Verkehrshaus der Schweiz – ein Museum, das überrascht
An einem trüben Tag Anfang Dezember machen wir uns für ein verlängertes Wochenende auf den Weg nach Luzern. Da die Wettervorhersage schon wusste, dass es regnen wird, beginnen wir unseren Luzern Aufenthalt mit einem Besuch im Verkehrshaus der Schweiz. Im Beitrag nehmen wir dich mit auf einen Rundgang und geben dir Informationen, damit du deinen Besuch besser planen kannst.
Mal ehrlich, wenn man die Dekoration der Gebäudehülle sieht und den Namen Verkehrshaus der Schweiz hört, denkt man automatisch, dass es bei diesem Museum nur um Fahrzeuge geht. Man denkt an alles, was rollt und hat die Befürchtung, dass es sich um eine weitere Sammlung von Fahrzeugen handelt, die nur Männerherzen höher schlagen lässt. Falscher könntest du mit dieser Annahme nicht liegen. Natürlich geht es auch um Fahrzeuge aller Art, aber im Sinne von Mobilität und jeweils in interessanten Kontexten. Dieses Museum ist aber noch so viel mehr. Und weil alles mit allem zusammenhängt und das Verkehrshaus in Luzern mit den Jahren immer weiter und weiter gewachsen ist, hat heute auch Kommunikation, Kunst, Schokolade und der Weltraum darin Platz.
Ein Tag ist nicht genug für das Verkehrshaus der Schweiz, deshalb ist Planung sinnvoll
Um es vorwegzunehmen, selbst wenn du den ganzen Tag auf den Beinen bist, schaffst du nur, einen Bruchteil des Museums zu sehen. Was unglaublich schade ist, aber man kann ja wiederkommen. Damit trösten wir uns. Um das Maximum aus deinem Besuch des Verkehrshauses in Luzern herauszuholen, empfehlen wir dir im Vorfeld Schwerpunkte zu setzen.
Tipp: Bist du mit Kindern unterwegs, dann musst du viel Zeit zum Spielen und Ausprobieren einplanen.
Bitte prüfe, ob der Tagespass verkauft wird. Solange Beschränkungen für die Anzahl von Besuchern vorgegeben sind, gibt es den Tagespass nicht, denn dann wird an der Kasse gleich die Verfügbarkeit von Plätzen im Planetarium, den 3D Filmen und der Welt der Schokolade geprüft. Andernfalls kannst du dir deinen Tagespass direkt online kaufen. Bau dann deinen Besuch im Verkehrshaus Luzern um die Shows bzw. Filme drumherum auf.
Spartipp: Bist du mehr als einen Tag in Luzern und möchtest dir weitere Museen anschauen, dann frage gezielt nach dem Luzerner Museumspass. Da bezahlst du 36,- SFr und kannst so viele Museen, wie du willst an zwei hintereinander liegenden Tagen in Luzern besuchen. Welche Museen das sind, haben wir für dich in einem eigenen Beitrag zusammengestellt. Für Shows und Filme musst du dann aber im Verkehrshaus der Schweiz noch zusätzlich bezahlen. Dennoch lohnt sich ein Museumspass, wenn du mehrere Museen besuchen willst. Den Museumspass bekommst du beim Tourist Office oder direkt im Museum. Auf der Website siehst du weitere Sparmöglichkeiten, die alle nicht kumulierbar sind.
Hinweis: Während deines Besuchs im Verkehrshaus Luzern bist du abwechselnd drinnen und draussen. Deshalb solltest du dir gut überlegen, was du anziehst. Es gibt zwar Schliessfächer am Eingang, aber die Wege sind weitläufig, so dass du da eigentlich nicht vorbei kommst. Die meisten Leute schleppen in der kalten Jahreszeit ihre Jacken.
Eine atemberaubende Reise im Planetarium des Verkehrshauses
Stell dir vor, du sitzt in einem bequemen Sessel und verlässt die Erde. Du fliegst zum Saturn und schaust dir sein Ringsystem an und bekommst eine Vorstellung vom Werden und Vergehen im Weltall. Du schaust mal kurz auf dem Mars vorbei und sagt der Venus hallo. Auf dem Rückweg zur Erde schaust du noch kurz beim Jupiter Mond Io vorbei. Das sind nur ein paar Highlights dieser unglaublichen Reise, die du unternehmen wirst, wenn du die Reise «Welten jenseits der Erde» besuchst.
