Die faszinierenden Orkney Inseln – 5.000 Jahre Geschichte

Die Orkney Inseln waren über viele Jahrtausende ein bedeutendes Zentrum früher Kulturen. Damit sind die Orkneys ein Ort, an dem Geschichte nicht nur erzählt, sondern greifbar wird. Vor über 5’000 Jahren lebten bereits Menschen in Skara Brae. Die vom Wind freigelegte steinzeitliche Siedlung ist älter als die Pyramiden von Gizeh. Um ungefähr 2’800 v. Chr. entstand die monumentale Grabkammer Maeshowe. Deren präzise Bauweise und Ausrichtung auf die Wintersonnenwende deutet auf tiefgehende astronomische Kenntnisse der Bauherren. Einige Jahrhunderte später, um 2’500 v. Chr., errichteten Nachfahren den mystischen Ring of Brodgar, einen der grössten Steinkreise Europas. Jahrtausende später hinterliessen dann die Wikinger ihre Spuren in Maeshowe, während in Scapa Flow noch heute versunkene Schiffe von den grossen Seeschlachten des 20. Jahrhunderts zeugen. Wenn du Geschichte hautnah erleben willst, sind die Orkneys der perfekte Ort für deine Reise!

Wer die Orkneys heute besucht, versteht sofort, warum diese abgelegenen Inseln seit Jahrtausenden Menschen magisch anzogen. Zwischen den geschichtsträchtigen Monumenten erstreckt sich eine überraschend sanfte Landschaft. Saftig grüne Weiden und Felder wellen sich über sanfte Hügel, goldene Strohrollen glänzen in der Sonne, und immer wieder öffnet sich der Blick auf verborgene Wasserflächen und einladende Sandstrände. Grosse Gänsescharen schnattern auf den abgeernteten Getreidefeldern. Diese friedliche, fast beschauliche Natur muss schon die ersten Siedler vor über 5000 Jahren verzaubert haben.

Lass dich von unserem Besuch auf den Orkneys inspirieren und mache dir dein eigenes Bild. Skara Brae, Maeshowe, der Ring of Brodgar sowie die Standing Stones of Stennes gehören alle zum UNESCO-Weltkulturerbe „Heart of Neolithic Orkney“.

Monolithen des Ring of Brodgar mit Blick über die Landschaft - Orkney Inseln
Blick in die Landschaft am Ring of Brodgar

Praktische Reisetipps für die Orkneys

Die Orkney Inseln sind ein Archipel vor der Nordküste Schottlands im Atlantik. Es gibt mehr als 70 Inseln, aber nur 20 sind bewohnt. Hauptinsel ist Mainland Orkney. Sie ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum. Die grösste Stadt der Orkneys, Kirkwall, befindet sich auf Mainland Orkney.

Beste Reisezeit

Juli, August und September gelten als die beste Reisezeit für die Orkney Inseln. Dann ist es mit Durchschnittstemperaturen von 13 bis 15° C am wärmsten. Auch der Mai gilt als guter Monat für einen Besuch der Orkney Inseln, mit verhältnismässig wenig Niederschlag, aber kühleren Durchschnittstemperaturen. Wir waren im September bei herrlichem Wetter auf den Orkney Inseln, sind dann aber wegen eines Sturmtiefs abgereist, bevor wir Kirkwall mehr als nur im Vorbeifahren gesehen haben. Im Spätherbst und Winter sind Stürme häufig.

Blick auf Kirkwall mit der St. Magnus Cathedral aus dem 12. Jahrhundert.
Kirkwall mit seinem Wahrzeichen, der St. Magnus Cathedral

Anreise

Es gibt vom schottischen Festland verschiedene Fährverbindungen nach Mainland Orkney. Wir haben uns für North Link Ferries entschieden, da die Fährgesellschaft neuere Fähren haben soll.

  • North Link Ferries – von Scrabster nach Stromness in ca. 1,5 Stunden
  • North Link Ferries – von Aberdeen nach Kirkwall
  • Pentland Ferries – von Gill’s Bay nach St Margaret’s Hope in ca. 1 Stunde

Hinweis: Das Upgrade für die Mangus Lounge bei den North Link Ferries kann man sich sparen. Es wurde damit beworben, dass man in Ruhe arbeiten kann. Ruhe, Getränke, Sandwich und süsse Kleinteile bekommt man in der Lounge, aber leider keinen Strom, den wir zum Arbeiten gebraucht hätten. Essen kann man auch im Bordrestaurant und gemütliche Sitzecken gibt es zahlreich auf der Fähre.

