Zu Besuch in Monets Garten im Frühling
Schon beim Betreten von Monets Garten in Giverny fühlt es sich an, als würde man in eines seiner Gemälde eintauchen. Farben leuchten in unzähligen Nuancen, Blumen scheinen sich in sanften Wellen über die Beete zu bewegen, und jeder Blickwinkel offenbart eine neue harmonische Komposition. Kein Wunder, dass der Künstler hier seine grösste Inspirationsquelle fand. Doch lohnt sich ein Besuch von Monets Garten und Wohnhaus in Giverny auch im Frühling, lange bevor die berühmten Seerosen blühen?
Wir waren im April dort – und wurden überrascht. Selbst an einem regnerischen Tag entfaltet dieser Ort seine ganze Magie. Komm mit auf einen Spaziergang durch Monets Garten und entdecke, warum sich eine Reise nach Giverny auch im Frühling lohnt.

«Ich muss Blumen haben, immer und immer».
«Mein Garten ist eine langsame Arbeit, die mit Liebe betrieben wird, und ich leugne nicht, dass ich stolz darauf bin. Als ich mich vor vierzig Jahren hier niederliess, gab es dort nichts als ein Bauernhaus und einen ärmlichen Obstgarten … Ich kaufte das Haus und vergrösserte und organisierte es nach und nach … Ich grub, pflanzte Unkraut, selbst; Abends wässerten die Kinder.» (Claude Monet)

Während einer Zugfahrt 1883 sah Monet Giverny und beschloss in das beschauliche Dorf zu ziehen. Anfänglich zur Miete lebend kaufte er das Anwesen ein paar Jahre später. Dort lebte er mit seiner zweiten Frau Alice Hoschedé, seinen beiden Söhnen aus erster Ehe und den sechs Kindern von Alice. 1893 kaufte Monet ein weiteres Grundstück. Dort lässt er ein Becken ausheben und veranlasst die Umleitung des Flusses Epte. Der Wassergarten entsteht. Heute zieht der Seerosenteich in Monets Garten Jahr für Jahr unzählige Touristen an.
Monets Garten am Morgen
Clos Normand – der Garten vor Monets Wohnhaus
Unsere gemietete Unterkunft La Maison de Madame Boudy* liegt direkt an der Rue Claude Monet in Giverny, die tagsüber zur Fussgängerpromenade wird. Doch als wir aus dem Fenster blicken, leuchtet heute nur eines: der gelbe Sonnenschirm auf unserer Terrasse. Die Wettervorhersage prophezeit nichts Gutes. Im Laufe des Tages soll das Wetter sogar noch schlechter werden. Also frühstücken wir in aller Ruhe, bevor wir uns zu Öffnungsbeginn von Monets Garten und Wohnhaus auf den Weg machen. Die Rue Claude Monet ist noch angenehm leer, als wir zum Eingang schlendern.

Wer direkt zu Öffnungsbeginn kommt, kann sein Ticket noch am Schalter kaufen. Später empfiehlt sich der Onlinekauf, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Am Eingang werden unsere Rucksäcke kontrolliert, dann geht es durch den Souvenirshop direkt in Monets Garten.
Der erste Gartenbereich, der Clos Normand, erstreckt sich direkt vor Monets Wohnhaus. Er folgt einer klaren Ordnung aus rechteckigen Beeten und geraden Wegen. Im Sommer, wenn die Rosenbögen in voller Blüte stehen, mag dieser Eindruck weicher erscheinen, doch jetzt im Frühling ist die klare Struktur sehr augenfällig. Blendet man die anderen Besucher aus, kann man Monets Worte gut nachempfinden: „Was mein Herz wach hält, ist bunte Stille.“ Trotz des Regens bin ich fasziniert von den harmonischen Farb- und Blumenkombinationen. Ein Garten wie ein Gemälde – genau so, wie es sich Monet, der leidenschaftliche Pflanzensammler, erträumt haben muss.
Das Anwesen von Monet in Giverny wird heute von einer Stiftung betreut.




In einem Teil des Gartens umrahmen kunstvoll gezogene Obstbäume kleine Rasenflächen. Höhere Bäume, Rosenbögen und die spezielle Beetumrandung schaffen Gartenräume, die sich auch nach oben hin öffnen – ein Effekt, der im April noch nicht vollständig zur Geltung kommt.

Die schmalen Wege zwischen den Blumenbeeten sind abgesperrt, um die Pflanzen vor den zahlreichen Besuchern zu schützen. Schon 15 Minuten nach Öffnung füllt sich der Garten mit Besuchern, was das Fotografieren erschwert. Also entscheiden wir uns, weiterzugehen – und tauchen ein in die stille Welt des Wassergartens
Jardin de l’eau
Heute trennt eine Strasse die beiden Gärten von Monet. Durch eine Unterführung gelangen die Besucher in den Wassergarten. Jeder, der den Namen Claude Monet hört, wird wahrscheinlich zuerst an seine Seerosen-Bilder denken.
Hier im Wassergarten wachsen hohe Bäume und Bambus, die im Sommer Schatten spenden und für aufregende Spiegelungen und immer wieder verändertes Licht sorgen. Für den Begründer des Impressionismus war das sich verändernde Licht Grund dafür, ein und dasselbe Motiv immer wieder zu malen, um die veränderte Atmosphäre einzufangen.


