Rosa Granitküste – das Spiel der Farben

Bizarre Felsen, die der Schwerkraft zu trotzen scheinen, liegen in der Landschaft. Dazwischen warten immer wieder wunderbare Strände auf den Besucher. Und als wäre das nicht genug, wird diese Landschaft von Sonnenschein noch besonders in Szene gesetzt, denn dann leuchten die Felsen der rosa Granitküste in vielen Orange- und Rottönen. Wandern auf dem GR 34 zwischen Perros-Guerec und Ploumanac’h, baden oder mit dem Schiff zu den Sept Îles fahren, um Vögel zu beobachten, sind nur einige Freizeitaktivitäten, die hier auf dich warten. Lass dich zu einer Entdeckungsreise entlang einer der schönsten Küsten Frankreichs inspirieren und mache dir dein eigenes Bild.

Wie ein kompliziertes Balance-Puzzle wirkt dieser Granithaufen an der rosa Granitküste bei Ploumanach.
Ein Balance-Puzzle

Der Besuch der Côte de Granit Rose bildet für uns den Abschluss der diesjährigen Bretagne Reise, die im sagenhaften Wald von Brocéliande begonnen hat und uns bereits zu vielen spektakulären Küsten wie der Côte Sauvage auf der Halbinsel Quiberon, der Halbinsel Crozon oder der Küste zwischen dem Phare Saint Mathieu und Meneham geführt hat. Nach vielen Höhepunkten ist die rosa Granitküste das i-Tüpfelchen. Auch, wenn wir uns selbst Ende April die Küstenlandschaft mit zahlreichen anderen Touristen teilen müssen.

Ausgangspunkt für die Erkundung der rosa Granitküste

Die rosa Granitküste befindet sich im Nordwesten der Bretagne zwischen den Orten Perros-Guirec, Ploumanac’h und der Île Renote. Die Felsen hier verdanken ihre ungewöhnliche Farbe dem hohen Gehalt an Feldspat, der dem Granit einen einzigartigen rosa Schimmer verleiht. Besonders beeindruckend wirken sie bei Sonnenaufgang oder -untergang, wenn das warme Licht die Felsen regelrecht zum Glühen bringt. Selbst bei trübem Wetter schimmern die Felsen in sanften Rosatönen, was diese Region zu einem ganzjährigen Highlight macht.

Um die rosa Granitküste in ihrer Schönheit zu erleben, bieten sich Ploumanac’h, Perros-Guirec oder Trégastel als ideale Ausgangspunkte an. Während Perros-Guirec eine lebhafte Stadt ist, ist Ploumanac’h überschaubarer. Alle drei Orte bieten Zugang zum Zöllnerpfad, dem Küstenwanderweg der Bretagne. Von Trégastel kann man direkt zur Île Renote laufen. Wir haben uns für eine kleine Ferienwohnung mit Parkplatz in Ploumanac’h entschieden. Von der oberen Etage können wir sogar den Strand sehen.

Blick auf den Strand Saint-Guirec in Ploumanac'h. Ein Fels balanciert aufrecht auf der Spitze, während das Wasser langsam wieder in die Bucht läuft.
Ein tanzender Stein am Plage de Saint Guirec

Ploumanac’h ist ein quirliges Fischerdorf, welches zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt. Die Felsen rund um den Strand, der bei Flut weitestgehend verschwindet, sind aber auch herrlich. Ploumanac’h liegt in der Mitte zwischen Perros-Guirec und Trégastel. Der Zöllnerpfad (GR 34) führt direkt daran vorbei.

Bei Ebbe kann man sich an den Felsen der Bucht entlang kletternd bis zur Hafeneinfahrt in den Hafen Ploumanach vorarbeiten.
La Plage de Saint Guirec bei Ebbe

Viele Restaurants, Cafés und Eisdielen mit grosser Auswahl laden den Besucher ein, hier zu verweilen. Der grosse Parkplatz platzt bei schönem Wetter schon früh am Tag aus allen Nähten. Es macht aber auch Spass, bei Ebbe durch die Felsen zu klettern. Wir können Ploumanac’h als Ausgangspunkt für die Erkundung der rosa Granitküste sehr empfehlen.