Die Fährschiffe von North Link haben einen wilden Wikinger als Logo.
Abfahrbereit liegt die Fähre in Scrabster.

Übernachten auf den Orkneys

Wir haben die Orkney Inseln im Rahmen unseres 7 wöchigen Roadtrips mit dem Wohnmobil besucht. Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz in Stromness und in Yesnaby, wo wir Polarlichter beobachten konnten.

Suchst du Hotels oder Ferienwohnungen würde ich dir empfehlen, dich in Stromness und Kirkwall, den beiden grösseren Orten auf Mainland Orkney umzusehen, weil du dort auch Supermärkte und Restaurants findest. Allerdings musst du für die beste Reisezeit früh buchen.

Meine Empfehlung für die Buchung von Unterkünften:
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Die schönsten Sehenswürdigkeiten auf den Orkney Inseln

The Old Man of Hoy

Den Old Man of Hoy siehst du bereits, wenn du mit der Fähre nach Stromness fährst. Die 137 m hohe Sandsteinsäule ist ein Wahrzeichen Schottlands und ähnlich bekannt, wie der Old Man of Storr auf der Isle of Skye. Zu Berühmtheit gelangte der Monolith durch eine live Fernsehübertragung seiner ersten Besteigung 1967 auf BBC.

So richtig alt nach geologischen Massstäben ist der Old Man of Hoy noch nicht. Auch, wenn der rote Sandstein aus dem Devon stammt, ist die Verwitterung noch keine 400 Jahre alt. Auf alten Seekarten aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert war der Old Man noch Teil einer grösseren Landzunge und hatte sogar zwei Säulen.

Der Old Man of Hoy erodiert weiter. Insofern ist es wahrscheinlich, dass die Felsnadel, die bereits grössere Risse zeigt, irgendwann auch ganz verschwindet.

Der Old Man of Hoy von der Fähre aus gesehen, wird von der Sonne angeleuchtet, während der Himmel noch bedrohlich wirkt.
Der Old Man of Hoy – Orkney Inseln

Die Wanderung zum Old Man of Hoy startet auf einem Parkplatz in Rackwick auf Hoy. Hin und Rückweg sind zusammen reichlich 9 km lang. Du hast zwei Möglichkeiten mit den Orkney Ferries auf die Insel Hoy zu gelangen:

  • von Stromness nach Linksness oder
  • von Houton nach Lyness

Zwischen Linksness und Lyness verläuft eine Strasse, von der eine schmale Strasse nach Rackwick abzweigt. Wir besuchen auf der Insel Hoy das Scapa Flow Museum und entscheiden uns für die Wanderung entlang der Küste bei Yesnaby, auf welcher man ebenfalls erodierte Felsen sehen kann.

Skara Brae – Steinzeitliches Dorf auf den Orkneys

Eine Sturmflut legte 1850 eine kleine Sensation frei: ein bis dahin unter den Dünen konserviertes steinzeitliches Dorf an der Skaill Bay. Dort beginnen wir unsere Erkundung der Sehenswürdigkeiten der Orkney Inseln. Beinahe hätten wir die Anlage nicht besichtigen können, da wir keine reservierten Tickets besassen. Vor uns waren nämlich bereits mehrere Busladungen Kreuzfahrtpassagiere in Skara Brae eingetroffen.

Hinweis: Skara Brae kann mit der Mitglidschaft bei Historic Environment Scotland kostenlos besucht werden. Auch andere Mitgliedschaften werden akzeptiert. Dennoch solltest du auch mit Mitglidschaft Tickets reservieren. Ohne Mitgliedschaft kannst du deine Tickets für Skara Brae ebenfalls online kaufen.

Ein steinzeitliches Haus bestehend aus einem Raum mit Feuerstelle in der Mitte, Betten und weiteren Nischen - Skara Brae Orkney-Inseln.
Blick in ein steinzeitliches Haus

Nachdem sich das Getümmel im Eingangsbereich des Visitor Centers gelegt hatte, erhielten wir doch noch Zutritt. Bevor man die Siedlung selbst sehen kann, ordnet eine Ausstellung den Fund historisch ein. Radiocarbon-Analysen haben ergeben, dass die Siedlung von 3.100 bis etwa 2.500 vor Christus bewohnt war. Die Funde belegen, dass die Menschen Landwirtschaft betrieben: Sie bauten Getreide an und hielten Tiere. Auch der Fischfang spielte eine wichtige Rolle.

