Erste Eindrücke – Kamele, Strassenlaternen und Bauweise
Auf der Zickzack Road in Richtung Jemen
Kurzer Exkurs in die jüngere Geschichte des Omans
Nach Dhalkut auf der Scenic Road und retour
Erste Eindrücke – Kamele, Strassenlaternen und Bauweise
Da wir am Ankunftstag nur noch vom Flughafen Salalah zu unserem eine Stunde entfernten Hotel in Mirbat gefahren sind und den Rest des Tages die Hotelanlage, Pool und Meer erkundet haben, beginnen wir den heutigen Tag früh. Heute wollen wir die vielfältige Küste von Salalah bis zur jemenitischen Grenze erkunden. Wir freuen uns darauf, den Mughsail Beach mit eigenen Augen zu sehen und die Zickzack Road zu fahren. Vor allem sind wir gespannt auf weitere Eindrücke dieser fremdartigen Landschaft.

Strassenverkehr
Autofahren ist hier im Süden mit den breiten, leeren Strassen sehr einfach, auch wenn immer wieder Tiere auf den Strassen unterwegs sind. Nur das Navigieren ist etwas schwierig. Alle Strassenschilder sind arabisch und englisch angeschrieben. Allerdings resultieren bei der Transformation vom Arabisch in eine phonetisch englische Aussprache unglaublich viele verschiedene Schreibweisen eines Ortes. Auch auf den Strassenschildern variiert die Schreibweise. So muss man bei der Here App mehrere Schreibweisen ausprobieren und schauen, ob man in die richtige Gegend vom Oman navigiert wird.
Die leeren Strassen würden die Autofahrer natürlich dazu verleiten, schneller zu fahren als erlaubt. Damit man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, steht gefühlt alle zwei Kilometer eine Radarfalle. Ausserdem geht der Mietwagen bei einer Tacho-Anzeige von 120 km/h in einen nervigen Dauerton über. Darüber hinaus ist der Tacho deutlich anders geeicht, als beispielsweise die Here App die Geschwindigkeit angibt. So zeigt der Tacho in unserem Mietwagen 120 km/h an und die Here App behauptet, wir würden 108 km/h fahren.
Kamele
Auf der von Kreiseln unterbrochenen Autobahn laufen immer wieder Kamele und manchmal Esel entlang. Die Kamele steigen über die Leitplanken, fressen das Unkraut auf dem Mittelstreifen und überqueren die Autobahn, um zum Landstreifen zwischen Autobahn und Meer zu kommen. Abends geht es in umgekehrter Richtung nach Hause bzw. zum Wasser. Der Süden des Omans ist der Landstrich mit der höchsten Kameldichte weltweit.

Die Kamele zeugen vom Reichtum ihrer Besitzer und sind deren ganzer Stolz. Allerdings arbeiten ganze Familien dafür, um genug Futter für die grossen Herden während der Trockenzeit kaufen zu können. Da die Anzahl der Kamele zunehmend für das empfindliche Ökosystem zum Problem wurde, initiierte der Sultan ein Aufkaufprogramm. So konnte die Kamelpopulation von ca. 70.000 Tieren um 30.000 Tiere reduziert werden.
Immer wieder sieht man neben der Strasse Anhänger, von denen Heuballen verkauft werden. Auch wenn wir immer wieder von den Kamelen ausgebremst werden, können wir uns nicht sattsehen an den Tieren. Teilweise sind sie richtig neugierig und versuchen in die Autos hineinzuschauen.
Salalah
Auch in der Stadt herrscht tagsüber wenig Verkehr. Die grosse Prachtstrasse nach Salalah ist von Grünanlagen mit breiten Rasenflächen umgeben, die von einem Heer von Gärtnern bewässert und gemäht werden. In der Mitte stehen protzige Strassenlaternen. Die Strassenlaternen begeisterten uns schon seit der Ankunft. Geschätzt alle 30 bis 50 m stehen Laternen. Je prächtiger die Strasse, umso prächtiger die Laternenausführung. Bewundernswerter ist aber, dass selbst die kleinste Strasse im Nirgendwo beleuchtet wird. Und gibt es mal keinen Strom, haben die Laternen Solarpanels.
In Salalah selbst sehen wir nie Kamele. Wie verhindert wird, dass die Tiere über die saftigen Grünanlagen herfallen, ist uns schleierhaft.


