Herausforderung Familienreise
Abenteuerreisen mit 4 Personen sind in mancherlei Hinsicht eine Herausforderung und werden mit zunehmendem Alter, eigenen Wünschen und Vorstellungen der Kinder nicht einfacher. Auch die Einschränkungen durch Schulferien und die daraus resultierende Verknappung beziehungsweise Verteuerung machen Familienreisen nicht einfacher.
Wir reisen mit unseren Kindern seit ihrer Geburt. Als die Kinder klein waren, haben sich Ferienwohnungen in Europa oder das Wohnmobil für die USA und Australien angeboten. Vor allem das Wohnmobil war lange Zeit für uns der Inbegriff der Freiheit. Man hat alles dabei, kann anhalten, wenn der kleine Hunger kommt, findet fantastische Campingplätze und kann je nach Reisegestaltung einfach jeden Tag aufs Neue entscheiden, welche Bedürfnisse man hat. Letzteres geht natürlich umso besser, je länger der Reisezeitraum ausserhalb der Hauptferienzeiten ist.
Mit zunehmendem Alter der Töchter und ihrem Bedürfnis nach Abgrenzung und Raum haben wir auf Wohnmobilurlaub verzichtet. Inzwischen sind beide Töchter auf dem Gymnasium und das heisst für uns, dass wir nun nur und ausschliesslich in den Schulferien verreisen können.
Ferienzeiten sind die teuren Reisezeiten, weshalb wir dazu übergangen sind, sehr langfristig zu planen, um wenigstens bei Unterkünften, Mietwagen und Flügen noch die Auswahl zu haben. So ist es für uns nicht ungewöhnlich spezielle Reisen bis zu einem Jahr im Voraus zu planen und so früh als möglich mit den Buchungen zu beginnen.
Der Preis der Planung
Die Planung beziehungsweise das Durchorganisieren einer Familienreise hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehört, dass wir dadurch jede Reise drei Mal machen. Wie das geht? Ganz einfach. Die erste Reise findet im Kopf bei der Reiseplanung statt. Die Vorfreude auf eine Reise ist ein wichtiger Punkt und ein Vorteil der Planung. Wir versuchen mit Büchern, Berichten und Filmen zum Reiseland die Freude am Köcheln zu halten. Irgendwann ist der Countdown auf Null und das Abenteuer beginnt. Beim Bearbeiten der Fotos und Filme und dem Ausformulieren der Reiseberichte erleben wir die Reise dann ein drittes Mal.
Der Nachteil der detaillierten Planung unserer Familienreisen liegt auf der Hand. Diese Art des Reisens lässt uns nicht mehr den Hauch von Freiheit spüren. Wir können nicht bleiben, wo es schön ist oder eine Besichtigung auf besseres Wetter verschieben. Ausserdem ist diese Art des Reisens anfällig für Fehler. Ein ausgefallener Flug oder eine fehlende Reisetasche zieht da schon einen ganzen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich. Immerhin «nach der Reise, ist vor der Reise», so gibt es wenigstens stets ein neues Ziel, auf das wir uns freuen können.
Wie kommen unsere Familienreisen zustande?
Wir haben eine lange Liste von Ländern und Orten im Kopf, die wir gern besuchen würden. Diese Liste wird – je mehr wir reisen – immer länger! Umso mehr wir gesehen haben, umso mehr wird uns bewusst, was wir nicht in der Kürze der Zeit sehen konnten. Ausserdem gibt es Lieblingsorte. Das geht uns mit Schottland so. Irgendwie fühlt sich das Ankommen in Schottland wie nach Hausekommen an. Schottland ist unser Kraftort.
Aber wie kommen nun unsere Familienreisen zustande? Als erstes wird immer die Frage beantwortet, wann Jörg denn Urlaub nehmen kann, was immer ein wenig von den Plänen der Kollegen und den Projekten abhängt. Daraus ergeben sich dann die Schulferien, in denen wir verreisen können. Je nach der Reisezeit, der Länge der Schulferien und dem noch vorhandenen Jahresreisebudget, werden anschliessend Destinationen ausgewählt und in die engere Auswahl genommen. Die Mädchen haben auch eigene Ideen und Vorschlägen und manchmal beginnen sie auch eigene Wege zu gehen.
Die Mischung macht es!
Ist ein Reiseland ausgewählt, fängt die eigentliche Planung an. Im Beitrag «Die Reise im Kopf» habe ich ausführlich beschrieben, wie wir eine Reise planen. Damit jeder in der Familie auf seine Kosten kommt, ist die Mischung wichtig. Bei einer Familienreise muss für jeden etwas dabei sein. Gleichzeitig muss auch jeder bereit sein, ohne zu meckern etwas zu machen, was ein anderes Familienmitglied interessiert. Je älter die Kinder werden, desto leichter wird die Akzeptanz.
Um eine gute Mischung hinzubekommen, schauen wir als erstes, was es Interessantes im Reiseland zu entdecken gibt? Anschliessend wird geschaut ob und wie sich die einzelnen Punkte verbinden lassen? Als nächstes müssen die Ideen mit der zur Verfügung stehenden Zeit der Familienreise in Übereinstimmung gebracht werden. Als letztes schauen wir dann, welche Art des Reisens sich anbietet.
Wir versuchen bei jeder Reise eine Mischung aus Natur (das gibt Kraft für die Seele), Abenteuer (Spass muss sein), Kultur (der Geist sollte auch nicht zu kurz kommen) und Erholung hinzubekommen. So ist für alle etwas dabei, obwohl wir am Ende häufig alle die gleichen Erlebnisse als Highlight bezeichnen. Auch wenn unsere Reisen inzwischen sehr durchorganisiert sind, versuchen wir bei der Planung Raum für Spontanes oder Überraschendes zu lassen, denn das ist die eigentliche Würze einer Reise, die Entdeckungen und Begegnungen vor Ort.