Bemerkenswert ist, dass neue Häuser auf den Überresten und dem Schutt der alten Häuser errichtet wurden. Möglicherweise entsprachen die alten Häuser nicht mehr dem Geschmack der neuen Bewohner, oder sie waren zu stark verfallen.

Vom Besucherzentrum führt ein Weg zur Siedlung am Meer, der mit Tafeln versehen ist, die Meilensteine der Menschheitsgeschichte markieren. Früher muss die steinzeitliche Siedlung Skara Brae weiter landeinwärts gelegen haben. Vermutlich wurde sogar ein Teil der Siedlung vom Meer verschlungen. Heute sieht man ein frei stehendes Gebäude, das als Werkstatt identifiziert wurde, da keine Betten darin gefunden wurden.

Das Werkstatt-Gebäude von Skara Brae hat einen aus Trockensteinmauern gefertigten Eingang und ein kegelförmiges, grasbewachsenes Dach. - Orkney Schottland
Werkstattgebäude von Skara Brae

Die übrigen Häuser waren durch überdachte Wege miteinander verbunden. Alle Häuser bestehen aus einem einzigen grossen Raum mit einer Feuerstelle in der Mitte und einem steinernen Regal gegenüber dem Eingang. Die neueren Häuser verfügen über abgegrenzte Kammern, die als Schlafstätten dienten, während ältere Häuser noch in die Wand eingebaute Nischen aufwiesen. Da die Häuser aus Trockensteinmauern errichtet wurden, ist ihre Form weder rund noch eckig.

Da die Häuser alle etwa gleich gross sind und keines durch besondere Grösse oder Ausstattung hervorsticht, geht man davon aus, dass die Menschen in einer Art Kommune lebten. Es wirkt wie eine steinzeitliche Reihenhaussiedlung.

Skaill House

Mit der Eintrittskarte für Skara Brae kann man noch Skaill House besichtigen. Bevor du dies tust, geniesse noch ein wenig den Strand der Skaill Bucht.

Feiner Sandstrand in der Skaill Bucht, wo Besucher Steinkreise gebaut haben. Sicher kamen sie vom Ring of Brodgar zur steinzeitlichen Siedlung Skara Brae auf den Orkney Inseln.
Strand der Skaill Bucht

Dies ist ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, welches seit Generationen der Lairds of Breckness gehört. William Graham Watt of Breckness liess im 19. Jahrhundert Skara Brae weiter ausgraben.

Die graue Fassade von Skaill House und die Ummauerungen wirken etwas abweisend. Skaill House besteht aus mehreren Gebäuden, die aus unterschiedlichen Bauzeiten stammen. Skara Brae - Orkney Inseln
Skaill House ist im Inneren gemütlicher als es von aussen wirkt

Das Haus scheint auf einem piktischen Friedhof errichtet worden zu sein, denn bei Renovationsarbeiten fand man Skelette.

Wir geniessen noch einen Moment die windgeschützte Bank vor dem Haus mit Blick auf den Garten, bevor wir weitere Sehenswürdigkeiten auf den Orkney Inseln besuchen.

Der Garten von Skaill House ist tiefer gelegt. Trockensteinmauern schützen die Pflanzen vor Wind. Skara Brae Orkney Inseln
Der Garten von Skaill House

Maeshowe – Hügelgrab

Wer das berühmte Maeshowe – manchmal auch als Maes Howe bezeichnete – Hügelgrab besuchen möchte, braucht gute Planung oder eine Portion Glück. Die Tickets sind gewöhnlich auf Wochen im Voraus ausgebucht, und das Grab ist ausschliesslich mit einer Führung zu besichtigen. Was uns an jenem Tag im Visitor Center in Stenness widerfuhr, grenzt daher an ein kleines Wunder: Gerade als man uns auf den nächsten Morgen für allfällig zurückgegebene Tickets vertrösten wollte, eilte die Führerin einer abfahrbereiten Gruppe zurück, um Taschenlampen zu holen. Zwei angemeldete Besucher waren nicht erschienen und wir durften spontan ihre Plätze einnehmen.