Wir halten an den Obstständen an, die direkt an die Obstgärten anschliessen, und kaufen für den kleinen Hunger unterwegs kleine, aromatische Bananen, die von einer grossen Bananenstaude abgeschnitten werden. Weiter geht es zum Hafen. Allerdings ist die Strasse wegen Sanierungsarbeiten gesperrt.
Baustile
Die Umleitung führt uns erst einmal vom Meer weg, durch ein Neubaugebiet. Hier steht inmitten von arabischer Architektur überraschend ein modernes, europäisches Haus.

Schon in Mirbat war uns aufgefallen, dass unglaublich viele Häuser neu gebaut werden. Meist wird als erstes eine Mauer um das Grundstück hochgezogen. Anschliessend wird ein grosses Haus hineingebaut, welches häufig 80 Prozent der Fläche innerhalb der Mauer einnimmt und je nach Geldbeutel und Geschmack des Besitzers unterschiedlich üppig mit edlen Materialien verkleidet oder einfach nur verputzt und gestrichen wird. Im Oman leben meist mehrere Generationen unter einem Dach, weshalb die Häuser etwas grösser sein müssen.
In Salalah sehen wir nun erste Viertel mit Wohnblöcken. Die unteren Etagen sind Geschäften vorbehalten, darüber wird gewohnt. Auch an bewachten Wohnanlagen kommen wir vorbei.



Kaum haben wir die Industriezone rund um den Hafen verlassen, wird es wieder beschaulich. Ein paar Kamele und einige Häuser, dann tauchen wir in die Landschaft ein.
Mughsail Beach und Blowholes
Mughsail Beach
Unvermittelt taucht der Mughsail Beach mit seinen Picknickplätzen vor uns auf. Wir haben den schönsten Strand ganz für uns allein und können nicht widerstehen. So parken wir am Strand, ziehen uns schnell im Auto um und stürzen uns in die Fluten, so lange kein Auto auf der Strasse oberhalb des Strandes vorbeifährt. Die Strasse ist im Moment nicht stark befahren. Kommt ein Auto, tauchen wir im Wasser so weit ab, dass nur noch der Kopf herausschaut und man nicht von der Ferne erkennt, dass drei weibliche Wesen im Wasser sind, ansonsten geniessen wir die Abkühlung und die Wellen.



Nach dieser Erfrischung geht es weiter. Am anderen Ende des Mughsail Beach, auf Höhe des Fischerdorfes, ist plötzlich die Strasse zu Ende. Der Grund ist eine zerstörte Brücke. Die Umleitung führt kurz durchs Landesinnere. Grund für all die Infrastrukturschäden, denen wir heute und in den nächsten Tagen begegnen, ist der Zyklon Mekunu, der im Mai 2018 den Süden des Oman und den Jemen stark getroffen hat. Bei der Tankstelle treffen wir wieder auf die eigentliche Strasse. Allerdings muss man ein Stück zurückfahren, um zu den Blowholes zu kommen (vom Bypass kommend nach links abbiegen). Im ersten Anlauf verpassen wir die braunen Schilder, welche auf die Blowholes verweisen und müssen wenden.
Blowholes
Dafür ist absolut nichts los. Wir parken am Restaurant und machen uns auf den kurzen Weg zu den Blowholes. Im Reiseführer steht, dass hier bis zu 10 m hohe Fontänen aus dem Kalksteinboden schiessen. Bei stürmischer Brandung wird Luft und Meerwasser durch das poröse Gestein gedrückt. Die Blowholes sind mit Metallgittern abgedeckt. Wir erleben jedoch mangels stürmischer Brandung nur feinen Sprühnebel, der aus den Löchern kommt, aber die Geräusche sind einzigartig. So stellen wir uns das Fauchen eines Drachens vor. Gwendolyn grübelt darüber nach, ob wohl dieses Geräusch Eingang in die BBC Geräuschdatenbank mit ihren 10.000 Geräuschen gefunden hat.

Angeregt durch das Fauchen, sehen wir in den umliegenden Felsen lauter Tiere und Gesichter.


Wir bleiben eine ganze Weile hier und hoffen auf eine grössere Welle, aber die ist weit und breit nicht in Sicht, so machen wir uns irgendwann auf den Rückweg und beobachten die Vögel, die in den überhängenden Kalksteinfelsen brüten. Im Restaurant mit schattiger Aussichtsterrasse am Meer gönnen wir uns eine Erfrischung. Ich probiere den Gewürztee, aus dem jedoch vor allem der Zimt hervorschmeckt. Jörg geniesst den sehr erfrischenden Lime-Minze-Juice, der neben dem frischen Pineapple Juice zu unserem absoluten Lieblingsgetränk während unserer Oman Reise avanciert. Die Kinder stärken sich mit einem Schokoladeneis.

