Bericht vom Suisse Caravan Salon 2019

Auch wenn wir noch nicht zu den Best-Agern mit viel Zeit gehören, darf man ja wohl schon mal ein wenig vom Leben nach der Arbeit träumen und wenn alles gut geht, von einem letzten Sabbatical. Der Traum von einem eigenen, autarken, 4 x 4 Wohnmobil und ein Leben on the road, ohne dass man umkehren muss, wenn es am schönsten ist, manifestiert sich zunehmend. Deshalb sehen wir uns auf dem Caravan Salon um und sind gespannt auf neue Entwicklungen und Materialien. In diesem Beitrag berichten wir von unseren Eindrücken, die wir auf dem Caravan Salon gewonnen haben. Wir schreiben vom Traum der Freiheit, berichten über Trends auf der Messe, Wohnmobil Expeditionen, der Verschiffung von Wohnmobilen, Kuriositäten und Zubehör. Gedanklich bauen wir uns unser perfektes, autarkes Wohnmobil und fassen unsere Erkenntnisse zum Thema Wohnmobil und Solarstrom zusammen.

Alter Defender mit Leichtbau-Kanu auf dem Dachträger, die Paddel lehnen an der Motorhaube, Suisse Caravan Salon Bern
Alter Defender mit Leichtbau-Kanu auf dem Dachträger

Der Traum der Freiheit

Als unsere Kinder noch jünger waren, sind wir mehrfach in Amerika und Australien mit dem Wohnmobil unterwegs gewesen. Wir finden, diese Art des Reisens verkörpert immer noch den Hauch von Freiheit, den wir im durchterminierten Alltag so schmerzlich vermissen. Anhalten, wo es schön ist, Picknicken, Leute treffen und ihre Motivation fürs Reisen kennenlernen, Lagerfeuer, interessante Gespräche, ungewohnte Grilldesserts probieren. Eindrücklich in Erinnerung geblieben sind uns gegrillte Fajitas mit Peanutbutter bestrichen und Marshmallows gefüllt. Klar, so etwas fällt Amerikanern ein. Aber auch spontan von der geplanten Route abweichen, Empfehlungen folgen oder einfach irgendwo länger bleiben, weil es so schön ist, dies alles verbinden wir mit Urlaub im Wohnmobil.

Nur, ist man dann gezwungen, Urlaub in der Hauptreisezeit zu nehmen, bleibt von der grossen Freiheit nicht viel übrig. Exorbitant teure Wohnmobilmieten, die in keinem Verhältnis zur Qualität des Vehikels stehen, überfüllte Campingplätze, so dass man vorbuchen muss und immer mehr Restriktionen für Wohnmobile sind die Kehrseite der zunehmend verbreiteten Campingbegeisterung. Deshalb und auch weil die Kinder mehr Raum für sich brauchten, damit der Frieden gewahrt bleibt, haben wir in den letzten Jahren andere Reisearten ausprobiert.

Und so liegt unser letzter Wohnmobilurlaub schon ein paar Tage zurück, um genau zu sein, war es 2011 in Australien. Umso gespannter sind wir nun, was uns auf der grössten Schweizer Campingmesse erwartet.

Der Traum der Freiheit ein Massenphänomen?

Defender mit hochklappbaren Dach
Defender mit aufstellbarem Dach

Den Traum der Freiheit träumen unglaublich viele Menschen. Nur so ist es zu erklären, dass sich schon riesige Schlangen vor Öffnung der Messe gebildet haben. Junge, Alte, Familien mit Kindern – alles wartet gespannt auf die Öffnung der Tore. Und so verschieden wie das Publikum, so verschieden sind die Camping- und Caravaning Lifestyles. Der eine träumt den Traum vom Wochenend-Caravan-Gefährt, der andere von einem Vanlife oder Abenteuern in abgelegenen Regionen der Welt. Der eine sucht den gewohnten Komfort auch unterwegs, der andere möchte autark überleben können, ohne auf den Luxus von heissem Kaffee, kaltem Bier und einem geladenen Laptop zu verzichten. Und alle Träume bedient der Caravan Salon.