Die Tour beginnt mit einem kurzen Bustransfer. Ein kurzer Weg führt dann zum Hügelgrab Maeshowe aus der Zeit um 3000 vor Christus. Maeshowe ist das grösste seiner Art auf den Orkney Inseln. Der 10 m lange Kriechgang, der zur Grabkammer führt, mag zwar der höchste seiner Art sein, dennoch sind wir erleichtert, als wir uns im Inneren der Kammer wieder aufrichten konnten. Die Hauptkammer selbst beeindruckt mit einer 4 m hohen nicht mehr originalen Decke und mehreren Nebenkammern. Fotografieren ist im Hügelgrab verboten.

Der Weg zum Maeshowe Hügelgrab führt zwischen eingezäunten Weiden entlang. Den Hügel sieht man schon aus der Ferne. - Orkney Inseln Sehenswürdigkeiten
Weg zum Maaeshowe Hügelgrab

In den 6 Wochen um die Wintersonnenwende dringt das Sonnenlicht durch den schmalen Eingang bis ins Innerste. Die in Trockenbauweise errichtete Anlage blieb über Jahrtausende hinweg verschlossen.

Nach dem Niedergang der neolithischen Kultur um etwa 2300 vor Christus verliert sich die Geschichte der Besiedlung der Orkney Inseln zunächst im Dunkel der Zeit. Zwar lebten die Pikten hier, wie der Friedhof unter Skaill House bei Skara Brae beweist. Doch erst mit der Ankunft der Wikinger im 9. Jahrhundert beginnt ein neues Kapitel – deutlich sichtbar an den Überresten einer Siedlung auf der Gezeiteninsel Brough of Birsay.

Die Wikinger sind Schuld, dass Maeshowe eine neue Decke brauchte. Im 12. Jahrhundert waren drei Wikinger mit einem Mordauftrag unterwegs. Sie wurden von einem heftigen Unwetter überrascht. In ihrer Not suchten sie Schutz im Hügelgrab. Allerdings fanden sie den Eingang nicht. Also taten sie, was Wikinger eben tun: Sie räumten kurzerhand die Felsen vom Dach und stiegen von oben ein. Während sie auf das Ende des Unwetters warteten, hinterliessen sie ihre Spuren in Form von Runeninschriften. Einer von ihnen muss geschätzte 1.95 m gross gewesen sein, denn als er nicht mehr höher schreiben konnte, setzte er seine Inschrift einfach quer fort.

Das Maeshowe Hügelgrab aus der Nähe gesehen. Noch ist der eingezäunte Eingang verschlossen. Orkney Islands Scotland
Der Eingang ins Hügelgrab ist noch verschlossen

Seine Gefährten hinterliessen ebenfalls ihre Spuren: Einer trieb seinen Scherz mit einem angeblich in nordöstlicher Richtung versteckten Schatz. Der dritte schien mit der Schreibkunst noch zu kämpfen, wovon seine teilweise spiegelverkehrten Runen zeugen.

Die Führung lohnt sich schon wegen der ganzen Anekdoten. Buche dir also rechtzeitig dein Ticket beim Maeshowe Visitor Center.

Ring of Brodgar

Wie steinerne Wächter tauchen die ersten Megalithen des Ring of Brodgar vor uns auf. Erst beim Rundgang offenbart sich Schritt für Schritt die beeindruckende Dimension dieses Steinkreises mit seinem Durchmesser von 104 Metern – dem drittgrössten Grossbritanniens. Von den ursprünglich 60 Megalithen trotzen heute noch 27 Wind und Wetter. Ein tiefer Graben umschliesst das rituelle Areal und grenzt den spirituellen Bereich klar ab. Eingebettet zwischen dem Loch of Stenness und dem Loch of Harray, fügt sich der Steinkreis harmonisch in die malerische Landschaft der Orkney Inseln ein.

