So wie wir gekommen sind, fahren wir in strömendem Regen auch vom Suisse Caravan Salon wieder weg. Wir haben uns nicht weit von Bern entfernt, in Thun, einen Campingplatz für den Anfang vorgebucht. Da es dort Check-in Zeiten gibt, lassen wir den angedachten Vortrag ausfallen. Stimmung kommt sowieso keine auf. Wir müssen bis 18.00 Uhr da sein, oder uns telefonisch melden. Ich weiss, Spontanität und Freiheit sehen anders aus. Wenn ihr etwas lachen wollt, dann lest nachfolgend über unsere ersten Campingerfahrungen mit dem Wohnmobil. Vorweg, der Zeitplan war sehr eng. Montag haben wir das Fahrzeug zugelassen und Freitag sammeln wir bereits unsere ersten Campingerfahrungen.
Erste Campingerfahrungen mit dem eigenen Wohnmobil
Ohne diesen Regen wäre unsere erste Campingerfahrung im Wohnmobil sicher eine andere, aber so kommt einfach vieles zusammen. Es beginnt damit, dass unser gemieteter Rasenplatz auf dem Campingplatz genau da, wo man das Auto passend zum Stromanschluss hinstellt, einer Schlammwüste gleicht. Darauf waren wir natürlich gedanklich nicht im Mindesten vorbereitet, praktisch also erst recht nicht. Einen Schmutzfänger, Fussabtreter oder auch nur ein altes überzähliges Handtuch haben wir nicht dabei. So versuchen wir, durch näheres Navigieren an den Baum heran den schlimmsten Matsch zu umgehen. Allerdings müssen wir das Auto dann gleich mit den neu erworbenen Auffahrkeilen begradigen. Bis das alles erledigt ist, bin ich vom Draussenstehen und Einweisen schon einmal richtig nass.
Anschliessend stellen wir fest, dass wir das Stromkabel leider noch nicht in der Transportkiste geparkt haben, sondern noch im Auto. Mit der Transportkiste am Auto und dem Fahrradträger, gehen aber die hinteren Türen nur einen kleinen Spalt auf. Auf das Abkippen der Transportkiste und öffnen des Fahrradträgers haben wir nun in der Dunkelheit wirklich keine Lust mehr. Also müssen wir nun den Stromadapter mit dem Kabel durch die winzige Öffnung fädeln. Jetzt steht Jörg draussen und wird nass. Natürlich geht auch das nicht reibungslos, denn als nur noch zwei Meter Kabel fehlen, ist das Stromkabel so verdreht und verknotet, dass wir es noch einmal komplett nach Innen nehmen und entknoten müssen, damit es durch den Spalt passt. Dann endlich haben wir Strom.

