Bummel durch Solothurns Altstadt mit Abstecher zur Verenaschlucht
Kennst du das? Du fährst einer Stadt entgegen, siehst die Schilder und plötzlich fällt dir wieder ein – hier wolltest du doch längst mal Halt machen. So geht es uns jedes Mal, wenn wir an der Autobahnverzweigung nach Solothurn vorbeikommen. Schliesslich soll Solothurn mit der historischen Altstadt nicht nur voller spannender Sehenswürdigkeiten sein, sondern mit der Verenaschlucht auch einen spirituellen Rückzugsort voller Geschichte inmitten der Natur bieten.
Auf dem Weg nach Biel nehmen wir uns endlich die Zeit für einen Bummel durch Solothurns Altstadt – und werden nicht enttäuscht. Die Stadt an der Aare hat Charme, Flair und eine lebendige Geschichte. Trotz wechselhaftem Wetter pulsiert das Leben in den Gassen, zwischen individuellen Geschäften, historischen Bürgerhäusern und gemütlichen Cafés. Solothurns Sehenswürdigkeiten erzählen von einer bewegten Vergangenheit – etwa als Residenz der französischen Ambassadore. Vielleicht weht noch ein Hauch von Savoir-vivre durch die Gassen und verleiht Solothurn dieses besondere, fast französische Flair? Und überall begegnet uns die geheimnisvolle Zahl 11, die in Solothurn eine ganz besondere Rolle spielt.
Zwischen zwei Regenschauern bleibt noch die Zeit für einen Abstecher zu Solothurns Verenaschlucht. Ein kurzer Spaziergang führt uns vom Parkplatz oberhalb des Restaurants Einsiedelei in eine verwunschene Welt der Verenaschlucht aus Felsen, Wald und Kapellen.

Altstadt Bummel oder Solothurns Liebe zu den Schnapszahlen
Hast du dich schon einmal mit Numerologie und der magischen Bedeutung von Zahlen beschäftigt? Nein? Mir ging es genauso, aber wenn man einen Besuch der Stadt Solothurn plant, kommt man an der Zahl 11 nicht vorbei. Für mich ist die 11 bis dato gedanklich eher mit dem Beginn der fünften Jahreszeit, dem Karneval verbunden. Du weisst schon der 11.11., 11 Uhr 11, der Zeitpunkt, an welchem die Narren die Herrschaft übernehmen.
Nicht so in Solothurn, da gilt die Zahl 11 manchen sogar als «heilige Zahl». Dies ist allerdings erstaunlich. Gilt die Zahl 11 in der christlichen Zahlensymbolik doch eher als unvollkommene Zahl. Die Zahl überschreitet die 10 Gebote, so dass sie in der Literatur mit Sünde in Verbindung gebracht wird. Und die 12 Apostel Jesus waren nach dem Verrat auch nur noch 11.
11 und das Vielfache von 11
Besuchst du Solothurn kommst du jedenfalls an der 11 und ihren Vielfachen nicht vorbei. Die Zahl 11 ist in Solothurn positiv besetzt. Der Bezug zur Zahl 11 scheint historisch gewachsen zu sein. Man findet keinen Anfang für die Vorliebe, findet aber überall den Ausdruck dieser Vorliebe.
So gibt es in Solothurn eine 11 i Uhr mit einem 11 Stunden Ziffernblatt und einem Glockenspiel mit 11 Glocken. Willst du in Solothurn ein Bier trinken, kommt ihr heute nicht am «Öuffi-Bier» (Dialekt für 11) vorbei. Die Brauerei wurde wahrscheinlich nicht zufällig am 11.11.2000 gegründet. Als Mitbringsel eignet sich die 11-i-Schokolade der Confiserie Hofer. So spielt heute jeder vom Anwalt bis zur Immobilienfirma mit der Zahl 11 so gut er kann.
Bereits die Sage zu den beiden Stadtheiligen Urs und Viktor spielt mit der Zahl 11. So gehörten diese beiden der 11. Thebäischen Legion an. Auch soll es 11 Zünfte in Solothurn gegeben haben. Das alles ist jedoch nicht wirklich belegt. Sucht man lange genug in der Geschichte findet man eine Zeit in der der Kanton Solothurn in 11 Vogteien aufgeteilt war. 11 Kirchen und 11 historische Brunnen gehören zum Stadtbild. Wobei die Stadt Solothurn 47 öffentliche Brunnen hat. Ist man auf die Zahl 11 oder ein Vielfaches davon fixiert, kann man sich alles auch richtig zusammenzählen. Das Meisterstück in Sachen 11 ist die St. Ursen-Kathedrale, eine wichtige Sehenswürdigkeit in der Solothurner Altstadt. Aber irgendwie macht diese Schrulligkeit die Stadt sehr liebenswert.
Durch das Baseltor in Solothurns Altstadt
Wir parken das Auto in der Tiefgarage vor dem Baseltor und begeben uns durch jenes Stadttor aus dem 17. Jahrhundert in die lebendige Altstadt von Solothurn. Der Weg vom Baseltor zur Aare ist einfach perfekt, um die Stadt auf sich wirken zu lassen – erst die historischen Gassen, dann die offene Weite am Fluss mit dem fast mediterranen Flair.

