom
Mit 330 m Höhe ist der Ménez-Hom die höchste Erhebung weit und breit. Von Douarnenez, wo wir eine Unterkunft gefunden haben, zum Ménez-Hom sind es ungefähr 40 Minuten Fahrtzeit. Auf dem von niedrigen Büschen und Heidekraut bewachsenen Hügel pfeift ein unangenehmer Wind. Unterhalb des «Gipfels» gibt es einen Parkplatz. Dieser wird vor allem von den zahlreichen Paragleitern genutzt, die hier die Thermik nutzen und über der bretonischen Landschaft kreisen. Selbstverständlich gibt es auch Wanderwege auf den Ménez-Hom.
Für uns ist es fast spannender, die Gleitschirmflieger zu beobachten als die Aussicht zu betrachten. Das hängt aber nicht zuletzt mit dem Wetter zusammen. Vom Ménez-Hom kann man auch die Halbinsel Crozon erkennen.
Vom Ménez-Hom fahren wir direkt weiter nach Camaret-sur-Mer auf der Halbinsel Crozon. Da wir früh aufgebrochen sind, finden wir noch einen Parkplatz am Hafen.
Auf der Halbinsel Crozon
Cameret-sur-Mer
Camaret-sur-Mer hat einen natürlichen Hafen, in dem heute vor allem Sportboote liegen.
Eine lange Uferpromenade führt entlang des Hafens vorbei am Schiffsfriedhof und der Chapelle Notre-Dame-de-Rocamadour zur Festung Vauban. Schilder weisen darauf hin, dass Camaret-sur-Mer einstmals ein bedeutender Fischereihafen war. Die fünf Schiffswracks sind stumme Zeugen einer besseren Vergangenheit und sehr fotogen.
Rost und gealterte Hölzer faszinieren mich. Insofern ist jeder Schiffsfriedhof ein Eldorado der Entdeckungen für mich. Davon kannst du dich übrigens auch in der Fotoausstellung «Schönheit in der Vergänglichkeit» überzeugen.
Die Kapelle wurde im 17. Jahrhundert vor dem Bau der Festung Vauban errichtet und ist der Schutzheiligen der Seefahrer geweiht. In der Kapelle stehen und hängen zahlreiche Schiffsmodelle.
Eines der markantesten Wahrzeichen von Camaret-sur-Mer ist die Vauban-Festung, auch bekannt als „Tour Vauban“. Diese Festung wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut. Der berühmte französische Ingenieur und Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban, der unter König Ludwig XIV. diente, plante und überwachte den Bau der Festung. In Frankreich gibt es zahlreiche Festungsanlagen, die von Vauban geplant und errichtet wurden. Zwölf von ihnen wurden 2008 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, darunter befindet sich auch die Festung Vauban mit ihrem Turm in Camaret-sur-Mer.
Die Vauban-Festung wurde errichtet, um die Hafeneinfahrt von Camaret-sur-Mer und die nahegelegenen strategischen Zugänge zu Brest und zur Halbinsel Crozon vor feindlichen Angriffen zu schützen.
Zwischen Camaret-sur-Mer und der Pointe de Pen Hir
Kurz hinter Camaret-sur-Mer direkt neben der Strasse stehen die Alignements de Lagatjar. Die Steine stammen aus der Jungsteinzeit, also etwa aus der Zeit zwischen 2.500 bis 1.800 vor Christus. Die Wissenschaft vermutet, dass dort ursprünglich 600 Menhire in mehreren Reihen und unterschiedlich gross gestanden haben. Da wir bereits die Menhire von Carnac gesehen haben, verweilen wir nicht länger. Schön ist, dass die Menhire nicht wie in Carnac eingezäunt sind, sondern man dazwischen herumlaufen kann.
Folgt man der Strasse weiter zur Pointe de Pen Hir auf der Halbinsel Crozon, passiert man als Nächstes das Atlantic Battle Memorial Museum. Wir halten nur kurz und werfen einen Blick auf den frei zugänglichen Bereich, da die Zeit nur so rennt.
La Pointe de Pen Hir
Pen Hir ist wohl eines der meistbesuchten Kaps auf der Halbinsel Crozon. Uns spricht dieses Kap mehr an als die bekannte Pointe du Raz. Vom steinigen Parkplatz laufen wir als Erstes zum Ende des Kaps. Auf den mageren Wiesen blühen jetzt im April die Nelken, Glockenblumen und Seifenblumen.
Der Blick zurück offenbart romantische Badebuchten mit Sandstrand in der Bucht.
Und ehe man es sich versieht, steht man am Ende der Landmasse, etwa 70 m über dem Meer. Das Meer ist erstaunlich ruhig. Sanft umspülen die Wellen die zerklüfteten Klippen.
Die sogenannten Erbsenhaufen (Tas de Pois) ist eine Gruppe von verwitterten Felsen im Meer. Sie bestehen wie die Küste aus Schiefer und Quarzit. Deren Mischung führt zur stark zerklüfteten Küste, da Schiefer leichter erodiert als Quarzit.
Bereits von Ferne sieht man an der Pointe de Pen Hir ein 12 m hohes Kreuz stehen. Es wurde vom Bildhauer Jean Fréour entworfen und 1951 eingeweiht. Es ist ein Denkmal zu Ehren der Bretonen, die im Zweiten Weltkrieg für die Freiheit Frankreichs kämpften.
