Roscoff (Bretagne) – von Exoten und Zwiebeln

Roscoff, die charmante Hafenstadt an der Nordküste der Bretagne, liegt direkt am Ärmelkanal und gegenüber der Île de Batz. Schon früh spielte die Nähe zu England und Irland eine bedeutende Rolle, denn Roscoff entstand ursprünglich als Hafendorf für Saint-Pol-de-Léon, um diesem wichtigen religiösen Zentrum und Bischofssitz den Anschluss an die Handelsrouten zu sichern. Heute vereint Roscoff seinen historischen Charme mit einer überraschend exotischen Seite: Im Jardin Exotique & Botanique de Roscoff entfaltet sich eine faszinierende Pflanzenwelt der Südhalbkugel inmitten der rauen bretonischen Landschaft. Begleite uns auf einem Spaziergang durch Roscoff, wo wir nicht nur exotische Pflanzen entdecken, sondern auch näheres über die legendären Roscoff-Zwiebeln, die «Oignons Rosés», erfahren – eine kulinarische Spezialität, die du nicht verpassen solltest!

Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir dein eigenes Bild. Und falls dich dein Weg noch nicht nach Meneham geführt hat, kannst du dies von Roscoff aus noch nachholen.

Roscoff mit Seefahrerkirche vom langen Steg aus gesehen mit einigen Felsen
Blick auf die Hafenfront von Roscoff

Der exotische Garten von Roscoff

Wer uns schon länger folgt, weiss um meine Leidenschaft, schöne Gärten und Parkanlagen zu besuchen. Und wer beim exotischen und botanischen Garten von Roscoff an die formalen Gärten von Versailles denkt, ist auf dem Holzweg. Kein Wunder also zieht es uns in Roscoff zuerst in den exotischen Garten. Dass hier im rauen Wetter der Bretagne die Pflanzen der Südhalbkugel wachsen sollen, überrascht mich. Jedoch ist Roscoff einer der wärmsten Orte der Bretagne. Der Golfstrom sorgt für mildes Klima und der Ärmelkanal hat eine regulierende Wirkung auf die Temperaturen, indem er Temperaturschwankungen dämpft.

Der Jardin Exotique de Roscoff versteckt sich hinter dem Felsen «Roc’h Hievec». Dieser schützt den Garten vor den kühlen Ostwinden und speichert Wärme für die Nacht. So kommt es, dass im Garten die Temperaturen nie unter null Grad gehen. Einzig auf dem Felsen werden Minustemperaturen gemessen.

Der Felsen Roc'h Hievec bietet ebenfalls Platz für zahlreiche Pflanzen. Palmen und Eucalyptusbäume rahmen den Felsen im Jardin Exotique de Roscoff ein.
Roc’h Hievec

78 Stufen führen auf die Aussichtsplattform auf dem Felsen. Von hier hat man eine gute Aussicht auf den Fährhafen von Roscoff und die Bucht von Morlaix. Von hier legen die Fähren nach Cork in Irland und die Fähren nach Plymouth in England ab.

Ausblick vom Roc'h Hievec im Jardin Exotique de Roscoff auf den Fährhafen und Segelhafen von Roscoff. Im Hafen liegt eine Fähre.
Ausblick auf den Fährhafen von Roscoff

Die Entstehung des exotischen Gartens

Was heute der Jardin Exotique & Botanique de Roscoff ist, war felsiges Land, teilweise als Mülldeponie genutzt, mit einer Klippe. Alles begann damit, dass Daniel Person, der Besitzer des Hotels Les Arcades, die Stadt Roscoff überzeugte, diese 5.000 qm Küstenland zu erwerben. Sein Traum war es, einen Garten zu schaffen, der es mit den Gärten Cornwalls oder der französischen Riviera aufnehmen konnte. Seine Begeisterung für und Kenntnis von exotischen Pflanzen konnte er bei der Verschönerung des Golfplatzes schon einbringen.

Gemeinsam mit Louis Kerdilés, einem ortsansässigen Gärtnermeister begann er, das Küstenland in einen exotischen Garten zu verwandeln. Bevor jedoch empfindliche Pflanzen gepflanzt werden konnten, musste zusätzlich zur schützenden Klippe noch etwas gegen den Wind unternommen werden. Dazu suchte er sich Bäume, Sträucher und krautige Pflanzen, die die Windströmungen brechen konnten.

