Heute übernachten wir in einem Wüstencamp in der Wahiba. Auf dem Weg dorthin werfen wir einen Blick auf die alte Hafenstadt Sur und erfrischen uns im Wadi Bani Khalid bevor wir die Wahiba per Auto und auf dem Rücken eines Kamels ein wenig erkunden.
Die alte Hafenstadt Sur
Sur war einst die bedeutendste Hafenstadt im Oman. Erst durch das Verbot des Sklavenhandels, die Eröffnung des Suezkanals, die Teilung des Reiches in zwei Sultanate 1861 – Zansibar und Oman – und die Zerstörung durch die Wahabiten 1865 verlor der Hafen in Sur seine Bedeutung. Die Blütezeit des Schiffbaus liegt auch in der Vergangenheit, auch wenn heute noch zwei Werften an der Lagune Dhaus bauen.
Leider haben wir nicht so viel Zeit, die Stadt zu besichtigen, geniessen aber die Aussicht über die Stadt. Gleich am Ortseingang, noch vor der Auffahrt auf die Hängebrücke zweigt eine Strasse ab, die zum Al Ayqah Hotel führt. Vom Hotelparkplatz führt ein Weg und später eine Treppe auf einen kleinen Berg mit Turm, von dem aus man eine gigantische Aussicht auf die Stadt und die Lagune hat.





Da es schon sehr heiss ist, freuen wir uns auf die Klimaanlage im Auto und fahren weiter in Richtung Wadi Bani Khalid. Bevor wir Sur endgültig verlassen staunen wir über eine grosse Staumauer in einem trockenen Flussbett.

Die Strasse wird neugebaut. Auf der Fahrt treffen wir auf das alte und neue Transportmittel Nummer eins im Oman – einen Pickup, der Kamele transportiert. Während wir eine ganze Weile hinter dem Pickup hinterherfahren, amüsieren wir uns über die Fracht.

Wadi Bani Khalid
Kaum sind wir am Abzweig der Strasse zum Wadi Bani Khalid abgebogen, werden wir von einem Einheimischen angehalten. Wir dachten wirklich, er wäre in offizieller Mission unterwegs, so herrisch wie er gewunken und uns zum Anhalten gezwungen hat. Bevor wir wissen, wie uns geschieht, haben wir jedoch einen ungebetenen Fahrgast auf dieser schönen, gut ausgebauten Panoramastrecke. Damit er nicht hinten bei unseren Töchtern sitzt, gehe ich hinter zu den Mädchen. Insofern war es nichts mit kurzen Fotostopps. Wir waren richtig froh als wir den ungebetenen Fahrgast im letzten Ort vor dem Wadi wieder los waren.
Die Strecke führt durch eine farbenprächtige Bergwelt. Je näher man dem Wadi kommt, um so grüner wird die Umgebung.

Von einem Parkplatz läuft man entlang des Wassers zum grossen Becken. Falaj-Kanäle führen das Wasser in Richtung Dorf. An einem dieser Kanäle waschen Frauen Teppiche und lassen sie in der Sonne trocknen.

Es sind über 40 ° C als wir uns auf den Weg entlang der Wasserbecken machen. Das grosse Becken, welches sich rechts und links neben der Brücke zum Restaurant erstreckt, ist vor allem Männern vorbehalten. Frauen dürften dort nur schwimmen, wenn sie mindestens Leggins und Langarmpullover anhaben. Folgt man aber den bizarr ausgewaschenen Steinen immer weiter nach hinten ins Tal kommt man zu den Becken, die die Touristen nutzen dürfen.



Wasserspass im kühlen Nass
Als wir das Gefühl haben, bei lebendigem Leib gekocht zu werden, erreichen wir endlich die Einstiegsstelle ins Wasser für Touristen. Noch einen Platz auf den Steinen zu finden, wo wir unsere Sachen deponieren können, ist nicht einfach. Jeder Baum und jeder Überhang, der Schatten spenden könnten, ist belegt. Einer bleibt immer bei den Sachen, die anderen kühlen sich ab und schwimmen vom Rockpool aus durch einen engen Kanal soweit es geht. Hier pfeift sogar Wind durch. Nach einer Weile im Wasser wird es richtig kalt. Mutige Kinder klettern auf den Felsen nach draussen und springen wieder ins Wasser.
Bleibt man im flacheren Wasser stehen, kommen schnell Putzerfische und knabbern Hornhaut von den Füssen. Das ist ziemlich lustig, so lange sie bei den Füssen bleiben, wenn sie allerdings oberhalb des Knies anfangen zu knabbern wird es unangenehm.

Mittagessen im Wasser und Abschied
Während wir uns über die Putzerfische amüsieren, kommt plötzlich der Guide einer italienisch-sprachigen Reisegruppe zu uns ans Wasser. Wir wissen nicht wie uns geschieht als uns der Mann einen riesigen Teller mit buntem Reis mit Bohnen, Kichererbsen und Gemüse mit Hühnchen im Wasser serviert. Das Essen ist sehr schmackhaft. Morgaine bekommt dann noch eine Orange zum Dessert geschenkt, die wir aber an Land schälen.
Mit dem Mittagessen im Bauch bleiben wir bis in den Nachmittag hinein im Wasser. Während des Trocknens der Badeanzüge unterhalten wir uns noch mit den Nachbarn, die von Muscat hier her gefahren sind. Irgendwie ist der Gedanke an den Rückweg in der Hitze nicht so motivierend. Wir schleppen uns bis zum Restaurant und gönnen uns dort im Schatten noch einen überteuerten Limetten-Minze-Juice. Bevor wir endgültig zum Auto laufen, fotografiere ich noch ein paar Libellen und die Umgebung.






