Schwankende Brücke – Carrick-a-Rede Rope Bridge
Giants Causeway – der Damm des Riesen
Bushmills – falsche Fassaden und echter Whiskey
Mussenden Temple im Downhill Estate
Auf den Spuren von Game of Thrones und längst vergangener Zeiten
Von Belfast nach Ballycastle
Lange bevor sich abzeichnete, dass der Sommer 2018 ein sehr trockener und heisser Sommer werden würde und eine kleine Abkühlung nett wäre und bevor Lonely Planet Nordirland als Reiseziel 2018 gewählt hat, hatten wir uns entschieden, im Juli/August zwei Wochen den Norden Irlands zu bereisen. Ich schreibe bewusst vom Norden Irlands, weil wir zwischen der Republik Irland und dem zu Grossbritannien gehörenden Teil Irlands hin- und herwechseln. Irland steht für uns für dramatische Küsten, schöne Parks, gutes Essen und Whiskey.
Über Amsterdam fliegen wir nach Belfast und landen dort bei strömendem Regen und 13 °C. Welch ein Temperaturschock. Bei der Autovermietung hat sich eine lange Schlange gebildet, weil der Angestellte viel Freude daran hat, jeden Kunden zu fragen, was er sich anschauen will und noch gute Tipps mit auf den Weg zu geben.
Nur kurz auf fahren wir auf der Autobahn, um aus Belfast herauszufinden. Anschliessend folgen wir dann dem landschaftlich sehr schönen Weg entlang des Meeres nach Ballycastle, wo wir für 3 Nächte ein kleines Haus gemietet haben. Von der schönen Landschaft sehen wir im strömenden Regen allerdings nicht so viel.

In Ballycastle gehen wir noch schnell bei einem geöffneten Coop ein paar Sachen für das Frühstück einkaufen, bevor wir uns zur Adresse des gemieteten Hauses begeben. Niemand erwartet uns dort und am Telefon geht nur der Anrufbeantworter dran. Während wir noch überlegen, was wir jetzt machen sollen, kommt schon der Hausbesitzer und lässt uns rein. Das schmale Häuschen mit der modernen Einrichtung begeistert uns. In der Küche begrüsst uns dann ein liebevoll gepackter Korb mit allem, was das Herz zum Frühstück begehrt.
Der Regen hört auf, während wir unsere Sachen ins Haus bringen. So beschliessen wir, zu Fuss in den Ort zu gehen und zu schauen, was es so zu essen gibt. Es ist Samstag und die Pubs sind daher unglaublich voll. Der Pub, bei dem wir es zuerst versuchen, hat eine lange Warteliste auf Tische. Bevor wir uns eintragen lassen, versuchen wir es beim Pub gegenüber. Die Mädchen sind inzwischen hungrig und müde, so drückt Jörg ein wenig auf die Tränendrüse als er beim zweiten Pub nach einem Tisch fragt. Für Leute, die gerade erst angekommen sind, findet sich erstaunlich schnell ein Tisch. Auf das richtig gute Essen warten wir dann aber doch unglaublich lange.
Schwankende Brücke – Carrick-a-Rede Rope Bridge
Am nächsten Morgen scheint die Sonne ins Fenster. So starten wir früh und folgen der Causeway Coastal Route. Den ersten Halt legen wir an dem Aussichtpunkt ein, von dem aus man die Carrick-a-Rede Rope Bridge bei genauem Hinschauen erkennen kann. Allein geniessen wir den Blick auf die Küste und die Schafe.

Auf dem Besucherparkplatz, der zur Carrick-a-Rede Rope Bridge gehört, parken schon einige Autos, obwohl die Attraktion noch gar nicht geöffnet ist. Die Angestellten kommen zeitgleich mit uns an. Da es am Vortag stark geregnet hatte, war nicht klar, ob die Brücke heute geöffnet wird. Die Holzplanken können nass sehr rutschig sein.
Die Seilbrücke verbindet eine vorgelagerte Basaltinsel (Carrick-a-Rede Island) mit der Küste. An diesem Fels teilt sich der Weg der Lachse und sie werden dort mit Netzen von den Fischern gefangen. Eine Fahrt mit dem Boot um den Felsen ist bei rauer See zu gefährlich, weshalb diese Brücke seit mehr als 350 Jahren im April gespannt und im September wieder abgenommen wird. Heute ist die Brückenkonstruktion sehr komfortabel und dient eher als Touristenattraktion als dem Fischfang.
Vom Kassenhäuschen folgt man dem Küstenweg bis zur Brücke. Morgaine fühlt sich so glücklich, als wäre sie zu Hause angekommen. Schottland, Irland und England sind ihre Welt.


Die Tickets werden noch einmal kontrolliert, bevor man zur Brücke hinabsteigen darf. Es schwankt nicht sehr auf der Brücke. Vom Basaltfelsen, der doch grösser ist, als er aus der Ferne aussah, kann man die Möwen beobachten und sich den Wind um die Nase pusten lassen. Es ist schön. Der Felsen füllt sich mehr und mehr mit Leuten. Dieser Eindruck ist subjektiv, denn die Anzahl der Leute wird begrenzt. Auf dem Rückweg sehen wir, dass nur noch so viele Leute auf den Felsen gelassen werden, wie Leute den Fels verlassen.


