Entlang der Küste bis Sadah
Heute liegen nun 580 km Strasse vor unserem nächsten Ziel – Duqm (auch Duqum oder Doqum geschrieben). Wir sind sehr gespannt auf den Ort mitten im Nirgendwo, in dem ein riesiger Hafen im Rahmen der neuen chinesischen Seidenstrasse entsteht. Die Here App spricht von 8 Stunden Fahrzeit, was wir gar nicht glauben können. So machen wir uns früh auf den Weg, obwohl uns das Hotel sogar einen kostenlosen Spätcheckout angeboten hat. Am Morgen um 9.00 Uhr ist es bereits 31 Grad warm. Da wirkt das klimatisierte Auto fast schon attraktiv.
Schweren Herzens verabschieden wir uns von unserem in die Jahre gekommenen fünf Sterne Hotel in Mirbat, welches gar nicht so ruhig wie angepriesen war, da FTI Italien hier seine Reisegruppen unterbringt und Animation für die Leute anbietet. Da das Hotel nur zu einem Viertel ausgebucht war, war es aber akzeptabel. Die Mädchen vermissen jetzt schon den felsigen Teil des Meeres, wo man viele kleine Fische beobachten konnte.
Die kurvige Strasse führt durch eine hügelige Felswüste. Da wir uns noch in der Region Dhofar befinden, laufen öfter gemütlich Kamele auf der Strasse.

Einen ersten Halt legen wir in Sadah, einem beschaulichen Ort mit einer kleinen Hafenbucht ein.



Wieder auf der grossen Strasse kommt kurz hinter Sadah ein Abzweig zu Picknicktischen. Da wir durstig sind und die Kühltasche mit den noch kalten Getränken im Kofferraum liegt, folgen wir diesem Abzweig. Wir nutzen die Pause für ein wenig Bewegung und klettern zwischen den Felsen herum. Dabei entdecken ein Schiffswrack. Die Einsamkeit an der Küste geniessen wir sehr. Allerdings ist der Weg noch lang, so müssen wir doch bald weiterfahren.

Entlang der Küste und durch die Berge nach Ash-Shuwaymiyah
Die Landschaft ist sehr felsig, unterbrochen von einzelnen sandigen Buchten und Wadis, die manchmal sogar noch Wasser führen. Zwischen Sadah und Hadbeen (Hadbin) sehen wir sogar Flamingos in einer Lagune.



Es wird immer wärmer. Dazu weht ein auffrischender Wind, der beim Aussteigen die Erinnerung an einen geöffneten Umluft-Backofen aufkommen lässt. Durch den Wind ist die Luft sehr staubig. Wir kommen an einigen Orten vorbei, die nur aus wenigen Häusern bestehen, deren Fenster und Türen gerade mit Brettern vernagelt sind, weil sie offensichtlich nicht ganzjährig bewohnt werden. Kaum kommt ein Warnschild «Achtung Kamele» laufen sie auch schon vor uns auf der Strasse.


Die Küste verändert sich. Im Folgenden führt die Strasse auf dem schmalen Streifen zwischen Felsen und Wasser entlang. Die Felsen sind mal scharfkantig und spitz, mal eher rund. Teilweise durchziehen die Felsen Quarzadern. Hinter jeder Kurve erwartet uns etwas anderes. Es ist wirklich ein wundervoll abwechslungsreicher Küstenabschnitt bevor es ins Landesinnere geht.





Die Sichtweite sinkt immer weiter. Ob man sich im Oman auch Gedanken über die Feinstaubbelastung macht? Das Thermometer zeigt inzwischen 37 Grad an. Und wieder ändern sich die Felsen. Jetzt erinnern sie an verfestigte Dünen.




Zu unserer Überraschung wartet bevor die Strasse durch die Berge verläuft ein Militärposten mit Ausweiskontrolle auf uns.

Hinter dem Militärposten schraubt sich die Strasse erst einmal in die Berge. Überall sind Bagger bei der Arbeit. Wir vermuten, dass sie die Hänge befestigen.

Allerdings sehen die Hänge im weiteren Strassenverlauf nicht so vertrauenerweckend aus. Grosse Felsbrocken befinden sich in perfekter Absturzposition. Da braucht es nicht viel, damit sie sich in Bewegung setzen.

Die Strasse schraubt sich nun langsam aber sicher immer höher in die Berge. Sie schneidet sich tief in die Berge hinein.


