Kennst du das, da erzählt dir eine Freundin von einer tollen Ausstellung und das ist dann der Beginn eines wunderbaren Tages? Weil, wenn du schon an den Bodensee fährst, dann könntest du ja auch noch … Ja, was eigentlich? Und schon fliegen deine Finger über die Tastatur deines Computers und du schaust, ob es da noch etwas gibt, was du nicht kennst. Und dann traust du deinen Augen nicht, denn es gibt ein Hundertwasser Haus am Bodensee, von dem du noch nie etwas gehört hast. So kam es, dass wir an diesem Tag nicht nur die Ausstellung von Kopf bis Fuss im Forum Würth in Rorschach besuchen, sondern anschliessend auch der Markthalle Altenrhein einen Besuch abstatten.
Die Architektur von Hundertwasser verbinde ich mit Farbe, mit begrünten Dächern und Fassaden, mit geschwungenen Linien, mit Fenstern, die in keinen Rahmen passen. Die Gebäude von Hundertwasser sind Fantasie pur, ein wahr gewordenes Märchen.

Nur, dass der Märchentraum von Altenrhein mitten in einem Industriegebiet beginnt, ist einigermassen überraschend. Die Markthalle Altenrhein mit ihren vier goldgedeckten Türmen, bunten Mosaiken und fehlenden geraden Linien wirkt hier seltsam fehlplatziert.
Würde man die Markthalle Altenrhein nicht schon sehen, würde man sich spätestens beim Fussgängerstreifen wundern. Es ist wohl der einzige Fussgängerstreifen der Schweiz mit solch wellenförmigen Zebrastreifen. Das Credo von Friedensreich Hundertwasser, welchem er in seiner Kunst und Architektur gefolgt ist, heisst: «Vermeide gerade Linien».

Die Markthalle Altenrhein und die vielen Details
Selbst der Parkplatz der Markthalle Altenrhein trägt die Handschrift von Hundertwasser. Er ist uneben. Bevor wir das Innere erkunden, drehen wir erst einmal eine Runde um das Gebäude und nehmen es von aussen wahr.

Eine Markthalle im eigentlichen Sinn ist das Gebäude nicht, aber es gibt einen kleinen geöffneten Laden durch den man dieses Hundertwasser Haus betritt. Dort werden wir von einem grossen Hund begrüsst. Die Besitzerin weist auf dem Dach gerade anderen Gästen den Weg. Auch wir bekommen eine kurze Einweisung bevor wir ganz ins Reich der Fantasie eintauchen.
Das begrünte Dach ist eine Oase im Industriegebiet. Vögel fliegen eifrig hin und her. Sitzplätze an alten Nähmaschinentischen laden zum Innehalten ein.


Auf der Dachterrasse wartet ein Kinoraum auf den Besucher. Dort kann man einen kurzen Film über die Architektur von Friedensreich Hundertwasser und weitere Häuser von ihm sehen.

Im Untergeschoss
Nachdem wir einmal auf dem Dach rundherum gegangen sind, ohne dass uns eine nach unten führende Treppe ins Auge gefallen wäre, fragen wir noch einmal nach. Unsere Augen waren wohl abgelenkt, denn eigentlich ist der Abgang nicht zu übersehen. Im Treppenhaus fallen Mosaike auf und ein Teddy hängt am Geländer ab.


Die Spirale ist das Symbol des Lebens und des Todes. Von der Geburt angefangen, zieht sie Kreise, bewegt sich in alle Richtungen ohne je zum Anfang zurückzukommen. Am Ende löst sie sich auf und wird eins mit dem Universum. Man kann die Spirale auch anders herum lesen. Vom Universum ausgehend durch Konzentration zum Leben und weiter bis zum Lebensende, was sich der Wahrnehmung entzieht.
Während wir noch so philosophieren, erreichen wir ein grosses Restaurant. Die bunten Säulen fallen als erstes ins Auge. Inzwischen hat sich auch wie von Zauberhand Musik eingestellt. Runde Tische, wie sollte es auch anders sein. Der Himmel als Decke.