Auf der Zickzack Road Richtung Jemen
Hinter den Blowholes windet sich die Strasse durch den Kalkstein in die Höhe, nur um sich kurz darauf wieder in ein breites Wadi nach unten zu schlängeln bevor es ein weiteres Mal nach oben geht. Im Volksmund heisst diese Strasse Zickzack Road. Diese Meisterleistung der Ingenieurskunst verbindet das ehemalige Sperrgebiet an der Grenze zum Jemen mit Salalah. Für den Bau dieser Strasse musste jede Menge Stein gesprengt und eine Entwässerung gebaut werden, damit die Monsunniederschläge abfliessen können.





Unvermittelt gelangt man auf ein riesiges Hochplateau, auf dem sich unvermutet jede Menge Dörfer und kleine Städte aneinanderreihen. Alle paar Ortschaften stehen grosse Schulgebäude aus denen fröhlicher Kinderlärm klingt. Auch die Ortschaften sind mit Strassenlaternen beleuchtet. Kamele spazieren über die Strassen.



Bald erreichen wir den ersten Militärposten. Vor und nach dem Posten steht ein Geländewagen unter einem Schattendach, auf dem ein MG montiert ist und der Soldat dahinter Ausschau nach Feinden hält. Am Militärposten müssen wir unsere Ausweise zur Prüfung abgeben und warten. Die Einheimischen werden meist nach einem kurzen Gespräch durchgewunken. Nach 5 Minuten und einer Befragung nach dem Ziel unserer Reise dürfen wir weiterfahren, auch wenn unser Kontrolleur noch niemals etwas von einem Land namens «Switzerland» gehört hat, aber das erleben wir im Verlauf unserer Reise noch oft.
Bevor wir von der R 47 nach Dhalkut auf die Scenic Road abbiegen können, müssen wir einen weiteren Militärposten absolvieren. Hier liegen die Scharfschützen in der ersten Etage eines Hauses hinter Sandsäcken. Auch diesen Posten dürfen wir nach Prüfung der Pässe etwa fünf Minuten später verlassen und weiterfahren. Etwas merkwürdig mutet es an, wenn man der R 47 folgt und immer wieder an kleinen Gefechtsständen vorbeikommt.

Kurzer Exkurs in die jüngere Geschichte des Omans
Die Militärposten genauso wie die Schützenbunker sind Relikte des 10jährigen Dhofar Krieges, der im Juni 1965 begann. Ziel der Dhofar Liberation Front war die Unabhängigkeit der Region Dhofar vom Oman. Dieser im Schatten des Vietnam Krieges unbeachtete Krieg, war ein Stellvertreterkrieg zwischen Kommunisten und Kapitalisten um die Vorherrschaft am Persischen Golf und um die Strasse von Hormuz, der Lebensader für den Westen.
Es sind vor allem die Briten, die mit Elitesoldaten den Sultan beim Kampf um sein rückständiges Land unterstützen. Aber auch Ägypter, Iraner, Pakistanis und Jordanier kämpfen auf der Seite des Sultans ohne Erfolg. Das Blatt wendet sich erst als der heutige Sultan Qaboos seinen Vater quasi vom Thron stösst und zur Amtsaufgabe zwingt.
Sultan Qaboos, der selbst in Grossbritannien ausgebildet wurde, hat den Vorteil, dass seine Mutter eine Jebali Prinzessin aus der Dhofar Region war, was ihm ein gewisses Vertrauen und Autorität in der Gegend einbringt. Er verspricht die Öffnung des Landes und damit einen Neuanfang. Nach dem Versprechen einer Generalamnestie für alle Rebellen laufen immer mehr Rebellen zu den Truppen des Sultans über. Im März 1975 wird ein Friedensabkommen unterzeichnet und wenig später wird der Krieg offiziell als beendet erklärt.
Trotzdem wird heute noch, so viele Jahre nach dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs, jede Person kontrolliert und nach dem Grund der Reise befragt, die dieses Gebiet betreten möchte.
Beim Amtsantritt des Sultans war das Land sehr rückständig. Es verfügte nur über drei Schulen und eine Gesundheitsstation. Die Lebenserwartung der Menschen lag unter 50 Jahren. Es gab auch nur 10 km geteerte Strasse. Bei der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen kümmert sich der Sultan anfangs besonders um die Entwicklung des Südens, um die Menschen zu besänftigen.
Die steigenden Einnahmen aus den Ölexporten ermöglichen die Finanzierung der zahlreichen Infrastrukturprojekte. Heute ist der Oman ein modernes Land mit kostenloser Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung und jeder Menge Schulen. Die Bevölkerung wächst aufgrund der niedrigen Säuglingssterblichkeit.
Nach Dhalkut auf der Scenic Road und retour
Bevor die Strasse nach Dhalkut abzweigt, windet sich die R 47 tief in einen Canyon hinab und auf der anderen Seite wieder herauf.