Überall Wasser, nur nicht da, wo wir es brauchen
Zu den ersten Campingerfahrungen auf die wir nach dem langen Messetag hätten verzichten können, gehört die Innenbewässerung des Wohnmobils. Leider handelt es sich dabei nicht um ein geniales Programm zur Selbstreinigung. Nein, wir haben einfach den Strom eingestellt, wodurch auch die Wasserpumpe zum Leben erwacht ist, ohne dass wir vorher geprüft hätten, ob alle Wasserhähne geschlossen sind. Warum auch immer, der Wasserhahn in der Dusche war geöffnet, aber weder WC noch Waschbecken oder Duschtasse waren bereit, Wasser aufzunehmen. So strömte das Wasser also ungebremst ins Innere des Fahrzeug. Das war so der Moment an dem wir gezweifelt haben, ob die Anschaffung eines Wohnmobils die richtige Entscheidung war.
Das wirklich bösartige daran ist aber, dass unser Wasservorrat genau nur noch für diese Sauerei ausreichte. Denn als ich uns ein warmes Essen kochen wollte, konnte die Pumpe in Ermangelung von Wasser nur noch Rülpser mit kurzen Sprühstössen von sich geben. Wir waren beide von gefüllten Wassertanks ausgegangen, also hatte es keiner geprüft. Immerhin gibt es auf einem Campingplatz eine Servicestation, wo man auch Frischwasser zapfen könnte. Sogar mit Schlauch, denn den haben wir auch noch nicht. Nur stehen wir jetzt endlich gerade, sind am Strom angeschlossen und haben gerade damit begonnen, die Neuerwerbungen der Messe auszupacken und zu verstauen, so wir sie brauchen.
Unsere Lust, das Wohnmobil noch einmal zu bewegen tendierte gegen Null. Also blieb uns nur, uns eine Giesskanne zu leihen und den Tank manuell aufzufüllen. Klar musste alles, was ich gerade auf der Sitzbank zwischengelagert hatte, woanders hin.
Kochen im Wohnmobil
Nachdem wir nun erfolgreich das Wasser aufgefüllt hatten, hatte das Wohnmobil im Inneren Aussentemperatur. Und so durchnässt, friert man ja noch viel schneller. Also haben wir erstmals die Heizung angeworfen. Da wir am Strom stecken, dachten wir: Klasse, soll die Webasto Heizung nicht am Diesel naschen. Nur mit Strom kommt nur wenig Power. Zu unseren ersten Campingerfahrungen gehört also auch das Lernen. Wenn es richtig kalt ist, sorgt die Webasto Heizung mit Diesel für schnelle Abhilfe. Hat man die gewünschte Temperatur im Auto kann man sie auf Strom stellen. Sonst wartet man ewig.
Nur mit einem zeitigen Frühstück seit heute Morgen sagt der Bauch inzwischen immer unmissverständlicher, dass er Hunger hat. Unser heutiges Abendessen hatte ich zu Hause schon vorbereitet, damit es jetzt ganz schnell geht. Also Nudelwasser aufsetzen und die fertige Bolognese erhitzen und fertig ist die erste Mahlzeit im Wohnmobil. Ich nehme den grossen Topf unserer Neuerwerbungen, den Jörg schon in der Spülküche gespült hat und setzte das Nudelwasser an. Als nächstes werfe ich die Bolognese zum Wärmen in den Topf und stelle fest, das passt nicht nebeneinander auf den Kochherd. Da die Bolognese fertig ist, ist es kein wirkliches Problem. Ich parke die fast fertigen Spaghetti im heissen Wasser und erhitze derweil schnell die Sauce. Diese Problematik spricht in Zukunft für onepot Gerichte oder Essen aus dem omnia Backofen.
Immerhin, wir bekommen etwas zu essen.
Die Vorzüge eines Campingplatzes



Die Bilder zeigen es, so schön kann Camping im Herbst sein, wenn das Wetter mitspielt. An unserem ersten Campingtag ist es aber nass und kalt. So unangenehm das Wetter draussen auch ist, wir entscheiden uns doch dafür, die Sanitäreinrichtungen des Campingplatzes zu nutzen, die unglaublich sauber sind. Das bedeutet aber, dass wir wieder in die Kälte, Nässe und den Schlamm raus müssen. Wir sind uns einig, dass wir versuchen, die Toilette jetzt für das Wochenende nicht in Betrieb zu nehmen. Etwas weniger, um dessen Leerung und Säuberung wir uns am Ende kümmern müssen. Das Geschirrabwaschen übernimmt Jörg grosszügig.
Und auch wenn es noch früh am Abend ist, beschliessen wir, es uns in unserem Bett gemütlich zu machen. Mit Sternenhimmel beobachten ist vor lauter Wolken und den herunterfallenden Blättern natürlich nichts, aber wir haben Lektüre dabei. Und sogar das WLAN reicht bis in unser Auto.
Bevor wir also das Bett herunterlassen befestigen wir noch mit den Saugnäpfen die Isolationsmatte auf der Innenseite der Frontscheibe. Leider haben wir ein nicht unerhebliches Kondenswasserproblem. Die Saugnäpfe rutschen nach unten. Es ist also ein wenig ein Hin und Her bis das Bett unten und die Isolationsmatte oben ist.
In der ersten Nacht haben wir ein wenig Ein- und Durchschlafprobleme. Alles ist ungewohnt, obwohl der Regen eigentlich eine lustige Melodie aufs Dach trommelt.
Am nächsten Morgen weckt uns Sonnenschein. Da sieht die Welt gleich ganz anders aus. Jörg erinnert sich, dass man frische Brötchen an der Rezeption kaufen kann. So frühstücken wir ausgiebig und überlegen uns, was wir mit dem Tag machen. Wir entscheiden uns nach dem Blick auf die park4night App, auch die zweite Nacht hier, auf dem nicht ganz preiswerten TCS Campingplatz in Gwatt zu bleiben. Für die ganzen Tourismusgebühren, die neben den Campingplatzgebühren fällig werden, bekommen wir aber auch eine Gästekarte, mit der wir kostenlos um den ganzen Thuner See fahren können. Eintrittsvergünstigungen gibt es ebenfalls.