Auf dem Weg zur Pointe des Espagnols
Die Pointe des Espagnols liegt an der äussersten Nordspitze der Halbinsel Crozon. Der Name erinnert an die Zeit der spanischen Belagerung von Brest im Jahr 1594. Zwischen der Pointe de Pen Hir und der Pointe des Espagnols liegen ungefähr 15 km und sechs alte Festungen entlang der Westküste. Sie gehören zu einem umfassenden Verteidigungssystem. Napoleon hat die Bedeutung erkannt und liess die Festungen weiter ausbauen.
Eigentlich hatten wir geplant, zum auf einer kleinen vorgelagerten Insel gelegenen Fort de Capucins zu laufen. Dann sahen wir aber von der Strasse aus das Fort de la Fraternité und der Himmel in Richtung Norden sah nach Regen aus. So beschlossen wir, dieses Fort zu besichtigten.
Der eigentliche Parkplatz für die Besichtigung der Befestigungsanlage muss früher von der Hauptstrasse abgegangen sein. Unser Trampelpfad trifft den Weg an der Bucht. Auf der anderen Seite der Bucht sieht man, dass die Deutschen die Festungsanlage um weitere Bunker und Geschützstellungen verstärkt haben. Kommt man vom offiziellen Parkplatz, führt der Weg daran vorbei.
Am besten sind bis heute die massiven Mauern des Fort erhalten. Für Besucher mit Zeit gibt es viel zu entdecken. Wir wollen jedoch den Blick von der Pointe des Espagnols auf Brest geniessen und eilen bald zurück zum Auto.
Nur haben wir nicht damit gerechnet, dass die Pointe des Espagnols wegen Bauarbeiten komplett geschlossen war. (Inzwischen ist sie wieder geöffnet). Einen Blick auf Brest haben wir trotzdem vorher von der Strasse erhascht.
Der Schiffsfriedhof von Rostellec
Untrennbar mit dem Schiffsfriedhof in Rostellec ist der Name Auguste Tertu verbunden. Im Netz findet man wenig über ihn, aber ein Schild weist darauf hin, dass er in den 1970er Jahren über 1.000 Schiffe entworfen hat. Seine Schiffe waren bekannt für ihre Wendigkeit und wurden unter praktischen Gesichtspunkten des Gebrauchs entworfen. Darunter befanden sich sowohl Freizeitboote als auch Fischereiboote. Heute liegen im Schiffsfriedhof von Rostellec auf der Halbinsel Crozon im gleichnamigen Weiler zahlreiche Schiffe in unterschiedlichem Verfallstadium. Darunter grosse Schiffe bis zu 20 m Länge.
Dieser Schiffsfriedhof ist für Fotografen wirklich spannend. Mich hat er zum einen oder anderen kreativen Bild inspiriert.
Cap de la Chévre
Auf dem Rückweg von der Halbinsel Crozon fahren wir noch das südliche Cap de la Chévre (Ziegenkap) an. Allerdings ist es schon recht spät und den Leuchtturm darf man nicht fotografieren, da er eine militärische Anlage ist. So werfen wir nur einen Blick auf das Denkmal der Widerstandskämpfer.
Locronan
Auf dem Rückweg nach Douarnanez fahren wir noch den kleinen Ort Locronan an. Ab 18.30 Uhr ist der Parkplatz am Ortseingang kostenfrei und die Tagestouristen haben den Ort verlassen. Locronan erscheint wie ein Ort, in dem die Zeit stehen geblieben ist.
Auf Kopfsteinpflasterstrassen, gesäumt von alten Steinhäusern (Granithäuser) aus dem 15. und 16. Jahrhundert gelangt man zum Zentrum des Ortes. Am grosszügigen Place de l’Église steht die Kirche St.-Ronan aus dem 15. Jahrhundert. St. Ronan war ein irischer Missionar, der hier im 6. Jahrhundert lebte und Locronan zu einem Zentrum für Pilgerreisen machte. Der Name des Ortes leitet sich vom Missionar ab.
Im 16. Jahrhundert erlebte Locronan eine wirtschaftliche Blütezeit, die massgeblich mit der Tuchweberei zusammenhing. Die Weber von Locronan waren spezialisiert auf die Herstellung von hochwertigen Leinenstoffen, die für die Herstellung von Segeltüchern benutzt wurden.
Locronan gehört zu den «plus baux villages de France» (schönsten Dörfern) Frankreichs. Diese Auszeichnung wird von einer unabhängigen Vereinigung nach strengen Kriterien seit 1982 vergeben. Was sofort ins Auge fällt, in Locronan gibt es keine hässlichen Elektrokabel, die aussen an den Häusern entlangführen.
In der urigen Crêperie Ty Coz geniessen wir ein Abendessen. Mit dem Rückweg nach Douarnenez endet dieser Tagesausflug auf die Halbinsel Crozon.
Übernachtung
Wir wohnen in Douarnenez mit Blick auf den Hafen. Allerdings empfehle ich die hübsche Ferienwohnung mit dem freundlichen Vermieter nicht weiter. Der Parkplatz im Hinterhof ist nur für schmale Fahrzeuge erreichbar und die Zufahrt ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ausserdem erreicht man die Ferienwohnung nur über eine Aussentreppe. Das Gepäck die vielen Etagen nach oben zu schleppen, war kein Vergnügen. Auch ist man etwas abseits von allem.
Beim nächsten Mal würden wir versuchen, auf der Halbinsel Crozon zu wohnen und nicht nur einen Tagesausflug zu unternehmen. Gibt es doch hier schöne Wanderungen und noch viele weitere Orte zu entdecken.
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