Dank Zeitverschiebung haben wir 2 Uhr 30 ausgeschlafen. So beginnen wir mit der Planung unseres ersten Urlaubstages in Whitehorse. Da wir am Ende unserer Reise noch einmal Zeit in Whitehorse verbringen werden, haben wir viele Ideen, die wir nach Lust, Laune und Wetter spontan umsetzen können. Die Wettervorhersage für diesen Sonntag in Whitehorse ist grandios. Sonnenschein und nur minus 3 Grad. So beschliessen wir, unser Frühstück mit einer Wanderung auf dem Millennium Trail zu verbinden und anschliessend dem Yukon Wildlife Preserve einen Besuch abzustatten, bevor wir uns gegen Abend dann auf die Suche nach unserem B & B im Hidden Valley für die Nacht begeben.

Dies ist übrigens unser erster Urlaub, den wir ohne Hilfe eines Reiseführers gestalten. Obwohl wir in der Buchhandlung zahlreiche Reiseführer durchgeblättert haben, ist das Kapitel Winter in Alaska oder Yukon einfach noch nicht geschrieben worden.
Frühstück in der Baked Bakery Whitehorse
Frühstück ist bei den Hotels in Kanada selten im Übernachtungspreis inbegriffen. Viele Unterkünfte bieten überdies kein Frühstück an. So geht es uns auch im SKKY Hotel, welches vis-a-vis vom Flughafen liegt. Im Hotel gibt es ein italienisches Restaurant, wo man gut zu Abend essen kann. Die Portionen dort sind riesig. Im Hotelflur steht eine Nespresso Maschine, während man auf den Zimmern eine Filterkaffeemaschine und einen Kühlschrank zur Verfügung hat.

Für das Frühstück wird uns die Baked Bakery in der Innenstadt empfohlen, wo wir auch kurz nach 9.00 mit gepacktem Auto einen Parkplatz suchen. Da heute Sonntag ist, müssen die Parkuhren nicht gefüttert werden. Die Bäckerei liegt in einer Einkaufspassage. Hier kann man von herzhaften Panini bis zu Scones alles essen. Pizza und Suppe ergänzen dann das Angebot mittags. Der Laden ist immer voll. Bei diesem Angebot waren unsere Augen grösser als der Magen, so dass wir einen Teil unseres Frühstücks für später mitnehmen.

Der Millennium Trail entlang des Yukon
Der Millennium Trail ist ein Teil des Riverfront Trail. Daher können wir das Auto vor der Bäckerei stehenlassen und müssen nur über die Strasse zum Yukon gehen. Stattdessen könnte man auch beim nicht weit entfernten Visitor Center oder auf dem Parkplatz vor der SS Klondike parken. Der eigentliche Millennium Trail ist ein 5 km langer Rundwanderweg entlang des Yukon. Wir laufen ihn im Uhrzeigersinn.


Nachdem wir die Autobrücke überquert haben, führt der Weg wieder zum Fluss. Ein Trampelweg führt dann neben dem eigentlichen Weg auch direkt am Flussufer entlang. Von diesem aus hat man schöne Ausblicke auf die SS Klondike und die Eisschollen auf dem Fluss.


Es knackt und knirscht. Auch hören wir immer wieder Vögel, die wir nicht sehen können. Wahrscheinlich sind es Ptarmigans (Schneehühner), die hier in grosser Zahl leben sollen. Die Lichtstimmung ist an diesem Tag einzigartig. Während wir dem Weg folgen, kommt nämlich die Sonne richtig heraus und spiegelt die Farben des Himmels im Fluss und im Eis.




Beim Wasserkraftwerk führt der Rundwanderweg dann über die Fussgängerbrücke wieder auf die andere Seite des Flusses. Unterhalb des Wasserkraftwerks, welches maximal 40 Megawatt an Leistung produzieren kann, ist der Yukon eisfrei.



Bevor der Weg ein Stück neben der Strasse verläuft, kommt man an der Brücke zum Bert Law Park vorbei. Allerdings besteht kein Interesse an einer zusätzlichen Inselumrundung.
Alles glitzert in Sonne gebadet. Seidenschwänze mit ihrer Federhaube fressen die Früchte von Sträuchern.









