Óbidos – ein romantischer Bilderbuchort in Portugal

Stell dir eine Stadt vor, die so bezaubernd war, dass portugiesische Könige sie jahrhundertelang als Hochzeitsgeschenk an ihre Königinnen überreichten. Genau das ist Óbidos – eine mittelalterliche Perle, die sich wie eine Zeitkapsel zwischen weissen Häusern und kopfsteingepflasterten Gassen versteckt. Gekrönt wird das Bilderbuchstädtchen vom mächtigen Castelo de Óbidos, das majestätisch über der Landschaft thront.

Lass dich zu einem Bummel durch die verträumten Gassen von Óbidos mit der aussergewöhnlichsten Buchhandlung inspirieren und mache dir selbst ein Bild von diesem mittelalterlichen Juwel. Ich nehme dich mit auf eine Entdeckungstour durch Óbidos.

Die Burg von Obidos und die Stadtmauer trotzen der Zeit seit Jahrhunderten.
Die Burg von Obidos

Anreise nach Óbidos

Óbidos liegt an der Westküste Portugals etwa 80 km nördlich von Lissabon und 25 km südlich von Peniche. Historisch war diese Lage bedeutend, da Óbidos früher direkt an einer Lagune lag und als Hafenstadt diente. Heute ist die ehemalige Lagune weitgehend verlandet und in Ackerland umgewandelt, aber der Óbidos-See (Lagoa de Óbidos) liegt immer noch einige Kilometer westlich der Stadt.

Óbidos erreichst du am einfachsten mit einem Auto. Wenn du früh da bist, kannst du vor dem oberen Stadttor parken. Zu Füssen der Stadt gibt es einen grossen Parkplatz, den Estacionamento do Campo da Bola. Du findest ihn auf Google.

Es fahren jedoch auch Busse von Lissabon und Peniche nach Óbidos. Von Lissabon kannst du von der Haltestelle Campo Grande mit dem Bus 788 nach Óbidos fahren. Von Peniche fährt die Bus 648 nach Óbidos. Wähle einfach auf der Website von Rodoviaria do Oeste im grünen Feld den Ort der Abfahrt und der Ankunft aus und du erhältst den Fahrplan. Zu den bekannten Festen solltest du besser auf den ÖV ausweichen.

Hinweis: Die Zughaltestelle Óbidos liegt 5 km ausserhalb des Ortes, nimm also besser den Bus.

Rundgang durch Óbidos

Wer durch eines der historischen Stadttore schlüpft, taucht in ein lebendiges Museum ein. Wir parken am oberen Stadttor beim Castelo de Óbidos und beginnen unseren Rundgang von da aus.

Festung und Stadtmauer

Die Festung stammt vom Ende des 13. Jahrhunderts. Sie ist neben der 1565 m langen und 13 m hohen Stadtmauer ein Wahrzeichen der Stadt, welches man schon von weitem sieht. In den historischen Mauern des Castelo de Óbidos befindet sich ein modernes Hotel – die Pousada Castelo de Óbidos. Auf Teilen der Stadtmauer können Unerschrockene spazieren gehen und den Blick in die weite Landschaft geniessen. König Dom Dinis, dem die Befestigung der Stadt zu verdanken ist, schenkte den Ort seiner Dona Isabel zur Hochzeit. Damit legte er den Grundstein einer Tradition, die bis 1834 Bestand hatte und der Óbidos den Beinamen «Stadt der Königinnen» eintrug.

Die Burg mit ihren Zinnen von Obidos vom oberen Stadttor aus gesehen.
Blick von der Stadtmauer auf Óbidos

Eine Buchhandlung als Attraktion?

Nach Verlassen der Festung stösst du auf die Igreja de Santiago, eine bemerkenswerte Buchhandlung in einer entweihten Kirche. Die Treppen zur Kirche zu erklimmen, lohnt sich definitiv. Der Buchhändler José Pinto hat diesen Ort zu einem einzigartigen Buchtempel umgestaltet. Die ursprüngliche Kirchenstruktur blieb erhalten, während eine geschickt integrierte Holzkonstruktion die Regale in einem eleganten Halbrund umspannt. Wir haben in unserem Leben viele Buchhandlungen besucht, aber eine so besondere Symbiose von sakralem Raum und Literatur ist uns bisher nicht begegnet.

Im Inneren der Buchhandlung in der Igreja de Santiago.
Im Inneren der Buchhandlung in der Igreja de Santiago.

Auf der Empore sitzt eine alte Dame beim Klöppeln und schafft filigrane Kunstwerke, die an Silberarbeiten erinnern. Durch einen Seitengang kann man sie besuchen. Neben Schmuckstücken wie Armreifen, Ringen und Ohrringen fertigt sie auch komplexe Bilder und Krageneinsätze. Mit ausdrucksstarker Gestik verdeutlicht sie, dass ihre Klöppelarbeiten Poesie erzählen. An den Wänden hängen neben kunstvollen Anleitungen zahlreiche Gedichte. Ihre virtuose Beherrschung der Klöppeltechnik steht im Einklang mit ihrer beeindruckenden nonverbalen Kommunikation – eine Notwendigkeit, da wir kein Portugiesisch und sie keine anderen Sprachen spricht.

Auf der Hauptstrasse von Óbidos – Rua Direita

Geht man entlang der Hauptstrasse Rua Direita durch Óbidos, kommt man von einem Souvenirladen zum nächsten, nur unterbrochen von diversen Restaurants und Boutiquen. Ein Grossteil der Einwohner von Óbidos, die innerhalb der Stadtmauern wohnen, scheinen direkt oder indirekt von den Besuchern zu leben.