Heute an diesem grauen, regnerischen Tag braucht man Fantasie, um sich das verändernde Licht vorzustellen. Vor allem braucht man Geduld, um die farbige Stille ohne die vorbeiziehenden Menschen einzufangen.

An der berühmten Brücke staut es sich, denn irgendwie möchten alle ein Selfie von sich auf der Brücke. Und dann gibt auch es noch einen Heiratsantrag, der immer wieder wiederholt werden muss, bis die Fotografen das perfekte Bild vom Kniefall im Kasten haben.


Wir flüchten zurück in den Garten Clos Normand.
Das Haus von Monet in Giverny
Bevor wir uns in die lange Schlange stellen, um einen Blick in Monets Wohnhaus zu werfen, versuche ich mich noch ein wenig darin, die Blumenbeete durch längere Belichtungszeiten und gezielte Bewegungen impressionistisch zu fotografieren.


Und dann schieben wir uns mit Hunderten von anderen Menschen durch das Wohnhaus von Monet. Was mich überrascht, ist die Farbgestaltung der Räume. Die Bibliothek in Weiss und Hellblau, das Esszimmer ist Gelb und die Küche blau.


Überall hängen japanischen Holzschnitte im Haus, die Monet gesammelt hat.

Beeindruckend und gemütlich wirkt der Raum, der einst Atelier war und später zum Salon umfunktioniert wurde. Die Wände sind voller Bilder. Diese sind heute genauso Reproduktionen, wie die Sammlung der Holzschnitte.

In den oberen Räumen kann man die Schlafzimmer besichtigen. Am Ende unseres Besuchs in Monets Wohnhaus verlassen wir das Haus durch die Küche. Was für ein Kochherd!

In Monets Haus und Garten kann man die Seele baumeln lassen, die Einrichtung und Farben lassen uns innehalten und machen Lust auf Kreativität, wenn nur die anderen Menschen nicht hier wären. Dann flüchten wir durch den Souvenirshop und für ein paar Stunden weg aus Giverny, obwohl uns noch die Ausstellung «Die Kinder der Impressionisten» im Impressionismus Museum in Giverny interessieren würde. Noch mehr Gedränge ertragen wir heute nicht. Stattdessen entdecken wir das nur knapp 10 km entfernte Château Roche-Guyon.
In Monets Haus und Garten kann man wirklich die Seele baumeln lassen. Die Einrichtung und Farben laden zum Innehalten ein und wecken die Lust auf Kreativität – wenn nur nicht so viele andere Menschen hier wären. Also flüchten wir durch den Souvenirshop und entkommen für ein paar Stunden dem Trubel in Giverny. Zwar hätten wir noch gerne die Ausstellung «Die Kinder der Impressionisten» im Musée des Impressionnismes besucht, doch der Gedanke an noch mehr Gedränge hält uns ab. Stattdessen entdecken wir das nur knapp 10 km entfernte Château Roche-Guyon.

Praktische Hinweise für deinen Besuch in Monets Garten und Haus
Vielleicht bist du ja neugierig durch unseren Bericht geworden und möchtest dich auch auf den Weg machen, um Monets Garten zu besuchen. Wenn du die Chance hast, es zeitlich besser zu planen, vermeide die Wochenenden. Unter der Woche verlassen die Reiseunternehmen am Nachmittag Giverny wieder, sodass es im Garten dann leerer wird und du vielleicht noch das warme Licht an einem schönen Tag geniessen kannst. Deshalb solltest du unbedingt in Giverny übernachten*.
Meine Empfehlung für die Buchung von Unterkünften:
Auf Booking.com findest du ganz einfach die passende Unterkunft mit guten Stornierungsoptionen. Bei Buchungen über unsere Links* erhalten wir eine kleine Provision.
Reist du mit dem Auto an, so stehen zahlreiche Parkplätze zur Verfügung. Von Paris aus kommst du mit dem Zug innerhalb einer knappen Stunde nach Vernon, von wo aus Busse ins 5 km entfernte Giverny fahren.
Monets Gärten und Haus sind von Anfang April bis November von 9.30 Uhr an geöffnet. Genaue Informationen und die Möglichkeit, Online-Tickets zu kaufen, findest du auf der offiziellen Website. Wenn du ein Online-Ticket hast, nutzt du den Seiteneingang zwischen Monet’s Wassergarten und dem Clos Normand. Im Juli stehen die Seerosen in voller Blüte, den August, wenn Frankreich Ferien hat, vermeidest du besser. Gehören doch Monet’s Gärten zu den meistbesuchten Attraktionen in Frankreich.

Auf unserer Rundreise durch die Normandie haben wir weitere Gärten besucht, die weniger Besucher anzogen, aber auf ihre Weise auch interessant waren. Ich kann dir das Elternhaus und Garten von Dior in Granville und auch die Gärten von Étretat sehr empfehlen.
Bist du mit Kindern unterwegs, empfehle ich dir das Buch «Linnéa im Garten des Malers» vorher anzusehen und vorzulesen.