Ein wildes Durcheinander aus schützender Hecke, höheren Bäumen, Palmen, Euphorbien und anderen Gewächsen im exotischen Garten von Roscoff.
Immer wieder faszinierend, die teilweise hochwachsenden Dickblattgewächse
Der Hauptweg zum Roc'h Hiver im exotic garden ist von dicken Blumenpolstern, Algarven und vielen Sträuchern gesäumt.
Inzwischen betreuen 7 Angestellte den Garten

Der Garten wird bereits seit 1987 von einem eigens gegründeten Verein verwaltet und gepflegt.

Rundgang

Das Schöne am exotischen und botanischen Garten in Roscoff ist, dass die Pflanzen nicht nach ihren Herkunftsländern gepflanzt wurden, sondern sich die Bepflanzung nach ihren Standortbedürfnissen richtet. So ist über die Jahre ein üppig bunt blühender Garten entstanden, in dem man unwillkürlich in den Eukalyptusbäumen nach Koalas Ausschau hält, sich an den blühenden Proteas an Südafrika erinnert fühlt und bei den hohen Natterköpfen unwillkürlich an Teneriffa denken muss.

Die Natternköpfe versamen sich allein und wachsen im vorderen Teil des Gartens überall dazwischen. Mit ihrer Höhe fallen sie inmitten niedriger üppiger Kapkörbchen und anderen zu grossen Polstern gewachsenen Pflanzen und Gräsern entlang der Wege auf.

Roc’h Hievec sollte man nicht nur besteigen, sondern auch umrunden. Bietet die zerklüftete Klippe doch von jeder Seite ein anderes Bild.

Die Rückseite der Klippe ist noch zerklüfteter als die Vorderseite und erinnert an ein 3D-Puzzle.Hier wachsen Yucca Palmen. Jardin Exotique & Botanique de Roscoff
Der Roc’k Hievec von hinten
Die Wege zwischen Klippe und Meer sind mit Holz ausgelegt. Dichte Büsche schaffen geschützte Orte für Blumenpolster
Der Roc’k Hievec in der Nähe der Grotte

Wer sich die Zeit nimmt, aufmerksam durch den Garten zu spazieren, wird vielen Botanikern bei den Pflanzen, die sie entdeckt haben, begegnen. Die oft beschwerlichen Entdeckungsreisen des 18. Jahrhundert in Kauf nehmend, sammelten sie Samen, zeichneten Pflanzen und bestimmten ihre Familie. Joseph Banks brachte von seiner Reise mit James Cook allein über 30.000 Pflanzenproben mit. Im Garten begegnest du neben Banks unter anderem Francois Masson, Daniel Solander und Philibert Commerson. Eine talentierte Frau hat es als Mann verkleidet ebenfalls auf Entdeckungsreise geschafft. Jeanne Baret ist die erste Frau, die die Welt umrundete. Andere Botaniker wie Louis Antoine de Bougainville sind dir sicher durch die nach ihnen benannte Pflanze bekannt.

Der exotische und botanische Garten von Roscoff bietet auch wunderschöne Sitzplätze zum Ausruhen. Wir haben hier vier Stunden verbracht. Es geht natürlich auch schneller, aber zwei Stunden solltest du für den Besuch des Gartens mindestens einplanen. Für uns war der Garten ein Highlight.

Spaziergang durch Roscoff

Der alte Hafen bestimmt die Geschichte von Roscoff. Bereits, wenn du in den Ort fährst, steht gleich der alte Leuchtturm bei den Parkplätzen am alten Hafenbecken an der Strasse. Gehandelt wurden hier in früheren Jahrhunderten neben den berühmten Oignons de Roscoff auch Salz, Tuch, Wolle, Getreide und weitere Lebensmittel.

Es herrscht Ebbe im alten Hafen von Roscoff. Vereinzelte, kleine Boote liegen auf dem Trockenen. Ein Fischerboot lehnt an der Hafenmauer.
Bei Flut ist der Hafen sicher schöner anzusehen.

Wir folgen den Hafenbecken auf die Mole. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Fassaden der alten Häuser.

Der blaue Himmel spiegelt sich bei ablaufendem Wasser in den Überresten und bildet einen Rahmen für die pastellfarbenen Häuser von Roscoff.
Ein erster Blick zurück

Am Ende des langen Stegs fahren die Personenfähren zur Ile de Batz. So können die kleinen Fähren das Problem der Ebbe ein Stück weit umgehen. Wir haben einige Leute beobachtet, die ihr schweres Gepäck über den langen Steg tragen mussten. Leider reicht unsere Zeit nicht mehr, um noch überzusetzen. Der Jardin Georges Delaselle aus dem 19. Jahrhundert hätte uns auch sehr interessiert.

