Neue Zeiten brauchen andere Lösungen. Wir tragen uns ja schon länger mit dem Gedanken, ein Wohnmobil zu kaufen, um den Traum, die Panamerikana zu fahren, zu leben. Bis wir so viel Zeit haben, dauert es aber noch ein wenig. Dennoch haben wir uns in diesen unplanbaren Zeiten dazu entschieden, uns jetzt schon mal ein Wohnmobil zuzulegen. Mit unserem Budget durchforsteten wir schon länger die einschlägigen Seiten der Händler für gebrauchte Wohnmobile. Aber irgendwie wurden wir da nicht fündig. Also kauften wir uns online die Messetickets für den Suisse Caravan Salon in Bern mit der Absicht dort ein Wohnmobil zu kaufen. Aber reichlich eine Woche vor der Messe, entdecke ich beim wöchentlichen Streifzug durch die Wohnmobilverkäufe «unser» Wohnmobil.

Die Kriterien für das Wohnmobil unserer Wahl
Im Vorfeld hatten wir uns viele Gedanken gemacht über unser zukünftiges Wohnmobil. Bei Gelegenheit werde ich zur Wahl eines Wohnmobils mal einen eigenen Beitrag schreiben, nachdem ich so viel darüber gelesen haben und mir so viele Wohnmobile und Ausbauer angesehen habe.
Bevor wir uns ein Wohnmobil kaufen, überlegen wir, wo wir es hinstellen können bis wir eine bezahlbare Scheune zum Unterstellen finden. Unser Wohnmobil sollte also auf den Aussenparkplatz unseres Hauses passen. Damit ist eine maximale Länge von 6 m vorgegeben. Eigentlich wollen wir aber lieber ein etwas wendigeres Wohnmobil, sprich es dürfte durchaus auch kürzer sein. Obwohl wir beide einen Lkw Führerschein haben, sollte es bis maximal 3,5 t Gewicht zugelassen werden. Über diesem Gewicht werden Schwerlastverkehr-Abgaben fällig.
Und auch wenn wir das Wohnmobil in erster Linie für uns zwei Erwachsene und die neue Freiheit mit (fast) erwachsenen Kindern kaufen wollen, wäre ein Schlafplatz für wenigstens ein Kind nicht verkehrt.
Die Frage Automatik oder Schaltgetriebe hatten wir für uns so beantwortet: Dass Automatik zwar nicht zwingend wäre, aber irgendwie doch nett sein könnte. Der Wunsch nach einem 4 x 4 ist nicht mit unserem momentanen Budget in Einklang zu bringen. Also wurde dies gestrichen. Vielleicht beim nächsten Wohnmobil, wenn man wirklich wieder in der Welt reisen kann.
Und was die Automarke angeht, da hatten wir sicher einen Favoriten, wagten aber nicht davon zu träumen. Es sollte zumindest ein weit verbreitetes Fahrzeug sein, damit man auch überall eine Werkstatt findet.
Sieben aufregende Tage beginnen
Montag Morgen begebe ich mich auf meinen wöchentlichen Streifzug durch die Tiefen des www und plötzlich ploppt ein Domo Reisemobil auf Mercedes Sprinter Basis auf. Ich lese die Anzeige ein Mal, ich lese die Anzeige ein zweites Mal und finde keinen Fehler. Der Preis des Wohnmobils liegt noch im gesetzten Budget. Also schreibe ich sofort Jörg, der mal wieder in Genf weilt. Ich schicke ihm den Link mit den Worten: «Ich glaube, ich habe unser Wohnmobil gefunden.»
Prompt kommt die Antwort zurück. «Soll ich da mal anrufen?» Ja klar, nur steht in der Anzeige sichtbar keine Telefonnummer, nur ein Kontaktformular ist da. Also kontaktiere ich den privaten Verkäufer und nun fängt das Warten an. Am nächsten Morgen haben wir die Telefonnummer und Jörg ruft in einer Meetingpause sofort an. Die Ernüchterung folgt, denn es gibt weitere Interessenten. Erst am Donnerstag weiss er, ob derjenige, der das Wohnmobil schon angesehen hat, es kauft oder nicht.