Perros-Guirec hat eine lange Tradition als Badeort. Das Ortsbild wird von vielen Ferienappartement-Anlagen, Hotels und einigen schönen Villen bestimmt. Der Ort ist für seine beiden Strände, den Plage de Trestraou und den Plage de Trestrignel bekannt.

Der Plage de Trestraou bei Perros-Guirec bei Ebbe mit Blick auf die Hotelanlagen.
Bei Flut bleibt wohl von diesem Strand nicht viel übrig

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Wandern entlang der rosa Granitküste

Die Schönheit der rosa Granitküste erschliesst sich am besten auf einer Wanderung. Der Wanderweg zwischen Ploumanac’h (Plage Saint Guirec) und dem Plage de Trestraou ist ungefähr 5 km lang. Mehrere Parkplätze bieten auch einen Zwischeneinstieg an. Saint Guirec ist übrigens einer der vielen Heiligen der Bretagne. Er war ein Mönch und Missionar, der im 6./7. Jahrhundert in die Bretagne kam. Im Vallée des Saints gibt es eine Statue von ihm.

Entlang des Weges bieten sich zahlreiche Fotomotive an. Insofern plane genug Zeit ein. Napoleons Hut ist nicht nur ein Stein mit einer gewissen Ähnlichkeit beim Hafen von Ploumanac’h, sondern spielte im II. Weltkrieg eine Rolle. Am 3. August 1944 stellte die BBC die Frage, ob Napoleons Hut immer noch bei Perros steht. Das war ein verschlüsseltes Signal an die Résistance, die daraufhin mit Aktionen gegen die Besatzer begann.

Blick auf Napoleons Hut, ein grosser bekannter Fels an der Côte Granite rosé bei Ploumanach.
Erkennst du Napoleons Hut wieder?

Der Hafen von Ploumanac’h ist ein natürlicher Hafen an der Grenze zwischen Tregastel und Perros-Guirec.

Die Hafeneinfahrt zum Hafen von Ploumanac'h ist mit roten und grünen Stangen markiert und wird von den für die rosa Granitküste typischen Steinhaufen flankiert.
Hafeneinfahrt

Die Chapelle de Diable fasziniert mich aufgrund ihrer Gargoyles. Allerdings haben meine Recherchen ergeben, dass es keine Kapelle ist, sondern sich um einen Bootsschuppen handelt. Dennoch ein sehr schönes Fotomotiv.

Das Gebäude in der Nähe des Leuchtturms von Ploumanach wirkt wie eine Kapelle. Allerdings sitzt im Glockenturm ein Fabelwesen und auch rechts und links bewachen solche den Eingang vom Dach aus.
Das ist keine Kapelle, sondern ein Bootsschuppen

Spannend beim Fotografieren an der rosa Granitküste ist auch, dass sich Wolken, Sonne und damit das Licht alle paar Minuten ändern. Eines der Wahrzeichen der rosa Granitküste ist der Ploumanac’h Leuchtturm (Phare de Mean Ruz). Über eine Steinbrücke, die sich perfekt in die Landschaft einpasst, gelangt man direkt zu ihm.

Die Brücke zum Leuchtturm von Ploumanac'h fällt kaum im Felsenwirrwarr auf und sie menschenleer zu fotografieren war ein Geduldsspiel.
Brücke zum Leuchtturm von Ploumanac’h
Dunkle Wolken über dem Leuchtturm von Ploumanach, der aus dieser Perspektive sich aus einem Meer von farbigen Granitsteinen erhebt.
Andere Perspektive auf den Leuchtturm von Ploumanac’h

Unweit des Leuchtturms befindet sich auch ein Visitor Center, das Maison du Littoral. Es gibt entlang des Weges so viel zu entdecken, dass man kaum vorwärtskommt. Eine Schiene, die zum Meer führt, dient dazu, Rettungsboote unabhängig vom Wasserstand zu Wasser zu lassen, um Booten in Not zu helfen.