Wir starten unseren Tag im Verkehrshaus gleich mit dieser fantastischen Reise ins Weltall. Auch wenn wir vorher gefühlt durch das halbe Verkehrshaus rennen müssen, um den Abflug nicht zu verpassen. Glücklicherweise schaffen wir es noch rechtzeitig und suchen uns Plätze mit guter Aussicht auf der gegenüberliegenden Seite vom Eingang. (Das war ein Tipp vom Personal). In den bequemen Sessel fallen lassen und schon geht die Reise zu den Welten jenseits der Erde los.
Viel zu schnell endet die Reise wieder auf der Erde. Aber auch da gibt es einiges zu entdecken. In der anschliessenden Show über den aktuellen Nachthimmel kann der Moderator die Sonne nicht nur an- und ausschalten, er kann auch an der Uhr drehen. So zeigte uns der Moderator schon einmal die bevorstehende grosse Konjunktion von Saturn und Jupiter, welche am 21. Dezember 2020 zu sehen ist. Gut, dass wir sie wenigstens im Planetarium gesehen haben, denn live waren wir entweder zu spät dran oder der Himmel war wolkenverhangen.
Also, wenn du uns fragst, eine Show im Planetarium solltest du unbedingt in dein Besuchsprogramm einbauen.
Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit
Wir bleiben thematisch in der Luft und arbeiten uns von der Flugsicherung wieder ins Weltall vor. Sicher bist du auch schon einmal geflogen, aber hast du dich da jemals gefragt, wie die Flugsicherung funktioniert? Im Verkehrshaus wird die Komplexität der Flugsicherung unter anderem in einem Spiel erlebbar.
Beim Betreten der Schweizkarte wirst du zu einem Flugzeug mit einem Flugplan. Dein Flugzeug wird entsprechend dem Flugplan über einen Farbcode und Markierungen am Boden zum Ziel gelotst. Allerdings hat die Flugsicherung bei all den Kindern, die über das Spielfeld rennen, mächtig zu tun, Kollisionen zu vermeiden.
Tipp: Kinder und Jugendliche können im Verkehrshaus an einem Talent-Parcours mit neun Stationen teilnehmen und so herausfinden, was sie besonders gut können. Das Fliegen durch den Flugverkehr gehört dazu.
Bis wir im Weltraum ankommen, haben wir noch allerlei Spannendes zur Rega erfahren und abenteuerliche Fluggeräte gesehen.
Der Wettlauf im Weltall
Der Wettlauf im Weltall war wohl nie so deutlich wie im Wettlauf um die erste Mondlandung. Seit damals hat sich viel getan. Nicht nur die Raketen haben sich verändert. Mich haben die fragil wirkenden Modelle der Raumstation Mir genauso wie die Modelle der Satelliten begeistert.
Ein besonderes Highlight in der Space Ausstellung ist der Space Transformer. Dahinter verbirgt sich ein drehender Würfel, ein sogenannter Multi-Axis-Trainer, der das Trudeln in einer Weltraumkapsel simuliert. Für mich, für die schon die Fahrt in einem Riesenrad eine Tortur ist, ist das nichts, aber Jörg war begeistert.
In der Ausstellung werden viele Fragen zur Raumfahrt beantwortet. Der Mars nimmt einigen Raum in der Ausstellung ein. So kann man die Mars-Rover in Originalgrösse bewundern. Aber auch futuristische Überlegungen wie Siedlungen auf dem Mars aussehen könnten, haben Platz.
Satelliten zwischen Weltraumschrott und funktionierendem Internet für alle
Stellt man sich neben eine halbe Weltkugel, startet eine Multimediashow zum Thema Satelliten. Seit 1957 der erste künstliche Satellit Sputnik ins All gebracht wurde, hat sich viel getan. Satelliten umkreisen die Erde in festen Umlaufbahnen unterschiedlicher Höhe und nehmen verschiedenste Aufgaben war, ob sie nun bei der Wettervorhersage helfen, Fernsehprogramme übertragen oder militärisch genutzt werden, ihre Anzahl ist gigantisch.
