Pünktlich 7.30 Uhr beginnt unsere sogenannte Amba Estate Tee Tour gemütlich sitzend an einem grossen Tisch. Wir werden vom Ururenkel des Begründers dieser Teefabrik in die Geheimnisse von gutem Tee eingeführt. Die nächste Stunde ist gefüllt mit Informationen zur Geschichte von Amba Estate, der Fertigung von gutem Tee, einer kurzen Führung durch die «Fabrik» und einer Degustation, die einer Wein Degustation in nichts nachsteht.
Die Geschichte der Teeplantage «Amba Estate» und interessante Aspekte zum Anbau von Tee
Der Ururgrossvater arbeitete auf den Teeplantagen der Engländer und erfüllte sich den Traum von einer eigenen Teeplantage. Er kaufte Land in den Bergen, welches die Engländer wegen des zu trockenen Klimas für ungeeignet für die Teeproduktion hielten und kaufte Samen. So beginnt die Geschichte von Amba Estate.
Teepflanzen kann man aus Samen oder aus Stecklingen ziehen. Hinter diesen beiden simplen Fakten stecken Weltanschauungen. Aus Samen gezogene Teepflanzen, gelten als Lieferanten aromatischer Tees. Jedoch muss man 3 Jahre warten, bevor man mit der ersten Ernte beginnen kann. Stecklingsvermehrte Teepflanzen sind bereits nach 18 Monaten bereit für die erste Ernte. Auf Amba Estate sind die meisten Teepflanzen aus Samen gezogen.
Da für die Teepflanzen auf Amba Estate nicht die optimalen Bedingungen vorliegen, weil die Gegend eher trocken ist, müssen die Pflanzen einen gewissen Stress aushalten. In der Philosophie von Amba Estate macht der Stress die Pflanzen robuster, was sich selbstverständlich auch im Geschmack niederschlägt.
Vor einigen Jahren hat Amba Estate seine Teeproduktion auf biologischen Anbau umgestellt. Es gibt einen Pilz, der den Teepflanzen zu schaffen macht. Gegen diesen wird nun nicht mehr die Chemiekeule, sondern eine Rinder-Urin-Mischung mit Erfolg eingesetzt. Nährstoffe erhalten die Teepflanzen nur durch die Gabe von Kompost.
Da wir an einer privaten Amba Estate Tee Tour am Sonntag teilnehmen und wir wenig Zeit haben, gehen wir nicht durchs Gelände, welches wir vorher schon ein wenig durchstreift haben. Wir können dennoch kurz einen Blick auf die Trocknungsräume und die Arbeitsplätze der Frauen werfen, die den Tee von Hand rollen.

Die Geheimnisse des Tees
Die Teepflanze gehört zur Gattung der Kamelien, wie man an den Blüten erkennen kann. Je höher die Anbaulage des Tees umso aromatischer ist er. Der beste Tee wird in Höhen von 1.400 m – 2.300 m angebaut. Weiterhin wichtig sind sonnige Tage, kühle Nächte und häufiger Nebel. Daneben spielt auch die Erntejahreszeit noch eine Rolle für das Aroma.

Die Teeblätter werden von Hand gepflückt, immer zwei Blätter und eine Knospe. Für ein einfaches Pflücken werden die Teebüsche auf einer Höhe von 80 cm bis 1,00 m gehalten. Wilder Tee wächst zu hohen Bäumen heran. Alle 5 Jahre werden die Teepflanzen stark zurückgeschnitten. Wie oft gepflückt wird, hängt von der Höhenlage ab. Je höher die Lage, desto seltener wird gepflückt.
Nach der Ernte wird der Tee einige Stunden luftgetrocknet. Anschliessend wird der Tee gewalzt. Bei Amba Estate wird dies mit Bällen von Hand gemacht. Durch das Walzen werden die Zellwände der Teeblätter aufgebrochen. Dadurch kommt es zur Vermischung von Polyphenolen und dem Enzym Polyphenoloxidase, was in Verbindung mit dem Sauerstoff zur oxidativen Veränderung führt. Dieser Vorgang wird irreführenderweise Fermentation genannt. Durch die Fermentation ändert sich der Gerbstoffgehalt und der Koffeingehalt des Tees. Schwarzer Tee ist stark fermentierter Tee.
Bei grünem Tee wird die Fermentation durch Zufuhr von Hitze nach dem Walzen verhindert. Weisser Tee ist der am wenigsten bearbeitete Tee. Er enthält die meisten Vitamine und Mineralstoffe und gilt als sehr gesund. Da für die Herstellung des weissen Tees nur die oberste Knospe der Teepflanze verwendet wird, zählt er zu den teuersten Tees. Er wird nicht gewalzt und nur luftgetrocknet.
Tee Degustation
Am Ende all der vielen Erklärungen, die zur Amba Estate Tee Tour gehören, werden vor uns lauter Glaszylinder und Teekannen aufgebaut. Eine Sanduhr zeigt an, wann der grüne, weisse und schwarze Tee langgenug gezogen haben. Dann wird das Gebräu vom Glaszylinder, indem auch die Teeblätter sind in Glaskannen umgeschüttet. Wir beginnen die Degustation mit dem weissen und grünen Tee, der in winzigen doppelwandigen Teegläsern serviert wird. Allein das Farbspektrum ist schon interessant zu sehen. Anschliessend gibt es mildere und stärkere Schwarztees zu verkosten.