Eine Spezialität ist der Ginja de Óbidos. Dies ist ein Kirschlikör aus Sauerkirschen, den man überall in den Strassen gekühlt, serviert in einem Schokoladenbecher bekommt.

Von der Rua Direita hat man einen sehr schönen Blick auf den Platz und die Kirche Santa Maria. Die heutige Kirche mit dem schönen Eingangsportal stammt aus dem 16. Jahrhundert. Das Innere konnten wir leider nicht besichtigen. Die Kirche soll aber mit den mit Azulejos (Kacheln) aus dem 17. Jahrhundert verkleideten Wänden sehr sehenswert sein.

Die Igreja de Santa Maria in Óbidos mit dem gleichnamigen Platz davor. Besonders auffällig ist das Eingangsportal.
Die Igreja de Santa Maria in Óbidos mit dem gleichnamigen Platz davor.

Achte mal auf den Schandpfahl (Pelourinho), der auf der Rua Direita vor dem Hauptplatz steht. In Portugal wurde der Pelourinho oft errichtet, sobald eine Stadt oder ein Dorf von der Krone das Recht auf Selbstverwaltung erhielt. Er symbolisierte die gerichtliche Autorität und die Durchsetzung von Recht und Ordnung durch die lokale Verwaltung. Der Schandpfahl in Óbidos stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Am Ende der Rua Direita kommt man zum unteren Stadttor von Óbidos, der Porta da Villa. Das verwinkelte Stadttor enthält eine Gebetsnische für die Schutzheilige des Ortes, Nossa Senhora da Piedade. Bis vor gar nicht lang vergangenen Tagen hat der Pfarrer hier sogar gepredigt, obwohl es in Óbidos mehrere Kirchen gibt.

Abseits der Rua Direita

Den Besucherströmen kann man entfliehen, wenn man abseits der Hauptstrasse durch die Gassen flaniert.

Gegen Mittag wird es voller im Ort, wenn auch noch weit entfernt vom Besucherrekord im Dezember 2014, wo dieser kleine Ort wohl von 20.000 Besuchern überlaufen wurde.

Eine nicht mehr weisse Mauer mit grüner Tür und gelber Kante, davor blüht eine rote Bougainville und eine orange blühende Kletterpflanze, welch ein Farbkontrast.
Farbkontraste

Durch ruhige Seitenstrassen laufen wir zurück in Richtung Castelo de Óbidos.

Nach einem intensiven Tag in Sintra am Vortag sehnen wir uns nun nach Entspannung. Ein letzter Blick auf die Festung, dann fahren wir zu unserem Ferienhaus mit Pool zurück. Die Auswahlkriterien für unsere Unterkünfte beschreibe ich im Beitrag «Ganz spontan 3 Wochen mit Familie durch Portugal reisen?«. Die angenehmen Temperaturen locken uns jetzt ins kühle Nass und danach in die Welt eines Buches. Wer keinen Pool hat, kann stattdessen nach Foz do Arhelo fahren: Lange Sandstrände, der kalte Atlantik und die ruhige Óbidos-Lagune laden dort zum Entspannen ein.

Übernachten in Óbidos

Wie wäre es hier in Óbidos, wo einst König Dom Dinis seiner Gemahlin Dona Isabel das wohl romantischste Hochzeitsgeschenk aller Zeiten machte, zu übernachten? Heute beherbergt das Castelo de Óbidos ein luxuriöses Hotel, die Pousada Castelo de Óbidos. Óbidos ist nicht besonders weitläufig, sodass wenige Stunden für den Besuch ausreichen, aber wenn du den Charme des Ortes oder eins der Feste richtig geniessen möchtest, warten viele Hotels mit besonderem Charakter auf dich.

Sind unsere Beiträge hilfreich für dich, kannst du Danke sagen, indem du über unsere Links deine Unterkunft buchst. Wir erhalten dann eine kleine Provision.

Vielleicht möchtest du aber lieber im ehemaligen Fischerort Peniche mit seinen Stränden und dem historischen Zentrum übernachten. Von Peniche fahren auch die Schiffe auf die Berlengas – (k)ein Geheimtipp.

Eingang zur Posada Castelo de Óbidos. Ein grünes Tor in einer weissen Mauer, hinter der üppige Pflanzen blühen.
Eingang zur Posada Castelo de Óbidos.

Feste in Óbidos

Óbidos erlebt im Jahresverlauf mehrere beeindruckende Feste. Zur Weihnachtszeit verwandelt sich die Stadt in «Vila Natal» mit festlicher Dekoration, Eislaufbahn und Weihnachtsmanns Haus.

Schokoladenliebhaber sollten das Internationale Schokoladenfestival Ende April/Anfang Mai nicht verpassen.

Von Mitte Juli bis Anfang August taucht Óbidos in mittelalterliche Atmosphäre ein. Donnerstags bis samstags bevölkern Minnesänger, Bettler, Jongleure, Adlige und Tänzer die Strassen. Schlemmereien, Handel und Ritterkämpfe gehören zum Programm.

Erkundige dich vorab bei der Tourist-Informationen nach aktuellen Veranstaltungen.

Blick von der Stadtmauer in Óbidos auf die Bühne für Ritterspiele und das Castelo de Óbidos.
Blicke auf die Bühne für die Ritterspiele
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