Und weil die Freiheit mehr kostet, als die meisten mal so eben spontan locker machen können, hat auch Swiss Lotto einen Stand an prominenter Stelle und verkauft Rubbellose für den kleinen Sofortgewinn und Lottoscheine für den Traum von der Lottomillion.

Uns ruft die Panamerika und würde es reizen, der Seidenstrasse zu folgen. Insofern sind für uns die Stichworte, 4×4, autarkes Wohnmobil und das Thema der Verschiffung besonders interessant.

Für alle, die noch nach Ideen oder Antworten auf gezielte Fragestellungen suchen, gibt es auf mehreren Bühnen am laufenden Band Vorträge. Die noch unsicheren Leute werden mit Fahrtrainings zum Ausprobieren gelockt. Ferienregionen stellen sich mit ihren Campingplätzen vor, Zubehöranbieter preisen ihre Produkte an. Selbst Nischen wie Wohnmobilreisen mit Haustier werden bedient.

Geht man davon aus, dass die Menge der ausgestellten Produkte einer Kategorie mit der Menge der Interessenten korreliert, kann man ganz klar sagen, das Zelten feiert ein Revival. Dachzelte gibt es vom Mini angefangen für so ziemlich jeden Autotyp. Dazu passend gibt es jede Menge Equipment. Spontan sein und schönes Wetter ausnutzen, um raus in die Natur zu fahren scheint In zu sein.

Ein Mini mit Dachzelt auf dem Suisse Caravan Salon
Ein Mini mit Dachzelt

Ein weiterer riesiger Themenschwerpunkt auf dem Salon Caravan sind die ausgebauten Vans. Die Werbung spricht davon, dass man entscheiden kann, ob es Alltag oder Urlaub ist. Von fertig ausgebauten Vans aller Automarken mit aufklappbaren Dächern, in denen sich Schlafraum befindet bis hin zu Modulen für Kochen, Kühlen, Abwaschen, Stauraum etc. Das Spektrum des Angebots ist riesig. Auch Wohnmobilvermieter haben inzwischen diese Fahrzeuge in die Fahrzeugflotte aufgenommen.

Ein Van als Wohnmobil auf dem Suisse Caravan Salon Bern von Innen, oben sieht man das hochgeklappte Dach und das zusammengeschobene Bett. Unten sind Küchenmodule in Kastenform verbaut.
Ein Van von Innen

Neben Vans scheinen sich auch ausgebaute Lieferwagen grosser Beliebtheit zu erfreuen, wobei uns die Raumnutzungskonzepte da nicht wirklich überzeugt haben. Die meisten bieten im hinteren Teil des Fahrzeugs ein kombiniertes Stauraum-Bett-Konzept mit wenig Liegekomfort an. Die eigentlich sehr praktischen Hubbetten, die man abends von der Decke lässt, sind in diesen Modellen noch nicht verbaut. Soll aber in den nächsten zwei Jahren kommen. Im Bild mal eine der wenigen interessanten Bettlösungen.

Mercedes Sprinter Ausbau zum halb autarken Wohnmobil mit zwei getrennten Betten hinten auf dem Suisse Caravan Salon
Mercedes Sprinter Ausbau mit zwei getrennten Betten hinten

Wohnmobile nehmen neben Campinganhängern einen breiten Raum ein. Den meisten Angeboten gemein ist, dass Wert auf Luxus wie ein eigenes Bad gelegt wird. Hier findet man bei einigen Anbietern mit Wohnmobilen für 4 Personen bereits Hubbetten im vorderen Teil des Wohnmobils. Einige Wohnmobilanbieter bieten im hinteren Teil des Fahrzeugs wahlweise eine Garage oder Stockbetten für Kinder an oder aber auch einen eingebauten Hundezwinger. Der Grösse sind fast keine Grenzen gesetzt, auch wenn auf dem europäischen Markt die Slide-out-Varianten kaum angeboten werden.

