Dramatische Küste – Von Salalah bis zur jemenitischen Grenze
Unser Oman Abenteuer beginnt in Salalah. In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf einen Roadtrip entlang der abwechslungsreichen Küste von Salalah bis kurz vor die jemenitische Grenze. Auf dieser Strecke findest du einen der schönsten Strände des Omans, den Mughsail Beach. Du findest mit der Zig Zag Road eine von mehreren spektakulären Bergstrassen im Oman. Und die landschaftlich reizvolle Strasse nach Dhalkut ist nicht ohne Grund in den Karten als Scenic Route ausgewiesen. Auf diesem Ausflug durchqueren wir Salalah mit den unglaublich grünen Strassenrändern, die in einem starken Kontrast zur umgebenden Landschaft stehen.
Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild. Und wenn du dich jetzt fragst, ob du mit einem Mietwagen durch den Oman fahren sollst, dann schau doch mal in den Beitrag, indem ich dir alles dazu erzähle.
Und da der Süden des Omans der Landstrich mit der höchsten Kameldichte weltweit ist, wirst du auf diesem Ausflug von Salalah zur jemenitischen Grenze auch ganz vielen dieser faszinierenden und neugierigen Tiere begegnen.
Von Salalah zu einem der schönsten Strände – dem Mughsail Beach
Da wir ausserhalb von Salalah in Mirbat wohnen, fahren wir auf der breiten und leeren Autobahn schon einmal eine Stunde, bis wir Salalah erreichen. Der Fahrfluss wird unterbrochen von Kreiseln und Kamelen, die selbständig nach Nahrung suchen und erst abends nach Hause kehren, um Wasser zu trinken.
Auch in Salalah herrscht tagsüber wenig Verkehr. Die grosse Prachtstrasse durch Salalah ist von Grünanlagen mit breiten Rasenflächen umgeben, die von einem Heer von Gärtnern bewässert und gemäht werden. Immer wieder fragen wir uns, wie die Kamele vom saftigen Grün in Salalah ferngehalten werden, aber das bleibt ein Rätsel. Auf Salalahs Strassen gibt es jedenfalls keine Kamele.
Entlang der Strassen durch Salalah, die wir auf dem Weg zu einem der schönsten Strände im Oman durchqueren, wird viel gebaut. Neben Wohnblöcken findet man auch erstaunlich europäisch anmutende Häuser.
Im Oman leben meist mehrere Generationen unter einem Dach, weshalb die Häuser oder Wohnungen grösser sein müssen.
Kaum verlässt man am Rand der Stadt den Hafen von Salalah und die umliegende Industriezone, wird die Landschaft wieder beschaulich. Die karge Steinwüste, die wir uns so gar nicht grün, wie zu Zeiten des Khareefs vorstellen können, begleitet uns auf dem Weg zum Mughsail Beach.
Der Mughsail Beach taucht unvermittelt auf. Wir haben den schönsten Strand von Salalah ganz für uns allein. Für Europäer unvorstellbar. Vor allem am Abend wird es bei den Picknickplätzen aber voll.
Am anderen Ende des Mughsail Beach ist die Strasse plötzlich unterbrochen. Ein Bypass führt durch das Landesinnere. Der Grund für all die Infrastrukturschäden, denen wir im Laufe unserer Ausflüge in Salalahs Umgebung begegnen, ist der Zyklon Mekunu, der mit seinen Regenmassen Brücken zerstört und Strassen ausgewaschen hat.
Al Marneef Cave und die Blowholes am Ende des Mughsail Beach
Am Ende des Mughsail Beach geht es zu einer besonderen Attraktion, den Blowholes. Allerdings kann man die 10 m hohen Wasserfontänen, die aus dem Kalksteinboden schiessen, nur bei stürmischer Brandung erleben. Wir erleben jedoch mangels stürmischer Brandung nur feinen Sprühnebel, der aus den Löchern kommt, die Geräusche sind jedoch einzigartig. So stellen wir uns das Fauchen eines Drachens vor. Gwendolyn grübelt darüber nach, ob wohl dieses Geräusch Eingang in die BBC Geräuschdatenbank mit ihren 10.000 Geräuschen gefunden hat.
Die Marneef Cave ist im zugänglichen Bereich eher ein Felsüberhang als eine Höhle und bietet willkommenen Schatten.
Angeregt durch das Fauchen, sehen wir in den umliegenden Felsen lauter Tiere und Gesichter.