Wie kann man das bezahlen?
In unserem Blog sprechen wir selten über Geld und wie ihr sicher mitbekommen habt, gönnen wir uns hier und da auch den einen oder anderen Luxus auf Reisen. So versuchen wir stets Flüge mit möglichst kurzen Flugzeiten und seltenen Umstiegen zu buchen. Zum einen steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass das Gepäck ankommt und zum anderen kommen wir einfach entspannter am Zielort an und können dann direkt ins Abenteuer springen. Auch buchen wir lieber einen Mietwagen als mit öffentlichem Verkehr zu fahren. Statt unpersönlicher Hotelkomplexe ziehen wir kleinere Guesthouses, Lodges oder Ferienwohnungen vor. Wenn es zum Land passt, ziehen wir aber auch mal mit Jeep mit Dachzelten los oder nehmen ein Allradwohnmobil zum Aufklappen.
Das eigentliche Geheimnis ist, man muss sich das Reisen leisten wollen. Da für uns das Reisen einen grossen Stellenwert hat, fällt es uns leicht im Alltag bei den Ausgaben Prioritäten zu setzen. Ein Picknick statt Restaurantbesuch oder die Frage: «Brauchen wir das wirklich?» helfen ungemein beim Geldsparen. Dazu kommt, je mehr man selbst recherchiert, vergleicht und frühzeitig bucht, umso mehr bekommt man für sein Geld.
Wir haben uns geschworen, unser Leben nicht auf später zu vertagen. Deshalb versuchen wir unsere Träume zu leben. Es hat immer ein wenig Mut erfordert, über seinen Schatten zu springen und die Komfortzone zu verlassen und sich auf etwas ganz Neues einzulassen. Besonders als die Kinder noch klein waren, waren die Reaktionen des Umfeldes nicht nur positiv. Unsere Kinder sind ins Reisen hineingewachsen. Lange Fahrten, ungewohnte Umgebungen, anstrengende Touren – wir können sie dafür begeistern. All die gemeinsamen Erlebnisse haben uns als Familie stärker gemacht. Wer reisen will, wird immer eine Möglichkeit finden. Keiner von uns wollte die Familienreisen missen.
Mit Kindern reisen – was ist anders?
Für unsere Kinder war und ist das gemeinsame Reisen immer ein grosses Abenteuer mit anderen Regeln. Beide Eltern für sich zu haben, in einem Wohnmobil zu übernachten, in einem Zelt zu schlafen oder auch ein eigenes Zimmer in einer Lodge zu haben, ist nicht alltäglich. Mal will ein Lagerfeuer entfacht werden, jumping pillows oder Spielplätze ausprobiert werden, dann wieder muss man herausfinden wie die Dusche oder eine Klimaanlage funktioniert.
Auf unsere Familienreisen konnten meist kaum Spielsachen mitgenommen werden, aber das war nie ein Problem. Als Gute Nacht Geschichten waren Jörgs erfundene Hui-Buh Geschichten vom kleinen Gespenst sehr begehrt. Dank E-Readern müssen wir heute auch keine Tonne Bücher mitschleppen.
Kinderaugen sehen anders. Ein Tausendfüssler kann sehr viel mehr Aufmerksamkeit erregen als die schönste Aussicht. Aber genau das ist auch das Schön. Jeder nimmt aus einer Aktivität etwas anderes mit. Museen kann man in vielen Ländern super mit Kindern besichtigen, denn da gibt es für Kinder museumspädagogische Materialien für viele Altersgruppen, die den Fokus der Kinder auf bestimmte Details in einer Ausstellung lenken. Schlösserbesichtigung ist mit Kindern auch sehr lustig. Seien es die Filzlatschen zur Bodenschonung, die Kleidung der Leute auf den Gemälden, die Küchen oder Kinderzimmerausstattungen. Später waren es dann die Audioguides und die Möglichkeit, im eigenen Tempo die Dinge anzuschauen. Ich bin überzeugt, die Museumsshops am Ende von Ausstellungen, Schlössern und Gartenanlagen gibt es nur, damit bummelnde Eltern ihre Kinder wiederfinden.
Die einzige Konstante ist der Wandel
Nichts bleibt je so wie es ist. Insofern ändern sich auch unsere Familienreisen. Wenn Kinder älter werden, wird es für Eltern langsam schwieriger. Da werden Mitspracherechte bei der Tagesgestaltung eingefordert, es wird um die Länge von Wanderungen gefeilscht, die Anzahl der zu besichtigenden Gartenanlagen wird begrenzt. Gleichzeitig werden aber Shoppingtouren gewünscht und Eltern werden zu sportlichen Aktivitäten genötigt, auf die sie gern verzichtet hätten. Ich sage nur Tarzan-Swing. Kaum hat man sich daran gewöhnt, werden die Kinder noch älter und machen auch mal ihr eigenes Ding. Plötzlich heisst Familienrreise, dass man gemeinsam reist, aber auch mal getrennte Wege geht.
Es gibt wenig Dinge, auf die wir wegen der Kinder verzichtet haben. Manchmal gibt es Altersbegrenzungen, die man respektieren muss. Dafür gibt es einige Dinge, die wir ohne Kinder wahrscheinlich nicht kennengelernt hätten.
Natürlich reist man mit Kindern anders. Man packt weniger in einen Tag, plant längere Pausen ein, fährt vielleicht mal mit einem Züglein statt zu laufen, aber wir wollten es nicht missen, die Welt auch mit Kinderaugen zu sehen. Was wäre das Leben ohne all die Wunder, die Kinder noch jeden Tag entdecken. Jede Reise hat ihren besonderen Reiz und ihre speziellen Herausforderungen.