Im Bild die Slide-out-Variante eines Lieferwagens zum halb autarken Wohnmobil umgebaut
Slide-out-Variante eines Lieferwagens auf dem Suisse Caravan Salon

Geführte Expeditionen durch mehrere Länder

Leben im Wohnmobil ist nicht nur bei Aussteigern, Digital Nomads, sondern auch bei den sogenannten Best-Agern mit viel Zeit im Trend. Vor allem letztere sind die Zielgruppe für organisierte Expeditionen mit dem eigenen Wohnmobil. Das hört sich für Freiheitsliebende jetzt schrecklich an, dahinter verbirgt sich aber ein interessantes Konzept. Zehn bis Zwanzig private Wohnmobile fahren gemeinsam eine Strecke durch mehrere Länder. Wobei gemeinsam fahren nach dem Motto läuft: «jeder für sich, doch nicht allein». Die Teilnehmer erhalten ein Roadbook mit Tagesetappen und Sehenswürdigkeiten. Abends trifft man sich.

Die Vorteile dieser Form des Reisens sehen wir darin, dass einem der Papierkram im Vorfeld abgenommen wird, dass man die Grenzen gemeinsam passiert und dass man bei Problemen nicht allein dasteht. Dadurch, dass die Reisen begleitet sind, kann der Guide bei Problemen auf das Netzwerk der Firma zurückgreifen. Ob nun eine Vertragswerkstatt gebraucht wird oder abgeschleppt werden muss, ob sich plötzlich gesetzliche Regelungen ändern und alle einen Landesführerschein erwerben müssen oder ob Sondergenehmigungen gebraucht werden, man muss nicht allein mit der Bürokratie und der fremden Sprache kämpfen. Immerhin können solche Reisen bis zu einem Jahr dauern und einen von Europa nach China und Indien oder mit Verschiffung der Wohnmobile entlang der Panamerikana von Feuerland bis in die USA führen.

Vorteilhaft ist weiterhin, dass das benötigte Budget vorher ziemlich klar umrissen ist.

Allen Teilnehmern solcher Expeditionen gemeinsam ist die Lust am Abenteuer und ein eigenes autarkes Wohnmobil. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Einzig fit sein muss man, damit man die körperlichen Strapazen meistert. Uns hat dieses Konzept begeistert.

Das Verschiffen von Wohnmobilen

Das Unternehmen, welches sowohl die geführten Touren als auch den Service des Verschiffens anbietet, ist die Düsseldorfer Firma Seabridge. Der Preis für das Verschiffen liegt momentan bei etwa 48 Euro pro Kubikmeter nach Nord- oder Südamerika und wird ausschliesslich mit Roll-on-Roll-off Verbindungen organisiert. Das bedeutet, die Autos werden auf das und vom Schiff gefahren und müssen nicht in einen Container passen.

Im direkten Gespräch mit den Mitarbeitern haben wir gelernt, dass man im Moment keine Wohnmobile aus Europa nach Australien verschiffen kann. Grund dafür ist ein Käfer, der in Europa sein Unwesen treibt und den die Australier ungern einschleppen würden. Daher müssen Wohnmobile aus Europa nicht nur begast, sondern auch über längere Zeit über 80° C erhitzt werden. Was das mit Materialien, Furnieren und anderen Klebeverbindungen macht, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen. Umgehen kann man das Problem, wenn man mit dem Wohnmobil nach Indonesien fährt und von dort nach Australien übersetzt.

Ein autarkes Wohnmobil

Nach dem Rundgang und dem Genuss einiger Langzeitreiseberichte auf dem Caravan Salon ist uns klar: Wir suchen die eierlegende Wollmilchsau.

Mercedes Sprinter auf dem Suisse Caravan Salon - Ausbau zum autarken Wohnmobil durch die Firma Tartaruga. Im Bild ist das höhergelegte Fahrzeug von aussen zu sehen.
Mercedes Sprinter – Ausbau durch die Firma Tartaruga

Das Wohnmobil sollte nicht zu gross sein, damit man auch durch enge Kurven kommt. Ein Allradantrieb ist sicher in manchen Situationen äusserst hilfreich und auch eine ordentliche Bodenfreiheit wäre wünschenswert. Gleichzeitig sollte es nicht über 3,5 Tonnen Gewicht kommen. Wir haben zwar beide den LKW Führerschein, aber in der Schweiz nehmen die Gesundheitsprüfungen mit steigendem Alter zu und werden restriktiver. Vielleicht entscheiden wir uns irgendwann dafür, den Führerschein abzugeben.