Ich spüre eine schicksalhafte Verbindung zu diesem Wohnmobil und denke mir, wenn es sein soll, wird es auch unser Wohnmobil. Sicherheitshalber verbiete ich mir aber jegliche Vorfreude. Leben ohne Vorfreude scheint ja ein Zeichen der neuen Zeit zu sein, denn man weiss nie, ob selbst kurzfristige Pläne durchführbar sind oder in letzter Sekunde gestrichen werden.
Donnerstag Abend dann die Erleichterung: Der potentielle Käufer hat sich nicht vereinbarungsgemäss gemeldet und hat sich damit selbst ins Aus geschossen. Es gäbe aber noch einen Kaufinteressenten, der das Fahrzeug auch unbesehen kaufen wollen würde. Für mich klingt das ja eher unseriös, also stresst es mich nicht. Wir machen einen Besichtigungstermin für Sonntag früh aus. Wenn es vorher weg ist, erhalten wir einen Anruf.
Da wir bis Samstag Abend keinen Anruf erhalten, machen wir uns Sonntag Morgen auf den Weg.
Wir kaufen ein Wohnmobil
Nachdem wir Freunde, Kollegen und Bekannte ausgequetscht hatten, auf was man beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils achten sollte, reisen wir mit Checklisten zur Besichtigung an.
Ein gepflegtes, von der Aufteilung gut durchdachtes Wohnmobil erwartet uns zur Besichtigung. Gebrauchsspuren sieht man vor allem am Esstisch, sonst wirkt es fast wie neu. Die Ausstattung ist grandios. Von einer Solaranlage auf dem Dach, welche zwei Verbraucherbatterien füllt, über einen Fahrradträger, eine Heizung, die wahlweise über Diesel oder Strom betrieben werden kann bis hin zu technischem Schnickschnack wie einen Spurhalteassistenten und einer Rückfahrkamera gibt es nur eines, was uns fehlt: ein Reserverad. Dort, wo es sich normalerweise befindet, ist jetzt die Heizung.
Mit einer Länge von knapp 5.30 m und einer Höhe von 2.70 m passt das Wohnmobil sogar mit der Transportkiste, welche auf der Anhängerkupplung befestigt wird, auf unseren Parkplatz.
Wir begeben uns auf Probefahrt, denn bisher haben wir keinen Haken gefunden. Der Verkäufer ist technisch eindeutig versierter als wir. Der Mercedes mit seinen 160 PS fährt wie am Schnürchen. Es klappert nichts. Für uns passt es. So kaufen wir an diesem Sonntag unser Wohnmobil.
Perfekt wie ein Schneckenhaus nur auf Rädern
Das Innenraumkonzept der Firma Domo ist bis zum letzten i-Tüpfelchen durchdacht. Wenn man bedenkt, dass das Wohnmobil bereits 6 Jahre alt ist und heute noch Standards setzt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus.
Das eigentliche Schlafzimmer ist das Hubbett, welches nach unten kommt und sich noch in Richtung Frontscheibe ausfaltet. Nachttische und ein Kopfkissenrausfall-Verhinderer sind ausklappbar. Mit Hilfe des Esstisches könnte ein weiteres Bett gebaut werden.

Dusche und Küche teilen sich den Raum. So dass nur eines gleichzeitig im Einsatz sein kann.

Das Bad kann mit wenigen Handgriffen von einem WC mit Waschbecken zum Aufklappen zu einer Dusche ausgebaut werden. Natürlich ist das Duschen nur eine Option, denn wenn man autark steht, heisst es Wasser sparen.