Der Steg ragt ungefähr 200 m ins Wasser. Jetzt bei Ebbe steht er trocken auf dem felsigen Untergrund.
Ganz schön lang ist dieser Steg, wenn man mit Gepäck zur Fähre muss
Das türkisblaue Wasser am Ende des Stegs in Roscoff sieht immer noch sehr flach aus. Aber die Fähre hat inzwischen abgelegt.
Erstaunlich, dass die Fähre noch ablegen konnte
Die Ile de Batz ist durch eine Art Kanal vom Festland und Roscoff getrennt.
Vom Ende des Stegs erreicht man die Ile de Batz in 15 Minuten Fährfahrt
Die Hafenfront von Roscoff sähe sicher noch eindrücklicher aus, wenn sie sich im Wasser spiegeln würde, aber es herrscht totale Ebbe.
Die Ebbe nutzen Einheimische, um nach Muscheln und anderen essbaren Lebewesen zu graben.

Zurück in der touristischen Innenstadt hat man die Qual der Wahl zwischen Eis, Crêpes und Fischrestaurants mit ihren Hummern in den Aquarien, die sich mit Souvenirläden abwechseln.

Kleine Häuschen aus grauem Granit, mit 2 Etagen und hübschen Fensterladen und das Kopfsteinpflaster verleihen Roscoff viel Charme.
Im Sommer sind die Strassen sicher voller

Interessant ist die Seefahrerkirche Notre-Dame-de-Croaz-Batz von Roscoff aus dem 16. Jahrhundert. Schiffe kann man überall in der Fassade finden.

Etwas Glamour bekommt Roscoff, da Maria Stuart im Alter von 5 Jahren in Roscoff an Land ging, um dann weiter nach Paris zu reisen, wo sie mit dem französischen Dauphin verlobt wurde.

Ein dreiseitig gebautes Gebäude, in dessen Innenhof ein Torbogen durch die bewachsene Mauer führt, weist mit einer Plakette auf die Landung von Maria Stuart hin.
Die Plakette auf der Mauer weist auf die Landung von Maria Stuart hin

Die Oignons Rosés de Roscoff

An den rosa Zwiebeln von Roscoff führt kulinarisch in der Gegend kein Weg vorbei. Das erste Mal sind sie uns schon auf der Speisekarte auf der Halbinsel Quiberon begegnet. Eigentlich wachsen sie im Pays de Léon mit seiner heimlichen Hauptstadt St.-Pol-de-Léon. Sie kamen vermutlich mit Mönchen im 17. Jahrhundert aus Portugal. Die Zwiebeln entwickelten hier im Boden einen süssen, milden Geschmack und zeichneten sich durch ihre lange Haltbarkeit aus.

Im 19. Jahrhundert wurden sie zu einem Exportschlager auf der anderen Seite des Ärmelkanals. In der Blütezeit des Zwiebelhandels fuhren 1.500 Bauern in den Sommermonaten mit dem Schiff auf die britische Insel und verkauften von Tür zu Tür und auf den Märkten die zu langen Zöpfen geflochtenen Oignons Rosés de Roscoff. Die Engländer nannten die Zwiebelhändler «Onion Johnnies». Seit 2009 sind die Zwiebeln von Roscoff eine geschützte Marke.

Die Zwiebeln schmecken glasiert in Verbindung mit Camembert auf Crêpes, in Chutneys, Tartes und sonstigen Gerichten traumhaft. Davon konnten wir uns in Locronant, nach dem Tag auf der Halbinsel Crozon überzeugen. Kann man die rosa Zwiebeln, die den Namen Roscoff, nach dem Handelshafen erhielten, in St.-Pol-de-Leon im 5-Kg-Sack für 5 Euro kaufen, steigert sich der Preis prozentual zur Entfernung von ihrem Produktionsort. Wer Platz im Auto hat, sollte sich eindecken. In den Supermärkten liegen zahlreiche Rezeptideen für Gerichte mit den Zwiebeln aus.

Ein Verkaufsschild für die Oignons Rosés

Übernachtungstipp

Wer motorisiert ist, kann gut inmitten von Artischockenfeldern im wunderschön kleinen, ebenerdigen Grange de Marcel in St.-Pol-de-Léon übernachten. Wer direkt in Roscoff oder auf der Ile de Batz wohnen möchte, findet über unser Formular zahlreiche weitere Übernachtungen. Wir würden uns freuen, wenn du über uns buchst, denn wir erhalten dann eine kleine Provision.

 
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