Alte amerikanische Kühlschränke, die Bar und die dazugehörigen Barhocker mit Fahrradpedalen fesseln als nächstes unsere Aufmerksamkeit. Es sind immer die kleinen Details, die uns staunen lassen. Als nächstes stehen wir aber schon vor der Flaschenwand. Von aussen sah sie so unscheinbar aus. Im Inneren entfaltet sie aber ein faszinierendes Lichtspiel. Es ist die Idee der Glaswürfelbausteine der 60er Jahre weiter gedacht, denn Flaschen haben selten gerade Linien.


In der hintersten Ecke des Restaurants sitzen dann jede Menge weitere Teddybären. Es gibt so viel zu entdecken. So nehmen wir uns viel Zeit und betrachten auch die Fotos. Und immer wieder fragen wir uns, wieso eine Markthalle und wieso in Altenrhein?
Die Entstehungsgeschichte der Markthalle Altenrhein
Die Geschichte dieses Bauwerks ist genau so überraschend, wie dieses Hundertwasser Haus. Es war einmal in Afrika auf einer Reise von Herbert Lindemann. Wir schreiben das Jahr 1995. Zu dieser Zeit stand in Kapstadt eine Markthalle. Du weisst schon, eine Halle mit vielen Verkaufsständen, bunten Waren und dem Lachen und Feilschen von Menschen – eine Begegnungsstätte der besonderen Art. Und Herbert Lindemann fragt den Reiseleiter: «Warum gibt es eigentlich in der Schweiz nichts Vergleichbares?» Die schlagfertige Antwort lautet: «Weil du es noch nicht gebaut hast.» Dieser Satz legt einen Samen in Herbert Lindemann. In seinen Gedanken entsteht eine Kombination von Bauern- und Kunsthandwerkermarkt. Zufällig besass die Familie bereits ein Grundstück in Altenrhein.
Die Idee nimmt Gestalt an, ohne dass er dabei an Hundertwasser denken würde. Erst ein Zeitungsartikel zieht die Verbindung, in dem er seine Projektidee mit Hundertwasser vergleicht. Im ersten Moment ist Herbert Lindemann so überrascht, dass er glaubt, jemand hätte sein Projekt gestohlen. Erst nach und nach merkt er, dass es ein Artikel über sein Projekt ist. Daraufhin nimmt er mit dem Management von Hundertwasser Kontakt auf. Das Ergebnis kann heute in Altenrhein besichtigt werden.
Teddybären in der Markthalle Altenrhein
Zurück vom Restaurant stöbern wir im Lädchen, wo es von Kunstpostkarten über fantasievoll gestaltete Teekannen, Tassen, Gläser, Kunstdrucke, Schreibblocks bis hin zu Wolle Vieles zu entdecken und zu kaufen gibt. Und alles ist mit Teddybären garniert.
Sie sind überall, so fragen wir mal nach, was es mit den unterschiedlichen Bären auf sich hat. Es ist eine Geschichte, die das Leben schrieb. Bei den Bären handelt es sich um die Sammlung einer alten Dame, die diese gesamthaft in gute Hände abgeben wollte. Die Markthalle Altenrhein bewarb sich um die Sammlung und erhielt den Zuschlag inklusive Lieferung frei Haus. Doch der Glücksumstand wird zur Herausforderung, als ein riesiger LKW vorfährt und ungefähr 2.500 Teddybären in allen Grössen liefert. Als wir die Markthalle Altenrhein besuchen, war eine Teddybär Ausstellung unter dem Titel «100 Wasser & 1.000 Teddybären» in Vorbereitung.

Und wie sieht es mit dir aus, bist du neugierig auf die Markthalle Altenrhein geworden? Dann findest du auf der Website alle aktuellen Informationen über Öffnungszeiten und Events. Du bist noch unentschieden, ob die Anreise lohnt? Dann kombiniere doch deinen Besuch in Altenrhein noch mit einem Besuch im Flieger- und Fahrzeug-Museum oder fahre ins 20 Minuten entfernte Arbon. Dort ist ein Spaziergang durch die schöne Altstadt empfehlenswert. Kinder werden sich über die grossen Spielplätze direkt am See freuen. Etwas ausserhalb der Stadt lohnt der Besuch der MoMö Erlebniswelt, dort dreht sich alles um den Apfelsaft und das nicht nur theoretisch. Bist du auf der Suche nach weiteren Ausflügen, die besonders im Frühling schön sind, so stöbere doch mal durch meine Sammlung von Frühlingsausflügen.