Walensee Wanderung: von Betlis zu den Seerenbachfällen & Quinten
Still ruht der Walensee am Morgen und leuchtet smaragdgrün. Die umliegenden Berge spiegeln sich im klaren Wasser, der Himmel zeigt sich von seiner besten Seite – ein perfekter Tag für eine Wanderung am Walensee. Unsere Route führt von Betlis zu den beeindruckenden Seerenbachfällen und weiter ins autofreie Quinten, das mit seinem mediterranen Flair als „Riviera des Walensees“ bekannt ist. Zurück nach Betlis geht es später bequem mit dem Schiff über den Walensee. Komm mit, unterwegs erzähle ich dir, wie es dazu kam, dass die Seerenbachfälle für kurze Zeit mal den Rekord für den höchsten Wasserfall der Schweiz inne hatten und was es mit der Rinquelle am Walensee auf sich hat. Finde heraus, welcher Aussichtspunkt auf die Seerenbachfälle spektakulärer ist und warum wir uns für eine Wanderung ab Betlis entschieden haben.
Hinweis: Nach ausgiebigen Regenfällen oder der Schneeschmelze im Frühjahr sind die Seerenbachfälle am eindrücklichsten. Den Wasserfall von der Rinquelle sieht man nur dann.

Anreise und Parken in Betlis
Obwohl es bei uns regnet, verspricht die Wetterapp Sonnenschein am rund 60 Kilometer entfernten Walensee – zumindest bis zum späten Nachmittag. Ganz trauen wir der Prognose nicht. Deshalb werfen wir vorsichtshalber noch einen Blick auf die Webcam des Strandbads Lago Mio in Weesen. Die Webcam bestätigt, was die Wetterapp vorher gesagt hat – strahlend blauer Himmel. Damit fahren wir nach Betlis, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung zu den Seerenbachfällen.
Der Grund, dass wir unsere Wanderung zu den Wasserfällen in Betlis beginnen, hängt damit zusammen, dass wir nicht gern auf Asphalt laufen. Wer in Weesen startet, muss grosse Teile der Uferstrasse auf geteerter Strasse laufen. Da an schönen Tagen an den Wochenenden der Andrang auf der schmalen Strasse sehr gross ist, wird immer mal wieder von der Gemeinde Amden überlegt, ob man die Strasse nach Betlis nicht sperren sollte.
Die letzten 2,7 km nach Betlis sind Einbahnstrasse. Die Einfahrt wird durch die Uhrzeit geregelt. Jede halbe Stunde darf von xx.00 – xx.05 und von xx.30 – xx.35 jeweils in Fahrtrichtung Betlis gefahren werden. Velofahrer halten sich selten an diese Regel – mit Gegenverkehr ist also trotzdem zu rechnen.

Am Ende der Strasse befinden sich in Betlis nur wenige gebührenpflichtige Parkplätze – dafür aber eine öffentliche, saubere Toilette. Wer die Wanderung zu den Seerenbachfällen stressfrei starten will, sollte frühzeitig anreisen oder doch in Weesen zu seiner Wanderung starten.
Seerenbachfälle erleben: Aussichtspunkte, Grillstellen und Burgruine
Entlang der Wanderung von Betlis nach Quinten gibt es mehrere Feuerstellen. Die erste befindet sich direkt in Betlis am Seeufer des Walensees – an schönen Tagen und den Wochenenden ist sie schon früh belegt.
Der Wanderweg zu den Seerenbachfällen führt zunächst an der Burgruine Stralegg vorbei durch blühende Wiesen. Etwa auf Höhe der romantisch gelegenen Kapelle ist erstmals das Rauschen von den Seerenbachfällen und der Rinquelle zu hören – ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt.