So schmeckt «Broken Orange Pekoe» (kleine Teeblätter und Knospen) tatsächlich anders als ein Orange Pekoe Tee mit langen Blättern und getrockneten Teeblüten.
Besondere Teemischungen
Bevor wir als letztes den Gewürztee verkosten, bekommen wir noch den magischen Tee vorgeführt. Der «magic tea» besteht aus Zitronengras, welches mit den intensiv blauen Blüten einer Erbsensorte versetzt ist. Dadurch färbt sich der Tee nach dem Aufgiessen in ein wunderschönes Hellblau. Durch Hinzugabe von Zitronensaft kann man die Farbe ganz natürlich in Pink verändern. Mit diesem Tee kann man auch gefärbte Eiswürfel für die nächste Party herstellen. Die Mädchen lieben diesen Tee.
Aus Zitronengrastee werden beim Amba Estate auch wohlschmeckende Durstlöscher serviert. So schmeckt kalter Zitronengrastee mit einer Ingwerinfusion hervorragend.
Nebenbei werden dem Zitronengras viele gute Eigenschaften zugeschrieben. Es soll Fette und schädliche Stoffe binden und zur schnellen Ausscheidung führen, den Cholesterinspiegel dauerhaft senken, die Verdauung und den Stoffwechsel anregen und so zur Entlastung von Leber, Nieren und Magen führen.
Der Gewürztee schmeckt überraschend gut und hat nur wenig Schärfe. Nach dem Genuss macht sich eine wohltuende Wärme breit. Der Tee ist also perfekt für kalte Wintertage. Er ist so gar nicht mit den Gewürztees, die wir aus dem Oman kennen oder die in Deutschland in der Weihnachtszeit verkauft werden, vergleichbar.
Solltet ihr nach Sri Lanka kommen, empfehlen wir euch die Amba Estate Tee Tour. Die offizielle Amba Estate Tee Tour findet täglich 11.00 Uhr statt, man kann aber auch eine private Tee Tour vereinbaren.
Tee, Tee und noch mehr Tee
Klar, dass wir uns am Ende der Degustation mit Tee eindecken. Leider ist der weisse Tee nach den Weihnachtsfeiertagen ausverkauft. Immerhin können wir noch ein paar Teesterne aus weissem Tee kaufen. Dafür werden einzelne Blätter zu einem Stern gebündelt.
Übrigens wächst auf der Teeplantage nicht nur Tee, sondern auch ein fantastischer Kaffee. Allerdings reicht die Menge nur für den Eigengebrauch aus. Hier fällt es richtig schwer sich am Morgen zu entscheiden, ob man Tee oder Kaffee trinken möchte.
Wenn uns der Grüntee vom Amba Estate vor der nächsten Sri Lanka Reise ausgeht, können wir in der Schweiz Nachschub besorgen. Natürlich könnte man es auch mit dem Teeanbau im eigenen Garten versuchen. Inzwischen gibt es von Lubera in Deutschland und der Schweiz robuste Teepflanzen zu kaufen. Lubera empfiehlt übrigens Leuten, denen die Teeproduktion zu aufwendig ist, Frischtee zu geniessen.
Hier findest du die Reise- und Besichtigungstipps zu Sri Lanka.