Von der Erde aus betrachtet, scheinen Satelliten still zu stehen. Dennoch bewegen sie sich kontinuierlich auf ihrer Umlaufbahn. Dies kann man mit blossem Auge bei den Starlink Satelliten von Elon Musk am Himmel beobachten. Sie sollen dereinst die Erde wie ein Netz überziehen. Dank ihrer geringen Höhe von ca. 550 km, kann man sie gut erkennen. Sie erscheinen wie die Perlen einer Kette am Nachthimmel. Mit den Starlink Satelliten soll ein weltweit günstiges Internet aufgebaut werden.
Tipp: Auf der verlinkten Website kannst du nachschauen, wann die Starlink Satelliten in deiner Gegend vorbeikommen.
Ein Blick in die Zukunft mit grandioser Aussicht
Der Schweizer Baumeisterverband hat 2020 einen grossen Turm auf dem Gelände des Verkehrshauses aufgebaut. Auf jeder Etage stehen Monitore mit Fragen zur Zukunft unseres Lebens. Wie werden wir in zwanzig Jahren wohnen, arbeiten und uns fortbewegen? Die Fragen decken die Gebiete Umwelt/Nachhaltigkeit, Lebensraum, Karriere, Mobilität und Wirtschaftskraft ab. Vorgegebene Antworten muss man der Wahrscheinlichkeit nach in eine Reihenfolge bringen. Das ist gar nicht so einfach. Die Umfrage ist inzwischen abgeschlossen.
Der Turm für die sogenannte Tour d’horizon ist mobil und wird bis 2022, zum 125-Jahre-Jubiläum des Schweizer Baumeisterverbands unterwegs sein.
Logistik – ein komplexes Ausstellungsthema
Ein Mausklick im Internet und schon ist die Ware im Warenkorb und kommt zu uns nach Hause. Hinter dem Warenhandel im Zeitalter der Globalisierung steckt eine komplexe Logistik. In einem Wasserbecken mit schwimmenden Kontinenten und den wichtigsten Containerhäfen der Welt, können Kinder mit einem Tretboot Warenströmen nach fahren. Das ganze Wasserbecken ist rundherum mit Europaletten gestaltet.
Diese Europaletten sind erstaunlich vielseitig einsetzbar. In den letzten Jahren sieht man sie in Gärten als fantasievolle Gartenmöbel, Raumteiler, Vertikalbeete und Vielem mehr. Mit einem Eigengewicht von 20 bis 24 kg (je nach Feuchtigkeit) können sie bei gleichmässiger Belastung bis zu 1.500 kg Gewicht tragen.
Frachtcontainer dienen als interaktive Ausstellungsräume. Beispielsweise kann man nachvollziehen, was eine Banane so erlebt, bis sie von Costa Rica in einen Supermarkt in der Schweiz kommt und dort auf Kundschaft wartet. Uns läuft jedoch die Zeit davon. So eilen wir nach einem kurzen Blick weiter zur Welt des Automobils.
Testosteron, Sammlerstücke und Boliden im Verkehrshaus der Schweiz
Das ist definitiv die Ausstellungshalle, die die Herzen des männlichen Geschlechts höher schlagen lässt. Auch, wenn der Publikumsverkehr an diesem Freitag im Dezember sehr übersichtlich ist, in dieser Halle ist es voll. Bereits das Äussere der Halle verrät es, hier geht es um Autos und den Strassenverkehr.
Gleich am Eingang kann man an einem Crashtest teilnehmen und anschliessend sein Gesicht beim Aufprall bewundern. Wie wohl der Gesichtsausdruck aussieht, wenn der Aufprall überraschend kommt? An weiteren Stationen könnte man seine Reaktionsfähigkeit und sein Wissen überprüfen, wenn nicht schon jede Menge anderer Leute darauf warten würden.
Die gegenüberliegende Seite der Halle nimmt ein Hochregallager voll mit Motorrädern und Autos ein. Im Autotheater wird dann das eine oder andere Schmuckstück und seine Besonderheiten vorgestellt.
Ich gestehe, bei all den schönen Karosserien hat mich am meisten ein Hologramm gefesselt. Der Typ mit den Flügeln schien tatsächlich mit den Besuchern zu interagieren. Allerdings, wenn man lange genug zuschaut, sieht man, dass es sich um eine Endlosschleife handelt. Die Reaktionen der Leute auf das Hologramm zu beobachten, wenn es sich materialisiert und der Typ den irritierten Besucher mit einem „He du, ja dich meine ich …“ anspricht, war köstlich.
