Was du in Yverdon-les-Bains und Umgebung nicht verpassen solltest!
Mit Yverdon-les-Bains verbindet man in erster Linie die seit der Römerzeit bekannten Heilbäder. Ist doch die Stadt einer der wichtigsten Badeorte der Westschweiz. Baden kann man auch im Neuenburgersee, hat der Ort doch ein sehr hübsches Strandbad. Doch man kann so viel mehr als nur baden. Da warten die Sehenswürdigkeiten und Museen der hübschen kleinen Altstadt von Yverdon-les-Bains darauf entdeckt zu werden. Auf einer Waldlichtung am Seeufer stehen versteckt die Menhire von Clendy. Immerhin sind sie eine der bedeutendsten neolithischen Fundstätten der Schweiz. Garten- und Naturliebhaber kommen im Pro Natura Zentrum um Schloss «Champ Pittet» voll auf ihre Kosten. Aber auch Kinder werden dort ihren Spass haben. Vogelliebhaber, Naturfreunde und Fotografen werden auf den Aussichtsplattformen und Stegen im grössten Seeuferfeuchtgebiet der Schweiz «Grand Cariçaie» ihren Spass haben. Und nur 5 km von Yverdon-les-Bains entfernt befindet sich das zweitgrösste Schloss der Schweiz – Grandson. Wie immer gilt lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild!
Für unsere eineinhalb Tage in Yverdon-les-Bains ist dies ein abwechslungsreiches Programm. Da die Thermalbäder noch geschlossen waren, können wir uns nicht von den Heilkräften des Wassers überzeugen. Aber das ist nur ein Grund, um mal wiederzukommen. Die Gegend um den Neuenburgersee hat einen Abdruck in unserem Herzen hinterlassen.
Als wir abends nach der Besichtigung von Neuchâtel in Yverdon-les-Bains ankommen, machen wir nur noch einen kurzen Spaziergang am See. Da lacht uns schon das Schloss Grandson auf der anderen Seeseite an. Das ist ein Zeichen und so fangen wir am nächsten Morgen mit der Besichtigung dieser Sehenswürdigkeit an.
Grandson
Schloss Grandson – das zweitgrösste der Schweiz
Schloss Grandson ist ein gewaltiger Festungsbau aus dem 11. – 14. Jahrhundert in einem kleinen mittelalterlichen Städtchen. Da das Schloss gerade renoviert wird, ist die Aussenfassade eingepackt, womit es nur halb so beeindruckend wirkt. Die Renovierungsarbeiten sollen noch bis 2025 dauern, aber man kann das Schloss dennoch besichtigen.
Wir folgen der ausgeschilderten Tour durch das Schloss. Zuerst geht es auf dem hölzernen Wehrgang von Turm zu Turm. Kurz überlegen wir, ob das Holz heute noch hält. So in luftiger Höhe kann man aber schöne Ausblicke auf den Innenhof und die Umgebung geniessen. Für Leute, die nicht ganz schwindelfrei sind, ist dieser Weg allerdings schwierig. Auch Jörg ist sehr froh, als es endlich ins Innere der Räume geht.
Im Waffensaal kann man neben diversen Ritterrüstungen auch verschiedenste Waffen und die Wappen der Freiburger und Berner Landvögte, die bis 1798 hier lebten, bewundern. Der Rittersaal und das Renaissance Zimmer sind auch noch erwähnenswert. Insgesamt wirkt das Museumskonzept etwas in die Jahre gekommen. Es wäre zu hoffen, dass es nach Ende des Umbaus modernisiert wird.
Das Schloss Grandson ist durch seine 40 m hohe Ummauerung, seine fünf Wachtürme und seinen Umfang äusserlich recht imposant. In seiner Tausend-jährigen Geschichte haben die verschiedenen Besitzer immer wieder Modernisierungen durchgeführt.
Tipp: Das Schloss kann trotz der Renovierungsarbeiten ganzjährig besichtigt werden. In den Ferienmonaten finden an einzelnen Tagen auch Führungen sowie Schatzsuchen für Kinder statt. Nähere Informationen findet ihr auf der Website.
Das mittelalterliche Dorf Grandson
Dem alten Dorfkern von Grandson sollte man unbedingt einen kurzen Besuch abstatten. Vom Schloss geht es die Rue Haute hinauf, die rechts und links von hübsch renovierte alten Häusern flankiert wird. In der romanischen Kirche von Johannes dem Täufer gibt es viele Details zu entdecken. Anschliessend kannst du die Ruelle de Montagny zum Rathaus hinuntergehen.
