Melrose Abbey und die Gärten von Schloss Alnwick
Dieser Ausflug führt uns von Edinburgh in die Grenzregion zwischen Schottland und England in eine sehr liebliche hügelige Landschaft mit zahlreichen Burgen, Klosterruinen aus dem 12. Jahrhundert, Schlössern und verträumte Städtchen. In diesem Beitrag nehme ich dich mit zur Klosterruine von Melrose Abbey. Anschliessend verlassen wir ganz kurz Schottland und besuchen den berühmten Poisen Garden von Schloss Alnwick. Unsere Fahrt durch die Scottish Borders führt uns auch an der berühmten Scotts View vorbei.
Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild. Für uns ist die Jahreszeit mal ganz ungewohnt, denn sonst waren wir meist im Frühling in Schottland. Aber bei diesem Aufenthalt steht der Besuch des Military Tattoo im Verdergrund. Falls du das Military Tattoo auch einmal besuchen möchtest, habe ich alle Tipps für deinen Besuch in einem Beitrag zusammengefasst.
Wer die Wahl hat, …
Melrose Abbey ist nur eine von vier Klosterruinen, die nicht weit voneinander entfernt liegen. Fragst du dich jetzt, warum wir uns für diese Klosterruine entschieden haben? Alle vier Klosterruinen zu besuchen, wäre mit Teenagern etwas ambitioniert gewesen. Deshalb haben wir uns für die romantischste Ruine entschieden und sind dafür tiefer in die Geschichte des Klosters eingestiegen. Schau im Beitrag «Von Abteien bis zu Stränden: Ausflüge rund um Edinburgh» da stelle ich dir weitere lohnenswerte Ziele und Jedburgh und Dryburgh Abbey vor und verrate, welches meine liebste Abtei ist.
Melrose Abbey
Mit der Gründung des ersten Zisterzienserklosters in Schottland wollte David I. nicht nur seine Frömmigkeit beweisen. Vielmehr wollte er seine Macht über dieses umkämpfte Gebiet unter Beweis stellen. Melrose Abbey wurde 1136 gegründet und war das erste der vier Klöster.
Ich kann dir sehr empfehlen, das Quiz für Kinder vorab aus dem Internet herunterzuladen, selbst wenn du keine Kinder hast. Es ist ein Bilderrätsel, welches dich für bestimmte Details des Klosters sensibilisiert und dich durch das ganze Klosterareal führt.
Wir jedoch haben uns am Eingang den Audioguide gekauft und stehen uns erst einmal die Beine in den Bauch, während wir den Erklärungen lauschen. So informativ alles auch ist, da es keine Nummern gibt, verlieren wir bald die Orientierung und wissen nicht mehr, wo sich die Details befinden, über die der Audioguide berichtet. Also konzentrieren wir uns stärker auf das Bilderrätsel.
Leider behält die Wettervorhersage recht, denn nun setzt auch noch ein Nieselregen ein. Dennoch klettern wir hoch auf den Turm, von wo aus man einen guten Blick auf unser Lieblingsdetail der Bildersuche, das berühmte dudelsackspielende Schwein hat.
Melrose Abbey wurde im Laufe der Zeit sehr wohlhabend und wurde zu einer begehrten letzten Ruhestätte. So gehörte Alexander II. (gestorben 1249) zu den Privilegierten, die hier begraben wurden. Auch soll das Herz von Robert the Bruce, dem schottischen Nationalhelden in Melrose begraben sein, obwohl sein Körper in der Abtei Dunfermline bestattet wurde.
Im Laufe der langen Geschichte wurde Melrose Abbey immer wieder durch Kampfhandlungen beschädigt und anschliessend verändert wieder aufgebaut. Das heutige Gebäude aus rosafarbenem Stein stammt fast vollständig aus der Zeit nach dem Wiederaufbau nach 1385.