Auf dem Rückweg zur grossen Strasse hole ich den einen oder anderen Fotostopp nach. Das Licht ist alles andere als ideal. Ausserdem haben wir viel Zeit vertrödelt, so dass Jörg auf etwas Beeilung drängt.




In der Wahiba Sandwüste
Die Fahrt zum Al Wasil Wüstencamp dauert dann auch noch deutlich länger als gedacht. Zu allem Überfluss finden wir durch eine Baustelle den richtigen Abzweig nicht und müssen mehrfach wenden. Die letzten 15 km sind Sandpiste. Wir kommen ganz gut durch, auch ohne Luft aus den Reifen zu lassen.

Bis wir alle Formalitäten erledigt und uns für die Touren am nächsten Morgen entschieden haben, kommen andere Gäste, welche früher eingetroffen sind, schon von ihren Sonnenuntergangstouren zurück.

Die als Sultans-Zelte beworbenen Unterkünfte sind verkleidete Bungalows mit Klimaanlage im hinteren Teil der Anlage. Sie haben Betonsockel und feste Wände, sogar ein kleines Bad. Auch die Anlage ist recht hübsch. In der Mitte gibt es einen überdachten Pavillon mit Teppichen und Kissen für die Mittagspause. Angestellte kämpfen mit Besen und Schaufel permanent gegen den Sand. Das Abendessen wird in Buffetform gereicht.

Jetzt müssen wir nicht auf dem Boden sitzen. Zur Auswahl stehen vermeintliche Kissen, die sich als prall gefüllte Sandsäcke entpuppen und sehr unbequem sind oder kleine Bierzeltgarnituren. Vom Buffet gibt es Salate, Brote, Hummus und Auberginenpaste, vom Grill Hühnchen und Kamel. Die Kamelspiesse sind sehr lecker und erinnern an Rindfleisch.
Tour zum Sonnenaufgang in der Wahiba
5.15 Uhr sind wir mit einem Beduinen zur Tour verabredet. Mit einem Jeep geht es rasant in die Wüste. Einen ersten kleinen Halt gibt es am Nachtstandort seiner Kamele. In seiner Gegenwart können wir sie kurz streicheln. Und schon geht die Fahrt weiter.
An einem schönen Platz warten wir darauf, dass die Sonne aufgeht. Wobei es unerwartet ist, dass es schon so hell ist, bevor die Sonne über den Horizont klettert. Ebenfalls überraschend ist es, dass dieser Sand sich wie feines Mehl anfühlt, aber so hart ist, dass man bequem darauf laufen kann, ohne einzusinken. Der Sonnenaufgang ist deutlich weniger spektakulär als in Namibia.




Anschliessend bekommen wir eine Vorführung der Fahrkünste des Beduinen. Eine Achterbahnfahrt ist nichts dagegen. Es geht kreuz und quer durch die Wahiba. Steile Dünen werden quer zur Düne hoch und senkrecht wieder heruntergefahren. Natürlich nicht ohne vorher ein inbrünstiges «Inschallah» auszustossen. Der Moment, in dem das Auto senkrecht über die Düne kippt und anschliessend mit dem Sand nach unten rutscht ist genauso gewöhnungsbedürftig, wie die Schräglage des Autos beim Hochfahren. Gut, dass wir noch kein Frühstück hatten.





Am Ende dieser Tour haben wir jegliche Orientierung verloren, umso überraschender ist es, von oben unser Camp zu sehen und zum letzten Mal senkrecht eine Düne herunterzurutschen.

Nach dieser Tour geniessen wir erst einmal das Frühstück. Anschliessend reiten wir noch eine halbe Stunde auf Kamelen. Sie warten bereits gesattelt unter einem Baum vor dem Camp. Allerdings sind diese Kamele keine freundlichen Zeitgenossen. Sie bekommen sogar eine Art gehäkelten Maulkorb verpasst, damit sie die Mädchen nicht beissen. Der Sattel befindet sich hinter dem Höcker.
Auf dem Kamelrücken ein Stück in die Wahiba
Das Aufstehen und Niederknien sind die Momente, wo man sich fragt, wie diese Kamelgelenke funktionieren.

Anfänglich laufen die Kamele recht unmotiviert bis wir umdrehen und sie merken, dass es zurück geht. Nun können sie kaum schnell genug laufen. Im weichen Sand mit einem rennenden Kamel nach unten zu galoppieren ist auch eine Erfahrung. Kamera umklammern und sich selbst festhalten, ist das Gebot der Stunde.
Obwohl das Kamelreiten sehr angenehm für die Rückenverspannungen war, sind wir froh, als wir wieder absitzen können. Inzwischen brennt die Sonne unbarmherzig vom Himmel und es ist schon wieder unglaublich heiss. Die Kamele werden abgesattelt und dürfen zum Rest der Herde laufen und sich ihr Futter in der Sandwüste suchen. Durstig kehren sie am Abend selbst wieder zurück. Unsere Kamele «heulen» noch die Sonne an, bevor sie verschwinden.

Für uns heisst es nun packen und uns auf den Weg nach Nizwa machen.
Alle Beiträge zu dieser Oman-Reise findet ihr nachstehend in der Reihenfolge der Reise:
Hier findest du die Reise- und Besichtigungstipps zu Oman.