Jesuiten-Missionen in der argentinischen Provinz Misiones

Bevor wir die tropische Provinz Misiones endgültig verlassen, besuchen wir noch die beiden Jesuiten-Missionen Santa Ana und San Ignacio Mini. Auch für einige andere Sehenswürdigkeiten wie den Parque de la Cruz und den Salto Encantado reicht die Zeit noch. Die Saltos del Mocona, die wir eigentlich sehen wollten, fallen wegen der starken Niederschläge ins Wasser.

Die Provinz Misiones liegt im Nordosten Argentiniens und ist bekannt für ihre üppigen Regenwälder und ihre reiche Kulturgeschichte. Die Hauptstadt der Provinz ist Posadas. Sie grenzt an Paraguay und Brasilien. Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Misiones sind die Iguazú Wasserfälle.

Der Name der Provinz Misiones in Argentinien deutet die Geschichte der Missionierung durch die Jesuiten bereits an. Die Jesuiten errichteten im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Missionsstationen in der Region, um die indigene Bevölkerung der Guarani zu christianisieren und zu schützen. Einige dieser historischen Stätten wie San Ignacio sind heute als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt und können besichtigt werden.

Mauerreste der Jesuitenmission Santa Ana im Regenwald in der argentinischen Provinz Misiones
Mauerreste von Santa Ana

Ich lade dich ein, uns in die argentinische Provinz Misiones zu begleiten, auch wenn uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Wie immer gilt: Lass dich inspirieren und mache dir dein eigenes Bild.

Anreise nach Oberá

Als Ausgangsort für die Erkundung der Jesuiten-Missionen Santa Ana und San Ignacio Mini haben wir uns eine schöne Lodge in Oberá gesucht. Der Parque Provincial Salto Encantado und der Parque Santa Cruz befinden sich in der Nähe der Stadt. Von Puerto Iguazu sind es ungefähr 3 Stunden Fahrt. Als erstes müssen wir aber einmal zum Flughafen, um unseren Mietwagen zu übernehmen. Wie schön, dass es unaufhörlich regnet.

Beim Blick auf den Mietwagen sind wir leicht verzweifelt. Ein sportlicher Ford Eco mit kleinem Kofferraum wartet auf uns. Die Taschen bekommen wir nur ins Auto, indem wir sie teilweise auspacken und die Sachen in den Zwischenräumen verstauen. Im strömenden Regen sinkt die Laune rapide.

Von der schönen Landschaft der argentinischen Provinz Misiones bekommen wir auf der Fahrt nicht viel mit. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt, unser Auto auf der Strasse zu halten, die sich in einen Fluss verwandelt. Obwohl die Strasse gut ausgebaut ist und bei den Steigungen sogar 2-spurig wird, haben sich tiefe Spurrillen in den Asphalt gegraben, in denen das Wasser entlang schiesst. Und am Fusse der Hügel bilden sich jeweils grosse Seen. Für uns ist es immer wieder erstaunlich, dass die Intensität tropischer Regenfälle noch steigerbar ist.

Unser Mietwagen erweist sich als extrem durstig. Und so erleben wir erstmals die Rationierung von Benzin in diesem Urlaub.

Die Lodge direkt im Regenwald war ein kleines Paradies, welches allerdings nicht mehr in Betrieb zu sein scheint. Für die Zufahrt hätten wir uns bei diesem Wetter einen 4 x 4 gewünscht.

Bungalow mit Blick auf den Pool und die üppige Vegetation im Regenwald. Bei Sonnenschein ist unsere Unterkunft in Oberá ein Traum.
Unser Bungalow bei Sonnenschein

Sehenswürdigkeiten in der argentinischen Provinz Misiones

Der Parque de la Cruz

Obwohl es die ganze Nacht donnert, blitzt und regnet und der Regen für viele Schäden sorgt, scheint am nächsten Morgen die Sonne als wäre nie etwas gewesen. So beginnen wir mit der Besichtigung vom Parque de la Cruz bevor wir uns auf die Suche nach den Jesuiten Missionen von Santa Ana und San Ignacio Mini begeben.

