Was wäre ein Ausflug in die Umgebung von Gruyères ohne einen Besuch in die Welt der Schokolade von Maison Cailler in Broc? Wir machen uns direkt nach dem Frühstück auf den Weg und sind kurz nach Öffnungsbeginn da. Dies ist auch gut so, denn wir haben keine Eintrittstickets online gekauft. Online kann man Tickets für eine bestimmte Zeit kaufen, so dass man nicht lange warten muss. An der Tageskasse entscheidet das Besucheraufkommen darüber, für welchen Zeitslot man ein Ticket bekommt.
Von der Vergangenheit zur Gegenwart
Wir müssen nicht warten und dürfen sofort in den Aufzug steigen, der uns ins Reich der Azteken und damit zum Anfang von allem bringt.

Xocolatl, so hiess das wundersame Getränk, welches 1528 von Hernán Cortés an den spanischen Hof gebracht wird. Aber erst durch die Zugabe von Honig oder Zucker und anderen Zutaten wie Vanille wird es ein Erfolg. Von Spanien aus zieht es seinen Siegeszug durch Europa an, bleibt aber ein Luxusgut, welches sich nur der Adel leisten kann. In Frankreich trank man wohl seine Schokolade am liebsten im Liegen. Aber dann kam die Revolution und alles änderte sich.
Acht Räume vermitteln uns mit Geschichten aus dem Audioguide und einer Multimediashow auf spannende Weise, wie es schlussendlich zum Bau der Schokoladenfabrik von Maison Cailler kam und in der Weltwirtschaftskrise zum Zusammenschluss mit Nestlé.
Nachdem einen der letzte Raum ausgespuckt hat, landet man in einem Museum. Hier erfährt man alles über die Produktion von Kakao und sämtlicher Zutaten für die Schokolade. Dazu muss man den Audioguide selbst an den einzelnen Plakaten aktivieren. So kann jeder selbst entscheiden, was ihn interessiert.
Highlight ist eine Modelleisenbahn, deren Landschaft komplett aus Schokolade hergestellt wurde.

Branche Produktionsstrasse
Anschliessend führt der Weg an einer Branche Produktionsstrasse hinter Glas vorbei. Ein Mitarbeiter, der die Besucher durch wunderbare Mimik und Gestik auf sich aufmerksam macht, füttert die Maschine mit der Masse. Ein paar Knopfdrucke später fahren endlose «Schokoladenwürste» aus der Maschine, die später geschnitten, mit Nüssen bestreut, glasiert und getrocknet werden. Danach stürzt sich dann ein Roboter mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die Branches und führt sie der Verpackung zu. Selbstverständlich warten am Ende der Produktionsstrasse Branches auf willige Verkoster.


Vis-a-vis der Produktionsstrasse macht eine grosse, flüssige Tafel Schokolade auf die Confiseure aufmerksam, die hier gerade liebevoll die grossen Schokoladentiere und -herzen verpacken, die es im Souvenirshop zu kaufen gibt.

Auf Plakaten erfährt man interessante Fakten rund um die Schokolade. Wer eine Ausrede zum Naschen braucht, könnte anführen, dass Schokolade die geistige Aktivität und Konzentration durch Koffein und Theobromin fördert. Wer könnte schon etwas dagegen haben?
Professionell Schokolade testen
Nachdem man an ein paar alten Herstellungsmaschinen vorbeigekommen ist, landet man im Himmel für Schokoladenliebhaber. Das ganze Sortiment von Cailler wartet darauf, verkostet zu werden. Vielmehr als zwei, drei Pralines schafft man aber nicht.
Kurz vor dem Zuckerschock wartet nun ein weiterer Schokoladenspender auf den Besucher. Aber halt! Steckt die Schoggi nicht gleich in den Mund. Jetzt lernt ihr an den verschiedenen Stationen, die Schokolade richtig zu testen.
Als erstes packt man die Schokolade aus und betrachtet sie ausgiebig. Als nächstes hält man das Täfelchen ans Ohr und hört. Also meine Tafel hat gesprochen: iss mich schnell. Das wäre sicher auch klüger gewesen, als sie noch länger in der Hand zu halten und Schokoladenfinger zu bekommen. Als nächstes muss man an der Schokolade riechen. Sie riecht so, wie man es von einer Milchschokolade erwarten darf.
Jetzt muss man auch noch fühlen. Wie beschreibt man Schokolade, die sich langsam zwischen den Fingern auflöst? Geschmeidig? Sie hat definitiv keine Krümmel drin, so wie die Schokolade im Schokoladenmuseum in Costa Rica.
Als vorletzten Schritt darf man nun die Schokolade in den Mund stecken und verkosten. Der letzte Schritt bei der professionellen Schokoladenverkostung ist es auf den Nachgeschmack zu achten. Inzwischen klebt aber der Mund und wünscht sich dringend einfach nur ein geschmacksneutrales Wasser.
Im Souvenirshop werden die Mädchen noch an Charlie in der Schokoladenfabrik erinnert. Da kann man «Golden Tickets» gewinnen.

Fazit: Der Besuch im Maison Cailler ist wirlich zu empfehlen und macht Gross und Klein viel Spass. Wer noch nicht genug hat, kann draussen neben der Fontaine noch ein paar Sagen lesen. Oder zwei Strassen weiter fahren und einen Blick auf das schöne alte Elektriziätswerk werfen.