Die Sonderausstellung der Red Bull Formel Eins Fahrzeuge war wohl für viele grosse und kleine Jungs das i-Tüpfelchen in dieser Halle. Vor lauter Selfie fotografierender Fans, konnte man kaum einen Blick auf diese motorisierten Seifenkisten werfen. Irgendwo in der Menge muss auch ein Simulator gestanden haben, der einen Eindruck des Renngeschehens auf aktuellen Grand-Prix-Strecken aus der Cockpit-Perspektive vermittelt.
Kurz vor Ende unserer Aufnahmekapazität nehmen wir noch überrascht zur Kenntnis, dass es in der Schweiz eigene Fahrzeugmarken gab. Am Ende flüchten wir kurz vor Schliessung des Verkehrshaus in die Hans Erni Ausstellung.
Alles fliesst – Hans Erni im Verkehrshaus Luzern
Erstaunlicherweise haben wir die Hans Erni Ausstellung für uns allein, wenn man vom netten Museumswächter absieht. Die Exponate sind so vielfältig wie der Luzerner Künstler selbst. Im Untergeschoss des Pavillons nehmen vier grosse Wandteppiche die Aufmerksamkeit des Betrachters in Beschlag. Sie wurden 1969/70 im Auftrag der PTT für die Eingangshalle der Generaldirektion entworfen. Die Wandteppiche «Der Brief», «Die Luftpost», «Die Satelliten» und «Die Monteure» sind jeweils in zwei bis drei Farbtönen pro Teppich gehalten.
Tipp: Fotografiere den QR Code an der Eingangstür. Mit dem QR Code kannst du die App zum Hans Erni Museum herunterladen. So bekommst du zu einigen Bildern in der oberen Etage Erklärungen. Allerdings hatten wir mit iOS Probleme, während es mit Adroid super funktioniert hat.
Die vielfältige Schaffenskraft dieses Künstlers, der bis zu seinem Lebensende mit 106 Jahren täglich malte, ist unglaublich. Das Wandbild «Panta rhei» (alles fliesst) im Auditorium hat uns am meisten zu denken gegeben und beschäftigt uns immer noch. In diesem Bild an beiden Seiten des Auditoriums hat er die Persönlichkeiten gemalt, die seiner Meinung nach am meisten zum Wandel der Menschen und Dinge beigetragen haben. Er beginnt mit Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte und damit das Handeln und Denken auf eine neue Stufe stellte. Das Gemälde endet auf der anderen Seite mit der Büchse der Pandora.
Wobei wir beim ersten Betrachten die Büchse der Pandora gar nicht als das Ende des Bildes interpretiert hatten. Wie hätte sich die Menschheit wohl ohne Psychoanalyse und die Ideologien entwickelt? Dieses Bild hallt immer noch in uns nach. Gelegentlich sind wir noch dabei herauszufinden, warum einzelne Persönlichkeiten einen Platz im Bild erhalten haben und andere nicht. So schliessen wir dann auch ein paar Bildungslücken.
Resümee zu unserem Besuch im Verkehrshaus der Schweiz
Kurz vor Schliessung des Verkehrshauses, verlassen auch wir todmüde und erschöpft dieses grossartige Museum mit vielen Eindrücken und Gesprächsstoff. Uns ist bewusst, dass wir ganze Hallen nicht gesehen haben. Schon deshalb und weil es regelmässig Sonderausstellungen oder Thementage gibt, lohnt sich das Wiederkommen.
Das Wetter ist noch nicht besser als am Morgen. So fahren wir jetzt direkt zu unserem Hotel, dem Hotel des Balances, in der Innenstadt von Luzern. Bevor wir in der Lage sind, uns ein Restaurant zu suchen, müssen wir erst einmal unsere Beine hochlegen. Weit müssen wir nicht gehen, denn in unmittelbarer Nähe des Hotels gibt es mehrere Restaurants. Der Blick auf das abendlich erleuchtete Luzern ist traumhaft schön.
Vielleicht interessiert dich, was du sonst noch in Luzern unternehmen könntest. Eine gute Anregung findest du in unserem Beitrag «Ein Tag im Winter in Luzern und zehn Sehenswürdigkeiten zwischen Frühstück und Abendessen«. Und wir geben Tipps für einen «Winterausflug zum Rigi«.