Mitten in den Bergen wird ein Viewpoint ausgeschildert. Der Viewpoint entpuppt sich als Parkplatz mit Sicht auf eine Oase. Die grünen Farbtöne tun dem Auge so gut. Deshalb beschliessen wir spontan, mal näher zur Oase zu fahren.

Die Abfahrt ist auch schnell gefunden, aber auf der Schotterpiste geht es nicht so schnell voran. Eigentlich möchte Jörg auch weiterfahren, da wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft haben. So fahren wir nicht bis zum Ende der Oase und verweilen dort, sondern wenden und fahren zurück auf die grosse Strasse.




An der Brücke trifft die Staubpiste wieder auf die eigentliche Strasse, die uns auf ein Hochplateau führt. Am nächsten Viewpoint schauen wir auf ein trockenes Flussbett.

Nach Ash-Shuwaymiyah sind es immer noch 50 km. Die Strasse führt nun immer auf dem Hochplateau entlang. Wenigstens eine Kamelherde taucht auf der Strasse auf und sorgt so für etwas Unterhaltung. Weitere trockene Flussläufe mit Pflanzen am Uferrand sehen wir von oben. Auch das Hochplateau wird plötzlich etwas grüner.



Das Hochplateau ist durchquert nun geht es wieder zur Küste runter.


Von Ash-Shuwaymiyah nach Shalim
Ash-Shuwaymiyah ist ein mittlerer Ort mit unglaublich vielen Booten und einigen Moscheen im gefühlten Nirgendwo. Die Strasse führt aussen am Ort vorbei. Ein Stück hinter dem Ort führt die Strasse erst einmal wieder ins Landesinnere. Unser nächstes Ziel heisst Shalim (Shaleem). Die Strasse auf der es in die Berge geht, ist sehr steil und wirkt wie auf Sand gebaut.


Kaum sind wir hochgeklettert, befinden wir uns wieder auf einer Art Plateau. Bis Shalim ist die Strecke sehr langweilig. Da unser grosses Kind Hunger auf etwas «Richtiges» hat, fahren wir durch den Ort auf der Suche nach einem Restaurant. Mal davon abgesehen, dass das Kind inzwischen eingeschlafen ist, ruft auch keines der geöffneten Restaurants, iss bei mir. Alle haben viele bunte Bilder rund um die Tür und wirken so, wie Fastfood-Restaurants.
Wir fahren durch den ganzen Ort und dann gibt es nur noch die Tankstelle, bevor wieder das lange Nichts kommt. Um nicht umkehren zu müssen, schauen wir ins Restaurant an der Tankstelle rein. Die Entscheidung fällt auf mit Gemüse bzw. Huhn und Gemüse gefüllte Eierpfandkuchen. Wenn man die Sauberkeit im Restaurant ausblenden kann, sind die gefüllten Pfannkuchen eigentlich ganz lecker und sehr pikant gewürzt. Im Fernseher läuft lautstark eine Art «Indien sucht den Superstar». Der Kaffee weckt Tote und die Preise sind geschenkt. Der andere Gast im Restaurant isst zum Erstaunen der Mädchen mit den Fingern, nur dass er ein Gericht mit ganzem Fisch, Reis und einer Art indischem Dal (Linsen in Sauce) isst.
Von Shalim nach Al-Lakbi
Wir fahren schnell weiter. Als die Geschwindigkeit auf der Strasse bereits wieder auf 100 km/h freigegeben ist, kommt plötzlich ein hoher, sehr gut getarnter Bump (Bodenschwelle). Normalerweise sind diese angekündigt und dann gelb gestreift, sodass man sie abhängig vom Zeitpunkt der letzten Farbgebung einigermassen gut erkennen kann. Hier fehlen die Ankündigung und die gelbe Farbe. Wir entdecken ihn in letzter Sekunde und können mit einer scharfen Bremsung verhindern, dass unser Auto fliegen lernt.
Ab sofort gibt es in bewohnten Gegenden und vor Kreuzungen im Nirgendwo immer wieder unangekündigte Bumps. Das ist aber auch das einzig aufregende. Der Strassenverlauf ist nun recht eintönig, um nicht zu sagen langweilig. Erst als wir die Küste wieder erreichen, wird es etwas besser.


Aus der Felswüste kommend, blicken wir auf diesen kleinen Hafen bei Al Labki. Da Dhaus dort ankern, beschliessen wir spontan zu versuchen, den Schiffen näher zu kommen. Gegenüber vom Hafen befindet sich eine Fischfabrik. Der Hafen ist eigentlich nur für befugte Personen zugänglich, aber auf unsere Frage, ob wir uns die Schiffe ansehen dürfen, hat keiner etwas. Nur liegen die Daus nicht an einem Steg oder an der Pier, sondern mitten im Wasser.