Tipp: In der Rue Haute steht unübersehbar das Maison des Terroirs. Für alle die noch ein Mitbringsel aus den Ferien suchen oder die Gegend durch die Gastronomie entdecken wollen, ist dies eine hervorragende Anlaufstelle. Im Maison des Terroirs werden regionale Produkte von Konfitüren, Suppen, Gebäck, Wein bis hin zu Fleisch und Molkereierzeugnissen verkauft. Die Tische an der Strasse laden zu einer kurzen Pause bei einem Glas Wein und beispielsweise einer herzhaften Pizza-Quiche ein.
Highlights am Rundweg am Neuenburgersee
Nach dem Besuch des Schlosses Grandson fahren wir zurück zum Campingplatz in Yverdon-les-Bains und starten zu einem Rundweg zu weiteren Sehenswürdigkeiten von Yverdon-les-Bains. Der Weg führt uns zuerst vorbei am Strandbad, welches jetzt leer ist, aber das Wetter ist ja auch nicht wirklich überzeugend. Während wir Ausschau nach einem Hinweisschild zu den Menhiren von Clendy halten, entdecken wir eine erste Plattform, die uns Aussicht auf den Schilfgürtel des Naturschutzgebietes Grand Cariçaie am Neuenburgersee bietet. Kurze Zeit später sehen wir auch schon die Menhire von Clendy.
Steinzeit – die Menhire von Clendy
Die «Allee aus Steinen» finden wir ganz in der Nähe der Hauptstrasse nach Estavayer-du-Lac. Der Kultplatz besteht aus 45 Menhiren und Statuen-Menhiren. Sie bilden zwei 50 m lange Steinreihen und vier Steingruppen, die einen Halbkreis bilden. Die Menhire von Clendy wurden ungefähr vor 6.000 Jahren erstellt. Die höchsten Menhire haben eine Höhe von 4,5 m, die kleinsten sind nur 45 cm hoch. Die kleinsten Steine wurden durch Betonabgüsse ersetzt. Die Originale sind im Museum in Yverdon-les-Bains zu betrachten. Die Steine weisen Spuren von Bearbeitungen auf, weshalb die Forschung auch von Statuen-Menhiren spricht. Vor allem die kleinen Steine haben sorgfältig herausgearbeitete Kopfteile.
Die Menhire von Clendy sind erst nach der Juragewässerkorrektur 1878 wieder zum Vorschein gekommen, da sich der Seespiegel um mehrere Meter senkte. Über Einhundert Jahre später, entschied man sich, sie wieder aufzustellen. Jetzt kann man sie auf einem Spaziergang als Sehenswürdigkeit von Yverdon-les-Bains bewundern.
Was hat die Menschen wohl damals angetrieben, die bis zu 5 Tonnen schweren Felsbrocken ans Seeufer zu schleppen? Ist dies ein sogenannter Kraftort mit erhöhter natürlicher Energie? Die Menhire von Clendy werden zumindest in einem Satz mit der Pro Natura Zentrale «Champ Pittet» als Kraftort genannt. Die Seele kann man hier definitiv baumeln lassen. Die Stille der Waldlichtung, die Einsamkeit und die Erhabenheit, die von der Leistung dieser vor 6.000 Jahren lebenden Erbauer ausgeht, übt einen magischen Zauber auf uns aus. Nach einer Weile verabschieden wir uns von den Menhiren von Clendy und laufen an der Strasse entlang zur Kreuzung. Dort folgen wir der Ausschilderung nach Champ Pittet.
Natur und Poesie – Champ Pittet
Der Weg zum Pro Natura Zentrum «Champ Pittet» führt uns unterhalb der Ingenieurs-Hochschule vorbei und dann im Wald parallel zu den Bahnschienen. Und dann sehen wir endlich den Parkplatz und den Eingang.
Der «Garten von damals»
Ein Insektenhotel und ein Froschteich begrüssen uns am «Garten von damals». Hier in diesem naturbelassenem Garten stehen Futterpflanzen für Insekten. Duftende Blüten, Kräuter und alte Getreidepflanzen säumen den Weg, welcher direkt zum Schloss führt.
Der «Garten der Gefühle»
Neben dem Schloss, in dem es Ausstellungen und ein Café gibt, welche aber schon geschlossen sind, finden wir den «Garten der Gefühle». Na, hast du eine Idee, was ein «Garten der Gefühle» sein könnte? Der Garten macht sich die Symbolsprache der Pflanzen zu nutzen. Die vier Ecken des Quadrats stehen für die vier Aspekte der Liebe: Romantik, Leidenschaft, Geselligkeit und Kummer. Als verbindendes oder trennendes Element mäandert Wasser durch eine kunstvoll geschaffene Rinne, die an eine Pflanzenranke erinnert.