Bootstour zu den Sept Îles

Erreichst du den Strand von Trestraou bietet sich vor dem Rückweg zum Ausgangspunkt eine Bootstour zu den sieben Inseln an. Die Sept Îles sind das grösste Vogelschutzgebiet in Frankreich. Auch, wenn der Name sieben Inseln andeutet, sind zwei davon nur grosse Felshaufen. Einstmals war der Papageientaucher der am häufigsten vorkommende Vogel auf den Inseln. Als man das Gebiet von 40 Hektaren dann 1976 zum Naturschutzgebiet erklärte, war er fast ausgestorben. Schuld daran war eine Tourismuswerbung der französischen Eisenbahn, die mit der Jagd auf Papageientaucher warb.

So unternimmt man eigentlich eine Bootstour zu den Sept Îles, um Vögel zu beobachten. Wie viele verschiedene Vögel man sieht, hängt sicher etwas von der Jahreszeit ab. Ende April haben wir nur eine handvoll Papageientaucher gesehen. Dafür waren die Basstölpel schon fleissig am Nestbau. Allerdings ist die Kolonie hier nicht so beeindruckend wie die Kolonie am Bass Rock in North Berwick.

Basstölpel Kolonie auf einer der Inseln, der Sept Iles. Der ganze Felsen ist über und über mit Basstölpeln bedeckt und auch in der Luft sind die Vögel zahlreich unterwegs.
Basstölpel
Eine Möwe beschattet mit dem Hinterteil ihr Junges, eine Krähenschabe schaut auf das Meer - die Szenerie eines Felshaufens bei den Sept Îles.
Auch dieser Felsen ist bewohnt

Richtig spektakulär jedoch ist die Rückfahrt von den Sept Îles, denn diese führt entlang der rosa Granitküste. Die Perspektive vom Wasser auf die Felsformationen ist noch einmal um einiges spektakulärer.

Die Île Renote – ein verstecktes Paradies

Heute ist die Île Renote eigentlich eine Halbinsel, denn 1885 wurde ein Damm aufgeschüttet, der aus der einstigen Gezeiteninsel eine Halbinsel machte. Auf der Île Renote gibt es zahlreiche Parkplätze, aber jetzt Ende April und bei stürmischem Wetter sind nur einige Hundebesitzer spazieren. Es ist auflaufendes Wasser.

Wir wandern einmal um die Insel herum. Wegen all der schönen Fotoperspektiven brauchen wir fast eine Stunde, aber dann sind wir auch durchgefroren. Von der Île Renote kann man die Sept Îles, aber auch den Leuchtturm von Ploumanac’h sehen. Im Sommer und bei Ebbe stellen wir uns die Insel auch toll vor.

Hinweis: Das Aquarium von Trégastel, in dem du die Meeresbewohner der Bretagne kennenlernen kannst, ist eine gute Regenwetter Alternative.

Sehenswertes in der Umgebung der rosa Granitküste

Das Haus zwischen den Felsen

Das Haus zwischen den Felsen (La Maison entre les Deux Rochers), auch bekannt als Castle Meur liegt nordwestlich der rosa Granitküste bei Plougrescant, etwa 27 km von Perros-Guirec entfernt. Ein Abstecher zum fotogenen Haus lohnt sich, wenn man sowieso in der Richtung unterwegs ist. Allerdings ist es seit den 2000er Jahren verboten, Fotos des Hauses ohne Erlaubnis der Eigentümer zu veröffentlichen, damit eine gewisse Privatsphäre gewahrt bleibt. Das Internet vergisst aber nichts. Insofern findest du dort noch zahlreiche spektakuläre Bilder. Bei unserem Besuch fängt es an zu regnen, sodass wir nach einem kurzen Rundgang weiterfahren.