Auf einem Hügel steht ein grosser Aussichtsturm in der Form eines Kreuzes. Der Fuss des Kreuzes ist aus Stahlbeton gebaut und enthält neben Ausstellungsräumen ein Theater und Restaurants, die aber alle geschlossen sind. Insgesamt ist die Konstruktion 82 m hoch. Ein Aufzug fährt nach oben auf den Querbalken des Kreuzes. Von dort hat man eine wunderbare Aussicht auf den Rio Parana, der die Grenze zwischen Argentinien und Paraguay darstellt.

Die Landschaft fällt flach ab zum Rio Parana, der schlammiges Wasser führt. Wald und Felder wechseln sich ab, der Himmel ist wolkenverhangen. So stellt die sich Aussicht vom Kreuz im Parque de la Cruz dar.
Ausblick vom Kreuz

In der Nähe des Kreuzes befindet sich ein Amphitheater und eine Zuchtstation für Schmetterlinge.

Zu Besuch in der Zuchtstation für Schmetterlinge

Die Zuchtstation für Schmetterlinge darf man geführt besuchen. Als einzige Besucher zu diesem Zeitpunkt bekommen wir im Rahmen dieser Führung eine Menge erklärt und gezeigt. Die Mädchen dürfen sogar das Ei eines Schmetterlings auf die Hand nehmen. Bei der Übergabe fällt es auf den Boden, nimmt aber keinen Schaden. Dieses Ei sieht aus wie eine kleine Zuckerperle, die wir früher Liebesperlen nannten und hüpft wie ein Gummiball.

Von der Eiablage über gerade geschlüpfte Raupen bis zu Raupen kurz vor der Verpuppung bekommen wir alles gezeigt. Die Raupen wachsen ordentlich. Im anschliessend vorgeführten Film wird vorgerechnet, dass, wenn man die Gewichtszunahme einer Raupe vom Schlüpfen bis zur Verpuppung auf einen Säugling umrechnen würde, dieser im ersten Lebensjahr auf ein Gewicht von 12.000 kg kommen müsste.

Schmetterling im Parque de la Cruz. Nahaufnahme eines Schmetterlings auf einem dünnen grünen Zweig mit rosafarbenen, länglichen Blüten. Er hat orangefarbene, fast durchsichtige Flächen in den ansonsten schwarzen, mit weissen Punkten versehenen Flügeln.
Schmetterling im Parque de la Cruz
Schmetterling im Parque de la Cruz: Nahaufnahme eines Schmetterlings auf einem dünnen braunen Zweig mit einer grossen Blüte die aus vielen langen, unten weissen, oben rosafarbenen Fäden besteht. Er hat orangefarbene, fast durchsichtige Flächen in den ansonsten schwarzen, mit weissen Punkten versehenen Flügeln.
Die Futterpflanzen und die Schmetterlinge sind gleich attraktiv

Anschliessend laufen wir noch ein wenig auf einem der zahlreichen Wege durch den Urwald. Auch hier sehen wir zahllose Schmetterlinge und Raupen.

Die Ruinen der Jesuiten-Mission Santa Ana

Mit diesen schönen Eindrücken verlassen wir den Parque de la Cruz und begeben uns auf die Suche nach den Ruinen der Jesuiten-Mission von Santa Ana. Sie zu finden, ist gar nicht einfach, denn von der RN 12 kommend, ist die Jesuiten Mission Santa Ana nicht ausgeschildert. So müssen wir uns durchfragen.

Auf der Karte der Missionsruinen sind alle Missionen in Brasilien, Paraguay und Argentinien eingetragen, auch die Missionen von Santa Ana und San Ignacio Mini
Karte der Missionsruinen in Brasilien, Paraguay und Argentinien

Die im Jahr 1633 gegründete Jesuiten-Mission Santa Ana, die bis 1767 in Betrieb blieb, ist eher eine der kleineren Missionen. Dadurch, dass der Regenwald sie zurückerobert hat und sie nur teilweise freigelegt wurde, wirkt sie komplett anders als die Ruinen von San Ignacio Mini. Gerade deshalb lohnt es sich, Santa Ana zu besuchen. Der Ort strahlt Ruhe und etwas Verwunschenes aus.