Der Ring of Brodgar in Schottland steht erhöht auf Land, welches mit Heide und Gras bewachsen ist. Blauer Himmel und ein blaues Loch of Stenness und weitestgehend verblühte Heide verleihen dem Bild eine schöne Herbststimmung.
Herbststimmung am Ring of Brodgar

Die Geschichte des Monuments reicht zurück bis in die Zeit zwischen 2700 und 2000 vor Christus. Die Steine stammen aus sieben verschiedenen Steinbrüchen, was die Forschung bis heute vor Fragen stellt: Spiegelt sich darin vielleicht die Zusammenarbeit verschiedener Gemeinschaften der Orkney Inseln wider? Oder stecken andere, uns heute unbekannte Gründe dahinter?

An diesem Herbstabend haben wir das besondere Glück, zwanzig Minuten allein an diesem prähistorischen Ort zu verbringen. Der Wind fegt über die Heide, während die untergehende Sonne die herbstliche Landschaft in warmes Licht taucht. Unwillkürlich fragen wir uns, wie die Menschen der Megalithkultur hier vor über 4000 Jahren lebten und welche Bedeutung dieser Ort für sie hatte.

Der Ring von Brodgar auf den Orkney Inseln hat sehr unterschiedlich geformte Steine. Im Bild steht ein Stein wie ein Zeiger und ein Stein der Ohren hat im Vordergrund.
Wie Wächter oder Wegweiser stehen die Steine in der Landschaft

Auch wenn der schützende Graben uns auf Distanz hält, beeindruckt der Ring of Brodgar. Obwohl die Steine nicht summen, hat es etwas Magisches, so allein mit den uralten Steinen, ungeschützt gegenüber den Elementen zu sein. Es erinnert uns an die Steinkreise von Machrie Moor auf der Isle of Arran. Wie unterschiedlich die Reste der Megalithkultur wirken. Die zahlreichen Steinreihen von Carnac hatten keine solche Ausstrahlung auf uns, vielleicht liegt es auch am fehlenden Highland Feeling.

Den Ring of Brodgar umgibt ein etwa 3 m tiefer Graben, den man hier im Bild sieht. Durch das Gras, welches im Graben wächst, sieht er nicht mehr so tief aus. Orkney Inseln Schottland
Der Ring of Brodgar ist ein perfekter Kreis umgeben von einem Graben

Jeder der verbliebenen Steine zeigt eine andere Form – eine Besonderheit, deren Bedeutung bis heute nicht geklärt ist. War es bewusste Gestaltung oder ergab es sich aus den verfügbaren Steinblöcken? Die Wissenschaft sucht noch nach Antworten.

Blick über die hügelige Landschaft, in der der Ring von Brodgar (Schottland) steht.
Von keiner Position sieht man den gesamten Ring of Brodgar

Hinweis: Etwa eine halbe Meile vom Ring of Brodgar in Richtung Stenness oder Kirkwall sieht man die Standing Stones von Stenness. In unmittelbarer Nähe laden auch die Überreste der Barnhouse Siedlung zu einem Besuch ein.

Die Standing Stones of Stenness sind nicht minder eindrücklich als der Ring of Brodgar auf den Orkney Inseln. Mit ihrer Höhe von bis zu 6 m sind sie weithin sichtbar.
Die Stones of Stenness sind bis zu 6 m hoch

Skapa Flow Museum auf der Insel Hoy

Tief in den Gewässern der Orkney Inseln liegt die Bucht von Scapa Flow verborgen. Einst schlug hier das Herz der britischen Seemacht während beider Weltkriege. Das Scapa Flow Museum dokumentiert die strategische Bedeutung von Scapa Flow, welches als Hauptstützpunkt der Royal Navy Geschichte schrieb. Besonders eindrucksvoll ist die akribische Dokumentation der dramatischen Schiffsverluste, unter anderem auch die spektakuläre Selbstversenkung der deutschen Hochseeflotte 1919 und der Untergang der HMS Royal Oak, die 1939 in der Bucht von Scapa Flow einem deutschen U-Boot zum Opfer fiel.

48 Postkartengrosse Teile, hergestellt in verschiedenen Techniken durch Stickerinnen ergeben ein Ganzes. Das Kunstwerk hängt im Eingangsbereich des Scapa Flow Museums auf der Insel Hoy.
48 Einzelteile ergeben diesen Wandteppich, der an die rostenden Bunkeranlagen auf Hoxa Head erinnert

Als Reaktion auf diesen Verlust entstanden massive U-Boot-Sperren (Churchill Barrieren), über die heute die A961 führt. Wer zur italienischen Kapelle oder zum Hoxa Head fährt, passiert diese Zeugen der Kriegszeit.