Da das Auto praktischerweise noch bei der Baked Bakery steht, kehren wir noch auf eine heisse Schokolade ein bevor wir weiter zum Yukon Wildlife Preserve fahren.
Das Yukon Wildlife Preserve
Das etwa 30 Minuten ausserhalb von Whitehorse gelegene Yukon Wildlife Preserve soll die meisten im Yukon Territory heimischen Tiere beherbergen. Wir sind schon sehr gespannt.
Schon auf dem Parkplatz dort ist einiges los. Im Ticketoffice müssen wir die schwere Entscheidung treffen, laufen wir weitere 5 km oder lassen wir uns in einem Bus von Gehege zu Gehege kutschieren. Schliesslich gewinnt die Bewegung.
Der Rundweg im Yukon Wildlife Preserve
Mit der Karte in der Hand machen wir uns auf den Weg. An allen Gehegen kommt man vorbei, wenn man eine Acht läuft.


Es ist unglaublich schön die Tiere in der verschneiten Landschaft zu sehen. Manchmal sind die Tiere weiter entfernt, manchmal ganz nah. Während wir so von Gehege zu Gehege laufen, bekommen wir mit, dass die Busfahrer noch viele Geschichten zu den Tieren erzählen. Also lauschen wir auf die Erzählungen, wo es sich ergibt, und warten, bis der Bus weitergefahren ist, um in Ruhe fotografieren zu können.



Von den urtümlichen Moschusochsen können wir uns lange nicht losreissen. Ein Moschusochse setzt sich in Bewegung und kommt langsam bis zum Zaun. Irgendwie hätte ich sie mir grösser vorgestellt.

Die Dickhornschafe vis-a-vis liegen genüsslich in der Sonne. Sehr lustig anzusehen, ist auch das Elchbaby Watson. Wir bekommen mit, dass Watson 7 Monate alt ist. Elche werden mit 6 kg Körpergewicht geboren. Nach 3 Wochen haben sie ihr Gewicht verdoppelt. Am Ende des Sommers wiegen sie dann schon 180 kg und nehmen pro Tag weitere 2 kg zu. Die Elche sind in einem riesigen Areal zu Hause, da sie viel Platz brauchen, um sich aus dem Weg gehen zu können.




Bei den Dünnhornschafen bekommen wir mit, dass diese normalerweise rechtzeitig vor der Geschlechtsreife zur Geburtenkontrolle getrennt werden. Im letzten Jahr hat das nicht so ganz funktioniert, da war wohl eine Generation frühreif. Die Dünnhornschafe verstecken ihre Jungen nach der Geburt und gehen nur zum Füttern alle 4 Stunden zu den Jungtieren. Als das erste Jungtier dann auftauchte, dachten alle noch „ach, wie niedlich“. Schlussendlich tauchten aber 12 Dünnhornschaf-Babys auf.


Glücklicher Zufall im Yukon Wildlife Preserve
Als wir beim Gehege der Luchse ankamen, trauten wir unseren Augen nicht, denn im Gehege sassen etliche Leute mit ihren Kameras und die Luchse kamen langsam aus dem Wald auf sie zu. Des Rätsels Lösung war ein Spezialevent, das nicht buchbar ist, wie unsere Nachfrage im Ticketoffice ergab.

Offensichtlich wurde anlässlich des Events die Fütterung in Szene gesetzt. Auch wenn wir von aussen durch den Maschendraht fotografieren musste, haben wir doch einen nahen Blick auf die überraschend grossen Tiere erhaschen können. Die Luchse wurden zur Feier des Tages mit Hühnchen und Lachs verwöhnt.
Auch der Polarfuchs sass sichtbar auf einem entfernten Felsen und sonnte sich. Während der Rotfuchs irgendwo anders in seinem Gehege unterwegs war.