Die Ruine eines kleineren Gebäudes am Rande des Urwalds und Blick über den grossen freien Platz, hinter dem einst die Kirche der Jesuiten-Mission Santa Ana in der argentinischen Provinz Misiones stand.
Ruine vor dem grossen freien Platz

Leider sind die Ruinen von Santa Ana nur mit einem Führer zu besichtigen und dieser hat es sehr eilig, da gerade etwas im Fernsehen läuft. Dabei gibt es so viel zu entdecken und zu sehen. Wir erfahren, dass die Jesuiten die Sprache der Guarani lernten. Sie überzeugten die Häuptlinge, mit ihrem Stamm in die Mission zu ziehen und tolerierten sogar, dass die Häuptlinge mehrere Frauen hatten. Die Pater unterrichteten die Kinder und lehrten die Erwachsenen, Steinhäuser zu bauen und Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.

Hier wachsen aus den Mauerresten der einstigen Jesuiten-Mission Santa Ana Bäume, Büsche und Palmen. Leider sieht alles aus, wie kurz vor dem Einsturz.
Hier gäbe es so viel zu entdecken, aber unser Guide will zurück zum Fernseher.

Alle Missionen hatten ungefähr den gleichen Grundriss. Rechts und links neben dem Eingang befanden sich die Wohngebäude mit Regenwasserkanälen. Ein grosser Platz, auf dem das Leben stattfand, schliesst sich an. Auf der den Wohnhäusern gegenüberliegenden Seite des Platzes standen die Kirche, die Werkstätten und wurden die Gemüsegärten angelegt. Die Missionen dienten auch dem Schutz der Guarani vor raubenden und plündernden Banden.

Die Grösse der Mauerreste lässt erahnen, wie gross die zahlreichen Gebäude der Jesuitenmission Santa Ana einst gewesen sein müssen.

Unterwegs entdecken wir allerlei Tiere, wie beispielsweise Tigerameisen (bis zu 4 cm lang) und lustige Käfer. Auch die Schnecken, aus deren Gehäusen früher Kalk gewonnen wurde, leben hier noch. Vor der Damentoilette finden wir eine dicke Kröte, die sich ganz dünn machen kann.

Die Jesuiten-Mission San Ignacio Mini

Auch wenn die Ruinen der Jesuiten-Mission von San Ignacio Mini an der RN 12 überall beworben werden, fehlt jegliches Hinweisschild, wie man wirklich dahin kommt. Dennoch ist die Mission von San Ignacio Mini sehr viel touristischer und bietet abends sogar eine Show, die auf Leinwänden einen Eindruck des Lebens in der Mission geben soll.

Die erste Show fängt leider erst 19.30 Uhr an, was für uns etwas spät ist, da wir anschliessend noch nach Oberá zurückfahren und auch etwas essen müssen. So besichtigen wir die Jesuiten-Mission San Ignacio Mini ohne Show. San Ignacio wurde erstmals 1610 auf dem heutigen Gebiet Brasiliens gegründet. Wegen der Sklavenjäger wurde die Mission aber verlegt und 1696 im heutigen Argentinien neu errichtet. 1767 wurden die Jesuiten jedoch auf Befehl des spanischen Königs aus Südamerika vertrieben und in der Folge wurden die Missionen zerstört. In den 1890er Jahren wurde San Ignacio Mini im Regenwald wiederentdeckt und soweit die Steine gefunden wurden, restauriert. Heute zählt sie zu den besterhaltenen Jesuiten-Missionen in Argentinien.

Ein Tor als Eingang zwischen den Mauern mit angedeuteten Säulen und kunstvollen Mustern. San Ignacio Mini
Dieses kleine Tor ist beeindruckend

Die reich verzierte Fassade der ehemaligen Barockkirche und die kunstvollen Details an den Gebäuden sind ein beeindruckendes Zeugnis der Fähigkeiten der Jesuiten und Handwerker, die diese Gebäude einst errichteten.

