Nach dem Frühstück, welches leider 7.00 Uhr noch nicht fertig war, geht es sofort zum Bahnhof in Kandy. Wir wollen uns ins Abenteuer Zugreise in Sri Lanka stürzen. Heute steht in einer ersten Etappe die Zugfahrt von Kandy nach Nuwara Eliya an. Der Verkehr ist wieder ordentlich. Sogar einer der Züge, die mit maximal 25 km/h unterwegs sind, überholt uns. Wir hoffen mal, dass es nicht unser Zug war.

Zugtickets kann man ab 14 Tage vor der geplanten Abfahrt kaufen. Man muss sie aber mindestens einige Tage vorher besorgen. Für reservierte Sitzplätze muss sogar jemand zeitnah zum Abfahrtsbahnhof gehen und die Platzreservierung abholen. Dies hat für uns die Agentur in Sri Lanka organisiert.
Kaum sind wir also am Bahnhof vorgefahren, springen wir aus dem Auto und eilen durch den Bahnhof. Bevor wir überhaupt auf die Gleise gelangen, werden die Tickets ein erstes Mal kontrolliert. An einem der Gleise steht bereits ein Zug als wir eilig auf dem Bahnsteig eintreffen, aber mehrmaliges Fragen ergibt, dass dies nicht der Zug von Kandy nach Nuwara Eliya ist. Obwohl es von der Abfahrtszeit gepasst hätte und kein weiterer Zug zu sehen ist.
Die Leuchtanzeige auf den Bahnsteigen ist keine grosse Hilfe, denn sie zeigt in Endlosschleife alle Züge, die im Laufe eines Tages abfahren mit der Abfahrtszeit an. Und da der Fahrplan in Sri Lanka etwas sehr Theoretisches ist und unserer Erfahrung nach die Fahrplanzeiten und tatsächliche Abfahrtzeit erheblich divergieren, hilft dies also auch nicht weiter.

Mit nur 15 Minuten Verspätung kommt unser Zug auf einem Gleis an, welches rechts und links einen Bahnsteig hat. Das heisst, dass die Menschenmassen – Touristen sowie Einheimische – in den vollen Zug von beiden Seiten hereinströmen.
Das Recht des Stärkeren in der 3. Klasse
Wir haben Zugtickets für die 3. Klasse mit Sitzplatzreservierung. Ein Bahnangestellter meinte im Vorfeld, wir sollten am Ende des Zuges nach unserem Wagon Ausschau halten.
Allerdings wusste unser Guide leider nicht, dass alle reservierten Sitzplätze der 3. Klasse in eigenen Wagons sind. Alle anderen Wagons der 3. Klasse sind ohne reservierte Sitzplätze. So stürzten wir uns mit allen Wartenden ins Getümmel eines Wagons. Panik kommt auf, denn kaum sind wir alle im Wagen, geht es nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts, aber die Menschen schieben sich von beiden Seiten weiter in den Wagon. Wir kommen nicht einmal so weit, dass wir einen Blick auf die Sitzplatznummern werfen könnten.
Glücklicherweise sehen wir da unseren Fahrer am Gleis wild gestikulierend und uns klar machend, dass wir rauskommen sollen, dass unser Wagon weiter hinten ist. Dies ist einfacher gesagt als getan. Die Erleichterung als wir es alle geschafft hatten, wieder am Bahnsteig zu stehen, kann man sich kaum vorstellen.
Der Wagon mit den reservierten Sitzplätzen der 3. Klasse ist vollkommen in der Hand der Touristen. Mit uns reisen Inder, Amerikaner, Asiaten und Niederländer. Unsere Sitzplätze sind auf verschiedene 4er Abteile verteilt.
Eine unterhaltsame Zugfahrt auf der Strecke Kandy – Nuwara Eliya
Die erste Stunde der Bahnfahrt unterhalten wir uns sehr angeregt mit einer indischen Familie, die wegen der Ausbildung der Kinder für 6 Jahre nach Dubai gezogen ist. Sie erzählen von Indien und ihrem Leben in Dubai, wo es auch indische Schulen gibt, von der Arbeit in der Bank und der einfacheren Möglichkeit von Dubai aus zu reisen.
Anschliessend wechseln wir immer wieder die Plätze. Die Kinder haben einen Sitzplatz in Fahrtrichtung auf der linken Seite am Fenster. Jörg und ich haben den Sitzplatz auf der rechten Seite entgegen der Fahrtrichtung. Beide Seiten bieten im Laufe der Fahrt immer wieder schöne Ausblicke.


Winkens nicht müde






Während der Fahrt kommt auch ein Schaffner vorbei, dessen schicke weisse Uniform im krassen Gegensatz zum Inneren des Zuges steht und kontrolliert die Tickets. Dennoch kommt man bei Ankunft nur aus dem Bahnhof, wenn man die Tickets wieder abgibt.
Die ganze Zugfahrt von Kandy nach Nuwara Eliya hängen die Leute aus den Türen. Vor Tunneleinfahrten kreischt dann der ganze Zug wie in der Geisterbahn.


In der Mittagszeit steigen an den Haltestellen Verkäufer mit grossen Körben zu, aus denen sie geröstete Erdnüsse, Samosas, Obst und Getränke verkaufen und fahren eine Haltestelle mit.

Der Zug rast derweil unentwegt seinem Ziel mit Geschwindigkeiten bis zu 25 km/h entgegen. Wir brauchen für die ca. 90 km bis Nuwara Eliya (die Station heisst Nanu Oya) ziemlich genau 4 Stunden. So traumhaft schön die Landschaften sind, so froh sind wir doch, als wir endlich ankommen.
Da man den Bahnhof nur verlassen kann, indem man sein Ticket wieder abgibt, rechnen wir auch nicht damit, dass unser Guide am überfüllten Bahnsteig nach uns Ausschau hält und nicht hinter der Engstelle steht. So verpassen wir uns erst einmal.
Schlussendlich finden wir uns wieder, fahren zum Hotel und begeben uns anschliessend auf eine Stadtbesichtigung durch Nuwara Eliya.
Hier findest du die Reise- und Besichtigungstipps zu Sri Lanka.