Man kann unschwer erkennen, dass das Baseltor zur Stadtbefestigung von Solothurn gehörte. Etwas irritierend ist, dass der Autoverkehr durch das Baseltor fliesst, denn hat man das Tor durchschritten, wähnt man sich in einer Fussgängerzone. Diese beginnt jedoch erst später. Auf der anderen Seite des Baseltors ist eine kleine Filmcrew gerade dabei eine kurze Szene in auffälliger Kostümierung zu drehen.

Weiter geht es durch Solothurns Altstadt, und wir erreichen die St. Ursen-Kathedrale, das bedeutendste Schweizer Bauwerk des Frühklassizismus. Sie gilt nicht nur als Wahrzeichen der Stadt sondern auch als eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Solothurns. Ausserdem ist sie wie angedeutet ein Bravourstück der Zahl 11. Der Neubau dauerte 11 Jahre von 1762 bis 1773. Im Inneren gibt es 11 Altäre, der Kirchturm ist 6 mal 11 m hoch und hat 11 Glocken. Und es führen 3 mal 11 Treppen hoch zur Kathedrale.



Unser nächstes Ziel ist die Jesuitenkirche, die von 1680 bis 1689 erbaut wurde.

Und schon steht vor uns das ältesten Bauwerk der Stadt, der Zeitglockenturm. Er wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Unter einem kleinen Dach stehen Ritter, König und Gerippe für die Vergänglichkeit der Zeit und erinnern an den Sinn des Lebens. Das grosse komplizierte astronomische Uhrwerk zeigt Tag, Monat und Jahreslauf an. Hier beim Zeitglockenturm findet auch mittwochs und samstags der Markt statt. Natürlich steht hier auch einer der 11 historischen Brunnen von Solothurns Altstadt.

Die 11 historischen Brunnen in der Altstadt von Solothurn
Solothurn liegt nicht nur an der Aare, sondern auch am Südfuss des Juragebirges, so dass es hier zahlreiche Quellen gibt. In Leitungen gefasst, sprudelt es aus den Brunnen der Stadt. Ob schon die Römer hier in Salodurum einen Brunnen hatten? Urkundliche Erwähnung fand der erste Brunnen 1303.
Ein Brunnenbauboom setzte in Solothurn ein, nachdem die Stadt Bern innerhalb von drei Jahren neun Brunnen mit Figuren einweihte. Schöne Brunnen waren Zeichen von Reichtum und Bedeutsamkeit einer Stadt. Begünstigt durch den Wohlstand, der mit dem französischen Einfluss im 16. Jahrhundert Einzug hielt, baute und renovierte auch Solothurn Brunnen. Drei Mal sprudelte in der Geschichte Solothurns (1689, 1725, 1729) sogar roter und weisser Wein aus einem Brunnen. Dies war ein Geschenk des französischen Botschafters anlässlich der Geburt von Henri Louis, Duc de Bourgogne, der Vermählung Ludwig XV. und vier Jahre später anlässlich der Geburt seines ersten Sohnes.