Ein Fenster in dicken Mauern lässt auf einen Platz mit grossem Baum schauen. - Jesuiten-Mission San Ignacio Mini
Fensterblick
Die tief stehende Sonne wirft lange Schatten von uns über den grossen Platz, an dessen anderem Ende sich die Wohngebäude der ungefähr 4.000 Bewohner von San Ignacio Mini befanden.
Die tief stehende Sonne deutet an, wie spät es schon ist

Weitere Jesuiten-Missionen in der Nähe

Neben den Jesuiten-Missionen San Ignacio Mini und Santa Ana gehören auch die Mission Nuestra Señora de Loreto und Santa Maria Mayor zum Weltkulturerbe Argentiniens. Nuestra Señora de Loreto ist eine der grössten Jesuiten-Missionen.

Die Jesuiten-Mission Santa Maria Mayor wurde 1626 gegründet und war ursprünglich eine Jesuitenresidenz. Die Kirche der Mission ist bemerkenswert wegen ihrer Mischung aus barocken und indigenen architektonischen Elementen.

Modell der Jesuitenmission San Ignacio Mini
Modell von San Ignacio Mini

Wir müssen jedoch zurück nach Oberá fahren und haben leider keine Zeit noch eine weitere Jesuiten-Mission zu besuchen. Unser durstiges Auto möchte auch schon wieder trinken. Die erste Tankstelle, die wir anfahren, hat bedauerlicherweise kein Benzin mehr. An der zweiten Tankstelle steht eine lange Schlange an wartenden Autos, was immerhin darauf hindeutet, dass es noch Treibstoff gibt. So stellen auch wir uns in die Schlange und üben uns in Geduld.

Bei einem Gespräch mit dem Gastgeber unserer Lodge klingt der Abend aus.

In der argentinischen Provinz Misiones ist nicht nur Benzin knapp. Auch andere Waren werden limitiert, was bei der unvorhersehbaren Versorgungslage und der hohen Inflation doppelt ärgerlich ist.

Der Salto Encantado

Beim Aufstehen am nächsten Morgen ist es unglaublich kalt. 5° C in den Tropen fühlt sich an wie im tiefsten Winter. Aber die Sonne scheint und nach dem Frühstück ist es schon deutlich wärmer geworden.

Es fällt uns schwer, Abschied von diesem kleinen Paradies zu nehmen, denn bei Sonnenschein gibt es so viel auf dem Gelände zu entdecken.

Unser Paradies im Dschungel hat einen einladenden Pool, Liegen im Schatten. Grün und Blau mit ein wenig Orange. Hier lässt es sich jenseits der Besichtigungen aushalten.
5 Grad kann man sich in dieser Umgebung nicht vorstellen.

Ursprünglich wollten wir auf dem Rückweg den Saltos del Mocona einen Besuch abstatten. Der Gran Salto del Moconá ist ein 3 km langer Canyon mit Wasserfällen parallel zu seinem Bett. Sein Name bedeutet in der Sprache der Guaraní: «Der alles verschluckt». Das Schauspiel ist jedoch abhängig vom Wasserstand. Darüber, ob Bootsfahrten überhaupt möglich sind, informiert das Centro de Información Turística in El Soberbio nur telefonisch unter Tel. (03755) 495206. Auf der Website findest du alle weiteren Angaben zu Öffnungszeiten, Preisen und sonstigen Aktivitäten.

Ein kurzer Anruf bestätigt unsere Vermutung, dass wegen der Niederschläge keine Bootsfahrt entlang des Wasserfalls angeboten werden. Das Erlebnis dieser Wasserfälle ist vom Wasserstand abhängig. Der Niveau-Unterschied beträgt je nach Wasserstand 2 – 12 Meter. Am schönsten sind die Wasserfälle bei niedrigem Wasserstand. So kommt es, dass wir dem Salto Encantado einen Besuch abstatten.

Der Salto Encantado ist nach den Wasserfällen von Iguazu sicher kein besonderer Wasserfall.
Der Salto Encantado

Der Wasserfall ist zwar nicht sehr spektakulär, aber die schönen Wege durch den Urwald lohnen einen Besuch auf alle Fälle. Es gibt mehrere Rundwege, die durch den Dschungel führen. Vor allem die vielen Schmetterlinge begeistern uns. Weitere Informationen zu Preisen und Öffnungszeiten findest du auf der Parkwebsite.

Schweren Herzens reissen wir uns los und fahren zurück nach Iguazu, wo wir noch die Nacht verbringen, bevor es dann zum Flughafen und weiter nach Buenos Aires geht.

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