Zitat aus dem Garten der Romantik: «Der Romantik entsprechen das reine Weiss, das schüchterne Blau, das sanfte Rosa, der Duft des Geissblattes … In jeder Jahreszeit widerspiegeln die Pflanzen die Zerbrechlichkeit und die Unbefangenheit einer frisch keimenden Liebe. Die Blätter sind grazil, die Pflanzen zart. Beim kleinsten Flüstern des Windes beginnen das Leinkraut und die gelbe Skabiose miteinander zu tanzen, ihre Blüten balancieren elegant auf den langen Stängeln. …. » Ist nicht der Anfang des Textes schon pflanzengewordene Poesie? Ich muss direkt nachher mal in meinem Garten schauen, wer mit wem auf der Hochzeit des Hochsommers tanzt und wer sich immer noch vor dem starken Regen verbeugt, obwohl der schon weitergezogen ist.
Es gäbe im Pro Natura Zentrum «Champ Pittet» auch einen «Garten der Köstlichkeiten» zu bewundern, aber dieser ist kostenpflichtig und da schon alles geschlossen hat, müssen wir darauf verzichten. Ob ein Apfelbaum wohl auch eine heimliche Liaison hat?
Tipp: Für Kinder gibt es die Möglichkeit verschiedener Postenläufe, die man an der Kasse bekommt. Und wenn der kleine Hunger kommt, könnte man auch an einem der schönen Picknickplätze eine Pause machen und schauen, was der Rucksack so hergibt. Oder man schaut, was die Küche des Cafés aus Gartenzutaten zubereitet hat.
Seeuferfeuchtgebiet – Grand Cariçaie bei Yverdon-les-Bains
Wir jedoch reissen uns von den Gärten los, obwohl man hier noch sehr viel länger verweilen könnte, und laufen zum Reservat «Grèves de Cheseaux». Dieses Reservat enthält die grösste Ansammlung von Teichen des Seeuferfeuchtgebiets Grand Cariçaie und ist eine weitere Sehenswürdigkeit von Yverdon-les-Bains. Offene Kanäle führen zum See und der Schilfgürtel bietet geschützte Nistplätze für Haubentaucher, Zwergtaucher und Blesshuhn. Hier brütet die grösste Haubentaucher Population der Schweiz.
Wir lernen, dass diese Teichsysteme durch Eingriffe in Flussläufe und Hochwasserschutz selten geworden sind. Ohne menschliche Eingriffe würde die hohe Produktivität der Pflanzen (Schilf und Seerosen) die Teichlandschaft heute verlanden.
Auf Stegen läuft man übers Wasser. Der Beobachtungsturm bietet interessante Aussicht über den See und in den Schilfgürtel. Für eine weitere versteckte Beobachtungshütte bräuchte man jedoch einen Zugangscode, den man beim Eintritt in das Pro Natura Zentrum von «Champ Pittet» erhält.
Nach diesem wunderschönen Abendspaziergang laufen wir entlang der Strasse zurück zum Campingplatz. Wir bewundern die ehemaligen Fischerhütten, die heute kleine Ferienparadiese sind. Und geniessen die Aussicht über den Hafen. Da wir uns im Maison de Terroirs in Grandson ein Abendessen mitgebracht haben, können wir in den letzten Sonnenstrahlen des Tages noch ein wenig lesen.
Am nächsten Morgen sind wir früh zu einer Tuk-Tuk-City-Tour verabredet, um die Sehenswürdigkeiten der Altstadt von Yverdon-les-Bains zu sehen.
Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Yverdon-les-Bain
Mit dem Tuk-Tuk durch Yverdon-les-Bains
Yverdon-les-Bains liegt eingebettet zwischen dem Neuenburgersee und dem Jura. Eine Besonderheit der Stadt ist, dass sie heute nicht mehr direkt am Seeufer liegt. Durch die Juragewässerkorrektur entstand zwischen der Altstadt und dem Neuenburgersee ein breiter Streifen Land, der als Industriegebiet genutzt wird. Inzwischen versucht man, das Gelände durch Sportplätze und Freizeiteinrichtungen aufzuwerten. Yverdon-les-Bains hiess übrigens bis 1982 nur Yverdon. Erst dann wurde der Zusatz dem Namen beigefügt.
