Pointe du Raz – am Rande Europas
Besucher aus aller Welt strömen zur Pointe du Raz, diesem Felskap im äussersten Westen des Départements Finistère. 72 m über dem Atlantik hoch ist das Plateau und fällt dann langsam zum Wasser ab. Das macht uns neugierig. Schliesslich trägt das Felskap den Titel «Grande Site de France«. Nachdem wir Concarneau verlassen haben und uns noch kurze Blicke auf die bretonische Riviera vor dem sintflutartigen Regen vergönnt waren, ist nun das Wetter ganz passabel, sodass wir auf unserem Weg nach Douarnenez einen Stopp an der Pointe du Raz einlegen, auch wenn das heisst, dass wir später als geplant unsere Ferienwohnung erreichen. Der Vermieter hat es nicht eilig und empfiehlt uns noch einen Abstecher zur Pointe de Millier mit dem gleichnamigen Leuchtturm. So kommen wir in den Genuss zweier sehr unterschiedlicher Landschaften, die nur sieben Felsnasen oder 25 km auf der Strasse entfernt voneinander liegen.

Die Römer gaben dem Fleckchen Erde den Namen „Finis Terrae“, was „Ende der Erde“ bedeutet. Wie passend befindet sich doch die Pointe du Raz fast am westlichsten Punkt von Frankreich (Festland). Wobei man im Département Finistère öfter mal das Gefühl hat, am Ende der Welt zu sein. Uns ging es an der Pointe de Pen Hir auf der Halbinsel Crozon, am Phare de Saint-Mathieu und am Phare de Kermorvan so. Tatsächlich scheint die Pointe de Corsen nördlich von der Pointe du Raz ein paar Meter (ca. 21 m) westlicher zu liegen.
Ich lade dich ein, uns zur Pointe du Raz und zur Pointe du Millier mit dem Leuchtturm zu begleiten. Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild.
Besuch an der Pointe du Raz
Ein grosser Parkplatz etwa 1,5 km von der Pointe du Raz deutet es bereits an, hier werden grosse Besucherströme erwartet. Oberhalb des Parkplatzes befinden sich Toiletten und zahlreiche Souvenirläden und Imbisse. Mit der Parkplatzgebühr wird der Schutz der Landschaft gefördert. Es gibt vom Parkplatz aus einen Rundweg an der Pointe du Raz.
Wir machen einen Fehler und laufen den Weg geradeaus auf den Turm des Semaphores zu.

Semaphore dienten der optischen Nachrichtenübermittlung, bevor es moderne Kommunikationsmittel gab. Im 19. Jahrhundert überzog ein Netz von Semaphorestationen die Atlantikküste. 1838 entstand der Turm als Leuchtturm. In eine Semaphorestation wurde er umgebaut, nachdem der Phare de la Vieille auf einem vorgelagerten Felsen in Betrieb gegangen war. Die Station ist bis heute rund um die Uhr in Betrieb.

Schöner ist es, wenn du die Wege direkt an der Küste entlang läufst. Der Weg an der rechten Seite des Felskaps bietet schöne Ausblicke auf die Baie de Trépassés.

Zwischen dem Semaphore und dem Ende des Felsplateaus steht ein Denkmal. Die Statue „Notre-Dame des Naufragés“ ist so etwas wie die Mutter Gottes der Schiffbrüchigen. Um die Geister der Schiffbrüchigen ranken sich viele Legenden. Schliesslich steht Raz im Bretonischen für eine starke Meeresströmung.


Auf dem linken Weg kehren wir zum Parkplatz zurück. Man soll ja nicht vergleichen, aber so ganz können wir den Hype um die Pointe du Raz nicht nachvollziehen.
Pointe de Millier
Auf dem Weg zur Pointe de Millier passieren wir die Mühlen von Keriolet. Leider bleibt keine Zeit, sie näher anzuschauen. Der Wanderweg GR 34 führt entlang der Mühlen von Keriolet zur Pointe de Millier.

An der Pointe de Millier gibt es einen kleinen kostenlosen Parkplatz, der jetzt am Abend fast leer ist. So ganz wissen wir nicht, was uns hier erwartet, folgen wir doch spontan der Empfehlung unseres Vermieters. Der erste Blick auf den Phare de Millier zeigt die Kontraste zwischen satt grünen Weiden und dem trockenen, mit Heidekraut und Ginster bewachsenen Felsen.

Fasziniert laufen wir durch diese sehr gegensätzliche Landschaft zur Pointe de Millier und suchen den Leuchtturm.

War an der Pointe du Raz nicht ein Baum weit und breit zu sehen, kämpfen hier zahlreiche Kiefern um ihr Überleben. Die Landschaft ist faszinierend. Wir steigen ab, bis wir an der Mauer, die das weisse Haus umzäunt, stehen. Unserer Sehgewohnheit entsprechend suchen wir einen Turm. Schliesslich heisst es ja Leuchtturm. Und da wir spontan hier sind, kommen wir nicht auf die Idee, dass das weisse Haus, der Leuchtturm ist. Wir hätten seitlich an der Mauer absteigen müssen, um lustige Felsformationen und das Leuchtfeuer auf dem Balkon zu entdecken.

So kommt es, dass wir etwas konsterniert wieder nach oben laufen. Für den nächsten Bretagne Besuch ist die Etappe zwischen den Mühlen von Keriolet und dem Leuchtturm an der Pointe de Millier schon vorgemerkt. Dann steigen wir auch seitlich an der Mauer ab. Die Kontraste der Landschaft gefallen uns hier ausserordentlich gut.