Die kunstvoll verzierte Säule des Fischbrunnens auf dem Marktplatz in der Altstadt Solothurns weist einen unglaublichen Detailreichtum auf. Unten schmücken sie zwei geflügelte Köpfe aus deren Mündern die Rohre mit dem Wasser entspringen. Darüber befinden sich am Schaft der Säule Akanthusblätter und Fruchtgehänge. Schildhalter sind eine Meerjungfrau und ein Mischwesen aus Mann und Fisch (Triton). Darüber befinden sich weitere Akanthusblätter bevor Widderköpfe das Kapitell schmücken. Gekrönt wird die Säule von einem ritterlichen Bannerträger.
Tipp: Spazierst du durch die Altstadt von Solothurn schau dir die Brunnen genauer an. Beim Gerechtigkeitsbrunnen kannst du beispielsweise unterhalb von Justitia die Vertreter der geistlichen und weltlichen Macht der damaligen Zeit entdecken: den deutschen Kaiser, den Papst, den türkischen Sultan und den Schultheiss von Solothurn. Humor hatten die Solothurner damals wohl. Der St. Georgsbrunnen erzählt die Geschichte des Drachentöters.
Seitenwechsel über die Aare
Mediterranes Flair herrscht an der Aare. Cafés und Restaurants mit ihren Sonnenschirmen wirken einladend. Bevor wir die Seiten wechseln und die Aare überqueren, weckt das unglaubliche Angebot einer Eisdiele unser Interesse. Nach einer Viertelstunde Beratung haben wir endlich herausgefunden, wer was nimmt, damit wir möglichst viele der kreativen Geschmacksrichtungen testen können.

Die Aare ist in ihrem Bett sehr schnell unterwegs. Das merkt ein kleines Bötchen, welches Anlegemanöver übt. Wir schauen einen Moment zu, aber dann laufen wir weiter. Der Himmel droht schon mit dem nächsten Regenschauer. Wir sind unterwegs zur nächsten Sehenswürdigkeit in Solothurn, dem Krummturm.

Um den Krummturm herum befindet sich ein kleiner Park mit Schatten spendenden Bäumen und diversen Kanonen. Es ist ein mittelalterlicher Wehrturm, der in Wirklichkeit nicht schief ist. Das Dach des Turms wirkt jedoch auf den Betrachter ziemlich schief. Die Dachform hängt aber mit dem Grundriss des Turms zusammen, einem unregelmässigen Fünfeck.


Wir haben den Park noch nicht ganz verlassen, als es wieder zu regnen beginnt. So kommt es, dass wir unseren Bummel durch die Altstadt von Solothurn nicht wie geplant fortsetzen, sondern mit wenigen Abstechern zurück zum Baseltor laufen.
Rückweg – weitere Sehenswürdigkeiten in Solothurn
Das Viertel rund um das alte Zeughaus, welches heute ein Museum beherbergt, ist wirklich sehenswert.

Insbesondere das Solothurner Rathaus solltest du dir genauer ansehen. Ursprünglich im 15. Jahrhundert als privates Wohnhaus erbaut, war es zunächst ein angesehener Bürgerbau. Doch bald ging es in den Besitz der Stadt über und wurde als Rathaus genutzt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebäude immer wieder an- und umgebaut, sodass heute eine erstaunliche Mischung aus verschiedenen Architekturstilen entstanden ist.

Verlässt du Solothurn wieder durch das Baseltor kannst du dem Weg vorbei an den kleinen Gärten der alten Häuser zur Riedholzbastion laufen. Diese gehörte zur Stadtbefestigung und wurde während des Dreissigjährigen Kriegs angelegt. Bei schönem Wetter kannst du von der erhöhten Position der Befestigungsanlage den Blick auf die nahegelegenen Juraberge geniessen.

