Murten erleben – Geschichte atmen
Woran denkst du, wenn du Mittelalter hörst? Kommen dir da die edlen Ritter, die hübschen Burgfräuleins und die Minnesänger in den Sinn? Oder denkst du eher an zugige Burgen, müffelnde Zeitgenossen und grosse Schlachten? Wenn du Murten erleben willst, kommst du nicht an der berühmtesten Schlacht der Schweizer Eidgenossen vorbei. Stell dich auf die wichtigste Sehenswürdigkeit von Murten, nämlich auf die Ringmauer. Schaue auf die friedliche Landschaft, schliesse die Augen und stell dir vor …

Die Schlacht von Murten
Du sitzt mit 2.000 Mann Besatzung innerhalb der Ringmauern und vor den Mauern ziehen über 20.000 Mann auf, um die Stadt zu belagern. Karl der Kühne will nach Bern ziehen und sich den Rücken freihalten. Die Berner hatten einen Angriff erwartet und alle Verbündete um Beistand gebeten. Die Lage der Menschen innerhalb der Ringmauern von Murten wird brenzlich, bis die Verstärkung eintrifft.
Versetze dich zurück zum Tag des 22. Juni 1476, den Tag der 10.000 Ritter. Innerhalb der Mauern werden noch schnell ein paar Kämpfer zum Ritter geschlagen. Ein Spähtrupp kommt wohlbehalten zurück. Ein letztes Gebet und dann sprechen die Kanonen eine deutliche Sprache. Anschliessend stürmen 22.000 -24.000 Mann gegen den Feind. Während dessen träumt der Burgunder König auf seinem Hügel noch von einem grossen zusammenhängenden Reich von den Niederlanden bis nach Südburgund anstatt des Flickenteppichs. Seine waffentechnisch überlegene Armee wird jedoch vom Schlachtbeginn der Eidgenossen überrascht.

Den Eidgenossen ist es verboten, Gefangene zu machen, damit sie nicht auf dem Schlachtfeld um Lösegeld verhandeln. Allerdings haben sie keine Kavallerie, sodass sie die in die Flucht geschlagenen Burgunder nicht verfolgen können. Auch wenn der Murtensee rot vom Blut gefärbt gewesen sein soll, spricht die Geschichtsschreibung «nur» von 1.000 toten burgundischen Soldaten.

Bist du in der Schweiz zur Schule gegangen, kennst du sicher den Spruch: «In Grandson verlor er (Karl der Kühne) sein Gut, in Murten den Mut und in Nancy das Blut». In Grandson hatte er, trotz friedlicher Kapitulation der Besatzung, diese entgegen seinen Versprechen hingerichtet. Die herbeieilenden Schweizer Truppen machte das so wütend, dass er Hals über Kopf fliehen musste und sogar seine Goldschatulle vergass. Er entkam dem Gemetzel in Murten zwar und konnte sein Heer noch einmal sammeln, wurde aber 1477 in Nancy endgültig besiegt.
Rundgang durch Murten
Stehst du auf der Ringmauer, bist du schon mitten durch Murten gelaufen, unabhängig davon, ob du vom Bahnhof oder vom Schiffsanleger kommst. Auch, wenn Murten viele schöne Gassen hat, ist die Ringmauer für uns die top Sehenswürdigkeit von Murten. Die Blicke über das Dächermeer der Stadt und in die Gärten sind einzigartig. Und die Vorstellung, wie es wohl hier auf der Ringmauer im Juni 1476 gewesen sein muss, macht Geschichte ein kleines Stück lebendig.


Tipp: Die Ringmauer hat zwei Zugänge. Einer befindet sich ungefähr in der Mitte der Mauer, der andere bei der Deutschen Kirche.

Neben der Besichtigung der Ringmauer gehört das Probieren von einem Stück Nidelkuchen einfach dazu, wenn man Murten erleben will. Den Nidelkuchen (hier geht es zum Rezept) gibt es in den Cafés, aber auch beim Bäcker. Da wir keinen Platz in einem der zahlreichen Cafés, die sich vom Berntor an durch den Ort ziehen, finden, stellen wir uns in die lange Schlange vor der Bäckerei. Jeder Zweite trägt einen dieser typischen Kartons für die Verpackung des Nidelkuchens in Form eines übergrossen Pizzastücks heraus.

