Winterspaziergang entlang der Töss

Heute stelle ich euch einen Winterspaziergang entlang der Töss vor, der euch von Industriegeschichte über Wasserfälle bis zu einem Naturschutzgebiet einiges zu bieten hat. Kennt ihr das, wenn einmal alles passt? Nicht nur, dass die Sonne scheint, die frostigen Temperaturen der letzten Tage machen diesen ausgedehnten Winterspaziergang zu etwas ganz Besonderem. Allerdings lohnt es sich nicht nur wegen des Lichts früh unterwegs zu sein, sondern auch, weil dann weniger Spaziergänger aus der direkten Umgebung unterwegs sind.

Wir starten unseren ausgedehnten Winterspaziergang entlang der Töss in Winterthur Wülflingen am Eulacher Steg. Das wir beim Eulacher Steg beginnen, hängt einfach damit zusammen, dass er sehr fotogen ist. Man könnte den Spaziergang auch in Wülflingen am Bahnhof beginnen oder beim Parkplatz am Hard Areal. Wer gern fotografiert, sollte sein Stativ und die Filter nicht vergessen, denn er wird unterwegs viele schöne Fotomotive finden.

Der Eulacher Steg befindet sich bei der Einmündung der Eulach in die Töss. Es ist eine taillierte Sprengwerkbrücke mit geneigten Streben und Seilverspannungen. Startpunkt unserer Winterwanderung entlang der Töss.
Der Eulacher Steg befindet sich bei der Einmündung der Eulach in die Töss. Es ist eine taillierte Sprengwerkbrücke mit geneigten Streben und Seilverspannungen.

Zeugnisse aus der Vergangenheit

Einen ersten Hinweis auf die Industrielle Nutzung der Wasserkraft bekommt man am Kleinwasserkraftwerk. Ein Hinweisschild erklärt, dass die Wasserkraft der Töss seit 1802 industriell genutzt wurde. Anfangs zum direkten Antrieb der Maschinen der ersten Grossspinnerei im Kanton Zürich. Später wurde dann mittels Turbine Strom erzeugt.  2014 wurde das Kleinwasserkraftwerk erneuert und produziert heute 2.550 MWh Strom.

Ein 650 m langer Kanal zweigt Wasser ab und führt dieses schon seit 1802 zum Hard Industrieareal.

Gebäude der alten Mühle und dann unterirdisch weiter. Interessenten können sich bei der Gemeinschaft Hard für einen Besichtigungstermin melden - Winterwanderung entlang der Töss
Der Wasserkanal fliesst unter dem Gebäude der alten Mühle und dann unterirdisch weiter. Interessenten können sich bei der Gemeinschaft Hard für einen Besichtigungstermin melden

Zur Anlage der ersten mechanisierten Grossspinnerei gehörte auch ein Bauernhof mit Mühle und ein Herrschaftshaus.

Kesselhaus und alte Spinnerei - Industriegeschichte auf dem Winterspaziergang entlang der Töss
Kesselhaus und alte Spinnerei – Industriegeschichte auf dem Winterspaziergang entlang der Töss
Wohnungen in der Gemeinschaft Hard
Wohnungen in der Gemeinschaft Hard
Das alte Herrschaftshaus wurde zeitweise als Schule genutzt.
Das alte Herrschaftshaus wurde zeitweise als Schule genutzt.

Nach Spinnerei und Weberei, war ein Kunststoffpresswerk in den Gebäuden zu Hause. Heute kombiniert die Hard wohnen und arbeiten. Die Gemeinschaft ist als Aktiengesellschaft aus der Konkursmasse der Firma Stüdli hervorgegangen. Nur Aktionäre leben oder arbeiten dort.

Wir bewundern die Ästhetik der alten Industriegebäude bevor wir auf unserem Winterspaziergang entlang der Töss, im Hard Areal die Brücke über die Töss überqueren. Nach einem kurzen Stück entlang der Strasse wartet schon das Highlight des Winterspaziergangs.

Das Industriegebiet Hard von der anderen Seite der Töss gesehen.
Das Industriegebiet Hard von der anderen Seite der Töss gesehen.

Wasserfälle und Strudeltöpfe

Kurz nach dem Industrieareal Hard fällt die Töss in zwei Wasserfällen herunter und hat im Sandstein wunderschöne Auswaschungen generiert. Man nennt diese Schlucht Affenschlucht. Im Sommer ist sie ein beliebtes Ziel der Winterthurer zum Baden, Planschen und Klettern.

Der erste Wasserfall am Beginn der Affenschlucht von der Strasse aus gesehen. - Winterspaziergang entlang der Töss
Der erste Wasserfall am Beginn der Affenschlucht von der Strasse aus gesehen.

Die Affenschlucht liegt bereits auf Gemeindegebiet von Neftenbach. Von der Strasse kann man schon mal einen ersten Blick auf den ersten Wasserfall werfen. Etwas später führt ein Weg nach unten. Beim Klettern muss man jetzt etwas aufpassen, denn teilweise sind die Felsen vereist. Es lohnt sich aber einen näheren Blick auf die Wasserfälle und Strudeltöpfe zu werfen. Wir staunen, welches Gesamtkunstwerk die Töss hier geschaffen hat.