Tipp: DieTuk-Tuk-City-Tour kann man beim Tourismusbüro buchen.
Wir treffen unseren Tuk-Tuk-City-Guide Herbert um 9.00 Uhr am Campingplatz. Er spricht neben Französisch auch Englisch. Das Tuk-Tuk ist eher ein überdachtes Elektrofahrrad als ein Tuk-Tuk. Und schon geht es los, an der Uferpromenade vorbei am Quai de Nogent, wo sich die Schiffsanlegestellen befinden und in die Stadt. Den Weg könnte man auch problemlos zu Fuss zurücklegen, aber so kommt neben Erklärungen und der Möglichkeit Fragen zu stellen auch noch der Spassfaktor dazu.
In der Altstadt von Yverdon-les-Bains
Die Altstadt von Yverdon-les-Bains besteht eigentlich nur aus drei Strassen. Die Häuser mit ihren schmucken Hausfassaden gehen weit nach hinten. Teilweise haben sie wunderschöne Innenhöfe und grosse Gartenareale. Das würde man so gar nicht vermuten.
Bei der Bäckerei-Chocolaterie Gerber Wyss halten wir. Wurde doch hier der alte Gemeindebackofen aus dem 13. Jahrhundert gefunden. Allerdings sind wir von dem unglaublichen Angebot an Broten und anderem Gebäck abgelenkt. Während ich diesen Beitrag schreibe, bekomme ich sofort wieder Appetit.
Am Pestalozzi Platz
Am östlichen Ende der Altstadt trifft man auf den Pestalozzi Platz mit dem Rathaus, Geschäften, Restaurants, dem Schloss und einer Kirche. Da Pestalozzi von 1804 bis 1825 im Schloss von Yverdon sein rasch über die Landesgrenzen bekanntes Schulinstitut gründete, ist der Platz nach ihm benannt. Eine Statue zeigt ihn mit zwei Kindern. Wer sich für den berühmten Pädagogen interessiert, kann das Dokumentations- und Forschungszentrum im Schloss besuchen.
Das Schloss beherbergt auch das Historische Museum und das Schweizer Modemuseum, welches Mode und Accessoires vom 18. Jahrhundert bis heute ausstellt.
Der Neubau der reformierten Kirche Notre Dame wurde zum Pestalozzi Platz hin mit einer markanten Barockfassade mit geschwungenem Giebel ausgestattet. Vom Vorgängerbau wurden der spätgotische Glockenturm und das reich geschnitzte Chorgestühl von 1499 bis 1502 übernommen. Die Kirche ist nicht nur äusserlich, sondern auch im Inneren ungewohnt. Ist die Aufteilung doch quer statt längs.
Rund um die Altstadt
Rund um die Altstadt von Yverdon-les-Bains gibt es weitere interessante Sehenswürdigkeiten. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, möchte ich noch auf das Haus von Anderswo «Maison d’Ailleurs» verweisen. Ich bedaure sehr, dass wir es nicht geschafft haben das Museum zu besuchen. Ist es doch ein Museum für Science-Fiction und Utopien. Neben Wechselausstellungen gibt es auch eine Jules Verne Dauerausstellung.
Yverdon-les-Bain verfügt auch über ein Theater. Das Theater Benno Besson wurde 1898 nach dem Vorbild des Casinos von Monte Carlo erbaut. Vis-à-vis steht ein Belle Epoque Pavillon, der früher für Tanzveranstaltungen genutzt wurde.
Mit dem Kurzbesuch beim Theater nähert sich unsere Tuk-Tuk-City-Tour dem Ende entgegen und wir müssen uns langsam sputen, den Campingplatz zu verlassen. Aber einen letzten Tipp habe ich noch für dich.
Tipp 1: Ich hoffe doch, du hast jetzt Lust auf einen Besuch von Yverdon-les-Bains bekommen. Wenn du mit Kindern unterwegs bist oder mehr Zeit hast, empfehlen wir dir eine Schnitzeljagd in der Altstadt zu unternehmen. Bei der Tourist-Information am Bahnhof oder im Internet zum Download gibt es das Aufgabenheft «Im Laufe der Geschichte«. Einfach nur reinzulesen, ist auch interessant.
Tipp 2: Im Beitrag «Highlights im Jura und Drei-Seen-Land» findest du viele weitere Ausflugsideen, die sich mit einem Besuch in Yverdon-les-Bain verbinden lassen. Hinterlass gern einen Kommentar, wenn du noch weitere Ideen hast.