Wir warten vergeblich bei den Blowholes auf eine grössere Welle. Da es heiss ist, gönnen wir uns im Restaurant mit schattiger Aussichtsterrasse und Blick über diesen schönsten aller Strände in Salalah eine Erfrischung. Der Lime-Minze-Juice wird neben dem frischen Ananassaft zu unserem absoluten Lieblingsgetränk. Die Kinder stärken sich noch mit einem Schokoladeneis für unsere anschliessende Fahrt auf der Zig Zag Road.
Auf der Zig Zag Road durch ein Felsenmeer in Richtung Jemen
Hinter den Blowholes windet sich die Strasse durch den Kalkstein in die Höhe, nur um sich kurz darauf wieder in ein breites Wadi nach unten zu schlängeln, bevor es ein weiteres Mal nach oben geht. Im Volksmund heisst diese Strasse Zick-Zack-Strasse. Diese Meisterleistung der Ingenieurskunst verbindet das ehemalige Sperrgebiet an der Grenze zum Jemen mit Salalah. Für den Bau dieser Strasse musste jede Menge Stein gesprengt und eine Entwässerung gebaut werden, damit die Monsunniederschläge abfliessen können.
Ist man viele Haarnadelkurven später die Zig Zag Road nach oben geklettert, gelangt man unvermittelt auf ein riesiges Hochplateau. Hier reihen sich jede Menge Dörfer und kleine Städte aneinander. Alle paar Ortschaften stehen grosse Schulgebäude, aus denen fröhlicher Kinderlärm klingt. Auch die Ortschaften sind mit Strassenlaternen beleuchtet. Kamele spazieren über die Strassen.
Auf der Scenic Road nach Dhalkut
Militärposten und Ausweiskontrolle vor Dhalkut
Auf dem Weg nach Dhalkut müssen wir zwei Militärposten passieren. Ein wenig mulmig ist uns schon, als wir die Geländewagen mit MG unter einem Schattendach vor und nach dem Posten entdecken. Die Ausweise werden zur Prüfung mitgenommen und wir müssen warten, während die Einheimischen meist nach einem kurzen Gespräch durchgewunken werden. Nach 5 Minuten Wartezeit und einer Befragung dürfen wir weiterfahren. Der Beamte ist der erste von vielen, der noch nie zuvor einen Schweizer Pass gesehen hat, geschweige denn vom Land gehört hat.
Beim zweiten Militärposten vor Dhalkut liegen die Scharfschützen in der ersten Etage eines Hauses hinter Sandsäcken. Jetzt führt die Strasse immer wieder an kleinen Gefechtsständen vorbei. Wenn du jetzt glaubst, dass all diese Militärposten etwas mit dem Krieg im nahe gelegenen Jemen zu tun haben, so irrst du dich.
Kurzer Exkurs in die jüngere Geschichte des Omans
Militärposten und Schützenbunker sind Relikte des 10-jährigen Dhofar-Krieges, der im Juni 1965 begann. Ziel der Dhofar Liberation Front war die Unabhängigkeit der Region Dhofar vom Oman. Dieser im Schatten des Vietnamkrieges unbeachtete Krieg, war ein Stellvertreterkrieg zwischen Kommunisten und Kapitalisten um die Vorherrschaft am Persischen Golf und um die Strasse von Hormus, der Lebensader für den Westen.
Es sind vor allem die Briten, die mit Elitesoldaten den Sultan beim Kampf um sein rückständiges Land unterstützen. Aber auch Ägypter, Iraner, Pakistanis und Jordanier kämpfen auf der Seite des Sultans ohne Erfolg. Das Blatt wendet sich erst als Sultan Qaboos seinen Vater quasi vom Thron stösst und zur Amtsaufgabe zwingt.
Sultan Qaboos, der selbst in Grossbritannien ausgebildet wurde, hatte den Vorteil, dass seine Mutter eine Jebali Prinzessin aus der Dhofar Region war, was ihm ein gewisses Vertrauen und Autorität in der Gegend einbrachte. Er verspricht die Öffnung des Landes und damit einen Neuanfang. Nach dem Versprechen einer Generalamnestie für alle Rebellen laufen immer mehr Rebellen zu den Truppen des Sultans über. Im März 1975 wird ein Friedensabkommen unterzeichnet und wenig später wird der Krieg offiziell als beendet erklärt.
Trotzdem wird heute noch, so viele Jahre nach dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs, jede Person kontrolliert und nach dem Grund der Reise befragt, die dieses Gebiet betreten möchte.
Beim Amtsantritt von Sultan Qaboos war das Land sehr rückständig. Es verfügte nur über drei Schulen und eine Gesundheitsstation. Die Lebenserwartung der Menschen lag unter 50 Jahren. Es gab auch nur 10 km geteerte Strasse. Bei der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen kümmerte sich der Sultan anfangs besonders um die Entwicklung des Südens.