Am Ende dieser 5 km waren wir dann aber doch froh, wieder am Auto zu sein. Glücklicherweise ist es vom Yukon Wildlife Preserve nicht mehr weit ins Hidden Valley, wo das Bed & Breakfast steht, in welchem wir heute in der „Wildnis“ übernachten.
Übernachten mit Familienanschluss im B & B Hidden Valley
Wir folgen dem B & B Hidden Valley Schild an der Strasse durch ein geräumiges Grundstück und landen irgendwann vor einem Haus, was auf den ersten Blick gar nicht so gross aussieht, aber das täuscht. Unser Begrüssungskomitee besteht aus drei Hunden, die uns bis zur Tür begleiten.
Noch vor dem Auspacken unseres Gepäcks erhalten wir eine Tour durch’s Haus. Dessen Wohnzimmer ist gemütlich und hat grosse Fenster, durch die man Polarlichter sehen könnte. Als wir dann die spektakulärste Küche betreten, die wir je in einem Privathaus gesehen haben, bleibt uns der Mund offenstehen. Die Küche ist ein grosser zweigeteilter Raum. Alles ist hier ein paar Nummern grösser. Der Kochherd und Backofen in der Mitte des Raumes sind riesig, genau wie die professionellen Kühlschränke. Auf der Rückseite der Kochinsel befindet sich ein cockpitähnliches offenes Büro mit Unmengen an Kochbüchern. Einen Esstisch und Sofas gibt es ebenfalls in der Küche.
Unsere Gastgeber kochen ganz offensichtlich oft für viele Leute. Im Esszimmer steht nämlich ein Tisch, an dem bis zu 22 Personen essen können.
Gemeinsames Abendessen
Da sonntags die Kinder zum Essen kommen, sind wir herzlich zum Apero in der Küche eingeladen. Cracker, Käse Variationen und Wein, da merkt man die Schweizer Abstammung noch.
Wir erfahren, dass der Name unserer Gastgeber „Staehlin“ ein urschweizer Name ist, den weltweit etwa 500 Personen tragen. Alle „Staehlins“ stehen miteinander in Verbindung. Dieses Jahr soll nun ein grosses Treffen der Staehlins aus aller Welt stattfinden.
Der Abend geht mit interessanten Gesprächen und gutem Rotwein zu Ende.
Die Schlafräume sind nicht sehr geräumig, wenn die Reisetaschen drin stehen, aber das macht nichts, da wir uns in Wohnzimmer und Küche frei bewegen können. Obwohl wir todmüde sind, stehen wir nachts mehrmals auf und halten Ausschau nach Polarlichtern. Leider hatte die Vorhersage recht. Es schneit. Am Morgen liegen 10 cm Neuschnee auf unserem Auto.

Treffpunkt Küche am Morgen
Das Frühstück wird jeden Morgen von einer befreundeten Nachbarin zubereitet. Als wir sie mit Töpfen und Pfannen klappern hören, kommen wir für einen «Vorab-Kaffee» in die Küche.
Etwas später taucht auch unsere Gastgeberin auf. Von ihr erfahren wir einiges über das Leben in Whitehorse. Oktober und April sind windige und häufig ungemütliche Monate. Wer kann verschwindet. Frühling findet in 14 Tagen ab Mitte Mai statt und dann ist Sommer und die gesamte Natur explodiert.
Nicht nur die Natur sondern auch die Menschen scheinen einen riesigen Energieschub zu erhalten und wollen aufgrund der fehlenden Dunkelheit nicht mehr ins Bett. Aber der Sommer ist kurz. Immerhin ist am 21. Juni schon der längste Tag des Jahres. Der Sommer ist dann die Zeit, wo man seine Freunde kaum sieht. Alle sind nämlich unterwegs beim Angeln, Sport in der Natur oder bekommen Besuch von entfernt lebenden Verwandten.
Ab Mitte September geht es dann auf die Jagd. In Kanada müssen getötete Tiere verwertet werden. Und im November ist spätestens Winter.
Die Feinde des Gärtners sind in Yukon nicht die Schnecken, sondern Mäuse, Hasen und auch grössere Tiere. Auch hier wird gegärtnert und Bohnen, Tomaten und Gurken werden selbst angebaut.
Das Leben in der Wildnis ist übrigens nicht ungefährlich. Die Bären stellen immer eine Gefahr dar und schleichen auch mal ums Haus. Auch im Winter kann es passieren, dass sie in Warmperioden aufwachen und dann hungrig umherstreifen.