Die U-Boot Sperren, auch Churchill Barrieren genannt, bestehen aus riesigen Betonteilen, die zu Dämmen aufgeschüttet sind. Die A961 führt auf den Orkney Inseln über diese Sperren.
Im Inneren dieser U-Boot Sperren befinden sich noch Stahlseilgeflechte

Unser Weg zum Scapa Flow Museum auf der Insel Hoy führt uns mit der Fähre von Houton nach Lyness. Das Museum befindet sich oberhalb des Piers, so dass wir unser Auto in Houton an der Fähre lassen. Allerdings haben wir Glück, dass wir so früh unterwegs waren, denn die Parkplätze füllen sich schnell.

Das Museum offenbart die Herausforderung, hier am äussersten Rand der zivilisierten Welt eine Marinebasis zu errichten. Jeder Balken, jede Schraube musste angeliefert werden. Die Orkney-Inseln beherbergten damals 100.000 Menschen mehr als heute, die versorgt und untergebracht werden mussten. Eine logistische Meisterleistung ihrer Zeit.

Vor dem Scapa Flow Museum stehen zahlreiche vor sich hin rostende Maschinen sowie diese auf Schienen fahrende Krananlage.
Alte Maschinen vor dem Scapa Flow Museum

Für Geschichts- und Marineinteressierte ist das Scapa Flow Museum ein Muss. Allerdings hinterlässt die Auseinandersetzung mit den Kriegsereignissen einen sehr beklemmenden Eindruck. Nach dem Museumsbesuch hilft uns ein erfrischender Spaziergang über die Insel, die gesammelten Eindrücke zu verarbeiten, bevor die Fähre uns wieder zum Festland zurückbringt.

In der Bucht von Scapa Flow ragen noch alte Piers ins Meer. Im Bild sieht man so eine alte Holzkonstruktion mit Treppen zum Wasser. Hoy - Orkney Inseln
Alter Pier – Scapa Flow

Italian Chapel auf Lamb Holm

An diesem heute so friedlichen Ort befand sich während des II. Weltkriegs ein Kriegsgefangenenlager für 550 italienische Kriegsgefangene, die während der britischen Eroberung Nordafrikas gefangen genommen wurden. Die Kriegsgefangenen lebten unter schwierigen Bedingungen in Wellblechhütten. Die sogenannten Niessenhütten liessen sich aus gebogenem Wellblechstahl schnell errichten. Ihre Hauptaufgabe war der Bau der Churchill Barrieren, dieser gewaltigen U-Boot-Sperren zum Schutz der Bucht.

Im Kriegsgefangenenlager entstand etwas Aussergewöhnliches. Dank der unermüdlichen Fürsprache des Seelsorgers Father Giustino bei den britischen Behörden durften die Gefangenen ihre eigene Kapelle errichten. Mit bescheidenen Mitteln, aber unbändigem Gestaltungswillen schufen sie ein wahres Kleinod – die Italian Chapel.

Die Italian Chapel besteht aus zwei aneinander gebauten Wellblechhütten und hat eine gemauerte Frontseite, die oben dreieckig zuläuft. Rechts und links ein Türmchen und oben in der Mitte eine kleine Glocke. - Orkney Inseln Sehenswürdigkeit
Die Italian Chapel

Eindrücklich ist die Malerei von Domenico Chiocchetti, die durch perspektivische Darstellung und Schattierungen eine dreidimensionale Illusion erzeugt. Die Italian Chapel ist ein Symbol für Hoffnung und Versöhnung und als solche wird sie bis heute unterhalten, auch wenn man sonst nichts mehr vom einstigen Kriegsgefangenenlager sieht. Domenico Chiocchetti kehrte mehrmals auf die Orkney Inseln zurück und half bei Restaurationsarbeiten.

Eine Wende im Leben der Gefangenen brachte die Kapitulation Italiens am 8. September 1943. Ihr Status änderte sich zu dem einer Art ziviler Arbeitskräfte unter Bewachung, was mit einer Verbesserung ihrer Lebensumstände einherging.

Um die Italian Chapel zu besuchen, musst du Eintritt bezahlen.