Also schauen wir uns die Kandidaten unter folgenden Gesichtspunkten an:
– 4 x 4 Antrieb und Bodenfreiheit
– Gewicht und Zuladung
– Leben im Fahrzeug für einen längeren Zeitraum (Raumaufteilung, Küche
und Bett)
– Bekanntheit der Fahrzeugmarke
– Tankvolumen für Diesel, Frisch- und Brauchwasser

Gewicht und Zuladung

Gewicht und Zuladung sind bei vielen bis 3,5 Tonnen zugelassenen ausgebauten Fahrzeugen ein Problem. Auch sind die Angaben nur schwer vergleichbar, weil jede Firma im angegebenen Gewicht etwas anderes mit einrechnet. Mal ist es der Fahrer, ein voller Tank und voll aufgefüllter Frischwassertank, mal rechnet man nur den Tank und 20 Liter Frischwasser ein. Was genau schon im angegebenen Gesamtgewicht eingerechnet ist, erfährt man nur durch genaues Nachfragen.

Leben im Fahrzeug für einen längeren Zeitraum

Unter dem Aspekt vielleicht ein Jahr in einem Wohnmobil zu leben, kommt dem Aspekt der Raumaufteilung eine besonders wichtige Bedeutung zu.

Ein eigenes Bad ist unter dieser Prämisse nicht nur ein wünschenswerter Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Die kombinierten Duschtoiletten sind zwar platzsparend, aber wie wir von unserer Galapagos Katamaran Tour wissen, ist ein solches Bad immer nass und damit auch der Raum drumherum. Insofern wäre eine getrennte Dusche von der Toilette erste Wahl.

Beim Thema Bett werden wir wohl Kompromisse machen müssen. Betten, in denen man in Längsrichtung des Fahrzeugs schläft, so dass jeder rauskommt, ohne über den anderen krabbeln zu müssen, gibt es fast nur bei Fahrzeugen mit einem Alkoven. Getrennte Betten mit Mittelgang im Mercedes Sprinter haben wir auch gesehen, sie wirkten schmaler als sie wahrscheinlich sind. Bei den Ausfahrbetten, die sehr platzsparend sind und eine vernünftige Liegefläche bieten, liegt man wieder so nebeneinander, dass einer an der Wand liegt.

Für den Selbstversorger spielt natürlich auch die Küchenausstattung eine wesentliche Rolle. Aufgefallen ist uns, dass nur Kühlschränke mit einem Minieisfach im Kühlschrank eingebaut wurden. Wir würden uns aber ein eigenständiges Gefrierfach wünschen, um beispielsweise Fleisch portionsweise einzufrieren. Über dies würde uns auf lange Zeit ein Backofen richtig fehlen. Ganz einfach, weil es in den meisten Ländern der Welt kein gescheites Brot zu kaufen gibt. Mit speziellen Campingtöpfen kann man zwar einen Umluftherd imitieren, aber das Ergebnis ist nicht das Gleiche.

Bekanntheit der Fahrzeugmarke

Je verbreiteter eine Fahrzeugmarke auf der Welt ist, umso eher findet man eine Werkstatt und Ersatzteile. Ein weit verbreitetes Fahrzeug hat auch den Vorteil, dass es sich mit positiven Eigenschaften durchgesetzt hat. Einen Toyota Hilux, einen Mercedes oder auch einen Fiat Ducato findet man auf vielen Strassen dieser Welt. Etwas Sorgen bereitet uns die Elektronik in den moderneren Versionen dieser Fahrzeuge.

Die Qual der Wahl

Während wir noch ein wenig auf unser Traum-Wohnmobil sparen müssen, haben wir noch Zeit für ein paar Grundsatzentscheidungen.

