Oder wie eine Reiseroute entsteht am Beispiel von neun Wochen Südamerika
Vor uns liegen neun Wochen Ferien. Hinter uns liegt eine sehr intensive Phase der Vorbereitung. Als erstes mussten wir uns entscheiden: Zum dritten Mal Australien oder etwas ganz Neues? Wir entscheiden uns für Südamerika. Die Chance auf ein ganz neues Abenteuer für uns alle. Ohne je in Südamerika gewesen zu sein, ist die Planung einer Reiseroute eine Herausforderung. Wissen wir doch nicht, was uns dort erwartet. Während der Gedanke reift, lesen wir alles, was uns zu Südamerika in die Hände kommt.
Planung einer Reiseroute – Grobkonzept
Seit der Urlaub und die Schulabsenzen bewilligt worden sind, können wir konkret planen, verwerfen und wieder neuplanen. Wir haben knapp ein halbes Jahr von der ersten Idee bis zur Ausführung. Ich organisiere bei dieser Reise alle Flüge, Übernachtungen und Mietwagen im Voraus. Zum einen ist es so einfacher, dass Budget im Blick zu haben und zum anderen, kann ich die Inlandsflüge und Mietwagenabholungen nur planen, wenn ich weiss, wann ich sie brauche. Es ist ein riesiges Puzzle, welches sich Stück für Stück zusammensetzt.
Auf dieser Reise pendeln wir zwischen Argentinien und Chile, statten Brasilien einen Tagesbesuch ab, erkunden Costa Rica und schauen uns auf dem Heimweg noch New York an.
Für mich war von dem Moment an klar, an dem die Entscheidung für Südamerika gefallen ist, dass ich Feuerland und Patagonien sehen muss. Seit ich in Kindertagen das Buch «Die Kinder des Kapitän Grant» von Jules Verne verschlungen habe, beschäftigt dieser Landstrich meine Fantasie. Die Atacama und die Wasserfälle von Iguazu sollten auch dabei sein. Die Kinder wollten auch Action und Meer. Die Liste der Wünsche und Ideen ist jedenfalls am Anfang sehr lang.
Kriterien, die Einfluss auf die Reise nehmen
Da unsere Reise im März beginnt, wird durch das Wetter bestimmt, dass wir ganz im Süden anfangen müssen, damit uns der Winter nicht einholt. Schnell stossen wir bei der Planung auf erste Probleme, die uns zwingen neu zu planen. Es stellt sich heraus, dass es unbezahlbar ist, einen Mietwagen in Ushuaia anzumieten und beispielsweise in Buenos Aires wieder abzugeben. Die Mietwagenfirmen verlangen 1 US-Dollar pro Kilometer Entfernung zwischen Anmiet- und Abgabeort als Einweggebühr zusätzlich zum Mietpreis. Das hängt damit zusammen, dass jedes Mietwagenunternehmen an jedem Standort eine eigene Firma ist und sie deshalb einen Angestellten losschicken müssen, der das Auto zurückholt.
Auch wenn die Überlandbusse in Südamerika in der ersten Klasse sehr komfortabel sind, ist Busfahren nicht so unser Ding. Zum einen ist der Weg das Ziel und zum anderen schätzen wir die Flexibilität, einfach anzuhalten, wenn die Aussicht schön oder der Hunger gross ist oder es einfach etwas Interessantes zu entdecken gibt. So bleibt nur von Etappe zu Etappe fliegen und dann mit dem Mietwagen quasi einen «Kreis» zu fahren, der uns am Ende wieder zum jeweiligen Ausgangsort zurückbringt. Das bringt gewisse Einschränkungen mit sich.
Da in Argentinien fast alle Wege über Buenos Aires führen, strukturiert diese Tatsache unsere Reise dann weiter. So buchen wir zwei Gabelflüge: Der erste Gabelflug führt uns von Buenos Aires nach Ushuaia, von Ushuaia nach el Calafate, von el Calafate nach Buenos Aires. Der zweite Gabelflug führt uns dann von Buenos Aires nach Salta, von Salta nach Iguazu und von Iguazu zurück nach Buenos Aires. Die Kombination mehrerer Flüge in einer Buchung senkt die Preise.