Der Rückweg zum Parkplatz gleicht einer Völkerwanderung und auch auf dem Parkplatz kreisen Autos auf der Suche nach einem freien Platz.
Giants Causeway – der Damm des Riesen
Als nächstes fahren wir zum Damm des Riesen, dem Giants Causeway. Wir ahnen schlimmes, als wir jede Menge Hinweisschilder auf Parkplätze sehen, die man benutzen soll, wenn der Parkplatz am Besucherzentrum voll ist. Davon lassen wir uns nicht einschüchtern und fahren erst einmal zum Besucherzentrum und siehe da, es wird genau für uns ein Parkplatz frei.
Leider sind auch hier Massen von Leuten unterwegs. Vom Besucherzentrum läuft, wer kann, nach unten zu den eindrucksvollen Basaltsäulen. Die anderen fahren in einem kleinen Bus. Einmal mehr sind wir froh, dass es heute trocken ist, denn dort, wo die Wellen auf die Basaltsäulen treffen, werden sie unglaublich rutschig. Es ist schwer, Säulen zu entdecken, die nicht von Menschen belagert werden.
Um den Damm des Riesen, der inzwischen den Rang eines UNESCO Weltkulturerbes hat, ranken sich viele Geschichten. Unsere Lieblingslegende ist eine Liebesgeschichte. Der Riese Finn McCool war Kommandant in der Armee des Königs von Tara und soll den Damm eigenhändig errichtet haben, um zu seiner Geliebten zu gelangen, die auf der ca. 20 Kilometer entfernten schottischen Insel Staffa lebte.


Die meisten Besucher begnügen sich mit den Basaltsäulen im sogenannten Amphitheater. Da mich immer interessiert, was hinter der nächsten Ecke ist, folgen wir dem Weg weiter in Richtung Klippen bis er durch einen Erdrutsch versperrt ist.



So laufen wir ein Stück zurück und steigen dann die 260 Treppen, wenn ich richtig gezählt habe, nach oben und werden noch einmal mit einem traumhaften Blick belohnt.
Bushmills – falsche Fassaden und echter Whiskey
Wir picknicken gemütlich im Gras sitzend am Auto und fahren dann weiter in den Ort Bushmills. Jörg möchte der Destillerie einen kurzen Besuch abstatten. Da direkt am Ortseingang Parkplätze ausgeschildert waren, parken wir dort und laufen durch den Ort. Was man beim Durchfahren des Ortes vielleicht gar nicht gesehen hätte, ist der Leerstand der Häuser. Dies wird mit Fototapeten kaschiert und hat uns beim Durchlaufen des Ortes richtig viel Spass gemacht. Natürlich gibt es an der Destillerie einen grossen, leeren Parkplatz, der noch dazu kostenfrei gewesen wäre.




Die Destillerie besteht aus sehr schönen alten Gebäuden und gepflegten Aussenräumen. Auf eine Führung verzichten wir, denn die Zeit vergeht schnell. Jörg begibt sich direkt in den Verkaufsraum, während wir draussen windgeschützt in der Sonne warten.


Mit einem weiteren Whiskey für Jörgs Sammlung machen wir uns auf den Weg zum Mussenden Tempel. Unterwegs erhaschen wir einen Blick auf Dunluce Castle.
Die Ruine von Dunluce Castle thront über den Klippen. Aufgrund der strategischen Lage wurde das Dunluce Castle über die Zeit hinweg immer wieder belagert, bis es schließlich in den Besitz des schottischen Clans MacDonnell überging. Auch heute noch sind die MacDonnells die rechtmäßigen Besitzer, verwaltet wird die Ruine jedoch vom nordirischen Staat. Eine über eine Treppe zugängliche Meeresgrotte, wo immer ein Fluchtboot gelegen haben soll, ist zu besichtigen.

Mussenden Temple im Downhill Estate
Aus Zeitgründen entscheiden wir uns gegen eine Besichtigung der Ruine. Wir eilen weiter zum Mussenden Temple und betreten die grosse Anlage durch das Lions Gate. Von da geht es durch die ummauerten Gärten zum Mussenden Tempel, der als Sommerbibliothek des Bischofs diente. Direkt auf der Klippe erbaut, ist dies ein sehr spezieller Ort für eine Bibliothek. Unterhalb des Tempels befindet sich ein schöner Sandstrand, der der Überlieferung nach vom Bischof für Pferderennen genutzt worden sein soll.

Vom Mussenden Temple begeben wir uns zum vis-a-vis gelegenen Downhill House. Heute eine Ruine, war dies ein prachtvoller Landsitz des lebenslustigen Bischofs, der noch heute für den von ihm erfundenen Herveys Likör berühmt ist, dem er selbst sehr zugetan war. Der Bischof soll an einem «Übermass an gutem Leben» verstorben sein.