Die Küche besteht aus einem kleinen Kühlschrank, in dem man trotz seiner geringen Grösse doch einiges unterbringt, einem 2-Flammen-Gasherd mit Abwaschbecken, einer Vorratsschublade mit flexibler Innenaufteilung, einem Schwalbennest für Teller und Besteck und einem kleinen Fach für Töpfe nebem dem Fach für die Gasflasche. Über dem Kühlschrank gibt es noch ein weiteres Staufach.

Wie ihr seht, zunehmen dürfen wir nicht, sonst bleibt der Weg in die Küche versperrt, womit sich das Problem von selbst ganz schnell erledigt.



Das Wohnmobil ist Liebe auf den ersten Blick. Einen so bis ins kleinste Detail durchdachten Ausbau haben wir selten gesehen. In der Sitzbank haben wir einen 75 Liter Wassertank, zusätzlich gibt es noch einen 50 Liter Wassertank aussen. Die Tanks kann man getrennt betreiben. Die Heizung kann auch 8 Liter Warmwasser herstellen und die Toilette hat einen eigenen Spülwasservorrat. In der Rückenlehne der Sitzbank kann man die Schlafsachen verstauen und hat Zugriff auf Wasserpumpe etc.

Wir sind uns sicher, wir wollen dieses Wohnmobil kaufen. Nach Besichtigung dieses Wohnmobils ist die Messlatte für alle anderen Wohnmobile sehr hoch gelegt.
Und dann geht alles ganz schnell
Bei einem Kaffee bekommen wir alle Rechnungen und Wartungs-Quittungen vorgelegt. Wir können uns noch entscheiden, ob wir die Transportkiste und die Vordachlösung (statt Markise) kaufen wollen. Anschliessend arbeiten wir noch die letzten Fragen der Checkliste ab und schon kommen wir zum von uns vorbereiteten Kaufvertrag.
Die Chemie stimmt zwischen uns, so vertraut uns der Verkäufer sein Fahrzeug nach einer kleinen Anzahlung an. Mit seinen Wechselnummernschildern dürfen wir es noch am Sonntag mit nach Hause nehmen.
Vorher räumen wir es gemeinsam noch aus. Das Wohnmobil wurde wohl schon etwas länger zu einem deutlich höheren Preis angeboten. Da dieser Preis aber über unseren Suchkriterien lag, wurde uns das Wohnmobil bei der Suche auch nicht angezeigt. Deshalb war der Besitzer immer mal wieder noch mit dem Wohnmobil unterwegs. Drei Waschkörbe später ist das Wohnmobil leer und wir können mit zwei Fahrzeugen nach Hause fahren.
Zu Hause angekommen, überweisen wir die restliche Kaufsumme. Ich schreibe dem Versicherungsvertreter, der mir bereits eine Offerte für das Fahrzeug erstellt hat, eine Nachricht, dass ich Montag früh den Versicherungsnachweis beim Strassenverkehrsamt brauche. Dies wird nach einem kurzen Telefonat am Montag Morgen bei der Versicherung sofort übermittelt. Damit können wir das Fahrzeug beim Strassenverkehrsamt zulassen und ich schicke dem Verkäufer seine Nummernschilder zurück.
Bereits am Freitag fahren wir mit dem Wohnmobil zum Caravan Salon nach Bern und dann weiter zu einem ersten Campingwochenende. Ich berichte in den nächsten Tagen, sowohl über den Caravan Salon als auch über unser erstes Campingwochenende.
Hallo von Sachsen in die Schweiz,
da wir auch begeisterte Womo-Fahrer sind, hat mich ihr Beitrag interessiert. Ich bin begeistert über die kleinsten Details bei diesem durchdachten Ausbau. Super, für 2 Personen gerade richtig. Sehr gute Beschreibung, danke.
Es freut mich, dass unser kleines Womo gefällt. Sobald das Frühjahr kommt, werde ich von Kurztrips mit dem Womo berichten. Im Moment bereite ich Reisen in alle Himmelsrichtungen vor. Mal sehen, was wir dann im Sommer umsetzen können. Grüsse aus dem verregneten Zürich nach Sachsen
Susan