Museum von Melrose Abbey
Zu Melrose Abbey gehört auch ein kleines Museum, welches sich im restaurierten Haus des Klostervorstehers befindet. Dort kannst du neben Fundstücken auch Personen aus dem Mittelalter mit authentischer Kleidung in Form von handgemachten Puppen bewundern. Für Kinder gibt es eine Mal- und Verkleidungsecke mit Mönchsroben im 2. Stock.
Als wir den Museumsbesuch beendet haben, hat auch der Regen aufgehört. Auf der Wiese neben dem Museum entdecken die Mädchen ein grosses Abbey-Leiterli-Spiel mit Würfel. Trotz des Alters unserer Töchter dürfen wir uns einmal durchs Spiel würfeln. Allerdings wird es ganz schön eng, wenn mehr als 2 Personen versuchen auf einem Feld zu stehen.
Danach gehen wir durch den Museumsshop wieder raus. Etwas enttäuscht sind die Mädels, denn im Gegensatz zu sonstigen Gepflogenheiten gibt es keine Belohnung für das ausgefüllte Bilderrätsel. Deshalb loben wir einen heissen Kakao im grössten Baumhaus Europas aus. Dieses Baumhaus steht bei den Gärten von Schloss Alnwick, welche wir als nächstes ansteuern.
Scotts View – ein schöner Aussichtspunkt
Auf dem Weg zu den Gärten von Schloss Alnwick wollen wir noch Scotts View finden. Dies gestaltet sich schwieriger als vermutet. Das Navigationsgerät unseres Mietwagens kennt erfreulicherweise Scotts View als Point of Interest. Allerdings navigiert es uns in einen durchaus sehenswerten Ort in der Nähe, aber nicht zur Aussicht. Von da aus müssen wir uns durchfragen, bis wir endlich Hinweisschilder finden, denen wir folgen können.
Der als Scotts View nach Sir Walter Scott benannte Aussichtspunkt ist auch ein ausgezeichneter Picknick-Platz mit schönen Bänken. Diese Idee hatten jedoch erstaunlich viele Leute. Du weisst nicht wer Walter Scott war und was er mit Edinburgh zu tun hatte, dann schau mal in den Beitrag «Sir Walter Scott – ein schottischer Autor«, da habe ich das Wichtigste zum schottischen Nationaldichter zusammengetragen.
Unterwegs zu den Gärten von Schloss Alnwick
Wie so oft im Urlaub, rennt die Zeit. Bis zu den Gärten von Schloss Alnwick ist es noch ein Stück über Land zu fahren. Also beenden wir das Picknick zügig und machen uns wieder auf den Weg. Unterwegs erleben wir einen jener kurzen, aber heftigen Regenschauer. Etwas später zwingt uns eine verfressene Fasan-Henne zu einer Notbremsung. Das Federvieh ist nicht bereit, die auf der Strasse verschütteten Körner zu verlassen. Erst als ich aussteige, um ein Foto zu machen, läuft sie davon.
Mitten im Nirgendwo hat eine Hundemeute gerade Auslauf. Kaum halten wir am Strassenrand, um die Bande zu beobachten, springt schon ein Hund mit unglaublicher Leichtigkeit über die Mauer. Zwar kehrt er sofort artig auf das Kommando der Aufseher zurück und wird von seinen Kumpels als Held gefeiert, so wollen wir doch nicht noch mehr Hunde auf uns neugierig machen. Schnell fahren wir weiter.
Das Schloss und die Gärten von Alnwick sind ungefähr zwei Autostunden von Edinburgh entfernt. Falls du dich jetzt fragst, warum wir das Schloss links liegen lassen und stattdessen nur den Gärten einen Besuch abstatten, nachdem wir so weit gefahren sind, dann lautet die Antwort: Die Zeit reicht nicht mehr für beides. Und die Werbung für die Gärten hat uns wirklich neugierig gemacht. Du kannst Aussagen lesen wie: «die einhundert giftigsten Pflanzen vereint in einem Garten» oder «schon riechen kann tödlich sein».