Wir könnten ewig hier bleiben, durch die Wiesen laufen, uns den Wind um die Nase wehen lassen und von der Sonne die Gesichter wärmen lassen. Dies ist ein wunderbarer Ort zum Entspannen. Es gibt viele geschützte Plätze, wo man auch einfach seine Nase in ein Buch stecken könnte, oder die Gedanken über die Weite des Horizonts schweifen lassen möchte. Leider ist die Zeit sehr fortgeschritten, so dass wir es nicht mehr schaffen zum Bishop’s Gate House zu laufen und uns die dortigen Sehenswürdigkeiten und Gärten auszuschauen.


Schweren Herzens begeben wir uns auf den Heimweg und stehen erst einmal schrecklich im Stau. Da wir keine Lust haben bis Ballycastle im Stop and go zu fahren, biegen wir in Colerain ab und fahren durch das Landesinnere, vorbei an den Dark Hedges. Selbst 2 km vor den Dark Hedges stehen noch Reisebusse und Autos und versperren die Strasse. So fahren wir heute hier vorbei und beschliessen, es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen.
Auf den Spuren von Game of Thrones und längst vergangener Zeiten
Um die Dark Hedges, die durch die Verfilmung in Game of Thrones berühmt geworden sind, möglichst ohne Leute anzutreffen, stehen wir heute sehr früh auf. Kurz nach 6.00 Uhr stehen wir mutterseelenallein auf der Buchenallee und können unter den vom Sonnenlicht angestrahlten «dunklen Hecken» herumwandeln. Eine Viertelstunde gehört uns die Allee allein, wenn man von ein paar Einheimischen, die durch die Allee fahren absieht.



Dann taucht ein deutsches Paar auf, die den gleichen Gedanken hatten wie wir und vorbei ist es mit der Ruhe, denn jetzt fliegt permanent eine Drohne über uns und filmt die Allee. Das Geräusch der tieffliegenden Drohne ist sehr nervig und stört an diesem so perfekten Sommermorgen. So gehen wir zurück zu unserem Auto und fahren mit einem Halt beim Bäcker zurück zu den Mädels, die keine Lust hatten, so früh aufzustehen. Nach einem genialen Frühstück geht es weiter auf Entdeckertour.
Wir fangen mit dem Hafen vor unserer Haustür an, bevor wir zur Bonamargy Friary direkt hinter Ballycastle weiterfahren. Neben der Kirchenruine des im 15. Jahrhunderts gegründeten Franziskaner Klosters stehen noch die uralten Grabsteine im verwilderten Friedhof. Wir suchen die ältesten Grabsteine. Der älteste Grabstein, den wir finden, stammt von 1566. Auf den Inschriften der Grabsteine wird immer explizit das Alter des Verstorbenen angegeben und es sind nicht wenige, die ein hohes Alter erreicht haben.


Als nächstes suchen wir nach einer kleinen Strasse, die direkt an der Küste nach Süden führt. Beim ersten Versuch landen wir schneller als gewollt wieder in Ballycastle und erhaschen nette Ausblicke auf den Ort. Beim zweiten Versuch finden wir dann die richtige Strasse.
Die Strassen sind wieder meist einspurig und führen durch traumhafte Landschaften. Unseren nächsten Halt legen wir am Torr Head, einem Hügel mit Hausruine, ein. Wir besteigen den Hügel, geniessen die Aussicht und flüchten als wir von oben sehen, wie sich der kleine Parkplatz füllt.



Rechtzeitig schaffen wir es noch vom Parkplatz weg, bevor ein Wohnmobil alles verstopft. Auf dem Weg entdeckt Morgaine einen Hirsch, der sich an der Futtertraufe der Schafe bedient und sich anschliessend zwischen den Schafen versteckt.

Unser nächstes Ziel ist Cushendun, wo die Höhlen, welche in einer der Game of Thrones Staffeln eine Rolle spielten, zu besichtigen sind.

Am grossen Parkplatz vis-a-vis vom Strand parken wir und laufen gemütlich am Strand entlang zum Ort. Im Ort selbst fühlt man sich mindestens 150 Jahre zeitversetzt. Man überquert den Fluss und folgt ihm vorbei an der Ziegenstatue, die an den letzten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche erinnert, an den von Urlaubern genutzten Häusern zur Mündung. Direkt hinter den Häusern führt der Weg zu den Höhlen. Sehr spektakulär sind die Höhlen in natura nicht.




Wir wandern zurück zum Auto, holen unser Picknick und setzen uns auf eine Bank mit Blick zum Strand. Spontan beschliessen wir anschliessend dem Fluss in Cushendun zu folgen. Die Landschaft gefällt uns.


In einem Dreieck fahren wir zurück nach Cushendall und Waterfoot. Letzterer Ort sieht nett aus, aber leider gibt es nicht den kleinsten Parkplatz, so dass wir irgendwann frustriert aufgeben und über den Glenarif Forestpark nach Ballycastle zurückfahren.