Quebrada de Humahuaca und die 14-farbigen Serranias del Hornocal
Im warmen Nachmittagslicht brechen wir in den Nordwesten der Provinz Jujuy auf, um eine der faszinierendsten Landschaften Argentiniens zu erkunden – die Quebrada de Humahuaca. Die rund 150 Kilometer lange Schlucht zieht sich hinter San Salvador de Jujuy bis ins bolivianische Hochland und gehört seit 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Schon die Inkas nutzten diese Route, und bis heute folgt ihr der Rio Grande, der während der Schneeschmelze mit zerstörerischer Kraft durch das Tal fliesst. Durch einen Tag Verspätung gestaltet sich allerdings dieser Abschnitt der Reise anders als geplant.
In diesem Beitrag nehme ich dich mit zu unseren Highlights rund um Humahuaca: Wir beginnen mit einem Aufenthalt in einem liebevoll restaurierten Hotel in Huacalera, besuchen die weisse Kirche in Uquía, die du auf deiner Reise nicht verpassen solltest, und erreichen schliesslich den Höhepunkt: die Serranias del Hornocal auf 4.300 Metern Höhe. Dort, wo die Berge in 14 Farben leuchten.

Anreise nach Humahuaca und praktische Tipps
Für die meisten Reisenden ist Salta der Ausgangspunkt für die Erkundung von Humahuaca und der Quebrada de Humahuaca. Mehrmals täglich starten Flüge ab Buenos Aires, dem zentralen Drehkreuz für innerargentinische Verbindungen. Es gibt ausserdem saisonal Direktflüge zwischen Salta und Iguazú, deren Frequenz je nach Jahreszeit variiert.
Tipp: Solltest du eine Umsteigeverbindung nach Salta buchen, buche sie unbedingt bei der gleichen Fluggesellschaft als Multi-Stopp-Flug beispielsweise bei swoodoo oder direkt bei der Fluggesellschaft. Kommt es zu Flugverspätungen, so dass du den Anschlussflug verpasst, kannst du dich am Schalter der Fluggesellschaft kostenlos umbuchen lassen. Bei Bedarf organisieren sie auch Übernachtung und Flughafentransfers. Hast du bei verschiedenen Gesellschaften gebucht, fühlt sich keiner Zuständig und du bist auf dich allein gestellt.
Wir sprechen aus Erfahrung. In El Calafate verhinderten starke Winde unseren Abflug, und zusätzlich trat ein technisches Problem am Flugzeug auf. Am Ende mussten wir in Buenos Aires übernachten und erreichten Salta erst mit einem Tag Verspätung.
Das wäre weniger problematisch gewesen, hätten wir unseren Aufenthalt in Salta an den Beginn der Reise gelegt und nicht ans Ende. Ein Tag weniger in der Stadt wäre zwar ärgerlich gewesen, hätte aber nicht gleich die gesamte Reiseplanung durcheinandergebracht. Ein weiterer Vorteil, wenn du Salta zu Beginn einplanst: Dein Gepäck hat Zeit, dich zu finden, falls es mit einem späteren Flug ankommt.
Mietwagen Salta
Für die Besichtigung von Salta selbst benötigst du keinen Mietwagen. Der Verkehr in der Innenstadt ist chaotisch, und die vielen Einbahnstrassen machen das Fahren zusätzlich nervenaufreibend. Lass dich am besten mit einem Taxi zu deiner Unterkunft bringen und übernimm den Mietwagen erst am Ende deines Aufenthaltes.
Wenn du die Umgebung von Salta wie die Quebrada de Humahuaca auf eigene Faust entdecken möchtest, bist du mit einem Mietwagen am flexibelsten unterwegs. Zwischen Salta und Humahuaca gibt es unterwegs viel zu sehen, und mit dem eigenen Fahrzeug kannst du spontane Stopps einlegen, Fotomotive suchen oder auch abgelegenere Orte erreichen.
Die Mietwagenübernahme in der Innenstadt ist günstiger als am Flughafen, wo zusätzliche Steuern anfallen. Ausserdem musst du dort oft lange warten, bis der eine Mitarbeiter alle ankommenden Passagiere abgefertigt hat. Das Aufsetzen des Vertrages, die Fahrzeugübergabe und die Aufnahme des Schadensprotokolls dauern ihre Zeit, da es sich bei der Station meist um eine unterbesetzte Aussenstelle handelt.
Je nachdem, welche Reiseziele du ab Salta besuchen willst, empfehlen wir dir trotz mehrheitlich gut ausgebauter Strassen einen 4×4 Mietwagen zu buchen, auch wenn diese Mietwagenkategorie deutlich teuer ist. Lass dir aber unbedingt zeigen, wie du den 4×4 Antrieb zuschaltest.
Was du sonst noch vor der Anmietung eines Mietwagens wissen solltest:
- One-Way-Mieten werden meist nach Kilometer-Entfernung zwischen Anmiet- und Abgabestation berechnet, weil die Autovermieter meist Einzelunternehmer sind und die Fahrzeuge am Rückgabeort abholen müssen. Plane deine Rundreise besser so, dass du den Mietwagen dort abgeben kannst, wo du ihn gebucht hast.
- Grenzübertritte müssen am besten schon bei der Buchung angemeldet werden. Dafür wird eine Extragebühr erhoben.
- Für den Grenzübertritt mit dem Fahrzeug müssen Zolldokumente für die Ein- und Ausfuhr erstellt werden. Mit diesen Papieren führst du das Auto beim Zoll an der Grenze aus Argentinien aus, in Chile wieder ein und später in umgekehrter Richtung zurück.
Wir hatten bei der Mietwagenübernahme in Salta viel Pech. Statt des gebuchten Pick-ups stand ein Renault Duster für uns bereit. Vor die Wahl gestellt, entweder die Kinder oder das Gepäck mitzunehmen, entschieden wir uns für die unschöne Alternative: vier Stunden auf einen verbeulten, alten Pick-up mit leerem Tank zu warten. Während der Reise stellte sich dann auch noch heraus, dass der Allrad-Modus sich nicht zuschalten liess.