Überall wird versucht, die Hänge wieder zu befestigen. Teilweise ist eine Fahrspur wegen Unterspülung oder eines Erdrutsches gesperrt. Manche Gesteinsbrocken liegen perfekt in Absturzposition. Bei Regen wollten wir diese immer noch sehr instabil wirkende Route nicht fahren.
Am Abzweig nach Dhalkut nehmen wir ein kurzes Stück einen Anhalter mit. Die Landschaft ist eindrücklich.


Die Strasse führt uns immer weiter hinunter zum Meer. Hier wachsen ganze Wälder, auch wenn die meisten Bäume gerade kein Laub tragen. Die Ortschaften hier sind wirklich abgelegen. Dhalkut hat einen kleinen Hafen und eine Fischfabrik.





Wir fahren immer weiter, vorbei an Hagarir bis wir zum Abzweig nach Sarfait kommen. Auf der einen Seite liegt das Meer, auf der anderen Seite erheben sich fast senkrechte Klippen. Vom Abzweig aus sind es noch 5 km bis zur jemenitischen Grenze und 143 km zurück nach Salalah. Wenn man sich vorstellt, dass einen nur 5 km von einem Land im Krieg trennt, ist dies sehr merkwürdig. Da es sehr dunstig ist, verzichten wir auf den Aussichtspunkt bei Sarfait, der Grenzstadt zum Jemen und folgen der Strasse zurück nach Salalah.
Bevor wir wieder auf der Hochebene sind, ziehen lauter Wolken auf. Dies erklärt, warum die Küste vergleichsweise grün ist. Die Pflanzen gedeihen unter anderem Dank Küstennebel.

Rückweg und Restaurantbesuch
Wir merken an der Heimkehr der Kamele, dass es Abend wird. Männer füllen Wasserkanister auf den Pickups an Zapfstellen. Nun sieht man auch Kinder auf den Strassen. Die Schulen sind verwaist. Auf dem Heimweg bekommen wir noch einmal einen Blick aus den Bergen auf den Mughsail Beach, bevor wir uns die Zickzackroad in umgekehrter Richtung entlangwinden. An einem Aussichtspunkt von der Strasse erhaschen wir noch einen Blick auf die Blowholes von oben. Die ersten Paare beginnen am Meer zu picknicken.


Wir erreichen Salalah als die ersten Strassenlampen angeschaltet werden. Dies geschieht in Etappen, wahrscheinlich wäre bei einem gleichzeitigen Anschalten aller Strassenlaternen das Stromnetz überfordert.
Als wir endlich wieder in Mirbat sind, ist es stockdunkel. Wir beschliessen keine Experimente beim Abendessen einzugehen und statten dem Libanesen, welchen wir am Ankunftstag entdeckt und bereits für gut befunden hatten, noch einmal einen Besuch ab.
Die meisten Einheimischen setzen sich nicht ins Restaurant (sehr kalt) oder ins Freie (Plastiktische auf Kunstrasen), sondern bleiben in ihren Autos sitzen und bestellen die Speisen zum Mitnehmen. Angestellte laufen zu den ankommenden Autos, nehmen die Bestellung auf und liefern sie auch anschliessend und kassieren das Geld. Der Fahrer im SUV setzt keinen Fuss vor sein klimatisiertes Auto. Wobei man auch sagen muss, dass viele der Restaurants einen sehr ungemütlichen Eindruck machen und eher an Fastfoodketten erinnern.
Dieses Verhalten haben wir auch schon an den kleinen Supermärkten neben den Tankstellen beobachtet. Da wird gehupt, damit der Kassierer herauskommt und die Bestellung aufnimmt und sie anschliessend zum Auto bringt.
Übernachtet haben wir im Kairaba Mirbat Resort. Weitere Unterkünfte in der Region findet ihr unter Salalah und Mirbat. Du planst eine Reise durch den Oman, dann könnten auch unsere Reisetipps von A bis Z für dich interessant sein.
Alle Beiträge zu dieser Oman-Reise findest du nachstehend in der Reihenfolge der Reise:
sehr gute Beiträge und gutes Bildmaterial, gefällt mir.