Unsere erste Ausfahrt mit dem eigenen Wohnmobil führte nach Gwatt am Thunersee. Einer der Vorteile des Campingplatzes ist es, dass man mit der Gästekarte kostenlos mit dem Öffentlichen Nahverkehr um den ganzen Thunersee herumfahren kann. Überdies ist der Zeittakt der Verbindungen selbst am Wochenende gut. Insofern sparen wir uns jeden Parkstress und fahren mit dem Bus nach Thun. Die Thuner Altstadt ist Liebe auf den ersten Blick. Und die Parkanlage von Schloss Schadau mit dem Ausblick auf die dramatische Kulisse von schneebedeckten Bergen und herbstlich gefärbten Bäumen macht uns endgültig klar, dass wir hier einen Flecken Erde gefunden haben, der die Seele berührt. Aber der Reihe nach.
Beim Bahnhof erfragen wir uns eine kleine Stadtkarte, auf der ein Rundweg durch Thun empfohlen wird. So ausgestattet begeben wir uns auf Stadterkundung.
Die Altstadt von Thun
Allerdings sehen wir, kaum dass wir die erste Brücke überquert haben, dass ein grosser Herbstmarkt in Thun stattfindet. Dieser Markt gibt der Stadt ein besonderes Flair. Die Thuner Altstadt sprüht nur so vor Lebensfreude. Die Aussentische der Restaurants sind gefüllt und an den Markständen wird eifrig gehandelt. Wir fühlen uns wie in einem Paralleluniversum. Auf der einen Seite wurde der Suisse Caravan Salon heute spontan trotz Sicherheitskonzepten geschlossen, während man hier noch das Leben geniessen darf.


So tauchen wir ein in die Stadt und vergessen schnell die vorgeschlagene Route der Stadtkarte. In der Oberen Hauptgasse bewundern wir die berühmten Hochtrottoirs.

Anschliessend stürzen wir uns wieder ins Getümmel des Herbstmarktes und folgen dem Bälliz, bevor wir dann über den Rathausplatz nach oben zum Schloss gehen.



Oben beim mächtigen Schloss Thun angekommen, entscheiden wir uns gleichwohl gegen einen Schlossrundgang. Das Wetter ist so schön, das wollen wir draussen geniessen.

So geht es vom Schloss Thun schliesslich wieder zurück zur Stadt. Vor der Kirche hat man noch einmal einen schönen Blick auf das Schloss und das Boutique Hotel Schlossberg.

Ebenfalls vom Garten der Stadtkirche hat man eine herrliche Aussicht auf den Thunersee und die Berge. Der Platz scheint ein beliebter Ort für Selfies und Gruppenaufnahmen zu sein. Wir müssen warten, ehe wir ein Foto machen können.



Zurück an der Mühleschleuse beobachten wir eine Weile die Surfer. Je nach Können paddeln sie in die Strömung, erheben sich auf ihren Surfbrettern und nutzen dann einen Haltegriff oder nicht. Verlieren sie das Gleichgewicht lassen sie sich von der Strömung in ruhigeres Wasser tragen und der nächste der am Rand wartenden Surfern ist dran.

Anschliessend gehen wir noch zur Spitze auf der Aareinsel. Dort hat einst Kleist an seinem «Zerbrochenen Krug» geschrieben. Schöne Natur, Graffiti und verwunschene Häuser gibt es auf der Insel zu bewundern.



Entlang dem Scherzlinger Weg zum Schloss Schadau
Danach folgen wir dem Scherzlinger Weg entlang der Aare zum Schloss Schadau und erfahren einiges über die Geschichte. Scherzlingen war ein kleiner Fischerort, zu dem ein Uferweg führte.
Entlang des Weges stehen viele Informationstafeln, die über den Bau der Bahnlinie und des Bahnhofs berichten. Ebenso wird auf die Bedeutung der Schifffahrt und den Bau von Schiffskanälen eingegangen. Spannend ist es zu lesen, dass 1872 auf dem Thunersee die Schifffahrt mit Güterwagen (Trajektschifffahrt) aufgenommen wurde. Auf den Schiffen befand sich ein Gleis, auf welches vier bis fünf Güterwagen gefahren werden konnten.

So ist der Weg nach Scherzlingen recht kurzweilig. Bevor wir Schloss Schadau erreichen, kommen wir an der Kirche Scherzlingen aus dem 12. Jahrhundert vorbei. Da sich dort aber gerade eine Hochzeitsgesellschaft versammelt, können wir nicht hineinschauen.

Schloss Schadau
Das Schloss Schadau, einst Haus eines Bankiers, gehört seit 1925 der Stadt Thun. Diese nutzte es als Museum für Gastronomiegeschichte. Nach dem Umzug des Museums ins Schloss Hünegg, welches ebenfalls am Thunersee liegt, wurde das Schloss Schadau restauriert. Seit 2019 wird Schloss Schadau als Hotel und Restaurant genutzt.

Der Park rund um Schloss Schadau ist im Stil der englischen Landschaftsgärten gehalten. Der alte Baumbestand ist wunderschön. Damit der Besucher auch weiss, was er sieht, gibt es an den meisten Pflanzen einen kleinen QR Code, den man einfach fotografieren kann. In dieser umfassenden Form haben wir dies erstmals gesehen. Insofern haben wir uns auch etwas blöd angestellt und es zuerst mit einem QR Code Scanner versucht. Aber damit funktioniert es nicht. Man muss die QR Codes einfach mit der Kamerafunktion des Mobiltelefons fotografieren und schon öffnet sich die Website und informiert über die jeweilige Pflanze.
Entsprechend seiner Schönheit erfreut sich der Park grosser Beliebtheit bei Fotografen. Nicht nur das Hochzeitspaar aus der Kirche Schätzingen kommt in den Park, auch andere Leute nutzen den Park für professionelle Fotoaufnahmen.

Der Blick, den man über den Thunersee auf die Berge hat, ist grandios, obwohl wir leider keinen ganz klaren Blick haben. Wir setzen uns einfach auf die Mauer am See und geniessen für einen Moment das Leben. Hier, in der Normalität eines schönen Herbsttages ist das Leben einfach nur schön.

Im Frühling, zur Blüte der Krokusse auf den weitläufigen Wiesen muss der Park ebenfalls eine Augenweide sein. Wir werden sicher wiederkommen. Jetzt jedoch machen wir uns noch auf den Weg nach Spiez.