Tipp: Falls du die Sehenswürdigkeiten von Solothurn mit Kindern erkunden willst, so schau dir mal die Rätsel-Trails von Solothurn-Tourismus an. Da ist sicher für jeden etwas dabei. Damit wird so eine Stadterkundung auf alle Fälle spannender.
Falls du in Solothurn übernachten möchtest, in der Altstadt gibt es einige schöne Hotels:
- Baseltor Hotel und Restaurant beim Baseltor
- IN2 BnB direkt an der Aare
- Hotel an der Aare Swiss Quality auf der anderen Seite der Aare
Meine Empfehlung für die Buchung von Unterkünften:
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Abstecher zur Verenaschlucht
Eigentlich ist es ein schöner Weg, der von Solothurn durch die schattige Verenaschlucht führt. Allerdings ist das Wetter so unbeständig, dass wir beschliessen mit dem Auto zum nördlichen Ende der Verenaschlucht (beim Restaurant Einsiedelei) zu fahren. Dort gibt es einen Parkplatz, von dem aus man in die Verenaschlucht wandern kann. Wer wandern will kann auch einen Rundweg daraus machen, indem er den Meditationsweg mit der Verenaschlucht kombiniert.
Wir nutzen die kurze Regenpause um uns die Verenaschlucht anzusehen. Hier am nördlichen Ende weitet sich die Schlucht auf. Auf der einen Seite der Schlucht steht das Eremitenhäuschen und die Martins Kapelle. Gegenüber steht die Verena Kapelle. Ein Vorbau schützt die eigentliche Kapelle im Fels.

Im Eremitenhäuschen lebt seit dem 15. Jahrhundert fast durchgängig ein Einsiedler. Wobei die Verenaschlucht ein beliebtes Ausflugsziel ist, so dass der Ort zwar abgeschieden, aber nicht einsam ist.

Hinter der Martinskapelle befindet sich eine Höhle, in der die heilige Verena im 4. Jahrhundert gelebt haben soll. Diese ist aber genauso wenig wie die Martinskapelle zugänglich. Dennoch kann man einen Blick ins Innere der Martinskapelle werfen und versteht automatisch, dass man zum Schutz der Kapelle draussen bleiben muss.

Die Verena Kapelle kann man jedoch betreten.

Hinweis: Traditionell werden in der Verenaschlucht in der Adventszeit Kerzen aufgestellt, so dass viele Leute in die Schlucht pilgern, um die stimmungsvolle Atmoshäre zu geniessen.
Die heilige Verena – Legenden
Verena soll um das Jahr 300 n. Chr. aus Oberägypten über Italien in die Gegend um Salodurum (das heutige Solothurn) gekommen sein. Es wird vermutet, dass sie einen Verwandten in der christlichen Thebäischen Legion hatte, der während der Verfolgungen unter Kaiser Diokletian ums Leben kam. Zuerst wurde die Legion zweimal dezimiert, was bedeutete, dass jeder zehnte Mann hervortreten musste und getötet wurde. Schliesslich sollte die gesamte Legion ausgelöscht werden. Den beiden Stadtheiligen von Solothurn gelang mit einigen Mitstreitern jedoch die Flucht.
Verena verbrachte mehrere Jahre in der nach ihr benannten Verenaschlucht. Sie war in Heilkunde bewandert und heilte Menschen von ihren Krankheiten und trug so zur Verbreitung des christlichen Glaubens bei. Als sie zunehmend bekannt wurde, floh sie flussabwärts der Aare. Erst liess sie sich bei Koblenz nieder, später gelangte sie nach Zurzach, wo sie 350 n.Chr. starb.
Um ihre Person ranken sich zahlreiche Legenden. Es wird erzählt, dass Mehlsäcke, die sie berührte, sich immer wieder von selbst füllten, oder dass sie in Kämpfen mit dem Teufel stets siegreich hervorging. Eine andere Geschichte besagt, dass der Wein, den sie den Armen schenken wollte, sich in Wasser verwandelte, als man sie des Diebstahls bezichtigen wollte. Auch soll sie ihre Reise flussabwärts nach Koblenz auf einem Mühlstein unternommen haben, weshalb sie zur Patronin der Müller und Fischer wurde.
Der Verenatag ist der 1. September. In Zurzach ist dieser Tag ein Feiertag. Wie das Wetter an diesem Tag ist, soll es die nächsten 4 Wochen bleiben.