Die Seerenbachfälle stürzen in drei Fallstufen mit einer Gesamthöhe von beeindruckenden 585 Metern über die steile Felswand in die Tiefe – und zählen damit zu den höchsten Wasserfällen der Schweiz. Vom offiziellen Aussichtspunkt für die dritte Fallstufe lässt sich bei guten Bedingungen auch die Rinquelle erkennen, die sich aus einer Felswand ergiesst.
Uns gefällt sowohl der Aussichtspunkt von unten, wenn man auf die Seerenbachfälle zu läuft als auch der obere Aussichtspunkt.
Die Rinquelle – wenn der Berg überläuft
Immer, wenn es viel geregnet hat oder der Schnee geschmolzen ist, ist die Rinquelle beeindruckend. Dann treten aus dem unterirdischen Höhlensystem beachtliche Wassermassen heraus und stürzen 22 Meter tief nach unten. Die Rinquelle ist so etwas wie ein Überlauf.
Sobald der unterirdische Abfluss in den Walensee die Wassermassen nicht mehr fassen kann, tritt das Wasser aus dem Seiteneingang in die Seerenbachschlucht aus. Hinter der Rinquelle befindet sich ein weitverzweigtes Gang- und Höhlensystem. Vom Aussichtspunkt sieht man sowohl die Rinquelle als auch die obere Fallstufe der Seerenbachfälle.
Wie die Bilder zeigen, war bei unserem Besuch der Wasserfall aus der Rinquelle spektakulärer als die Seerenbachfälle.


Welcher Wasserfall ist der höchste in der Schweiz?
Die Rangliste der höchsten Wasserfälle der Schweiz ist nicht in Stein gemeisselt – sie wurde im Laufe der Jahre mehrfach neu geschrieben. Lange Zeit galt der Staubbachfall in Lauterbrunnen als Spitzenreiter. Sein Name stammt vom feinen Sprühnebel, der das Wasser in der Fallbewegung zerstäubt – wie Staub, der vom Wind verweht wird. Wir haben den Staubbachfall an einem Herbstwochenende in Lauterbrunnen und Mürren besucht – ein schönes Ziel, aber eher unspektakulär, wenn wenig Wasser fliesst.
Dann kamen zwei Geografen – F. Spichtig und Ch. Schwick –, die für ihr Buch „Wasserfälle der Schweiz: Das grosse Wanderbuch“ gründlich recherchierten. Dabei stellten sie fest: Die Seerenbachfälle am Walensee, mit einer bekannten Gesamthöhe von 585 Metern, könnten den Titel beanspruchen – vorausgesetzt, die mittlere Fallstufe erfüllte die Bedingungen für eine Einzelmessung.
Die beiden seilten sich ab und konnten die Fallhöhe der zweiten Stufe mit 305 Metern exakt bestimmen. Damit galten die Seerenbachfälle vorübergehend als höchster Wasserfall der Schweiz.
Doch 2009 wurde dieser Titel erneut vergeben – diesmal an den Mürrenbachfall. Eine genaue Analyse ergab, dass der Wasserfall bei Mürren nicht aus mehreren Kaskaden besteht, sondern durchgängig fällt. Mit 417 Metern Fallhöhe führt der Mürrenbach seither die Rangliste an.
Ob Rang eins oder nicht: Die Seerenbachfälle bleiben ein eindrucksvolles Naturschauspiel. Von Betlis aus erreichst du sie auf einer kurzen, einfachen Wanderung. Nur die letzten Meter zu den Aussichtspunkten führen über schmale Pfade mit natürlichen Stufen – ein kleines Abenteuer, das sich lohnt.
Von den Seerenbachfällen nach Quinten
Hinter den Seerenbachfällen zweigt der Weg nach Quinten im schattigen Wald ab. Zunächst geht es leicht bergab – über kleine Brücken und vorbei an weiteren Wasserfällen. Besonders eindrücklich ist die Brücke über den Seerenbach selbst: Dort zieht ein eiskalter Luftzug durch die enge Schlucht – im ersten Moment erfrischend, dann überraschend kühl.


Hat man den Wald hinter sich gelassen, öffnet sich der Blick auf die gegenüberliegende Bergwelt am Walensee. Der Weg führt an einzelnen Häusern und Kirschbäumen vorbei. Immer wieder bieten kleine Selbstbedienungsstände gekühlte Getränke oder Apfelsaft für Wanderer an – eine willkommene Stärkung, denn bald beginnt der Anstieg.

Ein schmaler Pfad führt stetig bergauf, eine Geröllhalde wird durch einen kurzen Tunnel unterquert. Danach folgt der letzte, aber knackige Aufstieg.
Doch wer sich auf den anschliessenden Abstieg nach Quinten freut, wird überrascht: Der steile, felsige Weg ist anspruchsvoller als der vorherige Anstieg. Der Abstieg verläuft teils direkt am Hang, oft mit Seil- oder Kettensicherung. Auf der rechten Seite bieten gespannte Seile eine optische Begrenzung – für Jörg, der nicht schwindelfrei ist, eine Herausforderung.