So lassen wir das Auto stehen und machen Thun und Spiez unsischer. Der ÖV ist hervorragend ausgebaut.
Bevor wir am Sonntag den Campingplatz verlassen, nutzen wir noch die Gelegenheit, unser Wasser, Abwasser und Boilerwasser abzulassen. So kann uns der Winter nicht plötzlich überraschen. Leider wird man das Wasser der Klospülung nur durch Spülen los. Das muss also noch warten.
Von Parkplatzproblemen und niedrigen Dächern
Zu den ersten Campingerfahrungen mit dem Wohnmobil gehören natürlich auch Parkplatzprobleme. Bevor wir nach Hause fahren, umrunden wir den Thuner See noch auf der anderen Seite.


Wir fahren auf den Parkplatz der St. Beatus-Höhlen, weil wir zumindest von oben die Aussicht geniessen wollten und stecken erst einmal fest. Rückwärts auf eine kurvige Hauptstrasse zu fahren, wäre nicht so der Hit mit dem Wohnmobil. Glücklicherweise kommt da jemand mit einem breiten Parkplatz und fährt weg.

Nach der Besichtigung der St. Beatus-Höhlen wollen wir Interlaken unsicher machen. Dort haben wir allerdings sehr viel weniger Glück. Die Innenstadt gleicht einem Hindernisparcour aus Baustellen und gesperrten Strassen. Wir folgen der Ausschilderung in Richtung Casino, da Jörg gelesen hatte, dass es dort Busparkplätze gibt. Auf engen Strassen landen wir tatsächlich auf einem riesengrossen, leeren Parkplatz. Erfreulicherweise steht neben dem Parkautomaten auch gross als amtliche Verfügung bekanntgemacht, dass Wohnmobile pauschal nur 10 Sfr für das Parken zwischen 6.00 und 22.00 Uhr bezahlen müssen. Leider weiss der Automat nichts davon. Der nimmt pro Stunde 9 Sfr.
Während wir noch rätseln, kommt ein weiteres Wohnmobil angefahren, aber die Leute suchen eigentlich einen Platz für die Nacht. Auch sie können uns nicht weiterhelfen. Dann sollte es nicht sein. Wir schauen noch an der Seilbahnstation vorbei, denn an den Seilbahnen sind meistens grosse Parkplätze, aber nicht so in Interlaken. So fahren wir gemütlich über Brienz nach Hause. Beim Durchfahren der alten Ortschaften hätte ich mir mehr als einmal statt einem Spurhalteassistenten einen Dachwarnsensor gewünscht.
Aber Ende gut, alles gut. In Brienz fanden wir auf Anhieb einen Parkplatz für das Wohnmobil, so dass wir den Ort noch bis zum Sonnenuntergang geniessen konnten.
Fazit unserer ersten Campingerfahrungen mit dem eigenen Wohnmobil
Bei schönem Wetter macht Camping sehr viel mehr Spass als bei Regen. Bei drei Personen im Wohnmobil muss man sich definitiv auch draussen aufhalten können, sonst ist es in unserem kleinen Wohnmobil eine Person zu viel.
Die nächste Tour muss besser vorbereitet werden. Im Moment fahren wir noch etwas blind, was das Eigengewicht des Campers angeht. Der Vorbesitzer wurde vom Wiegen überrascht und hatte schon alles mögliche ins Auto gepackt, weiss aber nicht mehr, was alles. Wir müssen unser Auto also mal auf die Waage stellen, um zu wissen, was die wirkliche Zuladung ist.
Wenn die Campingsaison spätestens im Frühling beginnt, muss alles, was es so braucht, ins Auto geräumt werden und dort drin bleiben, damit sich der Packaufwand in Grenzen hält. Mal sehen, wie sich die Situation rund um Corona so entwickelt. Vielleicht können wir ja auch eher on tour gehen. Ab sofort können wir jetzt ziemlich spontan einsteigen und hinfahren, wo es schön ist. Alte Lappen, Handtücher oder gar ein Schmutzfänger sollten wir dann dabei haben.
Nachtrag: Wenn dich interessiert, wie wir das Reisen mit Wohnmobil nach einem Jahr sehen, solltest du den Beitrag «Ein Jahr Erfahrung mit dem Wohnmobil» lesen.