Wird es ein Aufbau für einen Toyota Hilux? Da haben wir z.B. von der deutschen Firma Bimobil, die in der Schweiz mit Tartaruga zusammenarbeiten, interessante Aufbauten gesehen. Sie punkten mit guter Isolation und bei der Inneneinrichtung mit dem Bett und der hochstellbaren Heckklappe für Terrassenfeeling. Oder wird es doch eine höhergelegte Allrad Kurzversion des Mercedes Sprinters? Die Höherlegung beträgt immerhin 15,5 cm vorn und 13,5 cm hinten. Die deutsche Firma HRZ-Reisemobile ist ebenfalls in beiden Bereichen Aufbauten und Ausbauten tätig.

Exploryx, ebenfalls eine deutsche Firma, war zwar nicht persönlich auf der Messe vertreten, tauchte aber in einem Vortragsabspann auf und bietet wie ein Blick auf die Website zeigt, eine breite Fahrzeugpalette und diverse Innenausbauten an. Hier gibt es das platzsparende Ausziehbett, welches von 80 cm auf 1,60 m ausgezogen werden kann. Im eingeschobenen Zustand ist es trotzdem als Tagesbett nutzbar. Auch sonst haben ihre Fahrzeuge interessante Raumkonzepte.

Die meisten Anbieter führen einmal im Jahr eine Hausmesse durch. Wir planen nächstes Jahr die eine oder andere Hausmesse zu besuchen und werden dann berichten.

Wohnmobil und Solarstrom

Da wir ein autarkes Wohnmobil wollen, beschäftigen wir uns auch mit dem Thema Solarstrom. Dazu besuchen wir einen Vortrag von T. Sigrist von der Firma Autosolar.

Das Einmaleins des Solarstroms beginnt mit der Überlegung wieviel Solarstrom man denn benötigt. Dazu sollte man die Leistung sämtlicher Verbraucher, die man anschliessen möchte notieren. Diese Angaben findet man auf den Typenschildern von Laptops, Akkus, Kaffeemaschinen etc. Gleichzeitig sollte man sich überlegen, wie lange und oft sie am Tag tatsächlich Strom benötigen. Mit diesen Angaben kann man ziemlich gut ausrechnen, wieviel Solarpanels auf dem Dach wünschenswert wären.

Welche Arten von Solarsystemen gibt es?

Auf dem Markt gibt es zur Zeit drei verschiedene Systeme. Bekannt von Hausdächern sind die Monokristallinen Solarpanels. Sie sind günstig in der Anschaffung und einfach in der Montage. Allerdings ist ihr Gewicht mit 12 kg und der Luftwiderstand inklusive Geräuschkulisse häufig ein Ausschlusskriterium.

Am häufigsten werden flexible Solarpanele verwendet. Sie sind 2,5 kg leicht und nur 3 cm hoch. Sie werden aufgeklebt, was beim Ersatzaustausch zu einigen Problemen führen kann.

100 W Solarpanel
100 W Solarpanel, © Firma Autosolar

Als dritte Möglichkeit sind sogenannte Solarkoffer auf dem Markt. Sie sind faltbar und werden nur ausgepackt und angeschlossen, wenn das Wohnmobil steht. Hier gibt Sigrist gibt zu bedenken, dass das Wohnmobil meist dann steht, wenn man selbst etwas anderes macht. Unter Umständen muss man sich bei der Rückkehr damit abfinden, dass man keinen Solarkoffer mehr hat. Ausserdem muss die Ausrichtung der Sonne folgen, was etwas schwierig ist, wenn man nicht da ist.

Batterie

Die gewonnene Energie muss irgendwo gespeichert werden, also braucht man zum Solarmodul eine Batterie. Neben den herkömmlichen AGM Batterien, gibt es Gel Batterien und Lithium Batterien.

AGM Batterien sind schwer, können aber einen hohen Strom liefern und sind somit gut für den Einsatz von Wechselrichtern geeignet. Die Anzahl der Ladezyklen wird mit 400 bis 1.500 Zyklen angegeben. Tiefentladung ist der Lebensdauer nicht förderlich.