Warum wir die Reiseroute durchplanen
Neun Wochen klingt unglaublich lang, aber bei der Planung wird uns schnell klar, dass nicht alles, was wir sehen wollten in die neun Wochen passt. Was lässt man weg? Wie lange bleibt man vor Ort? Schliesslich gibt es auch schlechtes Wetter. Das waren sehr schwierige und auch schmerzhafte Entscheidungen. So fällt der Besuch der Galapagos Inseln schnell aus der angedachten Planung. Es ist zeitlich und preislich auf dieser Reise nicht wirklich machbar. (Inzwischen haben wir die Galàpagosinseln auf einer anderen Reise gesehen.) Auch eine Umrundung von Kap Horn mit dem Schiff wird für diese Reise gestrichen.
Die Alternative zur Planung einer Reiseroute wäre natürlich gewesen, nur Anfang und Ende zu bestimmen und alles dazwischen dem Zufall, der Verfügbarkeit von Flügen und der Kapazität von Unterkünften zu überlassen. Diese Art des Reisens schätzen wir sehr, wenn wir mit einem Wohnmobil unterwegs sind. Für unsere erste Südamerikareise entscheiden wir uns, so gut es geht zu planen und vorauszubuchen. So haben wir einen guten Überblick, was zeitlich und finanziell überhaupt möglich ist und was das Budget vor Ort noch an Extras hergibt. Im Urlaub können wir uns dann rein auf das Entdecken konzentrieren und verlieren keine Zeit mehr für das Organisieren.
Für die Planung der Reiseroute hat sich eine grosse Excel-Tabelle mit vielen Spalten als hilfreich erwiesen. Am Anfang steht in den Zeilen nur das Datum für jeden Reisetag. Anschliessend füllen wir in einem ersten Schritt die Tage mit Orten. Am Ende haben wir noch jede Menge Reiseziele und keine Tage mehr. So geht das Feilschen um die Neuverteilung der Tage los. Aufgrund der Gegebenheiten mit Mietwagen und Flügen wird dann ein weiteres Mal umgestellt. So entsteht nach und nach ein Gerüst.
Planung einer Reiseroute – Feinkonzept
Mit der Buchung der Flüge geht es dann in die Detailplanung. Wann kommen wir wo an? Wo brauchen wir welchen Mietwagen? Da die Mietwagen nicht ganz preiswert sind, überlegen wir genau, wann wir einen grossen 4 x 4 Geländewagen brauchen und wann es ein Stadtflitzer für 4 Personen tut oder wir auf ein Auto ganz verzichten können. Bietet die Unterkunft einen kostenlosen Flughafentransfer?
Für die Buchungen der Unterkünfte erweist sich die Buchungsplattform booking.com als sehr hilfreich, zumal man viele Übernachtungen erst einmal reservieren kann. Findet sich später etwas besseres oder ändert sich noch etwas in der Planung kann man die reservierten Unterkünfte gut stornieren. Allerdings sollte die kostenlose Stornierung bis zu einem gewissen Datum in den Mietbedingungen erwähnt werden.
So füllt sich nach und nach die Excel-Tabelle. Wir markieren uns, welche Unterkünfte bar bezahlt werden müssen, welche angezahlt oder im Vorfeld schon ganz bezahlt werden mussten. Die Buchungen der Unterkünfte nehme ich in der Reihenfolge der Reise vor.
Als ich zu Costa Rica komme, finde ich durch Zufall im Internet Beispielreisen bei trip.me und bin überrascht, als ich die dortigen Preise mit den Preisen vergleiche, die ich bei der Einzelbuchung zahlen müsste. So probieren wir erstmalig den Service von trip.me aus. Mit der Agentur in Costa Rica organisieren wir die Reise nach unseren Vorstellungen, erhalten noch gute Tipps und überraschende Übernachtungsvorschläge. Wenn man weiss, was man will, ist dies eine tolle Methode sich einen Urlaub zusammenzustellen.
Da uns der lange Rückflug von Südamerika gedanklich etwas gestört hat, sind wir auf die blöde Idee gekommen, noch einen Zwischenstopp in New York einzulegen. Die Grossstadt nach den vielen Naturerlebnissen war aber kein guter Ausklang der Reise. Wie immer ist man hinterher schlauer. Beim nächsten Mal würden wir manches anders machen. Trotzdem waren diese neun Wochen ein besonderer Urlaub.