Naturerlebnisse auf den Orkneys

Brough of Birsay – Gezeiteninsel

Der Brough of Birsay ist eine Gezeiteninsel. Bei Ebbe ist sie durch einen Betonsteg mit Mainland Orkney verbunden. Wir erreichen die Insel erst kurz vor dem Tiefststand der Ebbe und müssen uns etwas beeilen. Ich hätte es nicht geglaubt, wie schnell das Wasser hier zurückkommt.

Blick auf die schmale Verbindung zwischen Brough of Birsay und Mainland Orkney von oberhalb der Strasse. Trockenmauern schützen eine Schafweide vor Wind. Davor blühen Montbretien.
Blick auf die Gezeiteninsel bei Ebbe

Da wir so spät dran sind, begeben wir uns zuerst zum hinteren Teil der Insel, wo der Leuchtturm von 1925 steht. Obwohl er nur 11 m hoch ist, steht er 52 m über dem Meer. Seit 2002 ist er solarbetrieben und hat so den Charakter eines typischen Stevenson-Leuchtturms verloren.

Zahlreiche Solarpanels stehen vor dem eingezäunten Leuchtturm auf dem Brough of Birsay - Orkney Schottland
Der Leuchtturm

Von Mai bis Anfang August brüten im hinteren Teil der Insel Seevögel, unter anderem auch die possierlichen Papageientaucher, die wir auf einer Inselrundfahrt auf Lunga von der Insel Mull aus beobachten konnten. Jetzt im September sind alle Vögel weg, übrig bleiben die erodierten Küstenränder des Brough of Birsay.

Auf dem Rückweg besuchen wir die Reste der alten Wikingersiedlung, die ungefähr aus dem Jahr 1000 stammt. Es wird vermutet, dass der mächtige Herrscher der Orkneys, Thorfinn Sirgurdsson, hier gelebt haben könnte. Zumindest weist die Orkneyinga-Saga, geschrieben im späten 12. Jahrhundert, darauf hin. Als Thorfinn Sirgurdsson 1065 starb, herrschte er nicht nur über die Orkney Inseln, sondern auch die Hebriden, neun schottische Fürstentümer und über grosse Teile Irlands.

Die Mauerreste der Siedlung zeigen typische nordische Langhäuser, eine Schmiede und eine Kirche. Ein grosser Stein am Eingang dürfte früher Teil eines mächtigen Eingangstores gewesen sein. Ebenfalls am Eingang sieht man die Replik eines Steins mit piktischen Verzierungen, der hier gefunden wurde. Die Pikten lebten auf dem Brough of Birsay ungefähr ab dem Jahr 600.

Mauerreste der Wikinger Siedlung aus dem Jahr 1000 auf der grünen Wiese -Brough of Birsay - Orkney Inseln
Mauerreste

Mich faszinieren die zahlreichen Flechten, die hier auf den Steinen in verschiedenen Farben wachsen sowie, dass diese Siedlung bereits ein Drainage-System hatte.

Das zurückkehrende Wasser im Blick suchen wir im Sand vergeblich noch nach den Kaurischnecken. Eine Kaurischnecke in der Geldbörse sorgt dafür, dass dort nie Ebbe herrscht. Wir verlassen den Brough of Birsay erst als das Wasser schon zaghaft über den Weg schwappt.

Hoxa Head Küstenwanderung

Gleich morgens begeben wir uns auf den Weg nach South Ronaldsay, wo die Wanderung um den Hoxa Head auf einem kleinen Parkplatz startet. Der Weg zum Hoxa Head führt über die Churchill Barrieren, vorbei an der Italian Chapel über malerische kleine Inseln.

Hier, auf unserem Weg zum Hoxa Head, verbindet ein schmaler Damm zwischen zwei Buchten die kleinen Inseln mit Weiden und Feldern. - Orkneys
Auf dem Weg zum Hoxa Head

Die Küstenwanderung am Hoxa Head lockt mit dem Versprechen, Delfine beobachten zu können. Während wir den Pfad entlang der schroffen Klippen verfolgen, eröffnen sich immer wieder faszinierende Ausblicke auf historische Bunkeranlagen und Artilleriestellungen. Diese strategische Lage an der südlichen Einfahrt zu Scapa Flow machte Hoxa Head zu einem unverzichtbaren Teil der Verteidigungsanlagen, als die britische Marine hier während beider Weltkriege ihre Hauptflotte stationierte.