Etwa eine Stunde dauert der Abstieg, bis die ersten Häuser von Quinten sichtbar werden. Der Schiffsanleger lässt aber noch ein wenig auf sich warten.

Quinten am Walensee – die Riviera der Ostschweiz
Quinten ist ein autofreier Ort an der Sonnenseite des Walensees – erreichbar nur per Schiff oder zu Fuss. Und gerade das macht seinen Reiz aus. Dank mildem Klima wachsen hier nicht nur Trauben, sondern auch Feigen. Kein Wunder, wird Quinten auch als „Riviera der Ostschweiz“ bezeichnet.

Im kleinen Kellerladen im Ortskern finden sich selbstgemachte Spezialitäten. Während Jörg ein Glas Konfitüre kauft, entdecke ich auf der gegenüberliegenden Seite ein neu gebautes Haus. Später – bei einem Eisbecher in der Schiffslände – erfahren wir, dass es sich um ein neues Bistro mit Bed & Breakfast handelt. Falls du also in Quinten am Walensee übernachten möchtest, freuen wir uns, wenn du über unsere Links buchst.
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Beim Wandern von Betlis nach Quinten fällt bereits am Ortseingang ein grosses Holzschild mit Guckloch auf. Dahinter stehen kleine Maulbeerbäume – Futterpflanzen für Seidenraupen. Kurz darauf führt ein Wegweiser zum Raupenhotel, das dreimal im Jahr zur Heimat der gefrässigen Gäste wird. Für eine Führung oder mehr Informationen lohnt sich eine Anfrage beim Sekretariat.
Übrigens: Der Ortsname Quinten hat nichts mit Musik zu tun. Er geht auf die Hofnummerierung der bischöflichen Verwaltung in Chur zurück – und ist damit ein Stück Kirchengeschichte.
Mit dem Schiff von Quinten zurück nach Betlis
Viele Ausflügler zieht es an diesem Tag nach Quinten, und so ist das Schiff Richtung Weesen und Betlis gut gefüllt. Wir finden dennoch einen Platz und geniessen die ruhige Rückfahrt über den Walensee – ein entspannter Abschluss unserer Wanderung von Betlis zu den Seerenbachfällen.
Erst vom Wasser aus wird einem bewusst, wie gross der Walensee tatsächlich ist: Mit einer Länge von 15,5 Kilometern und einer Breite von bis zu 2 Kilometern gehört er zwar nicht zu den grössten Seen der Schweiz, wirkt aber wegen der umliegenden Berge deutlich kompakter, als er ist.
Die Schiffstickets kann man entweder direkt an der Schiffslände in Quinten oder an Bord kaufen. Halbtax und GA werden nicht akzeptiert. Erst beim Ausstieg in Betlis oder Weesen werden die Tickets kontrolliert und eingesammelt. Am Steg in Quinten warten bereits zahlreiche Fahrgäste auf die Rückfahrt, aber zum Glück steigen auch viele Leute aus dem ankommenden Schiff aus.

Mit einem letzten Blick zurück auf die steilen Felswände und die Seerenbachfälle endet diese besondere Wanderung am Walensee. Fast hätten wir uns dabei einen Sonnenbrand geholt. Nach dem Regenwetter zu Hause hatten wir mit so viel Sonne einfach nicht gerechnet und waren dafür nicht ausgerüstet. Immerhin leistete die Jacke im Rucksack auf der windigen Rückfahrt doch noch gute Dienste. Badesachen hätten wir auch gut brauchen können – der Walensee hätte bei Ankunft in Betlis zur Abkühlung eingeladen.
Übrigens, man kann auch von Walenstadt nach Quinten oder zu den Seerenbachfällen wandern. Aber diese Wanderung steht genau wie der Besuch des Paxmal, dem Friedensdenkmal von Karl Bickel, noch auf unserer Liste.
Wie lang dauert die Wanderung?
Hallo Max,
ich gebe mit Absicht keine Wanderzeit an, weil wir immer viel länger brauchen, als an Wegweisern angegeben ist. Da wir viel fotografieren, gerne auch Tiere und Blumen am Wegesrand beobachten, mal für die bessere Perspektive den einen oder anderen Umweg machen, dauert es halt so lange es dauert. Ich glaube wir haben zwischen 3 und 3,5 Stunden für die Wanderung gebraucht. Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Liebe Grüsse
Susan