Gel Batterien sind dagegen tiefentladungssicher. Ihre Lebensdauer wird mit 500 bis 1800 Zyklen angegeben. Wir haben auf dem Caravan Salon festgestellt, dass in vielen Fahrzeugen standardmässig Gel Batterien verbaut wurden.

Lithium Batterien (LiFePO4) sind die teuersten Batterien auf dem Markt. Sie punkten mit Schnellladung und hoher Effizienz. Viele dieser Batterien sind intelligente Batterien und zeigen an, in welchem Zyklus sie sich befinden. Die Anzahl der Lebenszyklen wird mit 4000 bis 8000 Zyklen angegeben. Insofern relativiert sich der hohe Anschaffungspreis. Auch sie sind für den Betrieb mit Wechselrichtern geeignet.

Aus dem Publikum wurde noch wegen der Brandgefahr, die von Lithium Batterien ausgeht, nachgefragt. Die neuen Lithium-Eisenphosphat Batterien schalten sich wohl bei Temperaturerhöhung ab, so dass keine erhöhte Brandgefahr besteht.

Wechselrichter

Ein Wechselrichter ist ein Gerät, welches die 12 V Gleichspannung aus der Batterie in 230 V Wechselspannung umwandelt. Viele Geräte wie Laptops laden nur mit 230 V Wechselspannung. Am sinnvollsten ist die Anschaffung eines reinen Sinus Wechselrichters. Dieser produziert eine schöne Sinuskurve, so dass auch Elektronik, die diesbezüglich empfindlicher ist, anstandslos betrieben werden kann.

Demgegenüber sind die modifizierten Sinuswechselrichter zwar deutlich günstiger in der Anschaffung, sind aber für das Laden eines Laptops nicht geeignet.

Laderegler

Wer eine Batterie mit Hilfe von Solarpaneelen aufladen möchte braucht überdies noch einen Laderegel. Der Laderegler hat die Aufgabe das Laden der Batterie technisch umzusetzen. Darüberhinaus bietet er Tiefentladeschutz, Überspannungsschutz, Überladeschutz und Temperaturkompensation. Die PWM Laderegler schneiden vereinfacht gesagt, die Ladung, die sie nicht brauchen, ab. Die MPTT Laderegler ermöglichen es die gesamte Leistung des Solarmoduls zu nutzen. Diese Laderegler sind auf die verwendete Batterie konfigurierbar.

Kurioses auf der Messe

Beim Erkunden der Messehalle sind wir auch auf zwei kuriose Angebote gestossen, die Camping und Wasser verbinden.

Der schwimmende Caravan

Schwimmcaravan auf dem Suisse Caravan Salon von der Seite gesehen. Die Form könnte man am ehesten als ein rundgelutschtes Trapez beschreiben.
Schwimmcaravan von der Seite gesehen

Zum einen stellte der schweizer Importeuer Nagbe einen Schwimmcaravan der deutschen Firma Sealander vor. Ein Schwimmcaravan ist ein leichter Wohnanhänger, der sowohl auf der Strasse am Auto angehängt fährt als auch eigenständig als Boot mit Aussenbord Elektromotor. Obwohl das Gefährt recht klein ist, wirkt es durch Form und Fenster deutlich grösser als es ist. Der Vorteil für diesen schwimmenden Caravan ist, dass er die Zulassung für alle europäischen Gewässer und Strassen besitzt und man keinen Bootsführerschein oder Anhängerführerschein dafür benötigt. Das Konzept wirkt auf uns recht durchdacht. Eine kleine Küche sorgt für das leibliche Wohl, die Sitzbänke werden nachts zu Betten. Die Aussentreppe ist hochgeklappt gleichzeitig Sicherung während der Autofahrt, kann aber auch einen kleinen Kugelgrill stabil halten.

Für Leute, die einfach am Wochenende spontan raus wollen, ist das eine grossartige Erfindung.