Die Herbstlandschaft entlang der Küste bietet einen unerwarteten farblichen Kontrast zur rauen Geschichte des Ortes. Verblühter Sauerampfer ragt dramatisch rostrot aus dem Gras, während leuchtende Montbretien mit ihren orangefarbenen Blüten einen lebendigen Akzent zum tiefblauen Meer setzen. Nach dem im Mai/Juni blühenden Löffelkraut, das Seefahrer wegen seines hohen Vitamin-C-Gehalts als Schutz gegen Skorbut schätzten, halten wir jetzt im Herbst vergeblich Ausschau. Es soll an der Küste von Hoxa Head aber zahlreich wachsen.

Auf unserem Rückweg erkunden wir die verfallenen Überreste dieser einstigen Verteidigungsanlagen. Obwohl wir während unserer kurzen Rundwanderung weder Delfine noch Robben entdecken, werden wir mit anderen Eindrücken belohnt: Auf der Insel Flotta sehen wir die Raffinerie in Betrieb und beobachten ein Schiff bei einer eindrucksvollen Feuerlöschübung.

Reisenden mit begrenzter Zeit auf den Orkney-Inseln, die dennoch wandern möchten, empfehlen wir allerdings eher die spektakuläre Küstenwanderung bei Yesnaby.

Auf der Rückfahrt nach Mainland Orkney setzt die Sonne die Schiffswracks schön in Szene.

Schiffswracks ragen aus dem Wasser in der Bucht vor einer Churchill Barriere. Ein Motorboot startet zu einer Fahrt. - Orkney Inseln
Schiffswracks

Yesnaby Küstenwanderung und Polarlichter

Die Küste bei Yesnaby, an der Westseite von Mainland Orkney, ist eine der dramatischsten und beeindruckendsten Landschaften der Inseln. Gewaltige Klippen, von Wind und Wellen geformt, ragen hoch über dem Atlantik, während sich unter ihnen mächtige Brandungshöhlen, Bögen und Türme erstrecken.

Vom Parkplatz folgen wir dem Küstenpfad, der uns immer neue atemberaubende Perspektiven auf die faszinierenden Felsformationen eröffnet.

Yesnaby Castle ist ein einzelner Pfeiler im Meer, der seine Landverbindung schon lange verloren hat. Die Küstenlinie davor ist auch bereits ausgehöhlt.
Yesnaby Castle

Für Naturliebhaber bietet sich im Frühsommer ein besonderes Schauspiel, denn hier blühen die seltene Schottische Primel (Primula scotica), eine endemische Art, die weltweit nur an wenigen Küstenabschnitten Nordschottlands und der Orkney-Inseln zu finden ist.

Es braucht Wolken, damit das Licht des Sonnenuntergangs seine ganze Dramatik entfalten kann. Mit diesem Sonnenuntergang vor Augen, kehren wir zu unserem Wohnmobil zurück.

Diffus scheint das Licht der untergehenden Sonne an diesem Tag in Yesnaby durch die Wolken und strahlt diese an. Orkney Inseln Schottland
Sonnenuntergang

Die Küste bei Yesnaby ist so schön, dass wir uns nach der Polarlicht-Warnung sogar entscheiden, die Nacht hier auf dem Parkplatz zu verbringen. Unser Warten wird belohnt mit Tausenden von Sternen und farbigen Polarlichtern.

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4 Comments

    1. Hallo Gudrun,
      wenn dich das Schottland Virus einmal befallen hat, wirst du sicher wieder nach Schottland reisen. Dann kannst du ja einen Besuch auf den Orkney Inseln einplanen. Es lohnt sich.
      Liebe Grüsse
      Susan

  1. Liebe Susan,
    vielen Dank für den schönen Artikel, der große Lust auf die Orkneys gemacht hat! Leider ist die nächste Schottlandreise noch nicht absehbar, aber der Artikel ist schon gespeichert :-).
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke,
      wenn du Lust auf die Orkney Inseln bekommen hast, dann hat der Beitrag ja seinen Zweck erfüllt. 🙂 Und auch, wenn einen die Sehnsucht immer wieder nach Schottland zieht, gibt es so viele tolle Reiseziele auf der Welt, da muss Schottland manchmal einfach zurückstehen.
      Liebe Grüsse
      Susan

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