Schloss Alnwick, das zweitgrösste nach Windsor Castle und die Alnwick Gärten werden getrennt vermarktet. Wir folgen der Ausschilderung zu den Parkplätzen der Gärten und fahren am imposanten Schloss vorbei. Schon vor dem Eingang in die Gärten sieht man einen schlafenden Riesen im See, seine Wäsche hängt im Baum. Auch das grosse Baumhaus lockt schon mit dem versprochenen Kakao. Da wir uns nicht sicher sind, wie lange die Regenpause anhält, verschieben wir den Besuch des Baumhauses auf das Ende.
Die Gärten von Schloss Alnwick
Vom Haupteingang kommend, blickt man von der Terrasse auf die grossen Fontänen. Sie zeigen alle 30 Minuten zur vollen und halben Stunde ihr Programm. Wir begeben uns aber als erstes zielstrebig zum Poison Garden.
Der Poison Garden
Um es vorweg zu nehmen: Der Poison Garden ist vor allem ein cleveres Marketingkonzept. Die Dramatik steigt, weil sich der Garten in einem abgesperrten Areal befindet. Du darfst ihn nur in Gruppen à 20 Leuten mit einem Guide betreten. Nach Lust und eigener Vorliebe wählt der Guide einige Pflanzen aus, zu denen er etwas erzählt. Keiner darf sich auch nur einen halben Meter von der Gruppe entfernen.
Geschichten über die Giftigkeit vieler unserer Alltagspflanzen
Was nun folgt, sind Geschichten über die Giftigkeit unserer Alltagspflanzen. Es ist enttäuschend, wenn der Guide als erstes beim Rhabarber stehen bleibt. Wer isst schon täglich Rhabarber oder wer isst mehr als 5 kg Rhabarber am Stück? Niemand! Die Oxalsäure verdirbt den Appetit bevor sie einen umbringt.
Als nächstes bleibt er bei einem Exemplar von Goldregen stehen. Diese Pflanze ist in allen Teilen (Blätter, Wurzel, Samen) giftig und wurde früher in England wohl bevorzugt in der Umgebung von Schulen gepflanzt. Ob dahinter Dummheit oder Absicht steckt, darüber schweigt er.
Dann fallen ein paar Pflanzen im Käfig auf. Dazu gehört der Hanf und der Kath Strauch. Begründung für die Käfighaltung ist, dass beide Pflanzen psychoaktive Substanzen enthalten. Wer hätte das vermutet?
Weitere Pflanzen, die in vielen Gärten kultiviert werden, waren zu bewundern. Zu nennen sind unter anderem die Christrosen, weil deren Wurzeln Erbrechen auslösen. Auch der in der Küche als Gewürz beliebte Rosmarin steht bei den Giftpflanzen, weil das Verdampfen eines Suds bei Schwangeren zu Fehlgeburten führen könnte. Des weiteren ist ein Prachtexemplar von Kirschlorbeer zu sehen. Beim Schneiden von Kirschlorbeer wird Zyankali freigesetzt, was an der frischen Luft harmlos ist. Bevor es jedoch Grüngut-Tonnen gab, entsorgte manch ein Gärtner die Schnittabfälle mit dem Auto, wo die Konzentration bei geschlossenen Fenstern zum Problem werden konnte.
Zum Führungsende wird es noch kurz interessant. Die Pollen der Engelstrompete wurden früher bei den Adligen gern als Wahrheitsdroge im Tee gereicht. Und der Spruch: «Wer schön sein will, muss leiden », bekommt eine neue Dimension im Zusammenhang mit dem Saft der Tollkirsche. Belladonna (schöne Frau), so der lateinische Name, wurde in Italien verwendet, um die Pupillen zu vergrössern. Dies führt bei regelmässigem Gebrauch jedoch zur Erblindung.
Damit war unsere Führung zu ende. An der Wand einer Mauer waren noch einige überführte Giftmörder mit ihren Taten verewigt. Sie mordeten mit Rizinus, Opium, Tollkirsche und dem Gift des Eisenhutes.