Tipps für die Routenplanung
Neben der Quebrada de Humahuaca gibt es in der näheren und weiteren Umgebung von Salta weitere sehenswerte Landschaften. Die mehrfarbigen Felsen begleiten dich, wenn du in Purmamarca die Quebrada verlässt und über den Paso de Jama nach San Pedro de Atacama in die Atacama-Wüste fährst.
Auch das etwa 150 Kilometer von Salta entfernte koloniale Städtchen Cachi vor der Kulisse der Nevada de Cachi ist einen Besuch wert. Die direkte Strecke führt durch den Nationalpark Los Cardones mit seinen uralten Kandelaber-Kakteen.
Von Cachi kannst du durch die spektakulären Valles Calchaquies, für die du besser mit einem 4×4 unterwegs bist und die Quebrada de las Conchas zurück nach Salta fahren.
Unsere Empfehlung für Übernachtungen: Buchung über Booking.com* – grosse Auswahl und gute Storno-Optionen.
Der Link wird technisch über ein Partner-Tool bereitgestellt. Bei Buchung über unsere Links* erhalten wir eine kleine Provision – ein Dank für unsere Arbeit.
Hotels und Unterkünfte
In Humahuaca* gibt es einfache Unterkünfte und Appartements zu mieten. Wir entscheiden uns jedoch für eine Übernachtung im Hotel Huacalera*, rund 28 km von Humahuaca entfernt.

Das Design Hotel wurde einst in den 1930er Jahren von einem Spanier erbaut, als noch die Eisenbahnlinie zwischen Buenos Aires und Bolivien durch den Ort führte und es in Huacalera eine Haltestelle gab. Als die Linie in den 1980er Jahren verlegt bzw. geschlossen wurde, ging das Hotel den Bach herunter. Mit zunehmendem Tourismus wurde das Hotel 2008 komplett umgebaut und wiedereröffnet. Die alten Steinmauern und Kakteendecken wurden belassen und sorgen heute für ein einzigartiges Ambiente. Auch wurde mit den in der Region üblichen Farben und Materialien gearbeitet.
Die Angestellten im Hotel sind sehr freundlich und hilfsbereit. Die Zimmer sind sehr ansprechend gestaltet, das Essen ist ausgezeichnet.


Tipp: Plane nach Möglichkeit zwei Nächte im Hotel in Huacalera* ein. Das Hotel ist nicht nur ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung, sondern auch ein guter Ort, um dich langsam an die Höhe zu gewöhnen. Der Ort liegt auf rund 2.700 Metern Höhe und damit etwa 240 Meter tiefer als Humahuaca. Wer hier einen Zwischenstopp einlegt, kann die Fahrt zu den Serranias del Hornocal auf über 4.300 Meter Höhe deutlich besser verkraften.
Unterwegs – von Salta nach Huacalera
Als wir endlich in Richtung Huacalera zur ersten Etappe durch die Quebrada de Humahuaca aufbrechen, ist es bereits nachmittags und der Verkehr auf der Strasse ist ordentlich. Jeder fährt, wo und wie schnell er denkt oder kann. Mit unserem nicht mehr ganz neuen Auto passen wir wunderbar ins Bild. Die hier fahrenden Autos scheinen einem Schrottplatz entlaufen zu sein und sind mit allem beladen, was man sich nur vorstellen kann.