In und hinter Al-Lakbi stehen uniforme Häuser unterschiedlicher Grösse.

Auf Umwegen nach Duqm
Die Strecke führt nun durch eine sandige Ebene mit einzelnen grünen Büschen. Immer wieder kommen wir durch kleinere Ortschaften. Auffallend viele Damenschneider haben ihre Läden entlang der Strasse.
Unglaublich aber wahr, auch im Nirgendwo kann man sich verfahren. Da wir dies für unmöglich hielten, hatten wir die Here App abgeschaltet. Dennoch biegen wir falsch ab und folgen dann begeistert den Schildern zur pinken Lagune. Ich hatte schon unglaubliche Bilder im Internet davon gesehen. Algen verfärben das Wasser und den Sand am Ufer und tauchen alles in ein leuchtendes Rosa. Umso grösser war die Enttäuschung, als wir vor einer ausgetrockneten Lagune mit einigem Müll standen.

Die Here App schalten wir vorsorglich mal wieder ein bevor wir losfahren und folgen ihr. Plötzlich endet die Teerstrasse und mündet in eine Sandpiste. Da die App der Meinung ist, wir wären richtig, folgen wir der Strasse eine Weile.

Irgendwann behauptet die App dann aber, wir müssten diese Strasse verlassen und einem Pfad links in die Büsche folgen. Ein wenig mulmig wird uns schon. Erleichtert sehen wir nach ein paar Kilometern ein paar Männer, die die Kamele, Schafe und Ziegen tränken. So halten wir an und Jörg versucht herauszufinden, ob wir richtig sind. Er steigt aus und begrüsst die Männer, die ihm dann zu dritt mit wenig Englischkenntnissen klarmachen, dass die Strasse richtig ist und nach ein paar Kilometern auch wieder auf eine Teerstrasse führt. Verabschiedet wird er mit Handschlag.


Stehen anfangs noch viele Bäume im Sand, werden es immer weniger bis wir endlich die asphaltierte Strasse erreichen.

Das nächste Strassenschild auf der Teerstrasse verrät uns, dass wir immer noch 175 km bis zum Ziel vor uns haben. So langsam würden wir gern ankommen. Lustig sind immerhin die Strassenlaternen. Scheinbar gibt es hier keinen Strom, sodass diese mit Solarzellen betrieben werden.
Die Kilometer ziehen sich. Das Nichts ändert seinen Charakter. Mal sieht man ein paar Hütten am Meer. Mal steht ein Auto vor einem einsamen Minihaus und beschäftigt die Fantasie.



Mit Sonnenuntergang sind wir fast in Duqm. Immerhin machen schon Schilder Werbung für die Hotels.


Duqm zeichnet sich durch breite Strassen und viele eingezäunte Areale mit fantasievollen Namen aus. Es gibt genau drei Hotels in Duqm. Wir hatten uns für das Crowne Plaza entschieden und sind positiv überrascht über das stilvolle Hotel. Obwohl wir die günstigeren Zimmer gebucht haben, bekommen wir ein Upgrade. Die Zimmer sind sehr gross, haben einen Balkon mit traumhafter Sicht auf Pool und Meer und verfügen über top moderne Bäder. Ein riesiger Fernseher begrüsst uns persönlich im Hotel und bereitet uns einige Mühe, ihn dauerhaft abzuschalten.
Erstmals auf unserer Reise finden wir auch omanische Spezialitäten auf der Speisekarte. Wir essen im schön beleuchteten Innenhof. Der Gewürzreis, der u.a. mit Zimtrinde, Kichererbsen und Fleischfasern vom Lamm gekocht wurde, wozu kleine Lammfleischbällchen und eine Joghurtsauce gereicht werden, schmecken uns vorzüglich. Nach der staubigen Fahrt gönnen wir uns ein Bier, auch wenn Alkohol im Oman sündhaft teuer ist. Ein Abendspaziergang zum Meer beendet dann diesen langen Tag.

Übernachtet haben wir im Crowne Plaza Duqm. Weitere Unterkünfte in der Region findet ihr unter Duqm.
Alle Beiträge zu dieser Oman-Reise findet ihr nachstehend in der Reihenfolge der Reise:
Hier findest du die Reise- und Besichtigungstipps zu Oman.