Der Formale Garten von Schloss Alnwick
Etwas enttäuscht verlassen wir den Poison Garden. Zwischen den Besuchern rennen Fasane auf der Wiese herum. Auf dem Weg zum formalen Garten spulen die Fontainen ihr Programm ab. Die Vorführung endet jeweils damit, dass zwei Fontainen die Zuschauer nass spritzen. Kinder in Badeanzügen warten schon darauf.
Der Formale Garten ist ein ummauerter Garten, indem viele quadratische Beete angelegt sind. Interessant ist, dass Blumen und Obstbaumspaliere kombiniert werden. Damit wird die Höhe der verschiedenen Pflanzen zum Gestaltungselemente. Entlang der Mauern breitet sich eine blühende «Wildnis» aus.
Im Formalen Garten von Schloss Alnwick wird auch mit Durchblicken und Wasser gespielt. Die Picknick Ecke ist sehr nett gestaltet.
Ganz besonders das Tor in der Mauer hat es mir angetan. Als würde man die «Feenwelt» betreten.
Rosengarten Schloss Alnwick
Vom Formalen Garten laufen wir durch den Rosengarten, der gerade nicht in der Hauptblüte steht. Kletterrosen sind häufig mit Clematis kombiniert. Ins Auge fällt diese interessante Clematis.
Weiter geht es durch das Bambuslabyrinth in den Wassergarten.
Der Wassergarten
Der Wassergarten erfreut sich vor allem bei Kindern im Badeanzug grosser Beliebtheit. Das ist das schöne an englischen Parks und Gärten – es stehen praktisch nirgendwo Verbotsschilder. Rasenlatschen und -bespielen ist ausdrücklich erlaubt. In diesem Fall sind es die Wasserelemente, die den Kindern viel Spass machen.
Das grösste Baumhaus Europas
Im grössten Baumhaus Europas trinken wir den versprochenen Kaffee bzw. Kakao. Wobei es streng genommen ein Haus in den Bäumen ist. Das Gelände fällt von der Strassenseite zur anderen Seite ab. Deshalb betritt man das Baumhaus auch über eine Brücke, die eher Erinnerungen an den Zugang zu einer Burganlage aufkommen lässt.
An heissen Sommertagen lässt es sich im Schatten der hohen Bäume sicher aushalten. Uns wird jetzt am Abend aber recht schnell kühl. Das Baumhaus erinnert an ein Hexenhaus. Es beherbergt auch ein Restaurant. Ein Rundweg auf Stelzen führt durch den Wald. Alles in allem ist auch das Baumhaus eine hervorragende Vermarktungsstrategie. Unser Fazit: Für einen Besuch von Schloss Alnwick und seinen Gärten bräuchte man wohl allein einen Tag.
Auf unseren Rückweg nach Edinburgh fahren wir die Küste entlang. Die Gärten von Schloss Alnwick liegen nicht weit vom Meer entfernt. Dahin zieht es uns. Bei der Mündung der Aln treffen wir das Meer. Ein langer Sandstrand würde zum Spazieren einladen, nur riecht das Meer kein bisschen nach Salz, Algen, Fisch oder eben Meer. Inzwischen macht sich auch der kleine Hunger bemerkbar, so dass wir lieber ein Restaurant suchen. Im kleinen Ferienort Chathill werden wir fündig.
Der Rückweg führt uns vorbei am beeindruckenden Bamburgh Castle, welches wir schon mal für einen nächsten Besuch in der Region vorgemerkt haben. Am nächsten Tag drängeln wir uns mit den anderen Festival Besuchern durch Edinburgh. Unsere Highlights in Edinburgh gibt es in einem komplett überarbeiteten Beitrag: «Hommage an die schottische Hauptstadt Edinburghhttps://4u-ontheroad.ch/hommage-an-die-schottische-hauptstadt-edinburgh/«.