Obwohl uns der Muskelkater von der Rundwanderung vom Muottas Muragl über die Fuorcla Val Champagna noch in den Knochen steckt, hält uns beim Blick aus dem Fenster nichts in der Wohnung. Wir erinnern uns an die Empfehlung des Jägers und fahren nach Pontresina, um von da aus durch das Val Roseg zu laufen. Beidseits des Flusses führt der Weg zum Hotel Roseg Gletscher. Kommt man vom Bahnhof Pontresina, so ist der Weg vor der Brücke der Kutschweg und der Weg nach der Brücke der Wanderweg.
Der Erlebnisweg im Val Roseg
Der Wanderweg führt anfänglich durch den Wald oberhalb des Flusses. Mit der Zeit wird der Wald immer lichter bis er irgenwann das erste Mal den Blick auf den Roseg Gletscher freigibt.

Der Wanderweg ist zugleich Erlebnisweg. Auf Tafeln erfährt man allerlei Wissenswertes über Flora und Fauna im Val Roseg. Kinder können auf der Fährte von Fix dem Fuchs 10 Stempel sammeln. Am Ende des Weges, im Hotel Roseg Gletscher, wartet auf die erfolgreichen Sammler ein kleines Überraschungsgeschenk.
Unvermittelt taucht beim Laufen plötzlich ein Geröllfeld auf. Eine kleine Plattform ermöglicht eine gute Sicht auf all die Steine. Wobei uns die grösseren Felsbrocken mehr beeindrucken.


Ein Weg führt uns zurück zum Fluss, auch wenn dies wohl nicht der ganz offizielle Weg ist. An einer schönen Stelle am Fluss suchen wir uns einen bequemen Stein und lesen ein wenig.

Irgendwann meldet sich der kleine Hunger, so dass wir dem Val Roseg weiter folgen. Entlang des Weges gibt es so viel zu entdecken. Grosse Waldameisenhaufen, eilig hin- und herfliegende Vögel und besonders gewachsene Bäume und Wurzeln.


Wenn der Kutschweg und der Wanderweg zusammen verlaufen, ist es nicht mehr weit bis zum Hotel Roseg Gletscher, welches über ein Restaurant mit einer wunderschöne Aussichtsterrasse verfügt. Aber zuerst öffnet sich das Tal bei der letzten Brücke und der Wanderer kann ein atemberaubendes Panorama geniessen.

Engadiner Spezialitäten mit Panorama Blick
Bevor wir durchs Hotel zur Aussichtsterrasse gehen, sehen wir die auf Kundschaft wartenden Pferdekutschen. Bei Kastaniennudeln mit in Schinkenspeck gebratenen Steinpilzen und Johannisbeeren auf der Aussichtsterrasse reift die Idee, nach dem Essen, dem Tal noch ein wenig weiter zu folgen und auf dem Rückweg dann den Pferdeomnibus zu nehmen.
Also laufen wir nach dem Essen noch ein Stück weiter. Die in Wolken eingehüllten Berge immer im Blick, ohne ihnen wirklich näher zu kommen.

Da wir nun allein sind, packt Jörg die Drohne aus und übt über dem Flussbett ein wenig zu fliegen. Und auch wenn man Faust zitieren möchte: «Augenblick, Verweile doch! du bist so schön!», wird es langsam spät. So gehen wir in freudiger Erwartung auf eine gemütliche Heimfahrt in der Pferdekutsche zurück zum Hotel.
Doch wie so oft, kommt es anders als man denkt. Den Pferdeomnibus hätten wir leider besser schon reserviert, als wir zum Mittagessen gegangen sind. Jetzt ist er für seine letzte Fahrt nach Pontresina bis auf den letzten Platz mit Anhänger ausgebucht. Es stehen zwar noch zwei Kutschen der Konkurrenz da, aber das Preisverhältnis ist so wie zwischen einer Bus- und einer Taxifahrt. Die kleinen Kutschen bezahlt man pro Kutsche. Wir überlegen noch kurz, ob es sich lohnt auf weitere Mitfahrer zu warten, aber da niemand zu sehen ist, machen wir uns zu Fuss auf den Heimweg.
Auf dem Kutschweg zu Fuss nach Pontresina
Von der Brücke geniessen wir noch einmal einen letzten Blick auf den Roseg Gletscher. Inzwischen hat ein Rettungshelicopter einen Sanitäter abgeseilt.

Ein weiterer Blick geht zum Fluss im Val Roseg, der uns den Weg weist.

Jetzt heisst es, die 7 km zurück zum Bahnhof zu laufen. Dieses Mal nehmen wir den Weg der Kutsche durch das Roseg Tal, so haben wir immer wieder andere Perspektiven.
Wir laufen im schnellen Tempo, mit dem Ehrgeiz schon möglichst weit gekommen zu sein, bis die Kutsche uns überholt. Diese funktioniert auch ganz gut. Die Kutsche überholt uns ungefähr nach der Hälfte des Weges. Mit ihren drei Pferden ist sie deutlich schneller unterwegs als die Privatkutschen, die deshalb auch ausweichen müssen.

Obwohl wir zügig laufen, kann ich nicht umhin, das eine oder andere Tier genauer zu betrachten. Eine kleine Schlange ist offensichtlich unter den Huf eines Pferdes gekommen. Dafür ist diese Grille ziemlich lebendig und kooperativ beim Fotografieren.

Die letzten Kilometer ziehen sich aber wie Kaugummi. Eine Weide mit Kälbern kurz vor dem Ziel bietet daher noch einmal eine willkommene Pause zum Verschaufen. Der Anblick ist so friedlich. Inzwischen ist es so spät, dass auch kaum noch Menschen unterwegs sind.


Gut zu wissen
Die Wanderung im Roseg Tal ist einfach. Die Jagd nach Stempeln macht den Ausflug auch für jüngere Kinder, die nicht gern wandern, interessant. Das Val Roseg ist auch ein Winterwanderweg. Pferdekutschen warten an der Brücke des Flusses und beim Hotel Restaurant Roseg.
Der Pferdeomnibus fährt nach Fahrplan. Plätze können über die Website reserviert werden oder auch direkt an der Haltestelle beim Hotel gekauft werden. Auch bei den Stalla Engiadina kann man Kutschfahrten reservieren oder eine freie Kutsche am Hotel nehmen. Es gibt noch weitere Fuhrunternehmen, die man jedoch telefonisch kontaktieren muss. Den Websites entnehmen wir, dass die Kutschen auch im Winter fahren.
Das Hotel Roseg Gletscher verfügt über eine Webcam, so dass man sich das Wetter vor Ort ansehen kann. Sehr schön ist es, da auch mal zum Sonnenuntergang reinzuschauen. Für Bildaktualisierungen muss man die Seite jedoch stets neu laden.