Die steigenden Einnahmen aus den Ölexporten ermöglichen die Finanzierung der zahlreichen Infrastrukturprojekte. Heute ist der Oman ein modernes Land mit kostenloser Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung und jeder Menge Schulen.
Dhalkut
Bevor die Strasse nach Dhalkut abzweigt, windet sich die R 47 tief in einen Canyon hinab und auf der anderen Seite wieder herauf. Diese Canyons im Oman sind immer wieder spektakulär.
Überall finden hier Bauarbeiten zur Hang- und Strassenbefestigung statt. Und auch, wenn sich in der Monsunzeit diese trockene Landschaft in ein grünes Paradies verwandelt, bevorzuge ich diese Strasse während der Trockenzeit.
Das Besondere an dieser Küstenregion sind die Wälder, die hier geschützt an den Hängen der Felsen wachsen. Im Moment haben die meisten Bäume keine Blätter, aber allein die Tatsache, dass hier Bäume wachsen ist eindrücklich. Das hängt nicht nur mit dem Monsun zusammen, sondern auch mit dem Küstennebel, der sich hier bildet.
Dhalkut ist ein schmucker kleiner Ort mit einem Hafen und einer Fischfabrik.
Die Wolken senken sich immer weiter zum Boden hinunter und die Sicht wird immer schlechter. Wir verzichten auf den Aussichtspunkt bei Sarfait, der Grenzstadt zum Jemen und fahren die 143 km zurück nach Salalah und weiter nach Mirbat. Die Vorstellung, nur 5 km von einem Land im Krieg getrennt zu sein, beschäftigt uns.
Von Lichtern und Restaurantbesuchen
An der Heimkehr der Kamele merken wir, dass es Abend wird. Männer füllen an den Zapfstellen, Wasserkanister auf den Pickups. Die Schulen sind verwaist. Auf dem Heimweg bekommen wir noch einmal einen Blick aus den Bergen auf den Mughsail Beach, bevor wir die Zig Zag Road in umgekehrter Richtung entlang fahren. Selbst einen Blick auf die Blowholes erhaschen wir noch von oben. So lassen wir diesen Ausflug von Salalah Revue passieren. Ein langer Tag, aber unglaublich viele Eindrücke einer fremden Welt.
Am Mughsail Beach essen die ersten Paare und warten auf den Sonnenuntergang. Salalah erreichen wir, als die ersten Strassenlampen angeschaltet werden. Dies geschieht in Etappen, um das Stromnetz nicht zu überfordert.
Als wir endlich wieder in Mirbat sind, gehen wir noch in einem Libanesischen Restaurant essen. Die meisten Einheimischen setzen sich nicht ins sehr kalte Restaurant oder ins Freie auf den Kunstrasen mit Plastiktischen, sondern bleiben in ihren Autos sitzen und bestellen die Speisen zum Mitnehmen. Angestellte laufen zu den ankommenden Autos und bedienen die Fahrer.
Dieses Verhalten haben wir auch schon an den kleinen Supermärkten neben den Tankstellen beobachtet. Da wird gehupt, damit der Kassierer herauskommt und die Bestellung aufnimmt und sie anschliessend zum Auto bringt.
Müde fallen wir in unserem Hotel Kairaba Mirbat Resort (neu nur noch bei TUI zu finden) ins Bett. Nachtrag: Unweit dieses Hotels wurde das Wyndham Garden Salalah Mirbat Hotel gebaut, welches deutlich mehr Angebote hat. Sind unsere Beiträge für deine Reiseplanung nützlich, würden wir uns freuen, wenn du deine Übernachtungen über unseren Link buchst.
Weitere Ausflüge in der Umgebung von Salalah findest du hier:
- Auf den Spuren der Vergangenheit – Al Baleed
- Auf dem Weg zum Jebel Samham und noch ein Stück weiter
- Auf den Spuren des Weihrauchs (Sumhuram, Wadi Darbat, Weihrauch Souk, Ain Razat)
Toller Blog Post. Ich finde es toll, dass auch eher unbekanntere Orte wie Dhalkut Beachtung finden.
Freut mich, wenn der Beitrag gefällt. Schau ich mir euer Tourangebot an, bekomme ich Lust gleich wieder nach Salalah zu reisen. Die Zucker-Dünen und Nachtbilder aus der Wüste sehen wirklich toll aus.
Liebe Grüsse in den Oman
Susan
sehr gute Beiträge und gutes Bildmaterial, gefällt mir.