Schade, dass wir den Sonnenuntergang in der Quebrada de Humahuaca verpasst haben, denn dann leuchten die Farben intensiv. Jetzt sind nur die Gipfel der Berge vom Sonnenlicht erleuchtet. Dennoch erkennt man die Farben der Felsen noch schwach. Bis wir unser Hotel in Huacalera erreichen, klettern wir auf 2.700 m Höhe.


Die Kirche in Uquia
Huacalera war einst eine wichtige Station auf dem sogenannten Königsweg, einer 4.500 Kilometer langen Landverbindung zwischen dem Hafen von Buenos Aires und dem Hafen von Lima. An solchen Stationen konnten Pferde gewechselt werden, und Reisende fanden Nahrung und Unterkunft. Später nutzten auch die spanischen Konquistadoren diese Route. In Huacalera entstand eine Hazienda, auf deren Gelände die Kapelle Nuestra Señora de la Candelaria de Huacalera errichtet wurde. Bei unserem Besuch war sie leider geschlossen.

Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir Uquía, einen kleinen Ort mit einer besonderen Kirche, die du dir auf dem Weg nach Humahuaca nicht entgehen lassen solltest. Von aussen lohnt sich ein Stopp schon wegen der Szenerie: Das schlichte weisse Gebäude hebt sich eindrucksvoll von den rotbraunen Bergen im Hintergrund ab. Im kleinen Park vor der Kirche verkaufen Einheimische Kunsthandwerk.

Im Inneren birgt die Kirche eine kleine Überraschung. Die Wände sind mit Kopien von Gemälden aus der Kolonialzeit geschmückt, die Engel mit den Gesichtern und Waffen der spanischen Eroberer zeigen. Sie stammen aus der sogenannten Cuzco-Malschule und sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich europäische und indigene Einflüsse hier miteinander vermischten. Fotografieren ist im Inneren nicht erlaubt. Doch da die Originale heute in den Museen verschiedener Länder hängen, lohnt es sich diese Bilder genau anzuschauen.
Humahuaca
Humahuaca ist in der Nebensaison ein verschlafener Ort auf rund 2.940 Metern Höhe. Die Innenstadt mit ihren engen, kopfsteingepflasterten Gassen ist überschaubar, aber sehenswert. In der Ortsmitte stehen mehrere Gebäude aus der Kolonialzeit, darunter das Rathaus, das mittags um 12.00 Uhr viele Besucher anzieht. Aus einem Turm im Cabildo de Humahuaca erscheint dann der heilige Francisco Solano und segnet die Anwesenden – ein Schauspiel, das Touristen und Einheimische gleichermassen anzieht.


Während wir mit zahlreichen Einheimischen und einigen Touristen auf den Segen warten, verkaufen Einheimische Kokablätter gegen die Höhenkrankheit oder Süssigkeiten an Besucher. Ein Junge singt mit beeindruckender Stimme und sammelt anschliessend Geld. Unsere Aufmerksamkeit erregt das Charrango, auf dem er spielt. Am Ende des Platzes entdecken wir einen Händler, der Charrangos verkauft und sogar eine Notenumrechnungstabelle von Gitarre auf Charrango besitzt, die wir fotografieren dürfen. Unser Handgepäck ist damit um ein Instrument reicher, das wir über alle Stationen unserer Südamerikareise heil nach Hause bringen.
Nach dem Schauspiel bummeln wir durch die Kopfsteinpflastergassen. Eine Seite der Häuser liegt hier immer im Schatten, was in der Sonne angenehm ist. Vor den Geschäften hängen bunte Taschen und Textilien, die um Kundschaft werben.


Am Ende der Hauptstrasse führt ein breiter Weg mit Marktständen, die gerade abgebaut werden, zum Denkmal für die Helden der Unabhängigkeit. Es erinnert an die Kämpfer, die Anfang des 19. Jahrhunderts gegen die spanische Herrschaft aufbegehrten. Die Region rund um Humahuaca war dabei strategisch wichtig, weil sie die Verbindung zwischen dem Vizekönigreich Peru und dem Süden kontrollierte. Die Bevölkerung beteiligte sich aktiv an den Aufständen, und Humahuaca wurde zeitweise zum Schauplatz wichtiger Etappen im argentinischen Unabhängigkeitskrieg.
Der Mirador del Hornocal de 14 Colores
Anfahrt zu den Serranias del Hornocal
Heute kannst du von Humahuaca aus den Aussichtspunkt auf die 14-farbigen Felsen der Serranias del Hornocal problemlos selbst mit dem Auto erreichen. Der rund 25 Kilometer lange Weg ist mittlerweile gut ausgeschildert und führt auf einer Gravelroad in zahlreichen Kurven immer weiter nach oben. Bei trockenen Bedingungen ist die Strecke auch mit einem normalen Fahrzeug machbar. Trotzdem lohnt es sich, vor der Abfahrt nach dem Strassenzustand zu fragen, denn nach Regenfällen kann sich dieser schnell verschlechtern.