Sillon de Talbert

Der Sillon de Talbert ist eine schmale sichelförmige Landzunge etwa 40 km von Perros-Guirec entfernt. Die Halbinsel besteht aus einer Mischung von Sand, Kies und Geröll und wurde durch die Gezeiten und Meeresströmungen geschaffen. Sie bietet vielen seltenen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. So brüten hier der Steinschmätzer und der Sandregenpfeiffer. Man findet hier mit dem Strandflieder und Meersenf Pflanzen, die mit ihren Wurzeln die Dünen befestigen. Den Steinschmätzer haben wir aus der Entfernung beobachten können. In den beiden nachfolgenden Bildern siehst du, wenn du genau hinschaust, eine junge Smaragdkrabbe mit einem geometrischen Muster auf dem Panzer und im anderen Bild zwei Silberreiher bei der Jagd.

Die Wanderung beginnt am Parkplatz in der Nähe des Maison du Littoral und war bei unserem Besuch nur bei Ebbe möglich, da es durch Stürme zu Durchbrüchen der Sillon de Talbert gekommen ist. Vom Maison du Littoral sind es bis zur Spitze der Sillon de Talbert 3,5 km. Allerdings sollte man nicht unterschätzen, dass das Laufen auf Sand und Kies deutlich anstrengender und langsamer als auf einem befestigten Weg ist. Der Muskelkater am nächsten Tag war auch nicht schlecht.

Auf dem Sillon de Talbert. Hier erscheint das Ende der Wanderung unendlich weit entfernt.
Sandige, steinige und Abschnitte mit Kies wechseln sich ab. Die Dünen findet man am Scheitelpunkt der Sillon de Talbert.

Phare de Bodic

Unweit der Sillon de Talbert oder etwa 36 km von Perros-Guirec und damit von der rosa Granitküste entfernt, befindet sich ein interessantes Fotomotiv – der Leuchtturm von Bodic.

Der Leuchtturm von Bodic erinnert an eine Rakete mit grüner Spitze. In der Mitte ein runder Turm, der zu beiden Seiten Flügel angebaut hat, in denen weitere Räumlichkeiten sind. - Fotomotiv in der Umgebung der rosa Granitküste.
Schon einmal einen Raketen-Leuchtturm gesehen?

Abbaye de Beauport

Auch Paimpol mit der spektakulären Abbaye de Beauport ist nur knapp 40 km von der rosa Granitküste entfernt. Die Klosteranlage wurde 1202 gegründet und erlebte bis ins 16. Jahrhundert hinein ihre Blütezeit. Dann begann der Niedergang. Nach der Französischen Revolution wurden Ländereien verkauft und die Gebäude verfielen.

Dunkel türmen sich die Wolken über der Abtei von Paimpol (Abbaye de Beauport) auf, während der Weg zum Eingang noch von der Sonne beschienen wird
Dramatische Lichtstimmung auf dem Weg zum Eingang

Im 19. Jahrhundert und der romantischen Verklärung des Mittelalters wurde die Ruine teilweise restauriert, um ihre Strukturen zu stabilisieren und die Atmosphäre der Abtei zu erhalten. Durch die Einbindung der Natur erreichte man den malerisch-melancholischen Eindruck, der sich heute dem Betrachter eröffnet und der dem Ideal der Romantik entsprach. Als die romantischste Ruine Frankreichs gilt allerdings das Kloster von Jumiège in der Normandie.

Die Bäume vor den fensterlosen Rundbögen geben den Blick auf den Klostergarten und das blaue Meer nur bruchstückhaft frei. Abbaye de Beauport
Ohne die eingebundene Natur würde die Ruine des Refektoriums (Speisesaal der Mönche) nicht romantisch wirken.
Im zentralen Garten, der vom ehemalig überdachten Kreuzgang umgeben war, findet eine Ausstellung von Keramikskulpturen statt. - Abbaye de Beauport
Skulpturen aus der Ausstellung «Paysages à l’Horizon»

In den Gärten rund um die Abtei singt und zwitschert es. Wir haben selten so viele verschiedene Vögel beobachtet.

Gern hätten wir mehr Zeit für die rosa Granitküste und ihre Umgebung gehabt, auch weil das Wetter etwas unbeständig war. Da wir noch längst nicht alles in der Bretagne gesehen haben, kommen wir wieder.

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