Aus der Nähe sieht der Wasserfall mit den Eisgebilden noch viel fotogener aus. Winterspaziergang entlang der Töss
Aus der Nähe sieht der Wasserfall mit den Eisgebilden noch viel fotogener aus.
Die ausgewaschenen Steine laden zum Klettern ein.
Die ausgewaschenen Steine laden zum Klettern ein.
Diese kleinen Wasserbecken sehen fast aus, wie von Menschenhand geschaffen. Winterspaziergang entlang der Töss
Diese kleinen Wasserbecken sehen fast aus, wie von Menschenhand geschaffen.
Viele Steine sind mit einer Eisschicht überzogen - Winterspaziergang entlang der Töss
Viele Steine sind mit einer Eisschicht überzogen

Hat man sich irgendwann satt gesehen, geht es wieder hoch zur Strasse. Fotografen werden hier eine ganze Zeit verweilen. Der Strasse muss man nicht weit folgen, denn schon an der nächsten Brücke führt der Wanderweg wieder an die Töss. Hier beginnt der Tössallmend Trail im Naturschutzgebiet.

Tipp: Bevor ihr an der Brücke dem Wanderweg nach unten folgt, schaut euch um. Ein altes renovierungsbedürftiges Haus hat die Fenster mit Motiven aus Grimm’s Märchen geschmückt.

In diesem Fenster geben sich Rumpelstielzchen und der gestiefelte Kater ein Stelldichein.
In diesem Fenster geben sich Rumpelstielzchen und der gestiefelte Kater ein Stelldichein.

Winterspaziergang entlang der Töss

Obwohl uns Eisblumen am Uferrand verzaubern, liegt schon ein Hauch Frühling in der Luft. An den sonnigen Uferabschnitten ist der Schnee schon geschmolzen. Die Vögel zwitschern um die Wette. Bei den Enten scheint es einen Herrenüberschuss zu geben. Wer eine Dame erobert hat, lässt sie nicht mehr aus den Augen, was die Konkurrenz aber nicht daran hindert, dennoch ihr Glück zu versuchen.

Eisgebilde am Uferrand
Eisgebilde am Uferrand
Dieser Ast hat sich mit einer Glocke geschmückt.
Dieser Ast hat sich mit einer Glocke geschmückt.

Die Töss fliesst über viele kleine Schwellen eilig dem Rhein entgegen, den sie bei Teufen an der Tössegg erreicht.

Eine Welle in der Töss! Die Enten schaffen es gerade so noch an den Schwänen vorbeizukommen.
Eine Welle in der Töss! Die Enten schaffen es gerade so noch, an den Schwänen vorbeizukommen.
Eiselfen tanzen in der Strömung
Eiselfen tanzen in der Strömung

Auf dem Winterspaziergang entlang der Töss gibt es viel zu entdecken. Nur die über ein Warnschild anvisierten Biberlöcher auf dem Weg können wir nirgends finden.

Ein Platz zum Ausruhen
Ein Platz zum Ausruhen

Vom Schnee geknickte und entwurzelte Bäume sieht man überall. Waldreben und Efeu verbinden Büsche, Heckenrosen und Bäume. Wir gehen auf unserem Winterspaziergang entlang der Töss bis zur nächsten Brücke bei Pfungen und wechseln dort die Uferseite.

Perspektivwechsel auf dem Rückweg

Das andere Ufer liegt viel länger im Schatten, insofern liegt auch noch viel mehr Schnee.

Licht und Schatten - Winterspaziergang entlang der Töss
Licht und Schatten

Ziemlich bald nach der Brücke kommt ein schöner Picknickplatz mit Feuerstelle und Bänken. Im Sommer ist dieser Platz sicher oft belegt.

Der Perspektivwechsel ist interessant. An diesem Ufer gibt es mehrere Buchten, wo die Strömungsgeschwindigkeit der Töss verlangsam ist. Diese Buchten sind beliebte Sammelplätze von Enten. Allerdings haben die Enten wenig Vertrauen und flüchten schnell.

Kurz aufgeflogen kämpft dieser Erpel jetzt gegen die Strömung im flachen Wasser. Der Untergrund der Töss ist hier sehr farbenfroh.
Kurz aufgeflogen kämpft dieser Erpel jetzt gegen die Strömung im flachen Wasser. Der Untergrund der Töss ist hier sehr farbenfroh.
Vom anderen Ufer erkennt man ein im Busch verfangenes auffälliges Fahrrad, welches sich mit Eis geschmückt hat.
Vom anderen Ufer erkennt man ein im Busch verfangenes auffälliges Fahrrad, welches sich mit Eis geschmückt hat.

Eine Aussichtsbrücke erregt als nächstes unsere Aufmerksamkeit. Geht man nach oben, kann man einen Blick über das Gelände des Klärwerks werfen. Infotafeln geben Auskunft, was in den verschiedenen Becken passiert. In der anderen Richtung überblickt man die Töss. Flussaufwärts bekommt sie im Naturschutzgebiet mehr Raum, um über die Ufer zu treten oder ihr Bett zu verändern. Durch die Renaturierung wird ein wichtiger Beitrag für die Artenvielfalt geleistet.

Blick ins im Wald gelegene Klärwerk - Winterspaziergang entlang der Töss
Blick ins im Wald gelegene Klärwerk
Blick von oben flussabwärts auf die Töss
Blick von oben flussabwärts auf die Töss

Nach dem Klärwerk verlässt man die Töss und geht oberhalb der Hard am Waldrand entlang. Der Weg führt im folgenden vorbei an zum Teil sehr schön renovierten alten Arbeiterhäuschen und schlussendlich zum Ausgangspunkt zurück.

Blick ins Land am Rande des Siedlungsgebietes.
Blick ins Land am Rande des Siedlungsgebietes.

Leider können wir euch nicht sagen, wie lang dieser Winterspaziergang entlang der Töss dauern würde, wenn man nicht überall ein Fotomotiv entdecken würde. Wir waren mehr als vier Stunden unterwegs und haben es unglaublich genossen.

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