Als wir unterwegs waren, mussten wir noch einen lokalen Guide mitnehmen – wohl ein lokales Arbeitsprojekt. Heute kann jeder individuell reisen.
Unsere Fahrt zum Aussichtspunkt auf den Serranias de Hornocal verlief damals nicht ganz reibungslos: Wir wollten den Allradantrieb ausprobieren, bevor wir ihn wirklich brauchen und prompt führte das zu einer Motorüberhitzung. In der Autowerkstatt vor Ort konnte man uns nicht helfen und ein Ersatzfahrzeug hätte aus Salta gebracht werden müssen.
Hinweis: Packe bei deiner Fahrt zum Mirador del Hornocal de 14 Colores unbedingt warme Kleidung ein. Auch wenn es in Humahuaca angenehm warm ist, pfeift auf über 4.300 Metern oft ein kalter Wind, und mehrere Kleidungsschichten sind sehr willkommen. Achte ausserdem darauf, dass der Tank voll ist und du ausreichend Wasser dabeihast.
Die 14-farbigen Felsen der Serranias del Hornocal
4.300 Meter – so hoch waren wir noch nie unterwegs. Im Vorfeld hatten wir uns gefragt, wie die Girls auf die Höhe reagieren würden. Ausser dass sie wegen des Windes froren, ging es ihnen gut. Lange Hosen und Jacken mitzunehmen, war eine gute Entscheidung.
Bevor wir die Aussicht auf die Serranias del Hornocal geniessen können, müssen wir Eintritt bezahlen und werden in einer Liste eingetragen. Am Nachmittag haben wir den Aussichtspunkt fast für uns allein. Das Licht ist weich, der Wind pfeift über das Hochland, und vor uns breitet sich ein Farbenspiel aus, das man kaum glauben kann. Die Hänge gegenüber leuchten in Streifen aus Rot, Rosa, Gelb, Grün und Violett. Es wirkt, als hätte jemand mit einem Pinsel ein Strickmuster in die Landschaft gezogen.

Wer verstehen möchte, wie dieses Farbspiel entstanden ist, muss weit in die Erdgeschichte zurückblicken. Lange bevor sich die Anden hoben, lag hier ein Meer, in dem sich über Jahrmillionen Schichten von Sedimenten ablagerten. Durch tektonische Bewegungen wurden diese Schichten später gefaltet, gekippt und übereinander geschoben. Wind und Wasser legten die verschiedenen Gesteinsschichten frei, die heute als farbige Muster sichtbar sind.
Die weisse Farbe stammt von Kalkstein, das Senfgelb von schwefelhaltigem Kalksandstein. Eisenoxide färben die Felsen rot, Kupferoxide grün. Rosa Töne entstehen aus einer Mischung von Tonerde und Sand, während Lila auf Bleilehm und kohlensauren Lehm zurückgeht.

In diesem Moment vergisst man die Höhe, die Anstrengung und den Wind. Die Farben der Serranias del Hornocal wechseln mit dem Licht und den Wolken. Wer sich für Geologie interessiert, findet im Buch „Bewegte Bergwelt – Gebirge und wie sie entstehen“ eine anschauliche Erklärung dieser Formationen.

Auf dem Rückweg nach Humahuaca begleitet uns unser Guide noch in eine kleine Werkstatt, damit jemand den Allradantrieb überprüft. Nach einer kurzen Probefahrt und anschliessender Untersuchung steht fest, dass sich das Problem nicht so einfach beheben lässt.
Nach mehreren Telefonaten, bei denen uns das Hotel Huacalera*, wo wir unser Gepäck noch eingestellt hatten, sehr behilflich war, steht fest: Wir müssen unsere Route ohne Allrad fortsetzen. Auf ein Ersatzfahrzeug aus Salta zu warten, würde zu viel Zeit kosten und uns weitere Urlaubstage nehmen.
Damit ist ein weiterer Tag anders gelaufen als geplant. Wir fahren zwar noch in unser Hotel Mirrador del Virrey* in Purmamarca, aber Zeit für die Besichtigungen bleibt keine mehr. Am nächsten Tag geht es über den Paso de Jama nach San Pedro de Atacama