Der Nidelkuchen besteht aus einem dicken, luftigen Hefeteig, der von einer klebrig-süssen zähflüssigen Rahmschicht bedeckt wird. Lecker! Wir finden sogar an einem der beiden Aussentische einen Platz zum Setzen. Erst bei unserer zweiten Runde durch Murten entdecken wir den perfekten Platz für den Genuss des Nidelkuchens.
Tipp: Auf den Parkbänken der Französischen Kirche sitzen die Einheimischen mit ihrem Nidelkuchen und geniessen den genialen Blick über den Murtensee.
Im Rathauskeller fesselt uns die Kunstausstellung der Schweizer Ärzte, die regelmässig von Mitte Juli bis Anfang August stattfindet. Obwohl wir kreuz und quer durch Murten laufen und so manche Strasse zweimal entlang kommen, entdecken wir immer wieder Neues.
Impressionen und unsere Tipps, um Murten zu erleben




Na, hast du Lust darauf bekommen, Murten zu erleben? Wir haben uns ja ganz entspannt durch Murten treiben lassen. Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, Murten zu erleben.
Tipp 1: Mehr als 20 Sehenswürdigkeiten von Murten sind mit einem QR-Code bestückt. Scannst du den Code, erhältst du Informationen zur Sehenswürdigkeit. Alle Informationen und ein Dokument zum Herunterladen findest du auf Murten-Rundgang mit QR-Code.
Tipp 2: Auf einer Führung durch die Altstadt und das Museum erfährst du Wissenswertes über die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte von Murten. Buchen kannst du direkt im Internet bei Swiss Activities.
Tipp 3: Immer im Januar findet während zwei Wochen an den Wochenenden das Murten Lichterfest statt und verwandelt Murten in ein Spektakel aus Farben und Geschichten. Uns hat das Festival 2025 begeistert.
Anreise nach Murten
Eine sehr entspannende Anreise nach Murten ist die Anreise per Schiff vom Ufer des Neuenburgersees. Natürlich hätten wir auch in Biel mit dem Schiff starten können, aber das wäre uns dann doch zu lang gewesen. So können wir uns gleich noch vor Abfahrt des Schiffs in Neuenburg bei einem Spaziergang entlang der Uferpromenade so richtig durchpusten lassen. Leider haben wir wieder keine Sicht auf das Alpenpanorama. Aber der starke Wind führt dazu, dass wir alle paar Minuten andere Lichtverhältnisse und Bewölkung haben.


Dort, wo das Schiff in den Broyekanal einbiegt, erhaschen wir schöne Blicke auf das Vogelschutzgebiet und den Mont Chasseral.

Nun folgt das Schiff längere Zeit dem kurz vor dem Überlaufen stehenden Broyekanal, der bei Bas-Vully in den Murtensee führt. Das Schiff muss seine Geschwindigkeit wegen des hohen Wasserstands im Kanal drosseln, damit die Uferböschung nicht zerstört wird. Auch wenn die Schiffstour so länger dauert, ist es gar nicht schlimm, denn die Landschaft entlang des Kanals ist sehr abwechslungsreich.

Spätestens im Murtensee haben die Gäste im vorderen Teil des Schiffs den Vorteil, denn sie sehen Murten und die ersten Sehenswürdigkeiten langsam näher kommen.

Die Alternative zu Auto und Schiff ist die Bahn, welche wir auf dem Rückweg nach Neuenburg nehmen. Die reichlich 20 Minuten Erholung für die Füsse tun so gut. Da unser Auto am Hafen in Neuenburg steht, kommen wir dann jedoch noch in den Genuss, neue Ecken von Neuenburg zu entdecken, denn der Bahnhof ist am entgegengesetzten Ende der Stadt.
Noch mehr Ausflugsideen für den Jura und das Drei-Seen-Land findest du in unserem gleichnamigen Beitrag. Auch das Städtchen Gruyères ist nicht weit von Murten entfernt und bietet sich für mehr als einen Wochenendausflug an.