Schwimmcaravan von hinten. Im Bild sieht man die Bootstreppe als Grillhalter und ins Innere des Caravans
Schwimmcaravan von hinten

Mit dem eigenen Wohnmobil auf dem Wasser fahren

Die deutsche Firma Freecamper hat das Konzept des etwas anderen Hausboots entwickelt. Sie vermieten eine Art motorisiertes Floss, auf dass man mit seinem eigenen Caravan auffährt. Das Wohnmobil wird auf dem Floss verankert und schon kann es losgehen. Das Angebot existiert für das grösste zusammenhängende europäische Wassersystem – die mecklenburgische Seenplatte und die Havel.

Werbung der Firma Freecamper für ihr Floss auf dem Suisse Caravan Salon. Im Bild sieht man ein altes Fiat Piaggio Wohnmobil.
Werbung der Firma Freecamper für ihr Floss mit Fiat Piaggio

Nützliches Zubehör

Während wir so über die Ausstellungshallen schlendern sind uns auch ein paar Dinge ins Auge gesprungen, die wir hier kurz vorstellen.

Mobil-Safe

Wohin mit den Wertsachen, wenn man das Wohnmobil verlässt, aber nicht alles mitschleppen möchte? Hier schafft ein Fahrzeugsafe Abhilfe. Die deutsche Firma Mobile Safe bietet je nach Fahrzeugtyp unterschiedliche Safes an, die unter dem Fahrersitz, in der Tür oder an anderen Orten befestigt werden können. Gelegenheitsdiebe, werden damit nicht unbedingt rechnen. Es erschwert den Dieben ihr Handwerk, weil es nicht so schnell geht, den Safe zu knacken oder auszubauen, wie das Aufbrechen einer Tür.

Ein Vorteil dieses Safes ist es, dass die Tür des Safes keinen Schwenkbereich benötigt, weil sie nach dem Öffnen komplett herausgenommen wird.

Küchenbox

Wahrscheinlich wurde die Küchenbox für Leute, die mit Dachzelt unterwegs sind oder für Freunde der Sommerküche entwickelt. Die prämierte Küchenbox der österreichischen Firma Go-Outside ist in vielen verschiedenen Grössen und Ausführungen erhältlich. In der Box ist alles verstaut. Ausgeklappt wird sie zur vollständigen Küche mit Kochherd, Arbeitsfläche und Spülbecken mit Faltkanister Wasserhahn.

Die Kleinste Küchenbox ist zusammengeklappt gerade mal 43,5 cm x 39,5 cm x 37,5 cm gross. Ausgeklappt wird eine Küche von knapp über einem Meter Länge und einer Arbeitshöhe von 80-88 cm daraus. Das Gewicht beträgt allerdings 14 kg. Je grösser die Boxen werden, umso höher auch das Gewicht. Allerdings hat diese wirklich durchdachte Box auch einen stolzen Preis.

Küchenbox der Firma Go-Outside
Küchenbox der Firma Go-Outside, © bei Go-Outside.at

Leistungsstarker Powerpack

Mit neuester Lithium-Polymer Technik ausgestattet, wird der mobile crankagain Powerpack der gleichnamigen schweizer Firma zum Stromversorger in der Not. Dieser Powerpack ist genauso zum Fremdstarten von Motoren (egal ob Auto, LKW oder Boot) wie zum Laden von Geräten geeignet. Du kannst laut Werbung sogar mehrere Geräte gleichzeitig laden. Zusätzlich enthält der Powerpack auch eine LED Lampe. Ein Alleskönner, der bei verschiedenen schweizer Anbietern auf dem Markt erhältlich ist.

Powerpack der Firma Crankagain
Powerpack der Firma Crankagain

Technische Details: Kapazität: 19.200 mAh, Starthilfe Ausgang: 12 V und 24 V, Startstrom: 400 A (800 A Spitzenbelastung), für Betriebstemperaturen von – 20 °C bis 60 °C, Gewicht 800 g

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann würden wir uns freuen, wenn du ihn teilst.

Wir freuen uns über Kommentare, Anregungen und Diskussionen zu unseren Beiträgen